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Popkultur

Stoner Rock: 10 Band-Empfehlungen für den Einstieg

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Monster Magnet im Jahr 1998. Foto: Martyn Goodacre/Getty Images

Starke Verzerrung, langsames Tempo, tiefe Bässe: Man hört dem Stoner Rock seine Wurzeln im Marihuanakonsum an. Doch hinter dem Begriff verbirgt sich viel mehr als nur „Kiffer-Rock“. Angefangen hat alles in der Wüste von Kalifornien.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch einige unserer Stoner-Rock-Empfehlungen anhören:

Dort entsteht zu Beginn der Neunziger die sogenannte Palm-Desert-Szene, die eine völlig eigene Spielart der Rockmusik hervorbringt: den Desert Rock. Psychedelic Rock, Blues, Heavy Metal, Punk, Alternative — all das bringen die Musiker*innen in der Wüste unter einen Hut, jammen stundenlang gemeinsam in den unterschiedlichsten Konstellationen und spielen sich teilweise in Trance. Zu diesen Musiker*innen zählen auch John Garcia, Josh Homme, Nick Oliveri und Brant Bjork. Und genau diese vier Herren gründen später eine Band, die heute als Urgestein des Stoner Rock gilt: Kyuss.

1. Kyuss

Los geht es 1987 unter dem Namen Katzenjammer, 1989 folgt die Umbenennung in Sons Of Kyuss. In die Geschichtsbücher gehen Sänger Garcia, Leadgitarrist Homme, Rhythmusgitarrist Oliveri und Schlagzeuger Brant Bjork aber als Kyuss ein. Von 1991 bis 1995 veröffentlichen die Kalifornier vier Alben, vor allem die beiden Spätwerke Welcome To Sky Valley (1994) und …And The Circus Leaves Town (1995) gehören in jede gut sortierte Sammlung. Der atemlose Gesang von Garcia, die penetranten Riffs von Homme und Oliveri, der entspannt-jazzige Trommelstil von Bjork: All das macht Kyuss aus. 1995 löst sich die Band wieder auf. Homme gründet eine nicht ganz unbekannte Truppe namens Queens Of The Stone Stage. Die anderen Mitglieder verteilen sich auf Combos wie Mondo Generator, Hermano, Unida — und Fu Manchu.

Anspieltipps: Hurricane; One Inch Man; El Rodeo; Green Machine; Demon Cleaner

2. Fu Manchu

Eigentlich beginnen Fu Manchu als Hardcore-Punk-Band, zunächst unter dem Namen Virulence. Erst 1990 verpassen sich die Kalifornier ein neues Gewand, bis zu ihrem Debüt No One Rides For Free lassen sie sich noch einmal weitere vier Jahre Zeit. Zugegeben: Den monotonen Gesang von Frontmann Scott Hill muss man mögen. Doch im weiteren Verlauf der Neunziger veröffentlichen Fu Manchu Granatenplatten wie Daredevil (1995), In Search Of… (1996) und The Action Is Go (1997). Mit letzterer gelingt Fu Manchu der internationale Durchbruch, denn der Song Evil Eye landet im legendären Soundtrack zum Videospiel Tony Hawk’s Pro Skater 2. Übrigens: Wer vor allem die frühen Jams der Gruppe mag, sollte sich auch Nebula anhören, gegründet von den ehemaligen Fu-Mitgliedern Eddie Glass und Ruben Romano.

Anspieltipps: Ojo Rojo; Evil Eye; Anozider; Mongoose; Written In Stone

3. Monster Magnet

Nun reisen wir zum anderen Ende der USA, denn Monster Magnet legen ab 1989 in New Jersey los. Die Stoner-Rock-Szene dort ist übersichtlich, doch die Gruppe um Frontsau Dave Wyndorf überstrahlt alles. Dopes To Infinity kann 1995 erste Erfolge einfahren, mit Powertrip (1998) gelingt der große Durchbruch. Wirklich jeder Rockfan hat den Namen Monster Magnet Ende der Neunziger schon einmal gehört. Mit der Single Space Lord landet die Band sogar einen Radiohit und geht mit Größen wie Aerosmith, Metallica und Rob Zombie auf Tour. In kommerzieller Hinsicht gibt es im Stoner Rock keine erfolgreichere Band als Monster Magnet.

