Popkultur
Interview mit Blue Öyster Cult: „Auf meiner Beerdigung läuft ‚Don‘t Fear The Reaper‘!“
Natürlich hat New Yorks Hard-Rock-Fossil Blue Öyster Cult in seinen knapp 55 Jahren Karriere mehr zustande gebracht als die herbstliche Hymne Don‘t Fear The Reaper. Nicht zuletzt wegen eines urkomischen Saturday Night Live-Sketches wird die Band auf ewig mit diesem Song verbunden sein – sehr zur Freude von Gitarrist und Bandgründer Buck Dharma. Mit 72 Jahren erfreut der sich bester Gesundheit, veröffentlicht mit The Symbol Remains sogar das erste BÖC-Album seit 2001. Dennoch hat er schon sehr genaue Pläne, was bei seinem Ableben geschieht.
von Björn Springorum
Es ist fast 20 Jahre her, dass Blue Öyster Cult eine neue Platte veröffentlichten: Curse Of The Hidden Mirror (2001) verkaufte sich aber so bescheiden, dass danach sehr lange Stille folgte. Wieso jetzt die Rückkehr mit The Symbol Remains?
Wir bilden seit vielen Jahren eine in sich geschlossene, massiv legierte Einheit. Selbst die beiden letzten Neuzugänge, unser Schlagzeuger Jules Radino und unser Keyboarder Richie Castellano, sind seit 16 Jahren ein fester Teil der Band. Wir sind eng zusammengewachsen. Letzten Endes ist diese ausgezeichnete Chemie zwischen uns auch der Grund, weshalb wir uns entschlossen haben, überhaupt noch mal ein Album aufzunehmen. Wir dachten uns: Warum sollten wir dieses fabelhafte Line-Up nicht auf einem Album verewigen? Es wäre eine Schande gewesen, es nicht zu tun. So gut spielten wir schon ewig nicht mehr zusammen! Ich will ehrlich sein, wir könnten bis zum Ende unserer Tage mehr als gut mit unseren alten Sachen durchhalten und würden immer noch gut davon leben können. Aber der Zeitpunkt war der richtige und wir alle hatten große Lust darauf.
„Ich bin Obi-Wan Kenobi.“
Kann man einfach so an etwas anknüpfen, das so lange her ist?
Es dauerte schon ein bisschen, bis wir wieder in Gang kamen. Anfangs fühlte ich mich wie König Theoden in „Der Herr der Ringe“, nachdem er von Gandalf geheilt wird. (lacht) Wir waren einfach ewig nicht in einem Studio, hatten lang keine Songs mehr geschrieben. Doch sobald wir wieder ins Rollen kamen und unsere Gelenke geschmiert hatten, ging es wieder richtig hart zur Sache. Glücklicherweise spielten wir all die letzten Jahre immer noch viele Konzerte. Das sorgte zumindest für eine gute Stimmung und für ein ausgezeichnetes Zusammenspiel.
Spürst du besonderen Druck auf seinen Schultern, weil du das einzige verbliebene Originalmitglied von Blue Öyster Cult bist?
Ich bin Obi-Wan Kenobi, kann ich dir sagen. Aber unser Sänger Eric Bloom kam ja nur kurze Zeit nach der Gründung zu Blue Öyster Cult, also sehe ich uns beide eigentlich als Mitglieder erster Stunde an. Abgesehen davon begegne ich allen Menschen, die jemals in dieser Band waren, auf Augenhöhe. Und wir hatten echt einige Mitglieder über die Jahre… (lacht)
Das Musikbusiness ist nicht mehr dasselbe wie vor 20 Jahren. Hat das Auswirkungen auf euch?
Nö, wir haben einfach nur ein Album geschrieben. So, wie wir es immer getan haben. Es gab keine Strategie, keine Vorgehensweise wegen der langen Pause. Diese Dinge werden uns meistens von Leuten wie dir angedichtet. (grinst) Wir schreiben einfach nur unsere Songs.
„Die Beatles waren die Glühbirne über meinem Kopf. Sie gaben mir die Richtung vor.“
Die klingen auf The Symbol Remains verdammt frisch und knackig, frischer fast als vor 30 Jahren.
