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Popkultur

Zeitsprung: Am 18.4.1974 rockt Mark Tremonti von Alter Bridge und Creed los.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 18.4.1974.

von Christof Leim

Dem Mann wird wohl schnell langweilig: Gleich drei Bands hat Mark Tremonti auf Bühnen in aller Welt gebracht, nämlich Creed, Alter Bridge und Tremonti. Heute feiert der umtriebige Gitarrist Geburtstag. Auch wenn er vielleicht gar keine Zeit für Glückwünsche hat: Hier kommt ein „Hurra!“ aus der Zeitsprung-Redaktion.


Hört hier in die besten Creed-Songs rein:

Klickt auf „Listen“ für das ganze Programm.

Im Vergleich zu vielen Kollegen, über die wir in dieser Reihe schreiben, hat Mark Tremonti noch gar nicht so viele Lebensjahre hinter sich. Ein hochdekorierter Millionenseller ist er trotzdem. Das passiert mitunter, wenn gleich die erste Platte einen Platinregen abwirft. Kennen wir ja alle.

Los geht die wilde Reise am 18. April 1974: Mark Thomas Tremonti kommt in Detroit zur Welt. Er wird früh zum Musikfreak und kauft mit elf seine erste Gitarre. Als seine Familie nach Orlando, Florida umzieht, gründet er die Band Wit’s End und lernt einen Sänger namens Scott Stapp kennen. Mark steht vor allem auf Heavy Metal: „Die erste Platte, die mich wirklich zu einem einem Fanatiker hat werden lassen, war Master Of Puppets von Metallica. Das ist vermutlich mein Lieblingsalbum aller Zeiten. Von da an habe ich nach dem härtesten, düstersten und rüdesten Zeug gesucht, dass ich finden konnte. Meine Freunde haben sich Slayer und Testament reingezogen, ich stand außerdem auf Black Flag und Ministry.“ Auch die Schweizer Satansrumpler Celtic Frost haben es ihm angetan. Wir sehen also: Der spätere Post-Grunge-Superstar war ein Headbanger-Nerd wie wir alle (könnt ihr ruhig zugeben, bleibt unter uns). Sogar Fantasy-Rollenspiele hat er gezockt (genauer: D&D).

Diese vier Burschen mischen ab 1997 die Charts auf: Creed zu Zeiten des ersten Albums

Für kurze Zeit studiert er BWL in South Carolina, kehrt aber rasch nach Florida zurück – und startet eine Band mit Scott Stapp und zwei weiteren Jungs aus der Gegend, dem Bassisten Brian Marshall und dem Schlagzeuger Scott Phillips. Creed sind geboren. Bis zur Rock’n’Roll-Weltherrschaft dauert es noch ein bisschen, weswegen Mark zwischenzeitlich als Koch in einer Filiale der Restaurantkette Chili’s arbeitet.



Damit ist bald Schluss: 1997 erscheint das Debüt My Own Prison, das sich als Megaknaller mit Platinauszeichnungen und Nummer-eins-Singles erweist. Mark Tremonti ist da 23 Jahre alt. Der Nachfolger Human Clay von 1999 geht sogar so schwungvoll durch die Decke, dass die Platte mit einem Diamond Award für über zehn Millionen in den USA verkaufte Alben ausgezeichnet wird. Die Single Higher läuft damals dermaßen oft im US-Rockradio, dass sich Leute wohl schon an Wind Of Change, Enter Sandman und andere überstrapazierte Klassiker erinnert fühlen. 2001 folgt noch ein Edelmetallalbum namens Weathered. Hier spielt Mark auch den Bass, weil Brian Marshall zwischenzeitlich wegen Streiterei mit Stapp ausgestiegen ist.



Creed gehören damit zu den weltweit erfolgreichsten Bands der so genannten Nuller Jahre, ob man das nun Post-Grunge, Alternative oder einfach modernen Hard Rock nennen will und auch wenn mancher Kuttenträger Anfang der Zweitausender schon beim Namen Creed aus Prinzip Rost an die Nieten kriegt. Ein Kapitän dieses Erfolges: Mark Tremonti, der mit Stapp sämtliche Songs schreibt. Die GEMA-Abrechnung würden wir gerne mal sehen.



