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Popkultur

12 Songs, die dem Rock’n’Roll ein Denkmal setzen

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Eine Zeitlang waren Trauernde der Überzeugung, dass der Rock’n’Roll 1959 zusammen mit Buddy Holly gestorben war. Später versuchten Punk und Grunge, das Genre von innen zu zersetzen. Mittlerweile herrscht allgemeine Uneinigkeit darüber, ob Rock tot ist, gerettet werden muss oder kurz vor der Wiederauferstehung steht. Aber egal, wo man in dieser Diskussion steht: Wenn man bei diesen zwölf Songs den Lautstärkenregler voll aufdreht, sollte man deutlich spüren, dass Rockmusik sehr lebendig ist.

von Oliver Mathis

12. Bill Haley And His Comets: (We’re Gonna) Rock Around The Clock (1954)

Die erste No. 1- Single in der Geschichte der Billboard Hot 100-Charts hat dem Rock’n’Roll nicht nur ein Denkmal gesetzt, sondern ihn auch in der Welt bekannt gemacht. Der Begriff stammt schon aus dem Jahr 1947, aber vor (We’re Gonna) Rock Around The Clock hatte kein anderer Song ein auch nur annähernd großes und breitgefächertes Publikum erreicht. Bevor sie den von Max Freedman und Jimmy DeKnight geschriebenen Song aufnahmen, waren Bill Haley und seine Bandkollegen bei hunderten von Highschool-Bällen aufgetreten und hatten mit den jeweiligen Lieblingssong der amerikanischen Teenager*innen auf den örtlichen Tanzflächen für Stimmung gesorgt. Und was die Jugend wollte, war der Rhythm’n’Blues der Afroamerikaner*innen. Aber wenn sie diese Musik nicht in den Schulaulas New Jerseys spielen durften, dann tat es auch ihr neues Lieblingsgenre. Aus kommerzieller Sicht war (We’re Gonna) Rock Around The Clock zunächst ein Schuss in den Ofen, aber als der Song für die Eröffnungssequenz des erfolgreichen MGM-Kinofilms Blackboard Jungle (über jugendliche Straftäter, natürlich) ausgewählt wurde, war er definitiv auf dem Weg zu einem unsterblichen Klassiker.


11. The Killers: Glamorous Indie Rock And Roll (2004)

Dieser Song erschien nach dem kommerziellen Höhepunkt der Rockmusik und war auch nur eine B-Seite. The Killers waren eine der größten Rockbands, die aus den vom Rap dominierten Nullerjahren hervorging, was nicht heißen soll, dass Brandon Flowers und der Rest der Band nicht furchtbar unverschämt sein konnten. Auf diesem Hot Fuss-Bonustrack (erst 2007 erschien er offiziell auf ihrer Raritäten-Compilation Sawdust), spottet Flowers über Kritiker, die meinten, die Band strebte hauptsächlich nach Indierock-Credibility und nicht nach dem internationalem Ruhm, den sie bald erreichen sollten. Die Riffs donnern, die Hooks sind hymnisch, aber Zeilen wie “Two of us flipping through a thrift store magazine” sprühen vor Sarkasmus. Gott sei Dank.


10. Billy Joel: It’s Still Rock And Roll To Me (1980)

Anfang der 1980er wurde der Pianoman nostalgisch. Er nahm den “Hot Funk” und “Cool Punk” der New Wave-Ära, zuckte dann mit den Schultern und rotzte diesen Titel aus, der aus dem Classic Rock Radio kaum noch wegzudenken ist. Billy Joel waren Vieles – berühmter Songwriter, kommerzielles Kraftzentrum –, aber er war nie wirklich cool. Auf dieser Ode an den Doo-Wop und den R&B, mit dem er aufgewachsen war, akzeptiert Joel seine eigene Schwerfälligkeit – wie die Rocklegende, die er nun mal ist.


9. Chuck Berry: Johnny B Goode (1958)

Chuck Berrys bekanntester Song hat dem Rock’n’Roll ein Denkmal gesetzt, das ist klar, aber er zeigte auch, was Rockmusik erreichen kann, wenn man sie richtig gut spielt: Sie kann einem das Konto füllen. Chuck konnte Riffs wie kein anderer und da er – nicht nur dank seines “Entengangs” – auch eine ordentliche Bühnenshow vorweisen konnte, war er auch immer der Erste, der allen erzählte, dass der Rock’n’Roll ihn reich machen würde. Johnny ist ein armer, Fast-Analphabet vom Land, der neben den Eisenbahnschienen Gitarre spielt und technisch so gut ist, dass er keine Rhythmusgrupe braucht – sein Timing orientiert er nur am Stampfen der Züge. Die Worte seiner Mutter bringen Berrys amerikanischen Traum auf den Punkt: “Someday you will be a man and you will be the leader of a big old band”.


8. Don McLean: American Pie (1971)

Es gibt einen Grund, warum dieser obskure, 8-minütige Folkrock-Song seit 50 Jahren untersucht wird wie ein Rosettastein der Babyboomer-Folklore: Don McLean hatte den Blickwinkel eines Barden auf das, was Amerikas liebstes Musikgenre zwischen Woodstock und Buddy Hollys Tod durchgemacht hatte. Aber der Song ist nicht unbedingt ein Liebesbrief an die 60er. Er handelt Attentate und den Vietnamkrieg ab, danach den Tod von Janis Joplin und die Trennung der Beatles, und kann sich der unangenehmen Erkenntnis nicht entziehen, dass seit dem 3. Februar 1959 nichts mehr ist, wie es war.


