Zeitsprung: Am 29.10.1990 erscheint „Traveling Wilburys Vol. 3“.

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Tom Petty und Bob Dylan, als Teil der 'Traveling Wilburys', bei einem Konzert 1987. Foto: Dave Hogan/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 29.10.1990.

von Timon Menge und Christof Leim

„Supergroups“ gibt es einige, doch die wenigsten klingen tatsächlich super. Die Traveling Wilburys bilden eine beeindruckende Ausnahme. Auf den verstorbenen Roy Orbison alias Lefty Wilbury muss die Band für ihr zweites Album verzichten — und das gerät deshalb auch gleich etwas rauer. 

Hier könnt ihr euch Traveling Wilburys Vol. 3 anhören:

Eine All-Star-Truppe mit George Harrison, Bob Dylan, Tom Petty, Roy Orbison und Jeff Lynne? Das kann doch gar nicht sein. Doch, kann es! 1988 veröffentlicht das hochkarätige Ensemble sein erstes Album Traveling Wilburys Vol. 1. Dafür überlegen sich die Musiker Pseudonyme: Harrison wird zu Nelson Wilbury, Dylan zu Lucky Wilbury, Petty zu Charlie T. Wilbury, Orbison zu Lefty Wilbury und Lynne zu Otis Wilbury. 

Die Traveling Wilburys, hier noch mit Roy Orbison. Foto: Promo

An ihrer ersten gemeinsamen Platte haben die Herren großen Spaß, auch der kommerzielle Erfolg kann sich sehen lassen. Die Zeichen stehen auf „Weitermachen“. Doch noch im Jahr der Veröffentlichung kommt es zu einer Tragödie: Roy Orbison stirbt überraschend an einem Herzinfarkt, kurz nach seinem großen Comeback Ende der Achtziger.

Das zweite Album entsteht ohne „Lefty Wilbury“

Die Nachricht von Orbisons Tod trifft die restlichen Wilburys hart. Nach Überlegungen, ob es überhaupt weitergehen soll, beschließt das Quartett, ein weiteres Album aufzunehmen. Die Sessions gehen von April bis Juli 1990 über die Bühne, Harrison und Lynne übernehmen (genau wie beim Debüt) die Produktion. Warum die zweite Veröffentlichung Vol. 3 heißt? Laut Jeff Lynne handelt es sich dabei um eine Idee von Harrison. „Lasst uns die Mistkerle verwirren!“, soll der Ex-Beatle gesagt haben. Für weiteres Durcheinander sorgt die Umbenennung der Bandmitglieder: Harrison heißt nun Spike Wilbury, Dylan verpasst sich den Vornamen Boo, Petty wird zu Muddy Wilbury und Lynne zu Clayton Wilbury. Äh, ja… Musikalisch geht aber auch auf der Nummer zwei einiges.

Tom Petty und Bob Dylan, als Teil der ‘Traveling Wilburys’, bei einem Konzert 1987. Foto: Dave Hogan/Getty Images

Da wäre zum Beispiel der erste Song She’s My Baby, ein straighter Rocker und zugleich das wohl stärkste Stück der Platte. (Das Gitarrensolo stammt von niemand Geringerem als dem legendären Gary Moore.) Mit If You Belonged To Me und 7 Deadly Sins gibt es zwei hochwertige Nummern von Bob Dylan, Gemeinschaftswerke wie Inside Out, The Devil’s Been Busy und Poor House überdauern bis heute. Where Were You Last Night? zeigt Dylans und Harrisons Genialität, Cool Dry Place einen Tom Petty in Höchstform. Mit You Took My Breath Away verneigen sich Petty und Jeff Lynne vor dem verstorbenen Roy Orbison, bevor es mit dem Wilbury Twist noch einmal richtig zur Sache geht. 

„Wir schnappen uns einen Flugzeugträger und folgen der Sonne!“

Auf Tour geht die Band nicht. „Wir haben Witze darüber gemacht“, erklärt Jeff Lynne in der Biografie George Harrison: Behind The Locked Door. „George sagte sowas wie ‚Okay, wir schnappen uns einen Flugzeugträger und folgen der Sonne. Wir spielen auf Hawaii, in der Karibik, an all diesen tollen Orten.‘ Wir haben das natürlich nie gemacht, aber er hatte einen Blick darauf geworfen.“ In den Jahren danach gibt es immer wieder Mutmaßungen darüber, ob die Traveling Wilburys wohl noch ein Album veröffentlichen werden. Mit George Harrisons Tod im Jahr 2001 erledigt sich diese Frage, denn gilt er als Quasi-Bandleader. Schade… Denn die Traveling Wilburys waren eine der wenigen Supergroups, die echt super waren.

Zeitsprung: Am 6.12.1988 erliegt Roy Orbison einem Herzinfarkt.

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