Ein paar Jahre später zieht aber Ärger im Paradies auf: Die Instrumentalisten und der Sänger entfremden sich zusehends, Drogen halten Einzug, die Shows leiden, die Kommunikation ist im Eimer. Deshalb lösen sich Creed Mitte 2004 offiziell auf. Eine der größten Bands der Dekade ist damit Geschichte. Immerhin: Einen Job muss sich Tremonti da sicher nicht mehr suchen, und ein Chili’s-Restaurant könnt er sich vermutlich kaufen. Auf seinem Kamin steht zudem ein Grammy für den Creed-Song With Arms Wide Open, die Zeitschrift Guitar World ernennt ihn drei Jahre in Folge zum „Gitarristen des Jahres“. Läuft.

Hochdekorierter Gitarrrenheld der Nuller Jahre: Mark Tremonti – Pic: Austin Hargrave/Promo

Keine Musik zu machen, kommt allerdings nicht in Frage. Zeitweilig plant unser Mann eine Speed Metal-Combo namens Downshifter, an der auch Hatebreed-Schreihals Jamey Jasta und Slipknot-Trommler Joey Jordison beteiligt sein sollen, aber das Projekt kommt nicht in die Gänge. Mit seinen ehemaligen Kollegen Marshall und Phillips startet er schon vor dem Creed-Ende eine neue Band, für die sie einen unbekannten Sänger namens Myles Kennedy verpflichten, dessen Truppe The Mayfield Four mal im Vorprogramm gespielt hatte. (Eine gute Wahl offensichtlich: Heute singt der Mann auch noch bei Slash und ist als Solokünstler unterwegs. Mehr noch: Er stand sogar mal kurz bei Led Zeppelin auf dem Zettel, als die nach der Einmal-Reunion 2007 mit neuem Sänger weitermachen wollten. Respekt)

Alter Bridge 2013 – Pic: Austin Hargrave/Promo

Ihre neue Spielweise nennen die vier Musiker Alter Bridge nach einer Brücke in Detroit, die einen ordentlichen und einen gefährlichen Stadtteil verbindet. Zwischen 2004 und 2016 erscheinen fünf erfolgreiche Studioalben, auf denen der Gitarrist viel mehr als bei Creed seine Liebe zu Metal-Riffs und Sechs-Saiten-Gezauber rauslassen kann. Auch hier agiert er als maßgeblicher Songwriter und Background-Sänger. Damit hat Mark Tremonti die zweite Band auf große Bühnen weltweit geführt.



Zwischendurch raufen sich Creed nochmal für ein Album (Full Circle, 2009) und eine Tour zusammen, aber lange hält das nicht. Alter Bridge will sich unser Mann sowieso nicht nehmen lassen, ein fünftes Creed-Album wird geplant, aber nie produziert. Im Juni 2015 erzählt er gegenüber dem britischen Kerrang!: „Ich bin seit neun Jahren nicht mehr wirklich mit Scott befreundet.“ Damit dürfte das Thema durch sein.



Alter Bridge machen ungebremst weiter, aber anscheinend wird Tremonti trotzdem schnell langweilig (oder er ist froh, wenn er als verheirateter Vater zweier Söhne mal aus dem Haus kommt). Also startet er noch eine Band, singt da gleich selber und nennt sie der Einfachheit halber einfach Tremonti. Hier haut er noch mehr Metal-Riffs raus, achtet aber gleichzeitig auf die gewohnt melodischen Gesangslinien, an denen er seit jeher nach eigenen Aussagen genauso hart arbeitet wie an den instrumentalen Teilen. 2012 kommt das Debüt All I Was, danach bleibt Tremonti weiter hochproduktiv und schreibt so viele Songs, dass er einmal sogar zwei Alben auf einmal aufnimmt, die als Cauterize (2015) und Dust (2016) zeitversetzt erscheinen. Aus A Dying Machine (2018) macht er mit dem Science-Fiction-Autoren John Shirley sogar eine Metal-Rock-Oper. Zuletzt hat er sogar ein Album mit Frank-Sinatra-Coverversionen veröffentlicht. Nein, langweilig wird dem Mann nicht…



Titelfoto: Antje Naumann, AllSystemsRed/Wiki Commons

So war’s: Myles Kennedy in Bochum 2018

 

Popkultur

„Monsters Of California“: Alles über den UFO-Film von Blink-182-Sänger Tom DeLonge

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Tom DeLonge HEADER
Foto: Christopher Polk/Getty Images

