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Popkultur

Der Sargnagel für die Beatles: Wie Paul McCartney am 9. April 1970 das Ende der Fab Four besiegelte

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Paul McCartney
Foto: David Redfern/Redferns/Getty Images

Am 9. April 1970 verkündete Paul McCartney in einer Presseaussendung nicht nur sein erstes Soloalbum – sondern besiegelte auch das offizielle Ende der Beatles.

 von Markus Brandstetter

Hört hier Paul Mccartneys Solo-Debüt McCartney:

Sie waren die größte Band aller Zeiten, setzten mit ihren Songs und ihren Studioproduktionen neue Maßstäbe und die Messlatte für immer höher. 1970 fiel jedoch endgültig alles in sich zusammen. Besonders ein Datum gilt als historisch wichtig für den Zusammenbruch der Band: Am 9. April 1970 gab Paul McCartney in den Augen vieler der bereits marodierenden Band den Gnadenschuss. Gekriselt hatte es bei den Beatles zu jener Zeit bereits seit langem, als McCartney mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit ging.

Die Krise der Beatles

Persönlich waren die Beatles schon seit langem auseinandergedriftet. Bei den Aufnahmen zum selbstbetitelten Longplayer wurde die Spaltung der Band deutlich – und auch die Aufnahmen zum Album Let It Be (eigentlich eine geplante Rückbesinnung auf die Wurzeln und Stärken der Band) waren katastrophal verlaufen. Nicht nur McCartney und Lennon, auch Starr und Harrison waren unglücklich, beide hatten kurzzeitig sogar die Band verlassen. Die Beziehung (und später Ehe) von Lennon mit Yoko Ono, die plötzlich den Studioaufnahmen beiwohnte, machte das interne Bandklima nicht gerade besser.

“McGear”: Das unbekannte Album der McCartney-Brüder

Auch geschäftlich hatten die Beatles unterschiedliche Vorstellungen. War es bislang allerdings so gewesen, dass bei Geschäftsentscheidungen alle Mitglieder ihr Einverständnis geben mussten, war McCartney bei einer Streitigkeit über das Management von den anderen dreien einfach überstimmt worden. Der Bassist hatte sich für seinen Schwiegervater, Lee Eastman stark gemacht, die anderen drei Bandmitglieder stimmten für Allen Klein.

Lennon war bereits draußen

Was genau der Grund für die Auflösung war, ist Ansichtssache – realistisch ist es, dass mehrere Gründe das Ende besiegelten. Faktum ist aber, dass das Ende der Band bereits vor April 1970 und McCartneys Presseinfo besiegelt war – denn im September 1969, einen Monat nach den letzten gemeinsamen Aufnahmen der Band für das Album Abbey Road, hatte bereits Lennon intern seinen Ausstieg verkündet.

„Paul hört bei den Beatles auf“

Im April machte McCartney nun also öffentlich klar Schiff. Er veröffentlichte eine Art Q&A, in der er quasi als Randnotiz das Ende der Beatles verkündete: „Ist dein Bruch mit den Beatles vorübergehend oder dauerhaft?“. Die Antwort: „Ich weiß es nicht.“ Die Begründung für das Ende: „Persönliche, geschäftliche und musikalische Differenzen, aber vor allem, damit ich mehr Zeit für meine Familie habe.“ Am Folgetag der Veröffentlichung von McCartneys Presseinfo stand in fetten Buchstaben auf dem Cover des Daily Mirror: „Paul quits the Beatles“ – Paul hört bei den Beatles auf.

Paul warf Ringo raus

Das Album, aus dem später Let It Be werden sollte, wurde einfach nicht fertig, man kam zu keiner kreativen Einigung. Schlussendlich übertrug man die Produktionsgeschicke der finalen Version an Phil Spector, der das Album tatsächlich fertigstellte. Als Releasedatum wurde ein Termin im April auserkoren — im selben Monat, in dem nun auch Paul sein Soloalbum veröffentlichen wollte. Den anderen Bandmitgliedern ging dies gegen den Strich, sie versuchten, ein Veto einzulegen. Als Bote dieser Nachricht wurde ausgerechnet Starr, der selbst gerade ein Soloalbum veröffentlichte, auserkoren. Er besuchte McCartney in dessen Villa und erklärte ihm, dass das mit dem Soloalbum in den Augen der Kollegen so nicht passieren könne. McCartney warf Starr daraufhin von seinem Anwesen – und das nicht unbedingt mit Flüsterton, wie er sich später erinnerte.

Startpunkt für Post-Beatles-Karriere

McCartney, das Paul quasi im Alleingang aufgenommen hatte, erschien also am 17. April 1970. Es markierte nicht nur einen Schlussstrich unter den Fab Four, sondern auch den Beginn einer produktiven Post-Beatles-Karriere: Im Folgejahr veröffentlichte Paul zwei weitere Alben, das Soloalbum Ram und das Wings-Debüt Wild Life.

Die offizielle Auflösung der Beatles kam übrigens erst fünf Jahre nach diesen Ereignissen – und nach einem langwierigen Gerichtsprozess. Am 9. Januar 1975 bestätigt ein Gericht in London die Trennung – kurz nachdem Lennon als letztes Bandmitglied die formale Auflösung unterschrieben hatte.

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