------------

Popkultur

Pink Floyds „A Saucerful Of Secrets“ wird 55: Syd Barretts Abschied, David Gilmours Anfang

Published on

Pink Floyd
Foto: ullstein bild/ullstein bild via Getty Images

Am 28. Juni 1968 erschien Pink Floyds zweites Album A Saucerful Of Secrets. Es war das Ende der Syd-Barrett-Ära — und der Beginn der Regentschaft von David Gilmour.

 von Markus Brandstetter

Die Arbeiten am Nachfolger zu ihrem 1967 veröffentlichten Debütalbum The Piper At The Gates Of Dawn gestalteten sich für Pink Floyd alles andere als einfach. Der Grund dafür war das immer erratischer werdende Verhalten von Gründungsmitglied, Gitarrist, Songwriter und Sänger Syd Barrett. Barretts Drogenkonsum beeinträchtigte seinen psychischen Zustand zunehmend. Barrett wurde immer unberechenbarer und somit zum Risikofaktor für die Band. Die restlichen Bandmitglieder — Bassist Roger Waters, Schlagzeuger Nick Mason und Pianist/Keyboarder Rick Wright entschieden sich zunächst dazu, einen weiteren Gitarristen an Bord zu holen. Dieser, so der ursprüngliche Gedanke, sollte quasi als doppeltes Netz dienen, die Band klangtechnisch auffangen, wenn Barrett mal wieder „verhindert“ war.

Jeff Beck hätte Pink-Floyd-Mitglied werden können

Enter David Gilmour. Wobei: Stopp, zunächst wäre fast eigentlich eine ganz andere Gitarrenlegende am Zug gewesen. Die Band überlegte nämlich, bei Jeff Beck anzufragen, entschied sich dann aber doch dagegen. David Gilmour bestätigte das 2009 im Interview mit Mojo:  „Ja, das ist wahr. Bevor ich eintrat, war er vielleicht die einzige andere Wahl, an die sie gedacht haben. Es wäre ein bisschen explosiver gewesen (wenn er beigetreten wäre). Ich vermute, dass Jeff nach sechs Monaten gegangen wäre. Ich halte also nichts von den Kompromissen, die man eingehen muss, um in einer Gruppe zu sein. Ich glaube nicht, dass Jeff so sehr an Kompromissen interessiert ist“, sagte David Gilmour.

So kam also David Gilmour, ein alter Freund der Band, an Bord, der Pink Floyd mit seinem ökonomischen, atmosphärisch-texturellen Gitarrenstil bereichern und prägen (und später natürlich auch einen federführenden Songwriting-Beitrag leisten) sollte. Gilmour war zunächst eigentlich nur als Unterstützung angedacht gewesen — etwa, wenn Barrett nicht in der Lage war, Konzerte zu spielen. „Ich glaube nicht, dass irgendjemand wirklich dachte, dass das funktionieren würde“, sagte Wright  während der Tournee von Pink Floyd im Jahr 1994 zum Journalisten Gary Graff. Barrett sei bereits „weg“ gewesen, so Wright: „Er konnte nicht mehr richtig funktionieren, zumindest nicht in einer Gruppenumgebung. Wir sagten, dass er weitermachen würde, aber wir wussten, was passieren würde – und das geschah auch, relativ bald.“ Es kam, wie es kommen musste: Man trennte sich von Barrett, Gilmour wurde fixes Mitglied.

Schlussendlich landete nur einer von Barretts Songs auf A Saucerful Of Secrets – das dreiminütige Stück Jugband Blues, das den Abschluss des Albums darstellt. Zwei weitere Stücke aus Barretts Feder, Scream Thy Last Scream und Vegetable Man empfand die Band als unpassend für das Album. Sie erschienen erst 2018 offiziell. Waters zeichnete mit vier Stücken — Let There Be More Light, Set The Controls For The Heart Of The Sun und Corporal Clegg für den Großteil der Stücke verantwortlich. Wright trug die Songs Remember A Day und See-Saw bei, der Rest waren Gemeinschaftsarbeiten. Beim Titeltrack bekam auch Gilmour erstmal Songwriting Credits.

Kritiker damals: „Ein mittelmäßiges Album“

A Saucerful Of Secrets glänzt mit psychedelischem Space Rock und Prog. Der Sound ist experimentell und atmosphärisch. Dichte Texturen, grandiose Instrumentalstücke und Gesangsharmonien. Das kam 1968 nicht überall gut an — etwa beim US-amerikanischen Kritiker Jim Miller, der im Rolling Stone schrieb: „Leider ist das zweite Album von Pink Floyd, A Saucerful of Secrets, nicht so interessant wie das erste, sondern eher mittelmäßig.“

Millers Fazit: „Der Titeltrack des Albums ist elf Minuten psychedelischer Muzak, kaum elektronische Musik, aber auch kaum kreativer Rock. Es gibt eine Menge interessanter Geräusche, und manchmal ist man fast versucht, das ganze Konglomerat als bedeutenden experimentellen Versuch zu betrachten. Aber als sich das Chaos beruhigend in einem banalen Orgel-Chorus-Finale niederlässt, wird einem klar, dass Pink Floyd fest in der diatonischen Welt verankert sind und jede Abweichung von dieser Norm eher eine Frage des Effekts als der musikalischen Überzeugung ist. Leider ist eine Musik der Effekte eine schwache Basis für eine Rockgruppe, auf der sie ihren Ruf aufbauen kann – aber genau das haben die Pink Floyd getan.“

In den Charts war das Album ein mäßiger Erfolg — in Großbritannien erreichte es Platz 9, in den USA blieb es sogar außen vor. Historisch gesehen ist A Saucerful Of Secrets freilich eine wichtige Platte, denn Pink Floyd setzten die Segel für das, was mit Gilmour kommen sollte.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

Die Alben von Pink Floyd im Ranking — die besten Platten der Prog-Legenden

Don't Miss