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Popkultur

„Goats Head Soup“: Die Rolling Stones im Jamaika-Exil

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The Rolling Stones HEADER
Foto: Hulton Archive/Getty Images

Mit Goats Head Soup lieferten die Rolling Stones am 31. August 1973 eins der legendärsten Alben ihrer Karriere ab. Das liegt nicht zuletzt an der Hit-Single Angie, die wir im folgenden Artikel ein wenig näher beleuchten wollen. Außerdem erfahrt ihr, warum die Platte teilweise auf Jamaika aufgenommen wurde.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Goats Head Soup von den Rolling Stones anhören:

Es ist mehr als 50 Jahre her, doch zu Beginn der Siebziger haben die Rolling Stones einige ihrer größten Erfolge bereits hinter sich. Schon mit ihrem gleichnamigen Debütalbum (1964) war den Briten der Durchbruch gelungen; mit Aftermath (1966) waren die Stones erwachsen geworden. Auch im Anschluss hatte die Band einen Mega-Erfolg nach dem anderen gelandet, und zwar mit Alben wie Their Satanic Majesties Request (1967), Beggar’s Banquet (1968), Let It Bleed (1969), Sticky Fingers (1971) und Exile On Main St (1972). Wie kann es da weitergehen? Ganz einfach: Im November 1972 fliegen die Stones nach Kingston (Jamaika), um ihre nächste Platte aufzunehmen. Die Reise hat vor allem steuerliche Gründe — doch der Entscheidung liegt auch noch etwas anderes zugrunde.

Goats Head Soup von den Rolling Stones: britische Rockstars im Jamaika-Exil

„Jamaika war damals eins der wenigen Länder, das uns alle reingelassen hat“, erinnert sich Stones-Gitarrist Keith Richards 2002 in einem Interview. „Ich durfte mich damals nur in der Schweiz aufhalten, was ich ziemlich langweilig fand, zumindest im ersten Jahr. Ich fahre nämlich nicht gerne Ski. Neun Länder haben mich damals rausgeschmissen, danke dafür. Wir mussten also vor allem schauen, wie wir den Laden zusammenhalten.“ Es gibt Schlimmeres, als unter der Sonne Jamaikas an neuer Musik zu tüfteln, also schnappen sich die Stones ihren langjährigen Produzenten Jimmy Miller und nehmen die Arbeit an ihrer elften Studioplatte Goats Head Soup auf. Die Musiker vor Ort spannen sie dafür auch ein.

„Es waren nicht nur Jamaikaner an den Aufnahmen beteiligt“, erzählt Mick Jagger. „Wir haben auch mit Percussionisten aus Guyana zusammengearbeitet. Das waren Musiker auf Reisen, die durch unterschiedliche Studios getingelt sind.“ Die Stones selbst gehen die Arbeit an Goats Head Soup einerseits locker an. So unterbrechen sie ihre Arbeit immer wieder und versuchen zwischendurch auch mal, den Kopf frei zu bekommen. Wenn sie dann aber an der Platte werkeln, sind sie voll dabei, wie Mick Jagger später in einem Interview berichtet: „Es war nicht so vage wie das Album davor [Exile On Main St]“, erzählt der Frontmann. „Es ist durchdachter und die Tracks sind viel abwechslungsreicher.“ Einer von ihnen soll besonders berühmt werden.

Angie: einer der größten Hits der Rolling Stones

Wer genau Angie ist, weiß bis heute niemand so genau. Ist Anita Pallenberg gemeint, Keith Richard’s damalige Freundin? Ist David Bowies Frau Angela gemeint? Oder handelt es sich bei der sagenumwobenen Dame um Jaggers Ex-Partnerin Marianne Faithfull? 1993 lässt sich Keith Richards endlich in die Karten schauen und sagt: alles Blödsinn. Es gehe in dem Song um seine Tochter Angela. 2010 ist er dann schon wieder anderer Meinung. Der Name Angie sei bloß zufällig ausgesucht worden. Möglicherweise erfahren wir also nie, wer mit der Nummer tatsächlich gemeint ist. Das spielt aber auch nur am Rande eine Rolle, denn ob wir Angies Identität nun kennen oder nicht: Mit dem Stück landen die Stones einen ihrer größten Hits. Auch Goats Head Soup gerät zu einem vollen Erfolg.

Platz eins in UK und den USA, mehr als drei Millionen verkaufte Platten und jede Menge Platin: Zugegeben, für die Rolling Stones sind solche Superlative völlig normal. Doch Goats Head Soup gehört zu den Stones-Veröffentlichungen, die über die Jahrzehnte nicht an Bedeutung verloren haben. So markiert die Platte nicht nur das Stones-Werk, auf dem Angie zu finden ist, sondern auch die letzte Zusammenarbeit mit Produzent Jimmy Miller, der Mick Jagger und Co. von 1968 bis 1973 zu einigen ihrer erfolgreichsten Alben verhilft. Mit den beiden Platten danach [It’s Only Rock ‘n Roll und Black And Blue] gelingen den Stones „nur“ moderate Erfolge. Der nächste große Knall folgt erst 1978 mit Some Girls. Doch diese Geschichte erzählen wir bei anderer Gelegenheit.

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