Anspieltipps: Negasonic Teenage Warhead; Dopes To Infinity; Space Lord; Powertrip; Unbroken (Hotel Baby)

4. Clutch

Clutch aus Maryland kennt man vor allem dafür, dass sie ihr eigenes Ding machen und extrem clevere, sehr bluesige Musik schreiben, sowohl in musikalischer als auch in lyrischer Hinsicht. Auch um die geschäftliche Seite kümmert sich die Gruppe selbst: Seit 2008 stehen Clutch bei ihrer eigenen Plattenfirma Weathermaker Records unter Vertrag. Legendäre Alben wie Clutch (1995), The Elephant Riders (1998) und Blast Tyrant (2004) gehören bis heute zum Inventar des Stoner Rock und auch spätere Platten wie Earth Rocker (2013), Psychic Warfare (2015) oder Book Of Bad Decisions (2018) stehen dem frühen Werk der US-Amerikaner in nichts nach.

Anspieltipps: Electric Worry; The Elephant Riders; The Mob Goes Wild; The Regulator; Spacegrass

5. Sleep

Als „ultimative Stoner-Rock-Band“ wurden Sleep beschrieben. Kein Wunder, denn ihr Album Dopesmoker (2003) ist nichts anderes als ein Meisterwerk. Hier findet sich alles, was den Stoner Rock ausmacht: heruntergestimmte Bassgitarren, Gitarrenriffs in Zeitlupe oder ständige, hypnotische Wiederholungen. Und, nun ja, Marihuana spielt auch eine Rolle. Auf fast religiöse Art und Weise bauen Sleep die ikonischen Cannabisblätter in ihre Designs ein und lassen wirklich keinen Zweifel daran, welche Pflanzen sie gerne mit Tabak vermischen. Fans der amerikanischen Metalband High On Fire kennen Sleep sowieso längst, denn die beiden Gruppen teilen sich den Gitarristen und Sänger Matt Pike.

Anspieltipps: Dragonaut; Dopesmoker; Holy Mountain; Marijuanaut’s Theme; The Druid

6Yawning Man

Yawning Man zählen zu den Ursprüngen des Desert Rock und finden lange Zeit vor allem dort statt, wo sie herkommen: in der Wüste. Bis 2005 veröffentlicht die Band noch nicht einmal ein Album. Ob in Garagen oder mitten im Sand: Yawning Man finden überall Gelegenheiten zum Jammen. Und sie haben Zuschauer*innen. Mitten in der Wüste gibt es natürlich keinen Strom, also müssen Benzingeneratoren herhalten, um die Instrumente der Gruppe mit der entsprechenden Power zu versorgen. Was die Jungs dort spielen, legt nicht nur den Grundstein für die weitere Entwicklung des Desert Rock, sondern auch für den Stoner Rock. Fun-Fact: Percussionist Alfredo Hernandez trommelt auch auf dem letzten Kyuss-Album …And The Circus Leaves Town. Bei Catamaran handelt es sich sogar um einen Song, der ursprünglich von Yawning Man stammt.

