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Popkultur

Zum 80. von Graham Nash: Sein Leben in seinen 6 wichtigsten Songs

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Graham Nash
Foto: Michael Putland/Getty Images

Musiker wie Graham Nash erzählen ihre Lebensgeschichte in ihren Songs. Zum 80. Geburtstag des großen Songwriters rollen wir sein Leben chronologisch anhand seiner wichtigsten musikalischen Momente auf.

von Björn Springorum

Er sang mit den Hollies, mit Crosby, Stills & Nash, sogar mit Crosby, Stills, Nash And Young. Er sang solo, er sang mit Joni Mitchell und, nachdem sie ihn verließ, für Joni Mitchell. Er nahm Elton John unter Vertrag, er prägte den Sound einer ganzen Generation. Er war der Kitt zwischen den überlebensgroßen Egos seiner Kollegen. Und er denkt noch immer nicht ans Aufhören: Heute wird der große Graham Nash 80 Jahre alt. Ein Leben in musikalischen Meilensteinen.

1. King Midas In Reverse (1967)

Allan Clarke und Graham Nash wachsen in Manchester auf und singen im selben Schulchor. In den frühen Sechzigern gründen sie die Hollies, eine der wenigen Bands, die es zur damaligen Zeit mit den Beatles aufnehmen kann. Benannt nach Buddy Holly, begann die Band mit Skiffle-Songs und Coverversionen. Ab der zweiten Hälfte der Sechziger, ermutigt durch Graham Nash, schreiben die Hollies zunehmend ihre eigenen Songs. Nachdem Nash von einem Aufenthalt in den USA nach England zurückkehrt, hat er ganz bestimmte Ideen vom neuen Sound der Hollies. Das zeigt sich exemplarisch bei King Midas In Reverse vom Album Butterfly: Komplexere Arrangements, psychedelische Luftigkeit, direkt importiert aus San Francisco, und mehrstimmige Vocals deuten schon überdeutlich darauf hin, was bald als Crosby, Stills & Nash auf der anderen Seite des Atlantiks geboren werden wird. Für Nash ist es zugleich eine Abschiedsvorstellung: Butterfly ist für viele Jahre sein letztes Album mit den Hollies, er verlässt die britischen Inseln für ein neues Zuhause im Laurel Canyon.

2. Our House (1970) 

1970 ist Graham Nash in Kalifornien angekommen. Seine neue Band Crosby, Stills, Nash & Young erfreut sich riesiger Popularität, an seiner Seite ist mit Joni Mitchell eine der talentiertesten Musikerinnen der Geschichte, sie wohnen mit zwei Katzen in Mitchells Haus im Hippie-Mekka Laurel Canyon, gehen frühstücken, kaufen eine billige Vase. Etwas derart Alltägliches reicht Graham Nash für einen der schönsten Folk-Songs aller Zeiten – tiefenentspannt, sonnengeflutet, voller unschuldiger Harmonie, gesanglicher Eleganz und Seelenfrieden.

3. Chicago (1971)

Anfang der Siebziger hat Graham Nash gefühlt nur Songs von Weltrang in sich. Auch auf seinem ersten Soloalbum, dem wundervollen Songs For Beginners, schüttelt er sich große Momente im Minutentakt aus dem Ärmel seines Jeanshemds. Das intensive, von einem Backgroundchor und einer fiebrigen Orgel befeuerte Chicago über The Trial Of The Chicago 7 etwa, eines von vielen Liedern, das Graham Nash als flammenden Antikriegsadvokaten inszeniert – eine Eigenschaft, die der Umzug an die Westküste der USA während des wütenden Vietnamkriegs mit sich bringt.

 4. Immigration Man (1972)

Nach dem vorläufigen Ende der Superegos von Crosby, Stills & Nash macht Graham Nash einfach im Tandem mit David Crosby weiter. Ihr erstes Album Graham Nash David Crosby (gewidmet Joni Mitchell) enthält brillante, funkelnde Popmusik, gekrönt von Immigration Man, einem klassischen West-Coast-Song voller fabulierender Harmonien, sehr präsenter, verschlungener Gitarre und einer ausdrucksstarken Gesangsperformance. Der Hintergrund: Einreiseschwierigkeiten in die USA, die Nash selbst erlebte. Gut, dass er sechs Jahre später US-amerikanischer Staatsbürger wird.

 5. Prison Song (1974) 

1974 hat Graham Nashs sonniges und erfolgsverwöhntes Leben einige Dämpfer verpasst bekommen: Die Trennung von Joni Mitchell, die schwelenden Querelen rund um die Zukunft von Crosby, Stills, Nash & Young, fehlender Zuspruch von seinem damaligen Label Atlantic Records. Das Resultat ist Wild Tales, ein düsteres, melancholisches, aber nicht minder großartiges Album, das sich die Mundharmonika von Neil Young ausgeborgt zu haben scheint. Unter vielen großartigen Momenten sticht der morbide Prison Song mit seiner vertonten Tristesse heraus. Entgegen vieler Behauptungen wurde das Album übrigens nicht als Reaktion auf den Mord an seiner damaligen Freundin Amy Gossard inspiriert: Die entsetzliche Tat fand erst 1975 statt.

6. Just A Song Before I Go (1977)

Dann, 1977, erscheint doch noch mal ein Album von Crosby, Stills & Nash. Ohne Neil Young zwar, aber zu diesem Zeitpunkt erwartet auch niemand ernstlich etwas anderes. CSN wird über die Jahre zum erfolgreichsten Album des Trios. Die hypnotische, evokative Ballade Just A Song Before I Go hat eine vollkommen haarsträubende Geschichte zu erzählen: Wie es heißt, schreibt Nash den Song binnen 20 Minuten an einem Piano auf Hawaii, kurz bevor ihn ein Sturm dazu zwingt, den Flieger zurück nach Los Angeles zu nehmen. Er basiert auf der Wette mit einem örtlichen Drogendealer, der mit Nash wettete, dass dieser niemals noch einen Song schreiben könne, ehe er zum Flughafen müsse. Tja. Die 500 Dollar Wetteinsatz, so Nash, die besitzt er heute noch.

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