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Popkultur

Zeitsprung: Am 28.6.2010 spielt Malcolm Young sein letztes Konzert mit AC/DC.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.6.2010.

von Christof Leim

Ob sich damals schon absehen ließ, dass Malcolm Young zum letzten Mal auf der Bühne stehen würde, weiß man nicht. Doch als die Black Ice World Tour am 28. Juni 2010 im spanischen Bilbao zum Ende kommt, endet auch die Konzertkarriere des legendären Gitarristen, der AC/DC fast vier Dekaden lang als Kapitän, Anker und Motor angeführt hatte.

Hier könnt ihr Live At River Plate, den Mitschnitt der Tour, hören:

Die Zahlen der Black Ice World Tour können sich sehen lassen: Von 2008 bis 2010 spielt die Band 168 Gigs in 29 Ländern, dabei jubeln ihnen mehr als fünf Millionen Fans zu. Das sind im Schnitt um die 30.000 Menschen pro Show. Sieben Jahre hatte die Band sich seit den Konzerten zu Stiff Upper Lip nicht mehr blicken lassen, jetzt verbringen sie im Line-up Brian Johnson, Malcolm Young, Angus Young, Cliff Williams und Phil Rudd insgesamt 18 Monate auf der Straße. Auf dieser Rutsche spielen die Herren 80 Gigs in Nordamerika, 67 in Europa, 14 in Australien/Ozeanien, vier in Südamerika und drei in Asien. Nur zwei Termine werden in der ganzen Zeit abgesagt.

AC/DC live in Madrid 2009. Credit: www.vacacionesbulgaria.com

Große Triumphe & eine versteckte Tragödie

Auf der Setlist, die man hier nachlesen kann, und die sich während der gesamten Dauer nicht signifikant ändert, stehen vier Songs vom neuen Album Black Ice, ansonsten gibt’s Klassiker am laufenden Band. Die drei Gigs in Buenos Aires vor allabendlich 57.000 Leuten werden für das CD/DVD-Paket Live At River Plate mitgeschnitten. Dabei können sich vor allem die Videos sehen lassen: Die Leute singen sogar die Riffs mit, und der Wellengang ist Wahnsinn! Von Anfang an reißen sich die Fans um die Tickets: Das Mammutunterfangen als Ganzes spielt um die 440 Millionen US-Dollar ein, also über zweieinhalb Millionen pro Gig. Damit gehört die Unternehmung zu den in der Summe lukrativsten Touren aller Zeiten.

Doch für Malcolm Young läuft dieser Triumphzug nicht so einfach: Wie sein Bruder Angus erst Jahre danach in Interviews durchblicken lässt, kämpft schon zu den Aufnahmen von Black Ice mit Problemen wie Gedächtnisverlust und mangelnder Konzentration. Später sollte sich rausstellen, dass der Gitarrist an Demenz leidet. Während der Tour muss er deshalb immer wieder Riffs und Songs neu lernen, die er teilweise selbst geschrieben hatte. Krass. Doch der damals 57-Jährige zieht durch, „bis er nicht mehr weitermachen konnte“, wie Angus klarstellt. Das letzte Konzert von AC/DC mit Malcolm Young findet statt am 28. Juni 2010 im San Mamés Stadium im spanischen Bilbao vor 41,759 Fans. Der letzte Song, den er mit AC/DC spielt, ist For Those About To Rock.

Es kommt noch schlimmer

Damit nicht genug: Nach den Konzerten wird bei Malcolm sogar noch Lungenkrebs im Frühstadium diagnostiziert, der aber entfernt werden kann. Zudem muss ihm wegen eines nicht näher spezifizierten Herzproblems ein Schrittmacher eingesetzt werden. Am 16. April 2014 schließlich verkünden AC/DC, die sonst nie hinter die Kulissen blicken lassen, dass Malcolm Young aus gesundheitlichen Gründen eine Pause einlegt. Am 24. September 2014 schließlich geht ein Schock durch die Rockwelt, als bekanntgegeben wird, dass der Gitarrist nicht zur Band zurückkehren wird. Eine Zeitung enthüllt, dass er an Demenz leidet, was die Familie vier Tage später bestätigt. Damit verliert die größte Rock’n’Roll-Band der Band endgültig ihren Anführer. Malcolm lebt fortan in einem Pflegeheim in Sydney.

Sein Bruder Angus führt die Band weiter und veröffentlicht 2014 das Album Rock Or Bust, auf dem noch Songs von Malcolm zu hören sind. Im Studio und auf der Bühne übernimmt der Young-Neffe Stevie Young, der bereits 1988 einmal für eine Konzertreise eingesprungen war, als Malcolm seine Alkoholabhängigkeit in den Griff bekommen musste. Die folgende Rock Or Bust Tour findet nicht nur ohne Malcolm, sondern auch ohne Schlagzeuger Phil Rudd statt (für ihn spielt Chris Slade) und erweist sich als die (vorerst?) letzte mit Sänger Brian Johnson (für ihn übernimmt Axl Rose). Bassist Cliff Williams begibt sich im Anschluss in den Ruhestand. Wie es mit der Band weitergeht, weiß damals einzig und allein Angus Young. Bis Ende 2020 das Album Power Up erscheint – mit Angus, Brian, Cliff, Phil und Stevie. Aber das sind mal wieder andere Geschichten…

 

Wie sehr AC/DC die Welt der lauten Musik geprägt haben, steht außer Frage. Die Liste derunsterblichen Klassiker ist lang, mit Back In Black haben sie sogar eines der erfolgreichsten (und besten) Alben überhaupt hingelegt. Malcolms Lieblingsplatte soll übrigens Powerage gewesen sein. (Die Geschichte dazu könnt ihr hier nachlesen.). Er hat die Band geführt und dafür gesorgt, dass sie nicht einen Millimeter von ihrem Kurs abgewichen ist, selbst als Sänger Bon Scott 1980 verstarb oder geradlinige Rockmusik in den Achtzigern nicht so mehr gefragt war, aber mit Serienmördern in Verbindung gebracht wurde. Nicht zuletzt dank Malcolm Young bedeutet AC/DC in alle Ewigkeit: Rock’n’Roll, maximal simplifiziert und doch unfassbar schwierig.

Malcolm Young verstirbt schließlich am 18. November 2017 im Alter von 64 Jahren, siebeneinhalb Jahre nach seinem letzten Konzert. Unseren Nachruf auf das Leben dieses Rockgiganten könnt ihr hier lesen. Rest in peace.

Malcolms Youngs legendäre Gretsch

 

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