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Popkultur

„Sound Of … Resistance“: Diese 5 frühen Rock’n’Roll-Heldinnen solltest du kennen

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Big Mama Thornton
Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Folge vier unseres uDiscover-Podcasts Sound Of … Resistance setzt sich mit Sister Rosetta Tharpe, der Godmother Of Rock’n’Roll auseinander, die alles und jeden von Chuck Berry bis Keith Richards beeinflusst hat. Hier kommen fünf weitere Pionierinnen des Rock’n’Roll, die viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen.

von Björn Springorum

Sister Rosetta Tharpe ist die Quelle für alles, was seither auf der Stromgitarre geschah. Sie brachte den Gospel in den Mainstream, war eine frühe Galionsfigur an der elektrischen Gitarre und beeinflusste jeden einzelnen frühen Rock’n’Roller – von Chuck Berry bis Little Richard, von Jerry Lee Lewis bis Elvis. Unsere vierte Podcast-Folge setzt sich ausführlich mit der Vita dieser viel zu wenig beachteten Legende auseinander, hier kommen fünf weitere Heldinnen des frühen Rock’n’Roll, die ebenfalls viel zu lange übersehen wurden.

1. Ruth Brown

Eigentlich gilt Ruth Brown als Queen Of R&B. Geboren 1928 in Virginia, wird sie 1950 als eine der ersten Künstlerinnen überhaupt von Atlantic Records unter Vertrag genommen. Sie nimmt mehr als 100 Singles für das Label auf und macht es eigenhändig weltberühmt. Neben Jazz und R&B ist Ruth Brown aber auch in Sachen Rock’n’Roll eine echte Pionierin und Vorkämpferin für mehr Frauenrechte in der Musik. Songs wie Sweet Baby Of Mine illustrieren diese andere Seite der 1993 in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommenen Künstlerin. Ihren Einfluss nutzte Brown auch für die Rechte von Künstler*innen und gewann sogar einen Rechtsstreit gegen Atlantic Records.

2. Memphis Minnie

When The Levee Breaks kennen wir alle als grandiosen, unsterblichen Song von Led Zeppelin. In Wirklichkeit haben ihn aber weder Robert Plant noch Jimmy Page geschrieben – sondern Memphis Minnie! Dahinter steckt eine Musikerin namens Lizzie Douglas, 1897 irgendwo in Mississippi geboren und seit ihrem achten Lebensjahr wie wild an der Gitarre unterwegs. 1910 – mit 13 – rennt sie von zuhause weg, lässt sich als Straßenmusikern an der Beale Street in Memphis nieder, wird entdeckt und nimmt in den Dreißigern für Columbia und Decca auf. Sie ist von Anfang an für ihr Schicksal verantwortlich und gilt als großes Vorbild für autarkes Dasein im Musikbetrieb. Minnie, so sagte Gitarrist Big Bill Broonzy mal, „kann so gut picken und singen wie jeder Mann, den ich je gehört habe; sie kann eine Gitarre zum Weinen bringen, zum Stöhnen, zum Reden und zum Pfeifen.“ Sie wusste außerdem, wie man sich durchsetzt und trug, wenn nötig, auch eine Pistole bei sich. Neben Led Zeppelin haben auch Jefferson Airplane oder Donovan ihre Lieder gecovert.

3. Carol Kaye

Von einer Bühne werden Carol Kaye die wenigsten kennen. Doch wer seit den späten Fünfzigern nicht vollkommen an der Rock- und Popmusik vorbeigelebt hat, wird sie schon gehört haben: Kaye gilt als eine der produktivsten Studiomusikerinnen aller Zeiten. Geboren 1935 und seit den späten Fünfzigern im Studio im Einsatz, ist ihre Bassgitarre in über 10.000 Songs zu hören! Und das nicht in irgendwelchen: Die First Lady Of Bass hat auf Songs von Künstler*innen wie Frank Zappa, Frank Sinatra, The Beach Boys, Ray Charles, Simon And Garfunkel, The Supremes und vielen, vielen anderen mitgewirkt – La Bamba, These Boots Are Made For Walkin’ oder Bang Bang würden ohne sie anders klingen. Sie spielte mit Sam Cooke, arbeitete für Phil Spector und an Soundtracks mit Quincy Jones. In den Sechzigern vollbringt sie wahre Wunder mit ihrem Fender Precision Bass, ist Teil der legendären Session-Bande Wrecking Crew aus Los Angeles. Mit das größte Lob kam mal von Paul McCartney, der sagte, sein Bassspiel auf Sgt Pepper war von ihrer Arbeit auf Pet Sounds von den Beach Boys beeinflusst. Eine Frau, die sich in der Männerdomäne der Studiomusiker nicht nur behauptet, sondern alle überflügelt… Das bringt auch Quincy Jones zu einer grundlegenden Feststellung: 2001 sagte er in seiner Autobiografie, dass „Frauen wie Fender-Bassistin Carol Kaye alles konnten und die Männer in den Schatten stellten.“

4. Wanda Jackson 

Wanda Jackson gilt als eine der ersten Frauen, die ihren Weg im Rock’n’Roll machten ohne davor in Sachen Jazz oder R&B unterwegs gewesen zu sein. In den Fünfzigern teilt sie die Bühne mit Elvis Presley, wird Queen Of Rockabilly genannt. Sie zeigt einer ganzen Generation von Frauen, dass Rockmusik keine Männersache ist, und bereitet die Bühne für all die Debbie Harrys und Joan Jetts, die nach ihr kommen sollten – mit alles andere als lieblichen oder „süßen“ Songs, sondern mit Empowerment-Hymnen voller Furor. 2011, im Alter von 73 Jahren, veröffentlichte sie dann sogar noch ein Album mit Jack White von den White Stripes (The Party Ain’t Over), mit dem sie die älteste Künstlerin wurde, die jemals in die US-Charts eingestiegen ist.

 5. Big Mama Thornton

Ganze drei Jahre, bevor Elvis Presley den Hound Dog im Fernsehen heulte, schmetterte Big Mama Thornton die Originalversion: Ein Kraftpaket von einem Song aus dem Jahr 1953, das sich vierzehn Wochen in den Billboard Rhythm And Blues Charts hielt, davon sieben auf der Eins. Wie so viele andere frühe weibliche Figuren des Rock’n’Roll, haut auch Willie Mae Thornton mit 14 Jahren aus dem ländlichen Alabama ab, lässt das Leben als Pfarrerstochter hinter sich und lebt sieben Jahre als reisende Bluessängerin, Schlagzeugerin (!) und Mundharmonikaspielerin. 1948 landet sie in Houston und schreibt dort den schwelenden Bluessong Ball And Chain, der zu einem der größten Hits von Janis Joplin werden soll. Und Elvis? Obwohl er angeblich nichts von den Ursprüngen von Hound Dog wusste, wurde Thorntons Version im Laufe der Jahre immer beliebter. Das Smithsonian Magazine bezeichnete sie vor einiger Zeit als „eine Hymne der Schwarzen Frauenpower.“

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