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Popkultur

Zeitsprung: Am 24.9.1969 bandeln Deep Purple mit der Klassik an.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 24.9.1969.

von Timon Menge und Christof Leim

Im 21. Jahrhundert gehört die Kombination von Rock und klassischer Musik zu den Standards fähiger Musiker*innen. Doch das war nicht immer so: Mit seinem Concerto For Group And Orchestra gehört Jon Lord von Deep Purple zu den ersten Rockern, die die Barrieren zwischen den Genres einreißen. Am 24. September 1969 wird das Monumentalwerk zum ersten Mal aufgeführt.

Hier könnt ihr euch das Concerto For Group And Orchestra anhören:

Heutzutage stellen Kollaborationen von Musikern oder Musikerinnen aus Rock und Klassik keine Besonderheit mehr dar. In den Sechzigern sieht das noch ganz anders aus. Ja, die beiden Genres leben zu jener Zeit sogar in unterschiedlichen Welten, und ihre Anhänger möchten sich größtenteils bewusst voneinander distanzieren. Deep-Purple-Organist Jon Lord ändert das, indem er ein Konzert für eine Rockband und ein klassisches Orchester schreibt: das Concerto For Group And Orchestra. Die Texte dazu steuert Purple-Frontmann Ian Gillan bei.

Deep Purple in ihrer beliebten Mark-II-Besetzung.

Das Werk teilt sich in drei Sätze. Los geht es mit dem First Movement (Moderato – Allegro). Hier arbeiten Band und Orchester noch gegeneinander” und versuchen, sich die dominante Rolle unter den Nagel zu reißen. Ganz freundschaftlich, versteht sich. Anschließend folgt das Second Movement (Andante), gesungen von Ian Gillan. Der ganze Satz mäandert um zwei verschiedene Töne, denen sich Deep Purple und das Orchester sowohl getrennt als auch gemeinsam widmen. Im Third Movement (Vivace – Presto) wachsen Rocker und Philharmoniker dann endgültig zusammen. Ein Schlagzeugsolo von Ian Paice gibt’s auch. Zusätzlich zum klassischen Programm geben Lord und Co. auch eigene Stücke wie Child In Time zum Besten.

Das Concerto auf der Bühne

Die erste Aufführung des Werks geht am 24. September 1969 unter der Leitung von Komponist und Oscar-Preisträger Malcolm Arnold in der Royal Albert Hall in London über die Bühne. Gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra stellen Deep Purple in ihrer legendären Mark-II-Besetzung unter Beweis, dass sich Rock und Klassik keinesfalls ausschließen. Im Gegenteil: Ohne klassische Musik wären vor allem progressive Rockbands undenkbar. Doch nicht nur Pink Floyd und Co. greifen zur Inspiration auf die Kompositionen längst vergangener Tage zurück. Auch Queen-Frontmann Freddie Mercury pflegt zum Beispiel eine innige Liebe zur Oper.

Die Noten gehen verloren

Ein Jahr später, am 25. August 1970, wird das Concerto For Group And Orchestra noch einmal aufgeführt. Diesmal gemeinsam mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra. Dabei übernimmt Dirigent Lawrence Foster die Leitung in der Hollywood Bowl. Im Anschluss an die zweite Show gehen allerdings die Noten verloren, sodass Lords Kompositionen für Jahrzehnte in der Versenkung verschwinden. Erst in den Neunzigern macht sich der niederländische Komponist Marco de Goeij die Mühe, das Werk nach Gehör neu zu notieren. Das Ergebnis: zwei weitere Aufführungen in der Royal Albert Hall am 25. und am 26. September 1999.

Inzwischen gehört die Verschmelzung von Rock und Klassik zum Alltag. Ob Rockopern, Pictures At An Exhibition von Emerson, Lake And Palmer (1971), Journey To The Centre Of The Earth von Rick Wakeman (1974), die Aufführung von Roger Waters’ The Wall in Berlin (1990), das legendäre Metallica-Album S&M (1999) oder die finnische Gruppe Apocalyptica: Die beiden Lager, die sich ehemals zumindest skeptisch beäugt haben, finden immer wieder zusammen und profitieren voneinander. Gut so, denn um tolle Musik handelt es sich in beiden Fällen.

Interview: Ian Gillan von Deep Purple: „Ein neues Album? Wer sagt denn sowas?“

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