Popkultur
15 Hip-Hop-Empfehlungen für den Einstieg
Kanye West hat nicht Unrecht, wenn er über sich und seine Kolleg*innen sagt: „Wir sind die neuen Rockstars!“ Die Welt spricht Hip-Hop und das schon seit vielen Jahren. Doch was genau versteht man darunter eigentlich? In gängigen Definitionen werden vier Säulen genannt, wenn es um die Bestandteile der Hip-Hop-Kultur geht: MCing (i.e. Rappen), DJing, Breakdancing und Graffiti. Los geht das Ganze schon während der Siebziger in Form sogenannter „Block Parties“, später entwickelt sich daraus ein globaler Trend. Inzwischen gibt Hip-Hop kulturell den Ton an, ob wir Rocker*innen das hören wollen oder nicht. Schauen wir uns mal an, wer dazu beigetragen hat und beiträgt.
von Timon Menge und Sina Buchwitz
Hier könnt ihr euch einige unserer Hip-Hop-Empfehlungen anhören:
Üblicherweise grenzen wir unsere Empfehlungsartikel ein wenig stärker ein. 15 Tipps für den Hip-Hop-Einstieg auszuwählen, entspricht etwa einem Text mit dem Titel „15 Empfehlungen für den Rock-Einstieg“. Eigentlich viel zu allgemein, klar. Weil wir auf dieser Website aber vor allem Rockmusik-affin sind, möchten wir in erster Linie einen ganz groben Überblick geben. Die frühen Anfänge mit DJ Kool Herc, Afrika Bambaataa, Grandmaster Flash und Run-D.M.C. schenken wir uns, ebenso wie kommerzielle Superstars à la Kanye West und Jay-Z. Stattdessen haben wir ein paar lose Fäden zusammengetragen, die man aufgreifen kann, um die spannende Welt des Hip-Hop zu erforschen.
1.N.W.A. / Dr. Dre
N.W.A. (Abkürzung für: „Niggaz Wit Attitudes“) aus Compton bei Los Angeles gehören nicht nur zu den einflussreichsten Hip-Hop-Gruppen aller Zeiten, sondern auch zu den wichtigsten Brutstätten des Genres. So starten mit Dr. Dre und Ice Cube gleich zwei Mitglieder der Crew auch als Solokünstler durch. Dr. Dre verhilft außerdem einigen anderen großen Namen des Geschäfts zum Erfolg, wie zum Beispiel Snoop Dogg, Eminem und 50 Cent. Hier geht also einiges los. Ein guter Startpunkt für alle, die sich näher mit dem Thema Hip-Hop beschäftigen möchten.
Anspieltipps: N.W.A – Straight Outta Compton; Ice Cube – It Was A Good Day; Dr. Dre – Still D.R.E.; Snoop Dogg – Who Am I (What’s My Name)?; Eminem – ‘Till I Collapse
2.Ice-T / Body Count
Ice-T heißt eigentlich Tracy Lauren Marrow und legt in den Achtzigern los, genau wie N.W.A. und andere frühe Vertreter*innen des Hip-Hop. Der Titel seines ersten Albums Rhyme Pays (1987) soll sich für ihn bewahrheiten: Acht erfolgreiche Studioalben veröffentlicht er im Lauf seiner Karriere, sieben weitere mit seiner Metalband Body Count. Weitere Brötchen verdient er sich als Schauspieler in diversen Filmen und mit seiner langjährigen Rolle in der US-Fernsehserie Law & Order: Special Victims Unit.