Anspieltipps: Perpetual Oyster; Rock Formations; Black Kite; Macedonian Lines; Catamaran

7. Fatso Jetson

Wenn es einen Namen gibt, der unzertrennlich mit der Geschichte des Desert Rock verwoben ist, dann den von Mario Lalli. Der spielt vorher schon bei Yawning Man (siehe oben) und gründet 1994 Fatso Jetson. Auf Stoner Rock lässt sich der Stil der Gruppe nicht beschränken, denn Fatso Jetson bringen auch Elemente aus Punk, Jazz und Surfmusik in ihren Kompositionen und Improvisationen unter. Dennoch nimmt die Band um Frontmann Lalli großen Einfluss auf die Entwicklungen in der Wüste und darüber hinaus. Brant Bjork von Kyuss und Fu Manchu trommelt kurzzeitig hier, auch Jesse Hughes zählt zu den ehemaligen Bandmitgliedern. Inzwischen ist Hughes der Frontmann der Eagles Of Death Metal.

Anspieltipps: Pleasure Bent; Superfrown; Light Yourself On Fire; Heavenly Hearse; Magma

8. Orange Goblin

Für Orange Goblin müssen wir kurz in den Flieger steigen, denn diese Stoner Rocker kommen aus England. Stilistisch suppt die Gruppe schon stark Richtung Metal, klingt also deutlich härter als die meisten ihrer Genrekolleg*innen. Dazu passen Erscheinung und Klang von Frontmann Ben Ward perfekt, denn der haarige Hüne klingt, als gurgele er jeden Morgen mit Whiskey, rostigen Nägeln und einer Hand voll Welpenzähne. Mit Alben wie Frequencies From Planet Ten (1997), Time Travelling Blues (1998), The Big Black (2000) und Coup De Grace (2002) haben die Briten dem Stoner Rock eine Menge Krachanteil verpasst, mit Thieving From The House Of God (2004), Healing Through Fire (2007) und A Eulogy For The Damned (2012) führen sie ihre Mission fort. Back From The Abyss (2014) landet sogar in den britischen Charts, wenn auch nur auf Platz 98. Wem der Stoner Rock grundsätzlich zu verschlafen ist, sollte hier trotzdem ein Ohr riskieren.

Anspieltipps: Red Tide Rising; Heavy Lies The Crown; Beginner’s Guide To Suicide; Sons Of Salem; Blue Snow

9. Masters Of Reality

Nun bewegen wir uns noch einmal kurz zu den Wurzeln des Desert Rock, auch wenn die Masters Of Reality gar nicht aus der Wüste stammen, sondern aus New York. Dennoch nimmt vor allem der musikalische Leiter Chris Goss großen Einfluss auf die Entwicklungen in der Szene, spätestens seit seinem Umzug nach Kalifornien zu Beginn der Neunziger. Ob sein eigenes bahnbrechendes Debüt Masters Of Reality oder sein Mitwirken an Alben von Kyuss, Queens Of The Stone Age, Mondo Generator, Fatso Jetson oder Nebula: Hier laufen viele Fäden zusammen.

Anspieltipps: Rabbit One; King Richard TLH; Third Man On The Moon; She Got Me (When She Got Her Dress On); J.B. Witchdance

10. Truckfighters

„I’m running out of fuuueeel“, singt gerade jeder im Kopf, der dieses schwedische Trio kennt. Desert Cruiser ist zweifelsohne der größte Hit der Truckfighters — wenn man denn von einem Hit sprechen mag, wenn es um eine Gruppe geht, die jahrelang zu den am besten bewahrten Geheimnissen des Stoner Rock zählte. Erst mit Universe (2014) konnten die Truckfighters so richtig auf sich aufmerksam machen. Zum Glück, denn diese Herren stammen zwar aus der Mitte Schwedens, wirbeln aber mehr Wüstenstaub auf, als viele ihrer amerikanischen Kolleg*innen, einerseits durch ihre abwechslungsreichen Kompositionen und ihre virtuosen Fähigkeiten an ihren Instrumenten, andererseits durch ihren unvergleichlichen Bubencharme. Wer diese Band einmal live gesehen hat, ist süchtig.

Anspieltipps: Desert Cruiser; Calm Before The Storm; Mind Control; Gargarismo; Hawkshaw

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