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Popkultur

Zeitsprung: Am 28.2.1944 wird Storm Thorgerson, König der Plattencover, geboren.

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Storm Thorgerson
Foto: Chelsea Lauren/WireImage/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.2.1944.

von Andrea Leim und Christof Leim

Wenn man Pubertät und Hausaufgaben gemeinsam durchlebt, verbindet das – im Fall von Storm Thorgerson und den Jungs von Pink Floyd sogar ein Leben lang. Der Grafiker definiert die visuelle Präsenz der Band wie kein zweiter. Mit der Designagentur Hipgnosis schafft Thorgerson eine ganze Reihe ikonischer Artworks, die insbesondere den Sechzigern und Siebzigern ein Gesicht geben. Manche Leute sagen sogar: Der Mann hat die Hälfte unserer aller Plattensammlungen gestaltet…

Der Engländer Storm Thorgerson, der seinen Namen norwegischen Vorfahren zu verdanken hat, kommt am 28. Februar in Potters Bar in der britischen Grafschaft Middlesex zur Welt. Auf der High School lernt er beim Rugby den ein Jahr älteren Roger Waters kennen. Syd Barrett, Pink Floyds erster Sänger und Gitarrist, besucht ebenfalls diese Schule. Ihn kennt Thorgerson bereits, denn die Mütter der beiden Jungen sind eng befreundet. Und weil Syd nach der Schule häufig mit seinem Kumpel David Gilmour Musik macht, gehört der seit Jugendtagen auch zur Clique. Gilmour erinnert sich: „Das erste Mal haben wir uns alle als Teenager getroffen. Wir hingen regelmäßig im Sheep’s Green rum, einem Park am Fluss. Storm hat da immer seine Reden geschwungen, er war immer der lauteste und sprühte nur so vor Ideen und Begeisterung. Daran hat sich eigentlich auch nie etwas geändert.“

Zum Studium trennen sich die Wege der Freunde zunächst. Thorgerson lernt auf dem Royal College Of Art seinen späteren Geschäftspartner Aubrey Powell kennen und gründet mit ihm 1968 das Grafikstudio Hipgnosis. Ihr erster großer Auftrag kommt – natürlich – von Pink Floyd. Die beiden Designer entwerfen die Schallplattenhülle für A Saucerful Of Secrets und machen ihre Sache so gut, dass umgehend weitere große Aufträge folgen.

Der erste Auftrag für Thorgerson & Hipgnosis kommt natürlich von Pink Floyd

Gemeinsam entwerfen Thorgerson und Powell fortan einige der herausragendsten Plattencover der Geschichte, darunter auch legendäre Artworks wie Houses Of The Holy von Led Zeppelin, A Trick Of The Tail von Genesis und natürlich Pink Floyds The Dark Side of The Moon. Dieses ikonische Design entspringt einer nächtlichen Brainstorming-Sitzung von Powell und Thorgerson. Pink Floyd-Keyborder Richard Wright hatte den beiden lediglich eine Vorgabe gemacht: Das Cover sollte clean, elegant und grafisch sein (also keine Fotografie). Das war’s, genauere Vorstellungen gibt es nicht. Trotzdem oder deswegen ersinnen Hipgnosis eine in ihrer Einfachheit außergewöhnliche Plattenhülle.

Die Band zeigt sich vom abgebildeten Prisma sofort begeistert, und auch die Tatsache, dass weder Band- noch Albumname zu sehen sein sollen, nicken die Musiker ab. „Die Kunst, die Storm für Pink Floyd seit 1968 entworfen hat, gehört untrennbar zu unserer Arbeit“, würdigt David Gilmore Thorgersons Werke später.

Insgesamt, so schätzt Storm Thorgerson selbst, arbeitet er in den folgenden Jahren an rund 300 Plattencovern von so bekannten Bands wie Led Zeppelin, Black Sabbath, Deep Purple, Def Leppard, Scorpions, GenesisEuropeDream TheaterThe Cranberries, The Mars Volta, Muse und Biffy Clyro. (Die ganze beeindruckende Liste findet ihr hier.)

Immer wieder bestimmen surrealistische Elemente seine Arbeit: Er platziert Objekte meist außerhalb ihres üblichen Hintergrundes, um ihre Schönheit zu betonen. „Ich spiele gern mit der Realität und mag es, sie zu brechen“, wird er in einem Interview zitiert. Und in einem anderen sagt er: „Man kann ohnehin nicht 45 Minuten Musik in ein Bild zwängen.“

„Stomp 442“ von Anthrax: Auch diese Plattenhülle stammt von Hipgnosis

Die Musiker selbst zeigt er hingegen nur selten auf den Covern. Eine der wenigen Ausnahmen ist Peter Gabriel, der natürlich eine ganz eigene (und nicht ganz ernst gemeinte) Erklärung dafür anbietet: „Dass ich einer der wenigen Künstler bin, dessen Gesicht man tatsächlich auf einem Hipgnosis-Cover sieht, liegt sicher daran, dass Storm meine innere Schönheit erkannt hat.“

Thorgersons Cover zum Peter Gabriel-Album Melt von 1980

1983 lösen sich Hipgnosis auf, Thorgerson und Powell gründen Greenback Films und produzieren Musikvideos, etwa von Bruce Dickinson (Tattooed Millionaire), Robert Plant (Big Log) und natürlich Pink Floyd (Learning To Fly, The Dogs Of War) sowie den Soloprojekten von Gilmour und Wright. An Albumcovern arbeitet Storm Thorgerson Zeit seines Lebens weiter.

Der kalifornische Filmemacher Roddy Bogawa dreht sogar den Film Taken By Storm – The Art Of Storm Thorgerson And Hipgnosis, der 2015 erscheint und den man für ein paar Dollar online sehen kann.

2003 erleidet Thorgerson einen Schlaganfall, der ihn teilweise lähmt. Später wird eine unbekannte Krebsart bei ihm diagnostiziert. Mehrere Jahren kämpft er dagegen, erliegt der Krankheit jedoch am 18. April 2013 im Alter von 69 Jahren. In einem Nachruf schreibt David Gilmour, der Thorgerson bei seiner Hochzeit sogar zum Trauzeugen gemacht hatte: „Er war eine konstante Kraft in meinem Leben, sowohl beruflich als auch privat, eine Schulter zum Anlehnen, ein großartiger Freund. Ich werde ihn vermissen.“ Wir auch.

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