Blink-182-Fans wissen: Frontmann Tom DeLonge hat nicht nur ein Faible für Rock, sondern auch für Roswell. Schon seit vielen Jahren interessiert er sich für UFOs, außerirdische Lebensformen und alles, was damit zu tun hat. Mit Monsters Of California bringt er bald seinen ersten Film raus. Und darin geht es natürlich um …

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Nine von Blink-182 anhören:

… genau. In Monsters Of California hängt der Teenager Dallas Edwards am liebsten mit seinen verpeilten Freund*innen herum. Eines Tages findet die südkalifornische Clique zufällig einige Unterlagen von Dallas’ Vater, die darauf schließen lassen, dass er beruflich mit mysteriösen und paranormalen Ereignissen zu tun hat. Die Jugendlichen verknüpfen ihre Erkenntnisse miteinander, stellen Theorien auf — und werden auf einmal von uniformierten Männern mit Maschinengewehren umstellt. Spätestens jetzt wissen sie, dass etwas Großem auf der Spur sind. Doch sie haben natürlich noch keine Ahnung, wie groß ihre Entdeckung wirklich ist …

Tom DeLonge: Pop-Punk-Ikone und UFO-Fan

Die meisten kennen Tom DeLonge als Sänger und Gitarrist der erfolgreichen Pop-Punks Blink-182. Doch der Kalifornier ist auch ein ausgewiesener Alien-Fan, der sich in seiner Freizeit ausgiebig mit UFO-Sichtungen, Area-51-Theorien, außerirdischen Lebensformen und paranormalen Aktivitäten beschäftigt. (Mit dem Song Aliens Exist vom Blink-182-Album Enema Of The State brachte er DeLonge beiden Leidenschaften 1999 unter einen Hut — und genau diese Nummer ist natürlich auch im Trailer von Monsters Of California zu hören.) Immer wieder hinterfragt und forscht er im Namen der Wissenschaft nach Aliens und sucht Erklärungen für diverse Verschwörungstheorien. Schräg, oder?

DeLonges Engagement geht so weit, dass er am 18. Februar 2017 zum Beispiel den „UFO Researcher of the Year Award“ von OpenMindTV verliehen bekam. 2015 erzählte er in einem Interview von einer mutmaßlichen Begegnung mit Außerirdischen — während eines Camping-Trips nahe der sagenumwobenen Area 51. „Mein ganzer Körper hat sich angefühlt, als sei er statisch aufgeladen gewesen“, versicherte der Sänger. Auch Freunde von ihm könnten über Begegnungen mit Aliens berichten. Außerdem verfüge er über Regierungsquellen und auch sein Telefon sei aufgrund seiner Forschungen schon abgehört worden. Wenn er meint …

Monsters Of California: Wann startet der erste Film von Tom DeLonge?

In den USA läuft Monsters Of California am 6. Oktober 2023 an, doch wann der Streifen in Deutschland erscheinen soll, ist bisher nicht klar. So oder so: Der Trailer verspricht mindestens einen unterhaltsamen Kinobesuch — nicht nur für Blink-182-Fans.

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blink-182: Alle Studioalben im Ranking

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Popkultur

Zeitsprung: Am 29.9.1986 trumpfen Iron Maiden erneut auf mit „Somewhere In Time“.

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Foto: Cover

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 29.9.1986.

von Christof Leim

In den Achtzigern stürmen Iron Maiden von einem Triumph zum nächsten. Dabei reiben sie sich fast bis zur Überlastung auf, halten aber konsequent Kurs und Niveau und entdecken neue Sounds. Am 29. September 1986 erscheint Somewhere In Time – und Eddie wird zum Cyborg.

Hier könnt ihr das Album hören:

Die Geschichte von Somewhere In Time beginnt mit völliger Erschöpfung. Kann nach einer Welteroberung schon mal passieren: 1984 hatten die fünf Briten auf der World Slavery Tour elf Monate lang in 28 Ländern auf vier Kontinenten gespielt – und zwar satte 193 Shows vor geschätzten 3,5 Millionen Fans. Der Preis: Bruce Dickinson (Gesang), Steve Harris (Bass), Dave Murray (Gitarre), Adrian Smith (Gitarre) und Nicko McBrain (Schlagzeug) sind fix und fertig. Deshalb fordern die Musiker sechs Monate Pause. Daraus werden zwar nur vier, doch zum allerersten Mal seit Jahren steht die Maiden-Maschine ein Weilchen still. 

