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Popkultur

Zeitsprung: Am 29.7.1974 steigt Neil Peart bei Rush ein.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 29.7.1974.

von Timon Menge und Christof Leim

Im Progressive Rock kommt man an Rush nicht vorbei. Verantwortlich für mindestens ein Drittel des abwechslungsreichen Sounds der Gruppe: Schlagzeuger Neil Peart. Am 29. Juli 1974 ersetzt er Gründungsmitglied John Rutsey — und legt mit seinen neuen Kollegen eine jahrzehntelange, steile Karriere hin.

Hier könnt ihr euch Fly By Night von Rush anhören: 

Im Sommer 1974 hat Neil Ellwood Peart bereits in diversen lokalen Bands gespielt. Auf einen grünen Zweig kommt er aber nicht, auch deshalb, weil die Szene im kanadischen Ontario stagniert. Aus der Not heraus arbeitet er im Geschäft seines Vaters und verkauft landwirtschaftliche Geräte. Dann sieht er, dass die gerade durchstartende Gruppe Rush einen neuen Schlagzeuger sucht — und bewirbt sich.

Die musikalische DNA von Rush

Zur Probe erscheint Peart im alten Ford seiner Mutter. Sein Schlagzeug hat er in Abfalleimern verstaut, damit nichts kaputt geht. „Ich weiß noch, wie ich dachte: ‚Gott, er ist nicht annähernd cool genug, um in dieser Band zu spielen“, erinnert sich Gitarrist Alex Lifeson in der Dokumentation Beyond The Lighted Stage. „Doch dann legte er los. Er trommelte die Sch**** aus seinem Drumkit. Er spielte wie Keith Moon und John Bonham gleichzeitig.“

Am 29. Juli 1974 steigt Peart offiziell ein — und zwar mit Karacho. Genau zwei Wochen hat er Zeit, um das gesamte Live-Repertoire von Rush zu lernen. Anschließend tourt die Band durch die USA. „Es war, als würde ein Tornado mein bisheriges Leben davontragen“, gibt der Schlagzeuger in einem Interview zu Protokoll. Am 14. August spielt er seine erste Show mit den neuen Kollegen.

Neil Pearts erster Auftritt mit der Band, die ihn jahrzehntelang beschäftigen soll: Rush

Ganze 11.000 Zuschauer warten an jenem Tag in der Pittsburgh Civic Arena. Zwar möchte das Publikum vor allem die beiden Headliner Manfred Mann und Uriah Heep sehen, doch auch Rush können mächtig Eindruck schinden. Und das, obwohl Sänger und Bassist Geddy Lee die Show betrunken absolviert. Die Falle: Hinter der Bühne gab es kostenlosen Southern Comfort. „Als ich wieder zu mir kam, war unser Set vorbei.“

Peart selbst erinnert sich etwas lebhafter an den Abend, wie er 2006 in seinem Buch Roadshow: Landscape With Drums: A Concert Tour By Motorcycle berichtet: „Ich werde niemals vergessen, wie ich links neben der Bühne stand und Uriah Heep dabei zugehört habe, wie sie Stealin’ spielten. Die große, dunkle Arena, die bunten Lichter auf den überlebensgroßen Musikern, die tobende Menge, diese pure Elektrizität!“

Das erste Rush-Album mit Trommler Neil Peart: „Fly By Night“ (1975)

1975 erscheint Fly By Night, das erste Studioalbum mit Peart. 17 weitere sollen folgen. Heute kann man sich Rush ohne ihn gar nicht vorstellen. Längst gehört er zu den wichtigsten Schlagzeugern des Genres, auch lyrisch verändert er Rush nachhaltig, indem er der Poesie die Tür öffnet. 2018 haben sich die Kanadier nach 50 Jahren begeisternder Bandgeschichte zur Ruhe gesetzt.

Definierten ab Mitte der Siebziger einen Großteil des Progressive Rock: Neil Peart, Geddy Lee und Alex Lifeson

Zeitsprung: Am 1.9.1977 veröffentlichen Rush „A Farewell To Kings“.

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