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Popkultur

Schnell, laut, wüst: Vor 50 Jahren stehen die Ramones zum ersten Mal auf der Bühne

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Ramones
Foto: Richard E. Aaron/Redferns/Getty Images

Sie kamen, spielten und siegten: Vor 50 Jahren beginnt die unglaubliche Geschichte der Ramones – mit einem sehr schnellen, sehr kurzen, sehr explosiven Set. Der Rest ist Punk-Geschichte.

von Björn Springorum

Denkt man an die Ramones, denkt man vor allem an ihre ekstatischen Shows im CBGB’s. Und während sie in diesem legendären Laden öfter spielen sollen als irgendwo sonst, beginnt ihre Karriere dennoch woanders. Ein wenig nördlich vom East Village, im Flatiron-Distrikt gleich östlich des Broadway, stehen 1974 die Performance Studios. Wie das CBGB’s, gibt es auch diesen zentralen Schuppen der US-amerikanischen Punkgeschichte heute längst nicht mehr.

Inspiriert von Paul McCartney

Und doch sollte an dieser Stelle mindestens ein Denkmal stehen, denn: Am 30. März 1974 spielen die Ramones dort ihr allererstes Konzert. Damals gibt es die Band erst wenige Wochen. John Cummings (Johnny Ramone) und Thomas Erdelyi (Tommy Ramone) wachsen in Queens auf und spielen schon seit sie Teenager sind in einer Garage-Band namens Tangerine Puppets. Die Siebziger kommen, und mit ihr ein musikalischer Umschwung. Douglas Colvin (Dee Dee Ramone) und Jeff Hyman (Joey Ramone) stoßen zur Band, von Dee Dee kommt auch die Idee zum Namen Ramones. Inspiriert von Paul McCartney, der sich in den Anfangstagen der Band noch Paul Ramon nannte, legen sich alle Mitglieder Pseudonyme zu. Unwissend ist damit der Grundstein für eine der legendärsten Bands aller Zeiten gelegt.

Schnell soll ihre Musik sein, wüst und rotzig, mit möglichst kurzen Songs und einer sehr ökonomischen Herangehensweise an Akkorde. Drei ist eigentlich schon zu viel, zwei Minuten für einen Song absolut ausreichend. Da schimmert natürlich Johnnys und Tommys Garage-Vergangenheit durch, aber auch das, was gerade in New York Citys Unterwelt brodelt: eine neue, harte, kompromisslose Herangehensweise an Rock’n’Roll, inspiriert von den New York Dolls oder Suicide. Punk wird auf in Straßen von New York City geboren – und mit den Ramones stößt 1974 die vielleicht wichtigste Band Amerikas zu einer wilden Gang aus Misfits und Ärgermachern.

Rotz, Humor und Respektlosigkeit

Am 30. März 1974 ist es dann soweit. Die Ramones stehen erstmals vor Publikum auf der Bühne. Sie spielen ein sehr schnelles, sehr ruppiges Set. Sieben Songs sind dokumentiert von diesem Abend, schon in den Titeln macht die Band ihre Abwehrhaltung deutlich: I Don’t Wanna Go Down To The Basement, I Don’t Wanna Walk Around With You, I Don’t Wanna Be Learned / I Don’t Wanna Be Tamed, I Don’t Wanna Get Involved With You oder I Don’t Like Nobody That Don’t Like Me heißen die Songs. Ja, was wollen sie denn eigentlich? Einfach: Now I Wanna Sniff Some Glue.

Diese neue Urgewalt voller Rotz, Humor und Respektlosigkeit verbreitet sich wie ein Lauffeuer in New York City. Am 16. August 1974 spielen sie dann erstmals im CBGB’s. Im Publikum ist damals auch Legs McNeil, Co-Gründer des einflussreichen Punk Magazine. Er beschreibt das CBGB-Debüt der Ramones so: „Sie trugen alle diese schwarzen Lederjacken. Und sie zählten jedes Lied an… und es war einfach diese Wand aus Lärm. Sie sahen so auffällig aus. Diese Typen waren keine Hippies. Das war etwas völlig Neues.“

Arm, aber sexy

Bis Ende 1974 sollen sie dort 74 Mal auf der Bühne gestanden haben. Für durchschnittlich 17 Minuten. 1975 gelten sie schon als Anführer dieser neuen Szene namens Punk. Als Malcolm McLaren mal aus Großbritannien über den Teich jettet und die Band live sieht, beschließt er, die Sex Pistols zu gründen und bringt damit den Punk auch ins Vereinigte Königreich – sehr zum Unbill der Monarchie. Seine Wurzeln, die hat der Punk aber in New York City. Und dort vor allem verkörpert von diesen Lederjacke tragenden Typen, die im April 1976 ihr wegweisendes Debüt veröffentlichen. Spannende Randnotiz: Der große kommerzielle Erfolg bleibt trotz aller schwärmerischen Kritiken aus. Aber das ist ja auch irgendwie durch und durch Punk.

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