Anspieltipps: Ice-T – 6 ‘N The Mornin’; Ice-T – Colors; Ice-T – New Jack Hustler (Nino’s Theme); Ice-T – O.G. (Original Gangster); Body Count – Cop Killer
3.Salt-N-Pepa
1985 gründen Cheryl „Salt“ James und Sandra „Pepa“ Denton in Queens quasi spontan Salt-N-Pepa – auf Bitten ihres Freundes (und späteren Managers und Produzenten) Hurby „Luv Bug“ Azor nimmt Cheryl mit ihrer damaligen Arbeitskollegin Sandy The Show Stopper auf, einen Antwortsong auf Doug E Freshs The Show. Später kommt Deidra „DJ Spinderella“ Roper zur Gruppe hinzu. Von den männlichen Vertretern ihres Genres häufig objektifiziert und herabgewürdigt, gibt das Trio selbstbewussten Frauen im Hip-Hop erstmals eine Stimme. Laut. Und unmissverständlich: Hits wie Let’s Talk About Sex, Shoop, Push It und Do You Really Want Me thematisieren die weibliche Sexualität ebenso unverblümt wie feministische Ideale und gegenseitigen Respekt.
Anspieltipps: I’ll Take Your Man; Let’s Talk About Sex; None Of Your Business; Tramp; Champagne
4.Beastie Boys
Ursprünglich legen die Beastie Boys unter dem Namen The Young Aborigines los. Damals spielt die Truppe noch experimentellen Hardcore-Punk, erst später folgt die Umorientierung zum Hip-Hop. Und damit durchbrechen die drei New Yorker eine Barriere. Unter Weißen ist der Hip-Hop nämlich eigentlich noch so gar nicht angekommen. Ad-Rock, MCA und Mike D interessiert das nicht und die Musiker veröffentlichen in den Jahren danach Erfolge wie Licensed To Ill (1986), Ill Communication (1994) und Hello Nasty (1998). Heute zählt das Trio zu den erfolgreichsten Hip-Hopper*innen aller Zeiten.
Anspieltipps: Sabotage; Intergalactic; Fight For Your Right; No Sleep Till Brooklyn; Brass Monkey
5.Missy Elliott
Schon lange bevor Missy Elliott als Solokünstlerin durchstartet, ist sie für zahlreiche Hits mitverantwortlich. Sie schreibt Songs für Größen wie Aaliyah, Christina Aguilera, Mariah Carey und Ginuwine, bevor sie 1997 mit ihrem alten Schulfreund Timbaland ihr Debütalbum Supa Dupa Fly aufnimmt und die Hip-Hop-Welt nachhaltig verändert: Mit innovativen Sounds, cleveren Texten und legendären Musikvideos manifestiert sie im Laufe der Jahre ihren ikonischen Status im Genre. Spätestens mit ihrem dritten Album Miss E…So Addictive steigt sie 2001 zum Rap-Superstar auf.
Auch mit ihrem Look macht sie von sich reden: Während viele ihrer Kolleginnen Anfang der 2000er von Medien und Plattenfirmen hypersexualisiert dargestellt werden, setzt Missy auf lässige Baggy-Styles, cartoonartige Silhouetten, grelle Farben und bereichert das sonst oft ernste Hip-Hop-Business um eine große Portion Selbstironie und Humor.
Anspieltipps: Sock It 2 Me; Pass That Dutch; Work It; Lose Control; Gossip Folks
6.2Pac
Um Tupac Amaru Shakur ranken sich die verrücktesten Mythen. Offiziell wird der einflussreiche Rapper am 13. September 1996 bei einem Drive-By-Shooting in Las Vegas erschossen. Inoffiziell soll er immer noch leben und sich bloß aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen haben, ähnlich wie es auch Elvis Presley öfter nachgesagt wird. So oder so zählt 2Pac zu den wichtigsten Figuren des West Coast Hip-Hop. Seine Kindheit und Jugend verbringt er in New York City, mit 17 geht es nach San Francisco, 1993 zieht er nach Los Angeles. Immer wieder beschäftigt er sich mit sozialkritischen Themen und setzt sich für die Gleichbehandlung von Schwarzen ein.
Anspieltipps: Ambitionz As A Ridah; All Eyez On Me (feat. Big Syke); Changes; Dear Mama; Keep Ya Head Up
7.The Notorious B.I.G.
