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Popkultur

Zeitsprung: Am 10.6.1975 landen die Eagles mit „One Of These Nights“ ihre erste Nr. 1.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 10.6.1975.

von Christof Leim

Auf ihrem vierten Album One Of These Nights spielen die Eagles mehr Rock und weniger Country. Das verschafft ihnen ihre erste Nummer Eins in den USA und macht sie international zu Stars. Nur einer ist nicht zufrieden.

Hört hier in die besten Eagles-Songs rein:

Mit ihren ersten drei Platten haben die Eagles ganz gut vorgelegt. Ihre entspannte und musikalisch ausgefuchste Melange aus Rock, Country und Folk definiert einen typisch kalifornischen Sound, sehr amerikanisch und wie gemacht für das Radio. Mit der Single Best Of My Love vom Album On The Border (1974) können sie zum ersten Mal die Spitze der Hitparade erklimmen. Verstärkt durch den neuen Gitarristen Don Felder machen sie sich Ende 1974 an die Arbeit für One Of These Nights.

Die vierte Platte bringt die Eagles sogar auf das Cover des „Rolling Stone“. Quelle:www.theuncool.com

Mittlerweile haben sich Glenn Frey (Gesang/Gitarre) und Don Henley (Gesang/Schlagzeug) zu einem kompetenten Songwriting-Team entwickelt. Sie teilen sich ein Haus in Beverly Hills und schreiben vier der neun Songs für das neue Album, an drei weiteren arbeiten sie zusammen mit den Kollegen Felder, Bernie Leadon (Gitarre) und Randy Meisner (Bass). Das lohnt sich: Gleich mehrfach landen die Singles in den US-amerikanischen Top Ten.

Mehr Rock

Mit dem Titelstück One Of These Nights versucht das Duo Frey/Henley bewusst, vom bisherigen Country- und Balladensound wegzukommen. Das Ergebnis klingt rockiger, aber auch ein bisschen nach R&B und Disco. Das könnte daran liegen, dass die Bee Gees im Studio nebenan aufnehmen, als die Eagles Teile des Stückes in Miami einspielen. Die Nummer erscheint drei Wochen vor dem Album und schafft es bis auf den ersten Platz – ein gutes Zeichen also.

Ein weiterer Höhepunkt der Scheibe heißt Lyin’ Eyes. Die Idee kommt den beiden Songwritern, als sie in einem Restaurant in Los Angeles eine wunderschöne junge Dame mit einem viel älteren, offensichtlich reichen Mann sehen – und die „emotionale Motivation“ der Dame in Frage stellen. Frey entfährt der Satz „She can’t even hide those lyin’ eyes“. Damit schreibt sich die countryeske Nummer mit den großartigen Gesangsharmonien fast von selbst. Sie klettert als Single im folgenden September bis auf Platz zwei und verschafft der Band gleich eine doppelte Grammy-Nominierung, einen davon gewinnen sie sogar. An der dritten Auskopplung Take It To The Limit (November 1975) schreibt Bassist Randy Meisner mit, er übernimmt auch den Leadgesang. Die sehr ruhige Nummer im Walzertakt (!) erreicht Platz vier.

Hauptsache Frieden

Gitarrist Bernie Leadon hat seine Finger bei drei Tracks im Spiel. Einen davon schreibt er mit seiner Freundin Patti Davis, der Tochter von Nancy und Ronald Reagan. Er heißt I Wish You Peace und beschließt das Album. Laut Don Henley kommt das Stück nur auf die Platte, um den Frieden in der Band zu wahren. Im Instrumental Journey Of The Sorcerer aus Leadons Feder dominieren Banjo und Streicher. Die Nummer wird später als Titelmusik für die großartige Science-Fiction-Satire The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy verwendet.

Alle drei Singles von „One Of The Nights“ schaffen es in die US-Top Ten.

Rückblickend nennt Don Henley in einem Interview mit dem Journalisten Cameron Crowe die Ära der Entstehung von One Of These Nights „die satanische Country-Rock-Phase“ der Band: „Das waren dunkle Zeiten in Amerika, politisch und musikalisch. Wir haben uns gefragt, wie wir etwas Geschmackvolles schreiben können, mit dieser Art von Beat, das aber trotzdem gefährliche Gitarren enthält. Wir wollten den damaligen Geist einfangen.“ Sein Partner Glenn Frey hält das Werk für die „flüssigste und schmerzfreieste Platte“, die sie jemals gemacht haben, und zeigt sich zufrieden mit der Qualität der Stücke. Generell fusioniert One Of The Nights die wesentlichen Elemente des Eagles-Sounds, nämlich Rock, Country und Folk, auf einem noch höheren Niveau und kombiniert sie mit tollen Gesängen, virtuosem Spiel und cleveren Texten zwischen Desillusion und Hoffnung. Dabei kommt die Rock-Seite stärker zum Vorschein als früher, was nicht allen gefällt: Gründungsmitglied Leadon würde lieber mehr Country spielen…

Die Eagles mit ihrem neuen Gitarristen Joe Walsh (Mitte)

Erste Nummer Eins

One Of These Nights erscheint am 10. Juni 1975 und steigt als erstes Eagles-Album bis ganz an die Spitze. Es wird für einen Grammy („Album Of The Year“) nominiert, auch das Artwork von Boyd „El Chingadero“ Elder wird ein Kandidat für „Best Album Package“. In Deutschland reicht es für Platz 49. Trivia-Freaks dürfen sich über einen Gag auf den ersten Vinyl-Pressungen freuen: In die Auslaufrillen der beiden Seiten lässt die Band die Worte „Don’t worry…“ und „…nothing will be O.K.!“ gravieren. Die Band begibt sich auf die bisher größte Tour ihrer Karriere, unter anderem mit Fleetwood Mac als Vorgruppe. Im Anschluss steigt Bernie Leadon aus und wird durch Joe Walsh ersetzt. Am 25. September 1975 ziert die Truppe sogar das prestigeträchtige Cover des Rolling Stone. Mit ihrer vierten Scheibe haben die Eagles damit endgültig den Durchbruch geschafft – und nehmen Anlauf für eines der erfolgreichsten Alben der Siebziger: Hotel California (1976). Aber das ist mal wieder eine andere Geschichte…

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