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Popkultur

Review: „The Rest“ von boygenius ist ein bittersüßer EP-Nachschlag des Indie-Girls-Clubs

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Boygenius

Mit the record hat die Supergroup boygenius die Herzen der Indie-Welt erobert. Der EP-Nachschlag the rest schreibt diese Erfolgsgeschichte mit vier wunderschönen Liedern fort.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr The Rest hören:

Nicht jeder Hype ist gerechtfertigt. Nicht jeder nachvollziehbar. Da werden Bands und Alben in den Himmel gelobt, die fast schon erschreckend kalt lassen. Da werden Superlative zitiert, die hohl und leer wirken. Nicht so bei boygenius. Deren Debütalbum the record ist so ziemlich das Beste, was Indie im Jahr 2023 passieren konnte: Unaufgeregt, cool, lässig und mit Vibes zwischen Grunge und Americana haben die Liedermacherinnen Julien Baker, Phoebe Bridgers und Lucy Dacus bewiesen, dass sie als Trio eben doch mehr sind als die Summe dreier US-amerikanischer Stars.

Kleine, kostbare Lieder

Der NME nannte das Album einen „instant classic“, weltweit gab es Lob, Anerkennung und hohe Chartpositionen. Nach the record folgte dann erst the film, ein Promostreifen, der die Videos zu dreien ihrer Singles enthielt. Und jetzt, weil es eben so schön war, gibt es the rest. Eine kleine, kostbare EP, bestückt mit vier kleinen, kostbaren Liedern. Drei von ihnen unter drei Minuten, der Abschluss powers dann mit knapp fünf Minuten für ihre Verhältnisse fast schon Überlänge.


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Der Stil wird niemanden überraschen: Wie auf the record kuscheln sich boygenius unter die Decke der melancholischen, weiten amerikanischen Folklore, dreistimmig vorgetragen und immer versehen mit dieser DIY-Patina, die mehr als einmal an Nirvanas großes MTV Unplugged-Album erinnert. The Rest will sich aber eben auch klar als Gefährte zu the record verstanden wissen, als Nachwort, als Nachsatz. Das nehmen wir nur zu gern an: Bei drei rastlosen, gefragten und aktiven Geistern wie diesen ist es erstens fraglich, ob es jemals überhaupt wieder ein Album von boygenius geben wird. Und ob es dann zweitens auch nur ansatzweise so klingt wie diese Ära.

Aufgenommen nach dem Durchbruch

Also noch mal genussvoll hinein waten in diese anrührenden, lakonischen, elegischen Songs, in diese Stücke, die sanft umspülen, wogen, die für den Augenblick nichts wollen außer einfach da sein. Vielleicht erscheinen boygenius ein wenig sanfter auf the rest, vielleicht sogar ein wenig zufriedener. Kein Wunder: Die Songs sind erst im Mai aufgenommen worden, als the record weltweit längst in aller Munde war.

Noch immer steht Freundschaft im Zentrum dieser Band. Ein enges Band, noch enger geworden durch alles, was seither passiert ist: Ein Co-Headliner-Slot bei Coachella, ein ausverkaufter Madison Square Garden, aber eben auch all jene Stimmen, die wieder nur hervorhoben, wie besonders es doch ist, dass hier drei Frauen am Werk sind. Drei queere Frauen sogar, um Himmels Willen. Aber das war immer schon die Stärke von boygenius, letztlich auch verankert im Bandnamen: Mit Ironie und sanftem Sarkasmus über dem Patriarchat schweben anstatt es geifernd anzugreifen. Eh viel wirkungsvoller.

Intime Indie-Träumereien

Deswegen sind auch diese vier Indie-Träumereien mit ihrer ergreifenden, intimen Poesie viel mehr als das übliche Addendum für ein erfolgreiches Album. the rest ist wie ein Destillat der Ideen, die Baker, Bridgers und Dacus ausdrücken wollen. Und der Schlussstrich unter der Erkenntnis, dass man für Ideale zwar sterben kann, aber doch besser für sie lebt. Vorgetragen und komponiert wird das wie immer abwechselnd und manchmal Seite an Seite. Mit Joni Mitchell, Crosby, Stills And Nash oder Carole King im Geiste. Der Name Supergroup ist ja reichlich abgenudelt. Hier würde er aber eben endlich mal wieder so richtig passen. Was auch immer da noch kommt: Wir können uns glücklich schätzen, zur selben Zeit zu leben wie diese drei.

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