The Notorious B.I.G. (oder auch Biggie Smalls) kennt man vor allem für seinen virtuosen, entspannten Rap-Stil sowie für seine äußerst gehaltvollen, teils autobiografischen Texte. Er gilt als einer der besten Rapper aller Zeiten, zu den erfolgreichsten zählt er auf jeden Fall. Hits wie Hypnotize und Juicy gehören zu jeder Hip-Hop-Party, seine Alben Ready To Die (1994) und Life After Death (1996) in jedes gut sortierte Plattenregal. Leider wird er nur 24 Jahre alt, weil er am 9. März 1997 ebenfalls bei einem Drive-By-Shooting niedergeschossen wird.
Anspieltipps: Hypnotize; Juicy; Big Poppa; Old Thing Back (feat. Ja Rule & Ralph Tresvant); Gimme The Loot
8.OutKast
Nicht nur an der Ost- und der Westküste findet der Hip-Hop statt, sondern auch im Süden der USA. Das erste berühmte Beispiel dafür gründen André 3000 und Big Boi 1992 unter dem Namen OutKast. Funk, Psychedelic, Jazz, Folk: Die beiden Rapper lassen allerlei Stilrichtungen in ihre Musik einfließen und erobern mit Hits wie Ms. Jackson und Hey Ya! die Charts. Ganze sechs Grammys erhalten die beiden im Lauf ihrer Karriere, mehr als 25 Millionen Alben gehen über die Ladentheke. An dieser Stelle wird es schon ein wenig experimentell, doch wir bewegen uns immer noch an der obersten Oberfläche des Hip-Hop.
Anspieltipps: Ms. Jackson; Hey Ya!; Roses; So Fresh, So Clean; ATLiens
9. Nas
Mit seinen tiefgründigen, wortgewandten Texten hat er das Genre auf ein neues Level gehoben. Mit Illmatic (1994) hat er ein Album für die Ewigkeit veröffentlicht. Immer wieder taucht die Platte in Auflistungen der „Besten Hip-Hop-Alben aller Zeiten“ ganz vorne auf. Aktiv ist Nasir bin Olu Dara Jones, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, immer noch. Gerade erst hat er sein zwölftes Album King’s Disease (2020) rausgebracht.
Anspieltipps: If I Ruled The World (Imagine That) (feat. Lauryn Hill); N.Y. State Of Mind; The Message; The World Is Yours; Halftime
10. Lauryn Hill
Im Song The Score spricht Fugees-Kollege Wyclef Jean 1996 das aus, was Fans und Musikinteressierte schon lange denken: „The magazine said the girl shoulda went solo“. Mit ihrem Album The Miseducation Of Lauryn Hill tut Lauryn Hill genau das – und landet damit einen Nummer-eins-Hit. Mühelos lässt die Künstlerin Grenzen zwischen Hip-Hop, Soul und R’n’B verschwimmen und wird zur Schlüsselfigur des Neo Soul. Auch lyrisch kann sich die Platte sehen (bzw. hören) lassen: Hill verarbeitet in ihren Songs nicht nur eine verflossene Liebe, sondern rappt auch über Themen wie Feminismus, das Musikbusiness und die damit verbundenen Herausforderungen, denen sich vor allem Frauen stellen müssen.
Anspieltipps: Fugees – Fu-Gee-La; Doo Wop (That Thing); To Zion; Ex-Factor; Ready Or Not
11. Pharrell Williams
Ob als Produzent mit den Neptunes, als Solokünstler oder als facettenreiches Multitalent mit seiner Band N.E.R.D.: Pharrell Williams’ Kreativität scheint kein Ende zu kennen. Immer wieder erfindet sich der Musiker aus Virginia neu, Platte für Platte entwickelt er sich selbst und den Hip-Hop weiter. Ganze 13 Grammy-Trophäen konnte er bislang sammeln, unter anderem dreimal als bester Produzent. Die meisten seiner Songs kommen euch vermutlich bekannt vor, ob aus dem Musikfernsehen (Wisst ihr noch, damals…), von YouTube oder aus dem Radio.