Ich kann es mir nur so erklären, dass genau das unser Ziel war. Wir wollten ein Album, auf das wir stolz sein können. Und nicht eines, das so klingen soll wie aus den Siebzigern. Es sollte sich nach heute anhören. Sicher, das tut es allein aufgrund der heutigen Aufnahmetechnik, doch wir haben nie versucht, etwas anderes zu machen als eine gute Hard-Rock-Platte. Könnte man uns dieses Jahr live sehen, würden wir auch in den alten Stücken klingen wie auf dieser Platte.
Es heißt, du wurdest vor allem von der British Invasion geprägt, von der Zeit also, als die Beatles und die Stones auch die USA überrollten. Kannst du das ein wenig spezifizieren?
Die British Invasion überzeugte mich davon, dass auch ich es schaffen konnte, mit der Musik Erfolg zu haben. Davor gab es den Doo-Wop und den Rock‘n‘Roll und ich bin alt genug, all das mit großem Interesse verfolgt zu haben; die Beatles waren jedoch die Glühbirne über meinem Kopf. Sie gaben mir die Richtung vor.
Wie kamst du damals eigentlich an neue Platten?
Wir waren in der besonderen Situation, mit unserem Mentor und Texter Sandy Pearlman einen distinguierten und renommierten Rock-Journalisten an unserer Seite zu wissen. Er bekam schon damals all die Platten weit vor ihrer Veröffentlichung und reichte sie direkt an uns weiter. Wir saugten alles auf, wir hörten zu, wir studierten.
Deine Karriere begann am Schlagzeug, doch ein gebrochenes Handgelenk zwang dich an die Gitarre, wo du dich rasend schnell zu einem wahren Shred-Meister entwickelt hast. Wie hast du das eigentlich geschafft?
Ich mochte das Schlagzeug immer, doch ich bin überzeugt davon, dass mein Unterricht an diesem Instrument mein Gitarrenspiel massiv beeinflusst hat. Ein Drummer muss rhythmisch unglaublich präzise sein, das hilft auch an der Gitarre.
Lass uns kurz über (Don‘t Fear) The Reaper und die grandiose Saturday Night Live-Verballhornung reden. Wie stehst du zu diesem Sketch?
Damals war ich wirklich besorgt, dass dieser Sketch, so großartig er auch sein mag, die gespenstische und ernste Stimmung des Songs zunichte machen könnte. Heute weiß ich aber, dass das nicht der Fall war. Der Song funktioniert immer noch genau so gut wie vorher. Ich habe es also noch nicht bereut, dass wir diese Cowbell so präsent verwendet haben. (lacht)
„Richard Meltzer brachte uns dazu, diesen Umlaut auf das O zu setzen.“
Du schriebst den Song damals unter der Vorstellung eines frühen Todes. Heute, 45 Jahre später, kann man den in deinem Fall ausschließen…
Man kann durchaus sagen, dass meine Sorge unbegründet war. (lacht) An der Grundaussage des Songs rüttelt das natürlich nichts: Niemand kommt hier lebend raus. Wir alle werden sterben. Irgendwann. Heute spielen wir (Don’t Fear) The Reaper, um verstorbener Freunde zu gedenken. Bei meiner Beerdigung soll der Song ebenfalls gespielt werden.
Letzte Frage: Der Heavy-Metal-Umlaut, den es zuallererst bei euch gab: Eine Erfindung eures Texters Richard Meltzer – oder eures 2013 verstorbenen Mitglieds Allen Lanier?
Soweit ich mich erinnere, brachte uns in der Tat Richard Meltzer dazu, diesen Umlaut auf das O zu setzen. Wirklich ernst gemeint war das nicht, er fand einfach, dass es so ein wenig härter und böser klingt. Wir fanden die Idee cool und ließen ihn gewähren. Ich denke, wir waren die erste Band überhaupt, die das tat. Warum wir diese albernen Punkte dann aber nicht wieder entfernten, weiß ich aber auch nicht mehr.
