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Popkultur

Große Songs, kleine Änderungen und ein Eishockey-Game: 5 Dinge, die ihr über „S&M“ von Metallica noch nicht wusstet

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Metallica
Foto: Frank Micelotta/ImageDirect/Getty Images

Ende der Neunziger scheinen Metallica alles erreicht zu haben, vom Metal-Meilenstein Master Of Puppets bis hin zum Mega-Seller Metallica. Doch Moment, etwas fehlt noch: Am 21. April 1999 spielen die Kalifornier zum ersten Mal mit einem Orchester, und zwar für ihr Album S&M. Diese fünf Dinge über die Platte wusstet ihr vielleicht noch nicht.

von Timon Menge

Die Idee, Klassik und Rock miteinander zu vermischen, ist beinahe so alt wie die Rockmusik selbst. So veröffentlichen die Moody Blues und das London Festival Orchestra bereits 1967 eine gemeinsame Platte namens Days Of Future Passed. Dieses Werk ist zwar noch recht harmlos, doch die spätere Verschmelzung von Rock und Klassik wird hier bereits angedeutet. Deutlich härter gehen zwei Jahre später Deep Purple zur Sache, die sich für ihr Concerto For Group And Orchestra mit dem Royal Philharmonic Orchestra zusammentun. Bis heute gilt die Platte als wichtiger Meilenstein, was das Zusammenspiel von Rockbands mit Orchestern betrifft.

Das wohl erste Metal-Album mit klassischen Elementen legen Jahrzehnte später die Ruhrpott-Metalheads Rage vor, und zwar mit Lingua Mortis von 1996. Dafür arbeiten sie mit dem Prager Sinfonieorchester zusammen und schaffen eine Blaupause für alle nachfolgenden Radaumusiker mit Hang zur Violine. Ob auch für Metallica, ist nicht klar, doch es ist kein Geheimnis, dass Schlagzeuger Lars Ulrich eine Schwäche für Platten europäischer Bands hat. Mindestens ein europäischer Name scheint von großer Bedeutung zu sein, denn er fällt immer wieder, wenn Metal-Musiker*innen von ihren klassischen Einflüssen berichten: Johann Sebastian Bach.

1. Die Grundsteine für Metallicas Interesse an klassischer Musik legte Cliff Burton.

Dass der 1986 verstorbene Metallica-Bassist Cliff Burton zu Lebzeiten ein großes Faible für klassische Musik hat, ist bekannt. Besonders die Musik von Johann Sebastian Bach fasziniert ihn; immer wieder lässt er den Einfluss des deutschen Barock-Großmeisters und anderer Komponist*innen in das Songwriting von Metallica einfließen. Sänger James Hetfieldund Schlagzeuger Lars Ulrich können das zu Beginn der Achtziger noch nicht so ganz nachvollziehen. Doch über die Jahrzehnte erkennen sie, wie wichtig Burtons klassischer Einfluss für Metallica ist — und stehen Ende der Neunziger mit dem San Francisco Symphony Orchestra auf der Bühne.

2. Den Dirigenten und Komponisten Michael Kamen kannten Metallica schon lange vor S&M.

Die meisten Metal-Fans bringen den New Yorker Komponisten Michael Kamen mit seiner prominenten Mitarbeit an S&M in Verbindung. Doch Metallica kennen Kamen schon viel länger. Bereits 1991 steuert er die Orchester-Arrangements für die Über-Ballade Nothing Else Matters bei, einen der größten Hits von Metallica. Damit scheint er die Metalheads beeindruckt zu haben, denn als Kamen Ende Neunziger auf die Band zugeht und das Projekt S&M vorschlägt, sagen Metallica zu. 2003, also vier Jahre nach der Veröffentlichung von S&M, stirbt Michael Kamen mit nur 55 Jahren. Sein musikalisches Andenken bleibt unvergessen.

3. Manche Metallica-Songs mussten für S&M verändert werden.

Wenn man einen Metal-Song mit klassischer Musik verheiraten will, reicht es nicht, einfach nur Violinen und Pauken zu ergänzen. Damit ein Metal-Song durch die Orchesterbegleitung nicht völlig überladen wirkt, muss er umarrangiert werden. Manchen Nummern auf S&M merkt man das erst beim zweiten Durchhören an, denn bisweilen sind die Änderungen minimal. Doch bei Stücken wie The Thing That Should Not Be fallen die Anpassungen etwas üppiger aus. So streichen Metallica bei dem Song die komplette zweite Strophe und verzichten auf einen Refrain. Stattdessen bauen sie an der gleichen Stelle die dritte Strophe ein. Geschadet hat es der Komposition nicht.

4. Das Stück Minus Human haben Metallica nach den S&M-Konzerten nie wieder live gespielt.

Wenn man ein so umfangreiches Song-Repertoire hat wie Metallica, kommt es schonmal vor, dass Stücke nur wenige Male live gespielt werden. Den Load-Knochenbrecher 2 x 4 haben die Kalifornier bisher zum Beispiel bei erst neun Konzerten zum Besten gegeben. Auf stolze vier Bühnendarbietungen kommt der Song Minus Human, den Metallica Ende der Neunziger extra für S&M komponieren und der als Soundtrack des Eishockey-Videospiels NHL 99 zum Einsatz kommt. Immerhin: Sweet Amber von St. Anger (2003) hat es bei Metallica bisher nur ein einziges Mal ins Rampenlicht geschafft — und viele Nummern von ihren neueren Alben sogar noch nie.

5. Auf der DVD zu S&M kann man sich die Band und die einzelnen Teile des Orchesters separat anhören.

Wer sich nicht nur für das Zusammenspiel von Orchester und Metallica interessiert, sondern auch für die einzelnen musikalischen Bausteine von S&M, hat auf der DVD zu der Kollaboration eine tolle Möglichkeit. Und zwar lassen sich in den Einstellungen unterschiedliche Tonspuren auswählen. So kann man sich als Hörer*in aussuchen, ob man nur Metallica, nur dem Orchester oder gar nur einzelnen Teilen des Orchesters lauschen möchte. Zugegeben, das ist was für Musik-Nerds. Es verdeutlicht aber auch, dass hinter der Verschmelzung von Metal und Klassik deutlich mehr steckt, als sich gegenseitig nachzuspielen.

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