Anspieltipps: Marilyn Monroe; Water; Lemon; Freedom; N.E.R.D. – She Wants To Move
12. Drake
Seit 2006 mischt der kanadische Rapper Drake im Musikbusiness mit. Während seine Anfänge nur von geringem kommerziellem Erfolg geprägt waren, startet er 2010 mit seinem Debütalbum Thank Me Later richtig durch: Mittlerweile zählt Drizzy über 200 Songs in den Billboard Hot 100 Charts und zählt damit als Spitzenreiter unter den Solokünstlern. Diesen Triumph hat der Rapper vor allem seiner Vielseitigkeit zu verdanken. Durch seinen spielerischen Umgang mit Genres wie Hip-Hop und R’n’B und mal prahlerischen, mal nachdenklichen Texten gelingt es Drake, seine Zuhörer in jeder Stimmungslage abzuholen.
Anspieltipps: Passionfruit; Laugh Now Cry Later; In My Feelings; Best I Ever Had; Too Good
13. Nicki Minaj
Clevere Lines, unerschrockener Feminismus und ein Selbstbewusstsein, das selbst dem größten Macho Respekt einflößt: Rapperin Nicki Minaj hat von ihren Vorgängerinnen viel gelernt. Onika Tanya Maraj, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, begeistert ihre Fans mit unvergleichlichem Flow und einem Sinn für Humor, wie er zuletzt vielleicht Missy Elliott zugeschrieben wurde. Insbesondere der spielerische Umgang mit Dialekten, Metaphern und unerwarteten Punch Lines haben Minaj seit den 2000ern zu einer festen Größe im Hip-Hop werden lassen. Musikalisch lässt sie sich in keine Schublade stecken; viele ihrer Songs weisen Elemente aus Genres wie Eurodance und Electropop auf. Der Erfolg gibt ihr Recht: im März 2017 bricht sie den Rekord für die meisten Chartplatzierungen einer Frau in den US-amerikanischen Charts.
Anspieltipps: Monster; Barbie Dreams; Feeling Myself; Super Bass; Chun-Li
14. Kendrick Lamar
Neuer Künstler, alte Geschichten: Wie einige seiner musikalischen Vorbilder wächst auch Kendrick Lamar in Compton bei Los Angeles auf. Sein Vater arbeitet zwar bei einer Fast-Food-Kette, muss zusätzlich aber auch kleine Straftaten verüben, um seine Familie über Wasser halten zu können. Gangkriminalität gehört zur Tagesordnung, obwohl Lamar selbst sich nie einer Gang anschließt. Das übernehmen die Geschwister seiner Eltern für ihn. Seit einigen Jahren zählt er zu den erfolgreichsten Rappern der Welt, vor allem für seine Texte wird er von allen Seiten gelobt.
Anspieltipps: HUMBLE.; All The Stars (with SZA); LOVE. FEAT. ZACHARI.; Money Trees; DNA
15. Megan Thee Stallion
Egal, ob durch Samples, Lyrics oder Musikvideos: In den letzten zwei Jahren hat sich Megan Thee Stallion, die eigentlich Megan Pete heißt, einen Namen in der Musikbranche gemacht. Schon mit 16 schreibt sie ihre ersten Rap-Texte, mit ihrer Karriere startete sie jedoch erst zur Volljährigkeit fünf Jahre später, nachdem ihre Mutter, die ebenfalls als Rapperin tätig war, ihr dazu aufgrund der zweideutigen Texte geraten hatte. Bis heute hält sich diese sexpositive Haltung, die ihr auch ihren Künstlernamen (Stallion = Hengst) einbrachte.
In ihren Texten und Musikvideos zelebriert sie Body Positivity, setzt sich für schwarze Frauen ein und hält Fans dazu an, sich selbst zu lieben.