Nur Schall und Rauch? Die ursprünglichen Namen legendärer Bands

Popkultur
„Monsters Of California“: Alles über den UFO-Film von Blink-182-Sänger Tom DeLonge
Blink-182-Fans wissen: Frontmann Tom DeLonge hat nicht nur ein Faible für Rock, sondern auch für Roswell. Schon seit vielen Jahren interessiert er sich für UFOs, außerirdische Lebensformen und alles, was damit zu tun hat. Mit Monsters Of California bringt er bald seinen ersten Film raus. Und darin geht es natürlich um …
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Nine von Blink-182 anhören:
… genau. In Monsters Of California hängt der Teenager Dallas Edwards am liebsten mit seinen verpeilten Freund*innen herum. Eines Tages findet die südkalifornische Clique zufällig einige Unterlagen von Dallas’ Vater, die darauf schließen lassen, dass er beruflich mit mysteriösen und paranormalen Ereignissen zu tun hat. Die Jugendlichen verknüpfen ihre Erkenntnisse miteinander, stellen Theorien auf — und werden auf einmal von uniformierten Männern mit Maschinengewehren umstellt. Spätestens jetzt wissen sie, dass etwas Großem auf der Spur sind. Doch sie haben natürlich noch keine Ahnung, wie groß ihre Entdeckung wirklich ist …
Tom DeLonge: Pop-Punk-Ikone und UFO-Fan
Die meisten kennen Tom DeLonge als Sänger und Gitarrist der erfolgreichen Pop-Punks Blink-182. Doch der Kalifornier ist auch ein ausgewiesener Alien-Fan, der sich in seiner Freizeit ausgiebig mit UFO-Sichtungen, Area-51-Theorien, außerirdischen Lebensformen und paranormalen Aktivitäten beschäftigt. (Mit dem Song Aliens Exist vom Blink-182-Album Enema Of The State brachte er DeLonge beiden Leidenschaften 1999 unter einen Hut — und genau diese Nummer ist natürlich auch im Trailer von Monsters Of California zu hören.) Immer wieder hinterfragt und forscht er im Namen der Wissenschaft nach Aliens und sucht Erklärungen für diverse Verschwörungstheorien. Schräg, oder?
DeLonges Engagement geht so weit, dass er am 18. Februar 2017 zum Beispiel den „UFO Researcher of the Year Award“ von OpenMindTV verliehen bekam. 2015 erzählte er in einem Interview von einer mutmaßlichen Begegnung mit Außerirdischen — während eines Camping-Trips nahe der sagenumwobenen Area 51. „Mein ganzer Körper hat sich angefühlt, als sei er statisch aufgeladen gewesen“, versicherte der Sänger. Auch Freunde von ihm könnten über Begegnungen mit Aliens berichten. Außerdem verfüge er über Regierungsquellen und auch sein Telefon sei aufgrund seiner Forschungen schon abgehört worden. Wenn er meint …
Monsters Of California: Wann startet der erste Film von Tom DeLonge?
In den USA läuft Monsters Of California am 6. Oktober 2023 an, doch wann der Streifen in Deutschland erscheinen soll, ist bisher nicht klar. So oder so: Der Trailer verspricht mindestens einen unterhaltsamen Kinobesuch — nicht nur für Blink-182-Fans.
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Popkultur
Zeitsprung: Am 29.9.1986 trumpfen Iron Maiden erneut auf mit „Somewhere In Time“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 29.9.1986.
von Christof Leim
In den Achtzigern stürmen Iron Maiden von einem Triumph zum nächsten. Dabei reiben sie sich fast bis zur Überlastung auf, halten aber konsequent Kurs und Niveau und entdecken neue Sounds. Am 29. September 1986 erscheint Somewhere In Time – und Eddie wird zum Cyborg.
Hier könnt ihr das Album hören:
Die Geschichte von Somewhere In Time beginnt mit völliger Erschöpfung. Kann nach einer Welteroberung schon mal passieren: 1984 hatten die fünf Briten auf der World Slavery Tour elf Monate lang in 28 Ländern auf vier Kontinenten gespielt – und zwar satte 193 Shows vor geschätzten 3,5 Millionen Fans. Der Preis: Bruce Dickinson (Gesang), Steve Harris (Bass), Dave Murray (Gitarre), Adrian Smith (Gitarre) und Nicko McBrain (Schlagzeug) sind fix und fertig. Deshalb fordern die Musiker sechs Monate Pause. Daraus werden zwar nur vier, doch zum allerersten Mal seit Jahren steht die Maiden-Maschine ein Weilchen still.
