„Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“: Der Startschuss für Westernhagens Rockkarriere wird 45

Für seine Karriere als Musiker braucht Marius Müller-Westernhagen etwas Anlauf. Drei Alben hat er gegen Ende der Siebziger-Jahre veröffentlicht; keins davon mit nennenswertem Erfolg. Doch am 30. Oktober 1978 erscheint seine vierte Platte Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz — und ab da geht’s los.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz von Westernhagen anhören:

Noch bevor Marius Müller-Westernhagen zu einem der größten deutschen Rockstars heranwächst, arbeitet der Düsseldorfer erfolgreich als Schauspieler. So ist er 1968 in dem Fernsehfilm Der Unfall zu sehen, gibt 1971 mit Hurra, bei uns geht’s rund sein Kinodebüt und wirkt 1974 in der Science-Fiction-Serie Telerop 2009 mit. Die ersten musikalischen Versuche von Westernhagen hingegen bleiben weitestgehend erfolglos. Keines seiner ersten drei Alben von 1975 bis 1977 verschafft ihm den Durchbruch. Heute wissen wir: Die falsche musikalische Ausrichtung ist das Problem. War Westernhagen auf seinen ersten Platten noch als besonnener Folk-Künstler präsentiert worden, schlägt er auf seinem vierten Album Mit Pfefferminz bin ich den Prinz den Weg Richtung Rock ein — und legt damit den Grundstein für eine jahrzehntelange Karriere der Superlative.

Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz: Westernhagens Weg zum Rockstar

Westernhagen muss darum kämpfen, rocken zu dürfen. Als er seiner Plattenfirma zum ersten Mal vorschlägt, diese Richtung einzuschlagen, stößt er damit nicht gerade auf Begeisterung. Doch einen Wutanfall und einen verständnisvollen Label-Mitarbeiter später hat Westernhagen schriftlich, dass er sich auf seiner vierten Platte selbst verwirklichen darf. Aus einer Auswahl an Produzenten sucht er sich Lothar Meid aus, einen Filmkomponisten und den langjährigen Bassisten von Amon Düül II, den Westernhagen bereits durch seine Arbeit als Schauspieler kennt. Am 25. Juni 1978 finden sich die beiden in den Musicland Studios in München ein und beginnen mit der Arbeit an dem Album, das später Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz heißen soll. Darauf befinden sich einige seiner größten Hits — aber auch ein paar kontroverse Nummern.

Auf den Text zum Titeltrack kommt Westernhagen beim Kaffeekochen. Er blickt aus dem Fenster und denkt: „Draußen ist es grau.“ Anschließend lässt er sich mit einem Stift und einem Zettel nieder und schreibt die Lyrics mehr oder weniger in einem Anlauf runter. Der ewige Hit Johnny W. entsteht etwa zur gleichen Zeit. Den Hit Mit 18 hatte Westernhagen bereits vorher komponiert, aus Frust über den Gegenwind seiner Plattenfirma. „Ich möcht’ zurück auf die Straße“, singt der Düsseldorfer darin. „Möcht’ wieder singen, nicht schön, sondern geil und laut“. Es ist die Energie, die auf seinem gesamten vierten Album spürbar ist und die ihn endlich auch als Musiker auf die deutsche Landkarte setzt. Für Kritik sorgt unter anderem das Stück Dicke, das Westernhagen heute nicht mehr live spielt. Auch die RAF-Bezüge in Grüß mir die Genossen stoßen manchen auf.

Jetzt in unserem Shop erhältlich:

Vom Straßenrocker zum „Armani-Rocker“

Mit dem Image des dreckig-schmutzigen Rock’n’Rollers in Lederjacke trifft Westernhagen einen Nerv. Mehr als eine Million Exemplare von Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz wechseln über die Jahre die Besitzer*innen. Es ist nur der Anfang einer der erfolgreichsten deutschen Musikkarrieren. Vor allem in den Neunziger-Jahren nimmt Westernhagen so ziemlich jeden möglichen Superlativ mit und gibt zum Beispiel als erster deutscher Musiker Stadionkonzerte. Dabei trägt er keine Lederjacken mehr, sondern maßgeschneiderte Anzüge, was ihm den Spitznamen „Armani-Rocker“ einhandelt. Seine Folk-Anfänge hat Westernhagen aber nie vergessen: 2019 veröffentlicht er Das Pfefferminz-Experiment, auf dem er die Songs von seinem vierten Album in akustischen Versionen spielt — und das funktioniert auch.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

30 Jahre „Jaja“: Westernhagen liefert das „Thriller“ der deutschen Rockmusik