Neues Spielzeug

Die Konsequenzen hört man: Harris, Smith und Murray experimentieren mit Gitarrensynthesizern, mit denen sich Keyboardsounds über die Gitarre und den Bass erzeugen lassen. Dickinson indes zweifelt an seiner Motivation und will musikalisch in eine andere Richtung. Er komponiert vor allem akustisches (also stromloses, ruhiges) Material, das von den Kollegen und dem Produzenten aber abgelehnt wird. Der Sänger zeigt sich verletzt, freut sich aber darüber, für eine Weile „nur“  singen zu müssen. Für ihn springt Adrian Smith in die Bresche und liefert im Alleingang mehrere fertige Tracks, die auf einhellige Begeisterung stoßen und Somewhere In Time maßgeblich prägen sollten.

Futuristische Fahrzeuge, klassische Patronengurte: Iron Maiden auf dem Pressefoto für „Somewhere In Time“ – Foto: Aaron Rapoport/Promo

Erst im Januar 1986 geht es zurück ins Studio, genauer: in mehrere Studios. Drums und Bass nehmen Iron Maiden in den Compass Point Studios auf den Bahamas auf, in dem auch AC/DC Back In Black eingespielt hatten. Gitarren und Gesänge bringen die Musiker in den Wisseloord Studios im niederländischen Hilversum auf Band, abgemischt wird schließlich in den Electric Lady Studios in New York. Damit wird Somewhere In Time nicht nur zum teuersten Album der bisherigen Bandkarriere, sondern auch zum technisch ambitioniertesten. Wie für die Beständigkeit in der Maiden-Welt der Achtziger typisch, ändert sich an der sonstigen Formel wenig. Die Produktion übernimmt ein weiteres Mal Stammproduzent Martin Birch.

Fünf Minuten mindestens

Somewhere In Time erscheint am 29. September 1986 und steigt in Großbritannien auf Platz drei ein. In den USA schafft die Band mit Platz elf ihre bis dato beste Platzierung. Auf dem Cover prangt natürlich das unvergleichliche Iron Maiden-Monster Eddie in einem aufwändigen Science-Fiction-Gemälde. Schon im Intro der ersten Nummer, dem vom Film Blade Runner inspirierten Quasi-Titelstück Caught Somewhere In Time aus der Feder von Steve Harris, hören die Fans die besagten Gitarren-Synthesizer. Doch am grundsätzlichen Stil von Iron Maiden hat sich nichts geändert. Es galoppiert der Bass, wie es sich gehört, die Gitarren riffen, und Dickinson lässt seine Sirenenstimme aufheulen. Wo Iron Maiden drauf steht, ist Heavy Metal drin, vermutlich bis ans Ende aller Tage. Allerdings klingt Somewhere In Time insgesamt weniger rau, sondern bei gleichem Energieniveau erwachsener, vielschichtiger und, wenn mal so will, futuristischer.

Von den acht Songs fällt keiner kürzer aus als fünf Minuten aus, das Gros stammt von Steve Harris, drei Beiträge kommen von Adrian Smith. Dazu gehört die erste Single Wasted Years, in der Maiden so eingängig klingen wie es nur geht, ohne ihren eigenen Sound zu verlieren. Der Text erzählt von Heimatlosigkeit und Entfremdung – ein klarer Kommentar zur endlosen World Slavery Tour. Als Wasted Years drei Wochen vor dem Album als Single ausgekoppelt wird, sieht man auf dem Cover das Cockpit einer Zeitmaschine, in deren Armaturenbrett sich der Kopf von Eddie spiegelt. Der Grund: Sein neues Aussehen sollte nicht vor Erscheinen des Albums verraten werden, schließlich hat das Maskottchen mittlerweile Kultstatus erreicht.

Auf der Vorabsingle durfte Eddie sich noch nicht ganz zeigen…

Filme und Bücher als Inspiration

Das folgende Sea Of Madness, ein dramatischer Uptempo-Banger, stammt ebenfalls von Smith, setzt aber keine besonderen Akzente. Für Heaven Can Wait, einen Harris-Song über eine Nahtoderfahrung, rekrutieren Maiden die Gäste einer Kneipe, um die „Oh-Oh“ -Fußballchöre im Mittelteil einsingen zu lassen.