Neues Spielzeug
Die Konsequenzen hört man: Harris, Smith und Murray experimentieren mit Gitarrensynthesizern, mit denen sich Keyboardsounds über die Gitarre und den Bass erzeugen lassen. Dickinson indes zweifelt an seiner Motivation und will musikalisch in eine andere Richtung. Er komponiert vor allem akustisches (also stromloses, ruhiges) Material, das von den Kollegen und dem Produzenten aber abgelehnt wird. Der Sänger zeigt sich verletzt, freut sich aber darüber, für eine Weile „nur“ singen zu müssen. Für ihn springt Adrian Smith in die Bresche und liefert im Alleingang mehrere fertige Tracks, die auf einhellige Begeisterung stoßen und Somewhere In Time maßgeblich prägen sollten.
Futuristische Fahrzeuge, klassische Patronengurte: Iron Maiden auf dem Pressefoto für „Somewhere In Time“ – Foto: Aaron Rapoport/Promo
Erst im Januar 1986 geht es zurück ins Studio, genauer: in mehrere Studios. Drums und Bass nehmen Iron Maiden in den Compass Point Studios auf den Bahamas auf, in dem auch AC/DC Back In Black eingespielt hatten. Gitarren und Gesänge bringen die Musiker in den Wisseloord Studios im niederländischen Hilversum auf Band, abgemischt wird schließlich in den Electric Lady Studios in New York. Damit wird Somewhere In Time nicht nur zum teuersten Album der bisherigen Bandkarriere, sondern auch zum technisch ambitioniertesten. Wie für die Beständigkeit in der Maiden-Welt der Achtziger typisch, ändert sich an der sonstigen Formel wenig. Die Produktion übernimmt ein weiteres Mal Stammproduzent Martin Birch.
Fünf Minuten mindestens
Somewhere In Time erscheint am 29. September 1986 und steigt in Großbritannien auf Platz drei ein. In den USA schafft die Band mit Platz elf ihre bis dato beste Platzierung. Auf dem Cover prangt natürlich das unvergleichliche Iron Maiden-Monster Eddie in einem aufwändigen Science-Fiction-Gemälde. Schon im Intro der ersten Nummer, dem vom Film Blade Runner inspirierten Quasi-Titelstück Caught Somewhere In Time aus der Feder von Steve Harris, hören die Fans die besagten Gitarren-Synthesizer. Doch am grundsätzlichen Stil von Iron Maiden hat sich nichts geändert. Es galoppiert der Bass, wie es sich gehört, die Gitarren riffen, und Dickinson lässt seine Sirenenstimme aufheulen. Wo Iron Maiden drauf steht, ist Heavy Metal drin, vermutlich bis ans Ende aller Tage. Allerdings klingt Somewhere In Time insgesamt weniger rau, sondern bei gleichem Energieniveau erwachsener, vielschichtiger und, wenn mal so will, futuristischer.
Von den acht Songs fällt keiner kürzer aus als fünf Minuten aus, das Gros stammt von Steve Harris, drei Beiträge kommen von Adrian Smith. Dazu gehört die erste Single Wasted Years, in der Maiden so eingängig klingen wie es nur geht, ohne ihren eigenen Sound zu verlieren. Der Text erzählt von Heimatlosigkeit und Entfremdung – ein klarer Kommentar zur endlosen World Slavery Tour. Als Wasted Years drei Wochen vor dem Album als Single ausgekoppelt wird, sieht man auf dem Cover das Cockpit einer Zeitmaschine, in deren Armaturenbrett sich der Kopf von Eddie spiegelt. Der Grund: Sein neues Aussehen sollte nicht vor Erscheinen des Albums verraten werden, schließlich hat das Maskottchen mittlerweile Kultstatus erreicht.
Auf der Vorabsingle durfte Eddie sich noch nicht ganz zeigen…
Filme und Bücher als Inspiration
Das folgende Sea Of Madness, ein dramatischer Uptempo-Banger, stammt ebenfalls von Smith, setzt aber keine besonderen Akzente. Für Heaven Can Wait, einen Harris-Song über eine Nahtoderfahrung, rekrutieren Maiden die Gäste einer Kneipe, um die „Oh-Oh“ -Fußballchöre im Mittelteil einsingen zu lassen.
Das ebenso harte wie vertrackte The Loneliness Of The Long Distance Runner basiert nicht nur im Titel auf einer Kurzgeschichte des britischen Autoren Alan Sillitoe. Stranger In A Strange Land hingegen geht direkt ins Ohr und wird deshalb als zweite Single ausgekoppelt. Inspiriert wurde Adrian Smith hierfür durch ein Gespräch mit einem Arktisforscher, der einen gefrorenen Körper im Eis gefunden hatte. Vom gleichnamigen Science-Fiction-Roman von Robert A. Heinlein hingegen leiht sich Smith lediglich den Titel.