Anspieltipps: Girls In The Hood; Hot Girl Summer; Captain Hook; Savage; Freak Nasty

Popkultur
Zeitsprung: Am 1.10.1985 wird Madonnas Filmdebüt gegen ihren Willen veröffentlicht.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 1.10.1985.
von Sina Buchwitz und Christof Leim
Viele Popstars wagen im Laufe ihrer Karriere einen Ausflug in die „benachbarte“ Film- und Fernsehwelt. Pop-Urgestein Madonna bildet da keine Ausnahme: Sie spielt zwischen 1985 und 2002 in 18 Spielfilmen mal größere, mal kleinere Rollen mit ebenso variierendem Erfolg. Ihr Debüt in A Certain Sacrifice von 1979 bringt ihr 100 Dollar – und dem Regisseur ein „Fuck You“.
Hier könnt ihr das Album Like A Virgin anhören:
Mitte der Achtziger brennt sich Madonna für immer in die Netzhaut der Popkultur: In Brautkleid und Bustier singt die Meisterin der Provokation erst bei den MTV Awards Like A Virgin und schockt damit die konservativen USA, um wenig später im Musikvideo zu Material Girl im Marilyn Monroe-Look einmal mehr zu beweisen, dass Männer in ihrer Welt höchstens die zweite Geige spielen. Im Frühjahr 1985 geht Madonna mit dem Album Like A Virgin auf Tour und festigt ihren Status als neue Stil- und Musikikone. Die Platte verkauft sich weltweit über 14 Millionen Mal. Zur gleichen Zeit feiert sie ihr Debüt auf der Kinoleinwand mit Desperately Seeking Susan (hierzulande: Susan… verzweifelt gesucht).
Ein kleines Stück vom Glück
Nun möchte auch jemand anders ein Stück von Madonnas Ruhm abhaben und veröffentlicht am 1. Oktober 1985 Madonnas eigentliches Filmdebüt. Das hatte sie bereits 1979 gedreht, bis dato war es aber nie an die Öffentlichkeit gelangt. Und das unterscheidet sich deutlich vom Hochglanz-Hollywood-Streifen Desperately Seeking Susan: In der bizarren Low-Budget-Produktion A Certain Sacrifice spielt Madonna die Rolle der Bruna, einer New Yorkerin, die mit ihren drei „Liebessklaven“ auf der Lower East Side lebt. Als die Figur sich unerwartet in einen jungen Mann verliebt und mit ihrer Clique brechen will, wird sie vergewaltigt. Ein brutaler Ritualmord ist die Folge.
A Certain Sacrifice on Home Video! Madonna’s Dirty Laundry #1985 #Madonna Only $59.95 #RebelHeart #StephenLewicki pic.twitter.com/LRXwkLIUUg
— it’s all madonna’s fault (@madonnas_fault) August 8, 2015
Mit nur 20.000 Dollar produziert Regisseur Stephen Jon Lewicki die 60-minütige Geschichte und zeigt sich vom Einsatz seiner Hauptdarstellerin begeistert. Die hatte sich mit einem dreiseitigen, handgeschriebenen Brief beworben, obwohl nicht mal eine Gage ausgeschrieben war. Letztlich erhält sie als einzige Schauspielerin 100 Dollar, um ihre Miete zahlen zu können.
„Fuck You“, Lewicki!
Sechs Jahre später ist die ursprüngliche Begeisterung für den Film verflogen: Neben einer Vergewaltigungsszene sind es vor allem die Oben-Ohne-Sequenzen, die Pop-Ikone Madonna Sorge bereiten. Über die geplante Veröffentlichung zeigt sie sich entsprechend erbost und versucht, diese zu stoppen. Bei einer privaten Vorführung in Lewickis Apartment reagiert sie schockiert auf das Ergebnis, brüllt „Fick dich!“ und stürmt aus der Wohnung. Im Anschluss verklagt sie Lewicki.
