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Popkultur

Interview mit Blue Öyster Cult: „Auf meiner Beerdigung läuft ‚Don‘t Fear The Reaper‘!“

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Buck Dharma on stage. Foto: Kevin Nixon/Classic Rock Magazine/Future via Getty Images/Future via Getty Images

Natürlich hat New Yorks Hard-Rock-Fossil Blue Öyster Cult in seinen knapp 55 Jahren Karriere mehr zustande gebracht als die herbstliche Hymne Don‘t Fear The Reaper. Nicht zuletzt wegen eines urkomischen Saturday Night Live-Sketches wird die Band auf ewig mit diesem Song verbunden sein – sehr zur Freude von Gitarrist und Bandgründer Buck Dharma. Mit 72 Jahren erfreut der sich bester Gesundheit, veröffentlicht mit The Symbol Remains sogar das erste BÖC-Album seit 2001. Dennoch hat er schon sehr genaue Pläne, was bei seinem Ableben geschieht.

von Björn Springorum

Es ist fast 20 Jahre her, dass Blue Öyster Cult eine neue Platte veröffentlichten: Curse Of The Hidden Mirror (2001) verkaufte sich aber so bescheiden, dass danach sehr lange Stille folgte. Wieso jetzt die Rückkehr mit The Symbol Remains?

Wir bilden seit vielen Jahren eine in sich geschlossene, massiv legierte Einheit. Selbst die beiden letzten Neuzugänge, unser Schlagzeuger Jules Radino und unser Keyboarder Richie Castellano, sind seit 16 Jahren ein fester Teil der Band. Wir sind eng zusammengewachsen. Letzten Endes ist diese ausgezeichnete Chemie zwischen uns auch der Grund, weshalb wir uns entschlossen haben, überhaupt noch mal ein Album aufzunehmen. Wir dachten uns: Warum sollten wir dieses fabelhafte Line-Up nicht auf einem Album verewigen? Es wäre eine Schande gewesen, es nicht zu tun. So gut spielten wir schon ewig nicht mehr zusammen! Ich will ehrlich sein, wir könnten bis zum Ende unserer Tage mehr als gut mit unseren alten Sachen durchhalten und würden immer noch gut davon leben können. Aber der Zeitpunkt war der richtige und wir alle hatten große Lust darauf.

„Ich bin Obi-Wan Kenobi.“

Kann man einfach so an etwas anknüpfen, das so lange her ist?

Es dauerte schon ein bisschen, bis wir wieder in Gang kamen. Anfangs fühlte ich mich wie König Theoden in „Der Herr der Ringe“, nachdem er von Gandalf geheilt wird. (lacht) Wir waren einfach ewig nicht in einem Studio, hatten lang keine Songs mehr geschrieben. Doch sobald wir wieder ins Rollen kamen und unsere Gelenke geschmiert hatten, ging es wieder richtig hart zur Sache. Glücklicherweise spielten wir all die letzten Jahre immer noch viele Konzerte. Das sorgte zumindest für eine gute Stimmung und für ein ausgezeichnetes Zusammenspiel.

Spürst du besonderen Druck auf seinen Schultern, weil du das einzige verbliebene Originalmitglied von Blue Öyster Cult bist?

Ich bin Obi-Wan Kenobi, kann ich dir sagen. Aber unser Sänger Eric Bloom kam ja nur kurze Zeit nach der Gründung zu Blue Öyster Cult, also sehe ich uns beide eigentlich als Mitglieder erster Stunde an. Abgesehen davon begegne ich allen Menschen, die jemals in dieser Band waren, auf Augenhöhe. Und wir hatten echt einige Mitglieder über die Jahre… (lacht)

Das Musikbusiness ist nicht mehr dasselbe wie vor 20 Jahren. Hat das Auswirkungen auf euch?

Nö, wir haben einfach nur ein Album geschrieben. So, wie wir es immer getan haben. Es gab keine Strategie, keine Vorgehensweise wegen der langen Pause. Diese Dinge werden uns meistens von Leuten wie dir angedichtet. (grinst) Wir schreiben einfach nur unsere Songs.