Egal, wo und wann: Eddie ist immer cool
Die Credits für Deja-Vu teilt sich Harris mit Dave Murray, der im Schnitt für jedes zweite Album einen Song beisteuert. Alexander The Great stammt vom Bassisten alleine und reiht sich mit einer Spielzeit von achteinhalb Minuten in den Reigen der großen Maiden-Epen ein, diesmal mit explizit historischem Bezug.
Ein Cover wie ein Bildband
Ein sicherer Hit ist zweifelsfrei das Artwork der Platte: Hier steht Eddie als Weltraum-Terminator mit Cyborg-Auge und Laserpistolen in einer futuristischen Stadt, die vor Details nur so überquillt. Der Künstler Derek Riggs, der Künstler hinter diesem Werk, erinnert sich an den Arbeitsauftrag: „Wir haben uns eigens in Amsterdam getroffen und drei Tage lang über das Cover gesprochen. Sie wollten eine Kulisse wie in Blade Runner, eine Science-Fiction-Stadt.“ Um das zu erreichen, erschafft Riggs eine Skyline mit Werbeslogans und Firmennamen, die er größtenteils erfindet, um Copyright-Probleme zu vermeiden. Dabei dreht er richtig auf und auch ein wenig durch.
Immense Detailfülle und jede Menge versteckte Späßchen: Das Artwork aus der Feder von Derek Riggs
Wer genau hinguckt, kann unter anderem erkennen: den Sensenmann und die Katze mit Heiligenschein von Live After Death, den abstürzenden Himmelsstürmer aus Flight Of Icarus, ein Flugzeug über der „Aces High Bar“ , das „Ancient Mariner Seafood Restaurant“, ein Straßenschild zur „Acacia Avenue“ , ein Konzertposter mit dem Ur-Eddie, die Dame aus Charlotte The Harlot, die Tardis aus Doctor Who, Batman, eine Uhr, die zwei Minuten vor Mitternacht anzeigt, das „Phantom Opera House“ , den Ruskin Arms Pub (eine der ersten Spielstätten der Band) sowie die exakt gleiche Straßenlaterne wie auf dem Cover des Debüts. Irgendwo steht sogar auf Japanisch „Pickelcreme“ , auf Russisch „Joghurt“ und in Spiegelschrift „Dies ist ein sehr langweiliges Gemälde“. Drei Monate sitzt Derek Riggs an dem Werk, mitgezählt eine mehrwöchige Zwangspause, weil er irgendwann Halluzinationen bekommt und aussetzen muss. Kurzum: Das Cover ist Wahnsinn. Und absolut großartig.
…und die Rückseite ist genauso bombastisch.
Auf die Straße. Natürlich.
Natürlich geht es für die fünf Musiker umgehend auf Konzertreise: Der Somewhere On Tour getaufte Trek zieht von September 1986 bis Mai 1987 um die Welt, mit dabei ein überdimensionaler Cyborg-Eddie, der über die Bühne spaziert, zwei riesige Podeste rechts und links in Form von Monsterkrallen, eine aufwändige, sehr helle Lightshow sowie ein pulsierendes Leuchtherz als Teil von Bruces Bühnenoutfit.
Somewhere On Tour: Dave Murray schreddert, Eddie guckt kritisch – Foto: Ebet Roberts/Redferns/Getty Images
So stressig und geradezu selbstmörderisch wie zwei Jahre zuvor auf der World Slavery Tour sollte es jedoch nicht mehr werden, auch die Zeiten, in denen Iron Maiden jedes Jahr ein Album und eine Welttour hinlegen, sind mit Somewhere In Time vorbei. Doch die Metal-Weltherrschaft der Achtziger haben Iron Maiden da längst inne.
Zeitsprung: Am 28.4.1988 starten Iron Maiden ihre Welttournee in einem Kölner Club.