Das ebenso harte wie vertrackte The Loneliness Of The Long Distance Runner basiert nicht nur im Titel auf einer Kurzgeschichte des britischen Autoren Alan Sillitoe. Stranger In A Strange Land hingegen geht direkt ins Ohr und wird deshalb als zweite Single ausgekoppelt. Inspiriert wurde Adrian Smith hierfür durch ein Gespräch mit einem Arktisforscher, der einen gefrorenen Körper im Eis gefunden hatte. Vom gleichnamigen Science-Fiction-Roman von Robert A. Heinlein hingegen leiht sich Smith lediglich den Titel. 

Egal, wo und wann: Eddie ist immer cool

Die Credits für Deja-Vu teilt sich Harris mit Dave Murray, der im Schnitt für jedes zweite Album einen Song beisteuert. Alexander The Great stammt vom Bassisten alleine und reiht sich mit einer Spielzeit von achteinhalb Minuten in den Reigen der großen Maiden-Epen ein, diesmal mit explizit historischem Bezug.

Ein Cover wie ein Bildband

Ein sicherer Hit ist zweifelsfrei das Artwork der Platte: Hier steht Eddie als Weltraum-Terminator mit Cyborg-Auge und Laserpistolen in einer futuristischen Stadt, die vor Details nur so überquillt. Der Künstler Derek Riggs, der Künstler hinter diesem Werk, erinnert sich an den Arbeitsauftrag: „Wir haben uns eigens in Amsterdam getroffen und drei Tage lang über das Cover gesprochen. Sie wollten eine Kulisse wie in Blade Runner, eine Science-Fiction-Stadt.“ Um das zu erreichen, erschafft Riggs eine Skyline mit Werbeslogans und Firmennamen, die er größtenteils erfindet, um Copyright-Probleme zu vermeiden. Dabei dreht er richtig auf und auch ein wenig durch. 

Immense Detailfülle und jede Menge versteckte Späßchen: Das Artwork aus der Feder von Derek Riggs

Wer genau hinguckt, kann unter anderem erkennen: den Sensenmann und die Katze mit Heiligenschein von Live After Death, den abstürzenden Himmelsstürmer aus Flight Of Icarus, ein Flugzeug über der „Aces High Bar“ , das „Ancient Mariner Seafood Restaurant“, ein Straßenschild zur „Acacia Avenue“ , ein Konzertposter mit dem Ur-Eddie, die Dame aus Charlotte The Harlot, die Tardis aus Doctor Who, Batman, eine Uhr, die zwei Minuten vor Mitternacht anzeigt, das „Phantom Opera House“ , den Ruskin Arms Pub (eine der ersten Spielstätten der Band) sowie die exakt gleiche Straßenlaterne wie auf dem Cover des Debüts. Irgendwo steht sogar auf Japanisch „Pickelcreme“ , auf Russisch „Joghurt“  und in Spiegelschrift „Dies ist ein sehr langweiliges Gemälde“. Drei Monate sitzt Derek Riggs an dem Werk, mitgezählt eine mehrwöchige Zwangspause, weil er irgendwann Halluzinationen bekommt und aussetzen muss. Kurzum: Das Cover ist Wahnsinn. Und absolut großartig.

…und die Rückseite ist genauso bombastisch.

Auf die Straße. Natürlich.

Natürlich geht es für die fünf Musiker umgehend auf Konzertreise: Der Somewhere On Tour getaufte Trek zieht von September 1986 bis Mai 1987 um die Welt, mit dabei ein überdimensionaler Cyborg-Eddie, der über die Bühne spaziert, zwei riesige Podeste rechts und links in Form von Monsterkrallen, eine aufwändige, sehr helle Lightshow sowie ein pulsierendes Leuchtherz als Teil von Bruces Bühnenoutfit. 

Somewhere On Tour: Dave Murray schreddert, Eddie guckt kritisch – Foto: Ebet Roberts/Redferns/Getty Images

So stressig und geradezu selbstmörderisch wie zwei Jahre zuvor auf der World Slavery Tour sollte es jedoch nicht mehr werden, auch die Zeiten, in denen Iron Maiden jedes Jahr ein Album und eine Welttour hinlegen, sind mit Somewhere In Time vorbei. Doch die Metal-Weltherrschaft der Achtziger haben Iron Maiden da längst inne.

Zeitsprung: Am 28.4.1988 starten Iron Maiden ihre Welttournee in einem Kölner Club.

