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Popkultur

Zeitsprung: Am 10.7.1968 verkündet Eric Clapton das Ende der Supergroup Cream.

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"Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 10.7.1968.

von Christof Leim und Tom Küppers

Die „Supergroup“: Ein Begriff, der immer dann bemüht wird, wenn bereits etablierte Stars gemeinsame Sache machen. Doch leider entpuppen sich nur wenige dieser Versuche als erfolgreich. Zu inkompatibel sind üblicherweise Erwartungen, Egos und künstlerischer Ausdruck, zu gering die Bereitschaft, für das Team zurückzustecken. So lief es leider auch beim englischen Rock-Trio Cream mit Eric Clapton, Ginger Baker und Jack Bruce. Immerhin konnte die Band in ihrer kurzen, aber intensiven Karriere der Welt der lauten Musik heftige Impulse gegeben.

Hier könnt ihr die Songs von Cream reinhören:

London gilt in den Sechziger Jahren als Metropole der britischen Rock- und Pop-Musik. Die bekanntesten Vertreter sind natürlich die Beatles (auch wenn die aus Liverpool stammen) und die Rolling Stones, doch schon in der vermeintlich zweiten Reihe tummeln sich relevante und durchaus erfolgreiche Kapellen. Dazu gehören The Yardbirds, bei denen ein junger, über alle Maßen talentierter Gitarrist namens Eric Clapton für offene Münder sorgt. Irgendwann wechselt Eric zu John Mayall & The Bluesbreakers, in deren Umfeld er den Schlagzeuger Ginger Baker kennenlernt. Man kommt ins Gespräch, stellt fest, dass man mit der jeweiligen Bandsituation ziemlich unzufrieden ist, und beschließt, gemeinsame Sache zu machen.

Erfolgreiche Streithähne: Jack Bruce, Ginger Baker, Eric Clapton

Unbestreitbare Chemie

Für die Position des Bassisten wirft Clapton den Namen Jack Bruce in den Raum, was Baker zunächst vehement ablehnt. Der kennt den Vorgeschlagenen nämlich schon: Zwar haben die beiden in diversen Formationen bereits bewiesen, wozu sie als Rhythmussektion fähig sind, auf der menschlichen Ebene geraten sie leider immer wieder aneinander. Das führt sogar so weit, dass gegenseitig die Instrumente kurz vor Auftrittsbeginn sabotiert werden. Doch schon nach den ersten Proben mit Clapton steht selbst für die beiden Streithähne fest, dass diese Dreierkonstellation künstlerisch und wirtschaftlich viel zu viel Potenzial besitzt, um sich weiterhin gegenseitig das Leben schwer zu machen. Für’s Erste zumindest.

Die beiden ersten Cream-Alben legten den Grundstein für viel laute Rockmusik der folgenden Dekaden

Im Sommer 1966 feiert die Cream getaufte Band ihren Live-Einstand, zum Jahresende erscheint das Debüt Fresh Cream und schlägt sich recht wacker. Ihre volle Wirkung entfaltet das Trio allerdings auf der Bühne, wo es die Fans in immer größer werdenden Massen anlockt. „Irgendwann kam der Punkt, an dem draußen mehr Leute standen als drinnen“, blickt Baker später zurück. Mit dem zweiten Album Disraeli Gears (1967) gelingt dank des Überhits Sunshine Of Your Love ein Volltreffer.

Der Gitarrengott

Auch wenn alle drei Mitglieder ihre Instrumente hervorragend beherrschen, steht Clapton schnell im Mittelpunkt. Was er an den sechs Saiten zeigt, ist für die damalige Zeit unglaublich innovativ, weshalb er von Presse und Publikum zum gottgleich verehrten Idol ausgerufen wird. Was durchaus wörtlich zu verstehen ist: Denn da gibt es die Sache mit den Graffitis und dem Slogan  „Clapton is God“… Schon zu Yardbirds-Zeiten war dieser Schriftzug an mehreren Orten in London aufgetaucht, ohne dass jemand den Urheber kannte. Das an der Sache irgendwas faul sein muss, ahnt Clapton allerdings schon früh, wie er 2016 der englischen Zeitung Express erzählt: Das Management der Yardbirds hat seinerzeit für Auftritte einen Claqueur und Motivator für das Publikum engagiert, erinnert sich der Gitarrist. „Der hat halt dafür gesorgt, dass alle geklatscht oder gejubelt haben. Und ich hatte immer den Verdacht, dass er sich mal einen Topf Farbe und einen Pinsel geschnappt und den Spruch an die Mauern gemalt hat.“

Für Cream läuft es während dieser Zeit bestens dank eines erfolgreichen Albums und ausverkaufter Konzerte. Das Einzige, was diese Band aufhalten könnte, wäre ein wieder aufschwellender Streit zwischen Ginger Baker und Jack Bruce. Und genau so kommt es dann leider auch. Die beiden liefern sich auf der Bühne regelrechte Duelle darum, wer der Lauteste ist, und beharken sich auch sonst bei jeder Gelegenheit. Bei einer Show hat Clapton von diesem Theater so dermaßen die Nase voll, dass er einfach die Bühne verlässt. Angeblich bekommen das seine Kollegen nicht mal mit.

Zwei weitere Alben schaffen Cream noch, dann wird der Zank zu groß

Irgendwann reicht es

Nach den Aufnahmen zum dritten Album Wheels Of Fire verkündet Clapton am 10. Juli 1968, dass sich Cream nach dem Ende der kommenden Tournee auflösen werden. Eine Tour ziehen sie vorher jedoch noch durch. Die letzte Show spielen die drei am 26. November 1968 in der Royal Albert Hall in London. 1969 erscheint noch das Abschiedsalbum Goodbye, für das Cream neben Livemitschnitten sogar drei neue Studiosongs beisteuern.

Eine Reunion 2005 hält nur kurz, da genau die alten Probleme und Verhaltensmuster wieder zutage treten. Mit dem Tod von Jack Bruce im Oktober 2014 und dem Ableben von Ginger Baker fünf Jahre später hat sich die Frage nach einem weiteren Anlauf endgültig erledigt.

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Zeitsprung: Am 26.11.1968 spielen Cream ein enttäuschendes Abschiedskonzert.

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