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Popkultur

Zeitsprung: Am 20.7.1975 startet Springsteen die Born To Run-Tour

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"Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 20.7.1975.

von Tom Küppers und Christof Leim 

Klicks, Streaming-Zahlen, Likes – heute kann eine Band schon alleine mit Hilfe des Internets einiges bewegen und potenzielle Fans erreichen. Das sah in den Siebzigern noch ganz anders aus: Wer damals abgesehen von Radiohits Aufmerksamkeit erreichen will, der muss auf die Bühne und sich sein Publikum erspielen. Besonders in den USA ist das aufgrund der schieren Größe des Landes ein ziemlich forderndes Unterfangen. Wenn allerdings alle Rädchen ineinandergreifen, kann das Endresultat eine Gruppe ganz nach oben katapultieren. Genau das haben Bruce Springsteen & The E Street Band auf der Tournee zu Born To Run erlebt.

Hier könnt ihr in Born To Run reinhören:

Mit ihren ersten beiden Alben Greetings From Asbury Park, N.J. und The Wild, The Innocent & The E Street Shuffle (beide 1973 veröffentlicht) haben sich Springsteen und Band die Herzen der Musikpresse erspielt. In Sachen Verkaufszahlen sieht es hingegen eher bescheiden aus. Immerhin steht die Truppe nahezu ununterbrochen auf der Bühne, wodurch sich der typische Sound herauskristallisiert, der schon bald ein ganzes Land begeistern wird. Um endlich den ersehnten kommerziellen Erfolg zu erlangen, lässt die Plattenfirma ein respektables Budget springen, das es Springsteen ermöglicht, ganze 14 Monate in Born To Run zu investieren. Bis er mit dem epochalen Titelsong zufrieden ist, vergeht alleine ein halbes Jahr. Um wenigstens ein bisschen Geld in die Kasse zu bekommen, spielen „The Boss“ und seine musikalischen Begleiter auch während der Aufnahmen weitere Shows, was die Entstehung des neuen Materials deutlich beeinflusst.

Neuer Mitstreiter

Am 20. Juli 1975 fällt im Palace Theatre in Providence, Rhode Island der Startschuss zur Born To Run-Tour, fünf Wochen vor der Veröffentlichung des Albums. Mittlerweile gehört auch Gitarrist Steven Van Zandt zur Mannschaft. Allerdings ist „Little Steven“, wie ihn die Band nennt, im Springsteen-Kosmos längst kein Unbekannter mehr und hat schon öfters mit Arrangements oder Melodien ausgeholfen. Von ihm stammt zum Beispiel die unverkennbare Gitarrenlinie in Born To Run, das als vorab ausgekoppelte Single bereits mächtig Staub aufwirbelt und dafür sorgt, dass die Konzerte deutlich besser besucht sind als erwartet. Doch erst mit dieser Show feiert er seinen offiziellen Live-Einstand und ist bis heute treuer musikalischer Begleiter vom Boss. Daneben gibt er in den folgenden Jahren den Mafioso-Darsteller in den TV-Serien Sopranos und Lillyhammer und agiert als Radiomoderator.

Mitte August 1975 erreicht die Tournee dann New York, wo fünf Abende mit zehn Auftritten im gerade mal 400 Leute fassenden Line Club auf der Agenda stehen. Die Plattenfirma hat die Gegend mit Springsteen-Postern gepflastert, im Publikum tummelt sich die komplette Entertainment-Branche der Stadt, eine der Shows wird sogar im Radio übertragen. Der damalige Clubbesitzer Stanley Snadowski erinnert sich: „Die rohe Energie war einfach unglaublich. Bruce ist auf das Klavier und die Tische geklettert.“ Der Rolling Stone zählt diese New Yorker Konzerte 2004 zu den fünfzig Momenten, die die Rockmusik verändert haben.

Bruce Springsteen & The E Street Band 1977, nachdem der Durchbruch geschafft ist.

Titelheld

Springsteen und die E Street Band reiten auf einer Erfolgswelle quer durch das ganze Land und kommen Mitte Oktober in Los Angeles an, wo sie vor einem euphorischen Publikum aus Filmstars und Hollywood-Größen sechs Auftritte an vier Abenden absolvieren. Anwesend sind zum Beispiel Jack Nicholson, Warren Beatty und Cher. Ende Oktober gelingt Bruce dann ein wenn nicht historisches, dann zumindest beachtliches Double, als er gleichzeitig auf den Titelseiten der beiden großen amerikanischen Magazine Time und Newsweek abgebildet ist.

Mehr geht nicht? Denkste, in den folgenden Jahren wird Springsteen sogar zum internationalen Superstar reifen. Doch es ist diese Tour, auf der der Boss und seine E Street Band endgültig ihren ganz eigenen Sound und Groove finden.

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