Popkultur
„Wicked Game“ von HIM: Wie eine Coverversion den Finnen alle Türen öffnete
Mit ihrer Coverversion des Chris-Isaak-Hits Wicked Game legten HIM so ziemlich alle Grundsteine für ihre einzigartige Erfolgsgeschichte. Im Folgenden lest ihr, welchen Stellenwert der Song in der HIM-Historie einnimmt und warum die Finnen das Stück mindestens viermal in unterschiedlichen Versionen aufgenommen haben.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Greatest Lovesongs Vol. 666 von HIM anhören:
Es ist der Song, der HIM ins Rampenlicht befördert. Schon für ihre Demo This Is Only The Beginning nehmen Ville Valo und seine Bandkollegen eine Coverversion des Chris-Isaak-Klassikers Wicked Game auf und schinden damit jede Menge Eindruck — zum Beispiel bei BMG-Mitarbeiter Asko Kallonen, der die Newcomer sofort unter Vertrag nimmt. Am 19. Oktober 1996 veröffentlichen HIM ihre erste EP und geben der Welt damit einen Vorgeschmack auf eine der letzten großen Karrieren der Rock’n’Roll-Geschichte. 666 Ways To Love: Prologue heißt das gute Stück und die junge Band arbeitet für die Veröffentlichung mit Produzent Hiili Hiilesmaa zusammen, der laut Ville Valo maßgeblich an der Entwicklung des typischen HIM-Sounds beteiligt ist. Auch Wicked Game ist auf der EP zu hören — doch es handelt sich noch lange nicht um die letzte Version des Songs.
Wicked Game: ein melancholischer Love-Song mit großer Bedeutung für HIM
Im Sommer 1997 starten HIM mit der Produktion ihres Debütalbums Greatest Lovesongs Vol. 666. Einmal mehr spielen sie dafür Wicked Game ein, und zwar in der Version, die am 28. September 1998 als Single erscheint und die für viele Rock-Fans der erste Berührungspunkt mit HIM sein dürfte. Wüsste man nicht, dass es sich um eine Komposition von Chris Isaak handelt: Das Stück könnte auch ein Ville-Valo-Eigengewächs sein. Melancholie, Fatalismus, Liebe: Wicked Game enthält alle Trademarks des Finnen, weshalb HIM die Nummer auch bloß nachspielen müssen, um sie sich zu eigen zu machen. Damit heben sie sich von vielen anderen Bands und Musiker*innen ab, denn nur wenige Stücke werden so oft gecovert wie Wicked Game. Das britische Lifestyle-Magazin Dazed bezeichnet den Hit sogar mal als „möglicherweise einflussreichsten Love-Song in der modernen Musik“.
Auf die Idee für das Stück kommt Chris Isaak laut eigener Aussage nach einem Telefonat. So möchte eine Frau damals ein spontanes Treffen mit dem Musiker arrangieren, doch der hat gemischte Gefühle. In einem Interview verrät er: „Ich habe den Song zwischen dem Telefonat und dem Besuch geschrieben. Ich habe mich gefragt, was passiert, wenn man sich stark zu einer Person hingezogen fühlt, die nicht unbedingt gut für einen ist. Ich glaube, dass ich damit einen Nerv getroffen habe, denn viele von uns fühlen sich stark zu anderen Menschen hingezogen, die uns nicht unbedingt gut tun.“ Genau jene Hin- und Hergerissenheit zwischen Liebe und Düsternis ist es, die den Eindruck erweckt, es handele sich um einen Song aus der Feder von HIM-Frontmann Ville Valo. Manchmal passt es einfach.
Wicked Game: Der Song, mit dem HIM ihren Sound fanden
Noch heute hat Wicked Game seinen festen Platz in der HIM-Geschichte. „Das war einer der ersten Songs, die wir als Band zusammen gespielt haben, und er hat uns sehr dabei geholfen, unseren Sound zu finden“, erklärt HIM-Sänger Ville Valo Jahrzehnte später in einem Interview. „Das fällt in der Regel leichter, wenn man die Songs von jemand anderem spielt. Man muss nicht über den Text nachdenken oder so. Man kennt das Lied sowieso auswendig und das macht es einfacher.“ Ihr typischer Sound ist es auch, der HIM ab Ende der Neunziger in die Rock-Champions-League katapultiert. Schon mit ihrem zweiten Langspieler Razorblade Romance (1999) gelingt ihnen der große Durchbruch. Und wieder ist auf dem Album eine neue HIM-Aufnahme von Wicked Game zu finden. Die Jungs mögen den Song echt.
Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!
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Herzschmerz, Todesfälle und der Wunsch nach Frieden: 20 Rockballaden für die Ewigkeit
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