Das Filmposter zu „A Certain Sacrifice
Am 2. August 1985 verliert Madonna den Rechtsstreit jedoch, und der Streifen darf veröffentlicht werden. Nach einigen Filmvorführungen in New York wird A Certain Sacrifice auf Videokassette vertrieben. Die Reaktionen sind überwiegend positiv. So schreibt die New York Post: „Madonna ist sexy wie die Hölle.“ Erwartungsgemäß geistert er heute mit verschiedenen Coverartworks auch durch das Netz. Ihrer Karriere tut die Entblößung keinen Abbruch, im Gegenteil. Nur zwei Jahre später wird sie mit ihrer Who’s That Girl World Tour zur erfolgreichsten Popsängerin der Achtziger.
Zeitsprung: Am 21.10.1992 veröffentlicht Madonna ihr Buch „Sex“ — samt Skandal.
Popkultur
Zeitsprung: Am 30.9.1978 veröffentlicht Gary Moore „Back On The Streets“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 30.9.1978.
von Christof Leim und Tom Küppers
Als Gary Moore am 30. September 1978 Back On The Streets veröffentlicht, hat er schon einige Bands hinter sich. Die Platte erscheint unter eigenen Namen, doch er kann auf helfende Freunde zählen. Insbesondere die Herren Lynott und Downey, zwei alte Bekannte aus Dublin, mischen mit.
Hört hier in Back On The Streets rein:
Klickt auf „Listen“ für das ganze Album.
Dass bei Gary Moore etwas mit Musik gehen würde, zeichnet sich schon früh ab: Mit zehn bekommt er seine erste Gitarre in die Finger, schon im Alter von 16 Jahren wird er 1968 von der Dubliner Band Skid Row rekrutiert (nicht verwandt oder verschwägert mit den gleichnamigen Hardrockern aus New Jersey). Nach dem Ende dieser Truppe gründet er die kurzlebige Gary Moore Band und veröffentlicht 1973 das Quasi-Soloalbum Grinding Stone. 1974 hilft er kurzfristig auf der Bühne und im Studio bei Thin Lizzy aus und betätigt sich parallel bei den Jazzrockern Colosseum II. Als Lizzy Anfang 1977 vor einer gemeinsamen US-Tour mit Queen ohne Gitarrist dastehen, springt Gary wieder ein.
Insbesondere mit Lizzy-Frontmann Phil Lynott versteht sich Moore auf künstlerischer und persönlicher Ebene hervorragend. Doch das Angebot fest bei der seinerzeit populärsten irischen Band einzusteigen, lehnt der Gitarrist noch ab. Zum einen will er seine Colosseum II-Kollegen trotz kommerziellen Misserfolgs nicht im Regen stehen lassen, zum anderen steckt er zu diesem Zeitpunkt schon in den Vorbereitungen für sein erstes „richtiges“ Soloalbum.
Back On The Streets wird im Frühjahr 1978 unter der Aufsicht des legendären Hardrock-Produzenten Chris Tsangarides eingespielt. Neben Studiogrößen wie dem späteren Toto-Schlagzeuger Simon Phillips gastiert mit Phil Lynott und Trommler Brian Downey die Rhythmussektion von Thin Lizzy gleich auf mehreren Stücken. Und auch kompositorisch hinterlässt Lynott deutliche Spuren: Abgesehen von einer gelungenen Neueinspielung des Lizzy-Hits Don’t Believe A Word in balladesker Form profitiert Moore zwei weitere Male von den schöpferischen Fähigkeiten seines Freundes.