7. Elton John: Crocodile Rock (1972)

Crocodile Rock katapultierte das Publikum zurück in die Zeit, als sie zu Beatles-Songs aus der Jukebox tanzten. Mit einem elektrisierenden Riff auf der Farfisa-Orgel und dem seltsamen Falsett-Gesang wies ihnen Elton den Weg. Er nahm den Track selbst nie besonders ernst, aber er schaffte etwas, was ihm mit den Vorgänger-Singles Rocket Man und Tiny Dancer nicht gelungen war – er erreichte Platz 1 der Billboard Hot 100 Charts. Es war Elton Johns erste Nummer 1 in den USA und auch in Großbritannien. Und seine Darstellung des Flugzeugabsturzes von 1959 und der British Invasion (“The years went by and the rock just died/Suzie went and left us for some foreign guy”) ist eine ebenso gute Geschichtsstunde wie American Pie -, aber mit einer besseren Hook und in ungefähr der Hälfte der Zeit.


6. Grand Funk Railroad: We’re An American Band (1973)

Bevor sie ihren bekanntesten Song aufnehmen konnten, waren Grand Funk Railroad aus Flint, Michigan, in einen Rechtsstreit mit ihrem gerade gefeuerten Manager verstrickt. Sie hatten bereits sechs Alben veröffentlicht und es dabei nicht einmal in die Top 20 der Billboard Hot 100 geschafft. Aber ihr donnernder No. 1-Hit We’re An American Band machte den Ruf der Band und den ihrer Heimat schnell unsterblich. Inhaltlich sind die Strophen von Drummer Don Brewer fast auf dem Level von Almost Famous: Party machen mit Groupies in Omaha, Poker spielen mit einer Blueslegende aus Texas, und Gitarrist Mark Farmer jault von rechts nach links durch den legendären Refrain.


5. KISS: Detroit Rock City (1976)

“Flint Rock City”? “Detroit” klingt einfach besser. KISS wurden mit einem Livealbum, dem 1975 erschienenen Alive! zu Stars und die Rock’n’Roll-Harlekins schoben direkt diese Studiosingle nach, die die ganze Energie und das Feuer ihrer Konzerte transportierte. Sie ist eine ungezähmte, lebensmüde Doppelgitarren-Attacke, die die nächsten zehn Jahre Heavy Metal-Giganten eine Quelle der Inspiration sein sollte. Und eine Generation später wurde Detroit Rock City mit der gleichnamigen nostalgischen Komödie noch einmal verewigt.


4. Queen: We Will Rock You (1977)

Boom-boom, klatsch. Boom-boom, klatsch. Gitarrist Brian May schrieb We Will Rock You, um bei ihren Konzerten richtig laute Fangesänge anheizen zu können. Das Ergebnis ist ein zweiminütiger Torpedo, der seitdem Queen-Fans, Fußballfans, Basketballfans, Cheerleader*innen, Wettkampfzuschauer*innen, Zehnkampf-Zuschauer*innen … usw. Feuer unterm Hintern macht. Der Song ist ein akustischer Serotoninrausch: das Stampfen, der Gesang, das Gitarrensolo am Ende – und die Tatsache, dass man ihn oft direkt nach seiner A-Seite We Are the Champions hört, die eine ganz ähnliche Wirkung entfaltet.


3. Bob Seger: Old Time Rock And Roll (1979)

Ende der 70er war Disco riesig und machte auch keine Anstalten, wieder zu verschwinden. Aber dieser angegraute Rocker war nicht so glücklich. Und doch, anders als die meisten Vertreter der “Disco ist doof”-Fraktion, konnte man bei ihm immer noch mit dem Fuß wippen. “You’ll never even get me out on the floor”, faucht Seger in seinem Liebesbrief an die Blütezeit der Jukebox, begleitet von einem bluesigen Pianorock-Ausflug der Silver Bullet Band, der trotz allem… groovt.


2. Oasis: Rock’n’Roll Star (1994)

Der erste Track auf dem ersten Oasis-Album war der perfekte Einstieg für eine Band, die nichts dringender wollte als, die nächsten Beatles zu sein. Die kompletten fünf Minuten von Rock’n’Roll Star nehmen Oasis nicht einmal den Fuß vom Gaspedal und preschen weiter vorwärts mit mitreißenden Britpop-Riffs und einer unwiderstehlichen Ansage: vergiss Dein langweiliges Leben, fahr in die Stadt, mach Rockmusik, koste alles aus. Was für die Gallagher-Brüder folgte, sollte niemanden überraschen: der Ruhm, die Streitereien, der Excess.


1. Joan Jett And The Blackhearts: I Love Rock’n’Roll (1982)

Eine 70er-Jahre-Band namens The Arrows schrieb den Song, konnte ihn aber nicht zu einem Hit machen. Ein paar Jahre später verliebte sich Joan Jett in den Song, aber ihre Band, The Runaways, wollte ihn nicht covern. Doch die Wartezeit zahlte sich aus. Zusammen mit den Blackhearts nahm Jett eine selbstbewusste Coverversion von I Love Rock’n’Roll auf und brachte den Song damit an die Spitze der Billboard Hot 100, ohne dabei ihre rauhe Seite eingebüßt zu haben. Ein Hoch auf alle, die das Classic Rock-Publikum erfolgreich auf die Tanzfläche lockten, ohne dabei ihre Punk-Credibility aufzugeben.


Folgt der Rock Classics-Playlist für noch mehr zeitlose Rockhymnen:

Für die ganze Playlist klickt auf „Listen“.


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