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Popkultur

„Wicked Game“ von HIM: Wie eine Coverversion den Finnen alle Türen öffnete

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„Wicked Game“ von HIM HEADER

Mit ihrer Coverversion des Chris-Isaak-Hits Wicked Game legten HIM so ziemlich alle Grundsteine für ihre einzigartige Erfolgsgeschichte. Im Folgenden lest ihr, welchen Stellenwert der Song in der HIM-Historie einnimmt und warum die Finnen das Stück mindestens viermal in unterschiedlichen Versionen aufgenommen haben.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Greatest Lovesongs Vol. 666 von HIM anhören:

Es ist der Song, der HIM ins Rampenlicht befördert. Schon für ihre Demo This Is Only The Beginning nehmen Ville Valo und seine Bandkollegen eine Coverversion des Chris-Isaak-Klassikers Wicked Game auf und schinden damit jede Menge Eindruck — zum Beispiel bei BMG-Mitarbeiter Asko Kallonen, der die Newcomer sofort unter Vertrag nimmt. Am 19. Oktober 1996 veröffentlichen HIM ihre erste EP und geben der Welt damit einen Vorgeschmack auf eine der letzten großen Karrieren der Rock’n’Roll-Geschichte. 666 Ways To Love: Prologue heißt das gute Stück und die junge Band arbeitet für die Veröffentlichung mit Produzent Hiili Hiilesmaa zusammen, der laut Ville Valo maßgeblich an der Entwicklung des typischen HIM-Sounds beteiligt ist. Auch Wicked Game ist auf der EP zu hören — doch es handelt sich noch lange nicht um die letzte Version des Songs.

Wicked Game: ein melancholischer Love-Song mit großer Bedeutung für HIM

Im Sommer 1997 starten HIM mit der Produktion ihres Debütalbums Greatest Lovesongs Vol. 666. Einmal mehr spielen sie dafür Wicked Game ein, und zwar in der Version, die am 28. September 1998 als Single erscheint und die für viele Rock-Fans der erste Berührungspunkt mit HIM sein dürfte. Wüsste man nicht, dass es sich um eine Komposition von Chris Isaak handelt: Das Stück könnte auch ein Ville-Valo-Eigengewächs sein. Melancholie, Fatalismus, Liebe: Wicked Game enthält alle Trademarks des Finnen, weshalb HIM die Nummer auch bloß nachspielen müssen, um sie sich zu eigen zu machen. Damit heben sie sich von vielen anderen Bands und Musiker*innen ab, denn nur wenige Stücke werden so oft gecovert wie Wicked Game. Das britische Lifestyle-Magazin Dazed bezeichnet den Hit sogar mal als „möglicherweise einflussreichsten Love-Song in der modernen Musik“.

Auf die Idee für das Stück kommt Chris Isaak laut eigener Aussage nach einem Telefonat. So möchte eine Frau damals ein spontanes Treffen mit dem Musiker arrangieren, doch der hat gemischte Gefühle. In einem Interview verrät er: „Ich habe den Song zwischen dem Telefonat und dem Besuch geschrieben. Ich habe mich gefragt, was passiert, wenn man sich stark zu einer Person hingezogen fühlt, die nicht unbedingt gut für einen ist. Ich glaube, dass ich damit einen Nerv getroffen habe, denn viele von uns fühlen sich stark zu anderen Menschen hingezogen, die uns nicht unbedingt gut tun.“ Genau jene Hin- und Hergerissenheit zwischen Liebe und Düsternis ist es, die den Eindruck erweckt, es handele sich um einen Song aus der Feder von HIM-Frontmann Ville Valo. Manchmal passt es einfach.

Wicked Game: Der Song, mit dem HIM ihren Sound fanden

Noch heute hat Wicked Game seinen festen Platz in der HIM-Geschichte. „Das war einer der ersten Songs, die wir als Band zusammen gespielt haben, und er hat uns sehr dabei geholfen, unseren Sound zu finden“, erklärt HIM-Sänger Ville Valo Jahrzehnte später in einem Interview. „Das fällt in der Regel leichter, wenn man die Songs von jemand anderem spielt. Man muss nicht über den Text nachdenken oder so. Man kennt das Lied sowieso auswendig und das macht es einfacher.“ Ihr typischer Sound ist es auch, der HIM ab Ende der Neunziger in die Rock-Champions-League katapultiert. Schon mit ihrem zweiten Langspieler Razorblade Romance (1999) gelingt ihnen der große Durchbruch. Und wieder ist auf dem Album eine neue HIM-Aufnahme von Wicked Game zu finden. Die Jungs mögen den Song echt.

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