„Die Beatles waren die Glühbirne über meinem Kopf. Sie gaben mir die Richtung vor.“

Die klingen auf The Symbol Remains verdammt frisch und knackig, frischer fast als vor 30 Jahren.

Ich kann es mir nur so erklären, dass genau das unser Ziel war. Wir wollten ein Album, auf das wir stolz sein können. Und nicht eines, das so klingen soll wie aus den Siebzigern. Es sollte sich nach heute anhören. Sicher, das tut es allein aufgrund der heutigen Aufnahmetechnik, doch wir haben nie versucht, etwas anderes zu machen als eine gute Hard-Rock-Platte. Könnte man uns dieses Jahr live sehen, würden wir auch in den alten Stücken klingen wie auf dieser Platte.

Es heißt, du wurdest vor allem von der British Invasion geprägt, von der Zeit also, als die Beatles und die Stones auch die USA überrollten. Kannst du das ein wenig spezifizieren?

Die British Invasion überzeugte mich davon, dass auch ich es schaffen konnte, mit der Musik Erfolg zu haben. Davor gab es den Doo-Wop und den Rock‘n‘Roll und ich bin alt genug, all das mit großem Interesse verfolgt zu haben; die Beatles waren jedoch die Glühbirne über meinem Kopf. Sie gaben mir die Richtung vor.

Wie kamst du damals eigentlich an neue Platten?

Wir waren in der besonderen Situation, mit unserem Mentor und Texter Sandy Pearlman einen distinguierten und renommierten Rock-Journalisten an unserer Seite zu wissen. Er bekam schon damals all die Platten weit vor ihrer Veröffentlichung und reichte sie direkt an uns weiter. Wir saugten alles auf, wir hörten zu, wir studierten.

Deine Karriere begann am Schlagzeug, doch ein gebrochenes Handgelenk zwang dich an die Gitarre, wo du dich rasend schnell zu einem wahren Shred-Meister entwickelt hast. Wie hast du das eigentlich geschafft?

Ich mochte das Schlagzeug immer, doch ich bin überzeugt davon, dass mein Unterricht an diesem Instrument mein Gitarrenspiel massiv beeinflusst hat. Ein Drummer muss rhythmisch unglaublich präzise sein, das hilft auch an der Gitarre.

Lass uns kurz über (Don‘t Fear) The Reaper und die grandiose Saturday Night Live-Verballhornung reden. Wie stehst du zu diesem Sketch?

Damals war ich wirklich besorgt, dass dieser Sketch, so großartig er auch sein mag, die gespenstische und ernste Stimmung des Songs zunichte machen könnte. Heute weiß ich aber, dass das nicht der Fall war. Der Song funktioniert immer noch genau so gut wie vorher. Ich habe es also noch nicht bereut, dass wir diese Cowbell so präsent verwendet haben. (lacht)

„Richard Meltzer brachte uns dazu, diesen Umlaut auf das O zu setzen.“

Du schriebst den Song damals unter der Vorstellung eines frühen Todes. Heute, 45 Jahre später, kann man den in deinem Fall ausschließen…

Man kann durchaus sagen, dass meine Sorge unbegründet war. (lacht) An der Grundaussage des Songs rüttelt das natürlich nichts: Niemand kommt hier lebend raus. Wir alle werden sterben. Irgendwann. Heute spielen wir (Don’t Fear) The Reaper, um verstorbener Freunde zu gedenken. Bei meiner Beerdigung soll der Song ebenfalls gespielt werden.

Letzte Frage: Der Heavy-Metal-Umlaut, den es zuallererst bei euch gab: Eine Erfindung eures Texters Richard Meltzer – oder eures 2013 verstorbenen Mitglieds Allen Lanier?

Soweit ich mich erinnere, brachte uns in der Tat Richard Meltzer dazu, diesen Umlaut auf das O zu setzen. Wirklich ernst gemeint war das nicht, er fand einfach, dass es so ein wenig härter und böser klingt. Wir fanden die Idee cool und ließen ihn gewähren. Ich denke, wir waren die erste Band überhaupt, die das tat. Warum wir diese albernen Punkte dann aber nicht wieder entfernten, weiß ich aber auch nicht mehr.

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