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Popkultur

Rolling Stones, Iggy Pop, Ozzy, Pearl Jam: Warum vertrauen alle Bands dem Produzenten-Newcomer Andrew Watt?

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Andrew Watt
Foto: Kevork Djansezian/Getty Images for The Recording Academy

Mit gerade mal 33 Jahren hat Andrew Watt Platten mit der Ehrenriege des Rock aufgenommen: Unter anderem vertrauen ihm die Stones, Ozzy, Iggy Pop und jetzt auch Pearl Jam blind. Woran liegt das?

von Björn Springorum

Im Rock’n’Roll gibt es eine Menge Produzenten, die einen ähnlichen Heiligenstatus genießen wie viele Bands. Rick Rubin für seine wegweisenden Arbeiten mit Metallica, Slayer oder Johnny Cash, Steve Albini für seine Alternative-Produktionen mit Nirvana oder den Pixies, George Martin für seine visionären Arbeiten mit den Beatles. Alle paar Jahre kommt zu dieser Liste ein auserwählter Name dazu. Und was das Hier und Jetzt angeht, lautet dieser Name Andrew Watt.

Andrew wer?

„Andrew wer?“, werden jetzt wieder viele unken. Und das nicht mal zu Unrecht: Bis vor wenigen Jahren war der Produzent zumindest in Rockkreisen weder gefragt noch renommiert. Wie kann es dann aber passieren, dass dieser 1990 in New York City geborene Produzent plötzlich der Mann der Stunde ist? Der Produzent, der mit 29 Jahren Ordinary Man mit Ozzy Osbourne aufgenommen hat? Schauen wir doch mal.

Watt wächst im wohlhabenden Dörfchen Great Neck auf Long Island auf, nur eine halbe Stunde entfernt von Manhattan. Er fängt früh mit der Gitarre an, spielt irgendwann für Justin Bieber und Cody Simpson. Schnell rutscht er von dort in elitäre Rockzirkel, gründet 2013 an der Seite von Glenn Hughes (Deep Purple, Black Sabbath) und Jason Bonham (Foreigner) die Band California Breed. Als Kerl mit Anfang 20! Es folgen Support-Gigs für Jane’s Addiction und The Cult.

Frischzellenkur für alternde Rockstars

Aber wie wird aus einem gefragten Gitarristen der heißeste Produzent der Rockmusik überhaupt? Weil er sich erst einen Namen im Pop macht. Er arbeitet für Miley Cyrus, Dua Lipa und Post Malone. Und was haben alle diese Acts gemeinsam? Sie geben den Zeitgeist vor, sie verkörpern Trends, Paradigmenwechsel in der Popmusik. Genau das also, was alternde Rockstars so dringend brauchen.

Hier kommt außerdem der Altersunterschied ins Spiel: Andrew Watt ist ein gewaltiger Musikfan, einer, der genau weiß, was die Menschen von einem neuen Album einer geliebten Veteranenband erwarten würden. Schließlich gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen dem, „was du glaubst, dass andere Leute von dir wollen, und dem, was deine Fans wirklich an dir lieben“, so sagte die Singer-Songwriterin Brandi Carlile. Über Watt ließ sie fallen, dass er ein Händchen dafür habe, eigensinnigen Rocklegenden wieder auf die Beine zu helfen. „Das hat er mit Rick Rubin gemeinsam“, sagte sie. „Sie haben beide die Fähigkeit, in einem großen Rahmen zu verstehen, wie Künstler*innen die Welt beeinflusst haben, und ihnen das vor Augen zu führen. Das könnte seine größte Superkraft sein.“

Es beginnt mit Ozzy

Die macht er sich zuerst bei Ozzy Osbourne zunutze. Gemeinsam arbeiten die beiden an Ordinary Man (2020), das Album wird ein gewaltiger Erfolg. Ab diesem Zeitpunkt spricht sich sein Name herum wie ein Lauffeuer, 2021 bekommt er den Grammy als bester Produzent des Jahres. Elton John, der ihn schon in den Ozzy-Sessions kennengelernt hat, verpflichtet ihn für seine zahlreichen Lockdown-Projekte. Über Watt sagte John mal, er habe so etwas wie dessen Präsenz im Studio noch nie gesehen und verglich ihn mit „einem stromführenden Draht“. „Für jemanden in meinem Alter ist das sehr, sehr ansteckend, und es ist wirklich wichtig, dass ich mich von jemandem wie ihm nähre.“


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Watt kennt sie eben, die Rockstars. Er hat zwar nur einen Bruchteil ihres Lebens hinter sich, weiß aber, was es bedeutet, so ein Vermächtnis mit sich herumzuschleppen. Ballast, kein Zweifel. Und manchmal fast schon ein Gewicht wie beim armen Atlas. Rockstars sind zwar auch nur Menschen, aber dann auch wieder nicht. Sie werden Opfer von Selbstüberschätzung, Selbstgefälligkeit oder Selbstzweifeln. Egal, was es nun ist: Irgendjemand muss sie da wieder herausführen. Und Andrew Watt ist genau der Richtige dafür. Weil er Bock auf seine Arbeit hat. Und weil er aus Ehrfurcht nicht zur Salzsäule erstarrt. „Er gehört nicht zu den Leuten, die Ehrfurcht vor den Menschen haben“, sagte Paul McCartney, der Ehrfurcht vermutlich erkennen dürfte, wenn sie ihm begegnet. „Er macht einfach weiter.“

Die Stones krönen sein Werk

Das wollen immer mehr Rocker. Eddie Vedder verpflichtet ihn für seine Soloband Earthling und gleich auch als Produzenten für die kommende Pearl-Jam-Platte Dark Matter, lobt ihn schon während der Aufnahmen in höchsten Tönen. Iggy Pop entscheidet sich, Every Loser mit ihm aufzunehmen. Und dann sind da natürlich noch die Rolling Stones. Als sie anklopfen, steht selbst bei einem gefragten Produzenten wie Andrew Watt die Zeit still. Er verhilft der Band mit Hackney Diamonds zu einem grandiosen Comeback, verbindet sie mit ihren Muddy-Waters-Wurzeln, holt sogar Paul McCartney an Bord. Mick Jagger lobt Watt für seine Energie und schreibt ihm offen zu, dass er den Stones geholfen habe, die Trägheit zu überwinden, die die Band seit 2005 gelähmt hatte. Besser kann es einfach nicht werden.

Was da jetzt noch kommen soll? Ist mal wieder völlig offen. Nur eines ist sicher: Langweilig wird es nicht. Andrew Watt läuft gerade erst warm.

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