Fanatical Fascists zeigt sich von der wuchtigen Simplizität des aufkeimenden UK-Punk inspiriert, für den Lynott große Sympathien hegt. Für die größere Überraschung sorgt Parisienne Walkways: Der gemeinsam von Lynott und Moore geschriebene Schmachtfetzen entpuppt sich als Hit, der im vereinigten Königreich bis auf Position acht der Single-Charts vordringt. Bis heute fesselt die Nummer durch ihre wunderbaren Gitarrenlinien, 2014 trägt sie den japanischen Eiskunstläufer Yuzuru Hanyu gar zum Punkte-Weltrekord im Kurzprogramm. Und selbstverständlich profitiert auch das am 30. September 1978 veröffentlichte Back On The Streets-Album in Sachen Verkaufszahlen von diesem kommerziellen Überraschungserfolg.
Eine weitere denkwürdige (weil einzigartige) Performance gibt es im Januar 1979 im Rahmen der BBC-Sendung The Old Grey Whistle Test zu bestaunen. Für diesen Anlass rekrutiert Moore mit Lynott, Lizzy-Klampfer Scott Gorham, Keyboarder Don Airey und Trommel-Gott Cozy Powell eine All-Star-Truppe ersten Kalibers. Die Interpretationen des Titelsongs von Back On The Street und Don’t Believe A Word sind absolut mitreißend, bei letzterem lässt sich Gary selbst von einer gerissenen Saite nicht aufhalten.
Zu diesem Zeitpunkt befindet sich der Gitarrist allerdings bereits wieder mit Thin Lizzy im Studio, um als festes Bandmitglied deren Album Black Rose: A Rock Legend (1979) einzuspielen. Jedoch verlässt er die von Drogenproblemen geplagte Band im Sommer während einer laufenden US-Tournee wieder. Von dem Moment an widmet er sich fast ausschließlich seinen musikalischen Alleingängen, mit denen er in den kommenden Jahrzehnten so wohl im Hard Rock als auch im Blues epochale Gitarrengeschichte schreiben wird.
Zeitsprung: Am 30.5.1980 landet Gary Moores G-Force auf dem Rockplaneten.
Popkultur
„Monsters Of California“: Alles über den UFO-Film von Blink-182-Sänger Tom DeLonge
Blink-182-Fans wissen: Frontmann Tom DeLonge hat nicht nur ein Faible für Rock, sondern auch für Roswell. Schon seit vielen Jahren interessiert er sich für UFOs, außerirdische Lebensformen und alles, was damit zu tun hat. Mit Monsters Of California bringt er bald seinen ersten Film raus. Und darin geht es natürlich um …
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Nine von Blink-182 anhören:
… genau. In Monsters Of California hängt der Teenager Dallas Edwards am liebsten mit seinen verpeilten Freund*innen herum. Eines Tages findet die südkalifornische Clique zufällig einige Unterlagen von Dallas’ Vater, die darauf schließen lassen, dass er beruflich mit mysteriösen und paranormalen Ereignissen zu tun hat. Die Jugendlichen verknüpfen ihre Erkenntnisse miteinander, stellen Theorien auf — und werden auf einmal von uniformierten Männern mit Maschinengewehren umstellt. Spätestens jetzt wissen sie, dass etwas Großem auf der Spur sind. Doch sie haben natürlich noch keine Ahnung, wie groß ihre Entdeckung wirklich ist …
Tom DeLonge: Pop-Punk-Ikone und UFO-Fan
Die meisten kennen Tom DeLonge als Sänger und Gitarrist der erfolgreichen Pop-Punks Blink-182. Doch der Kalifornier ist auch ein ausgewiesener Alien-Fan, der sich in seiner Freizeit ausgiebig mit UFO-Sichtungen, Area-51-Theorien, außerirdischen Lebensformen und paranormalen Aktivitäten beschäftigt. (Mit dem Song Aliens Exist vom Blink-182-Album Enema Of The State brachte er DeLonge beiden Leidenschaften 1999 unter einen Hut — und genau diese Nummer ist natürlich auch im Trailer von Monsters Of California zu hören.) Immer wieder hinterfragt und forscht er im Namen der Wissenschaft nach Aliens und sucht Erklärungen für diverse Verschwörungstheorien. Schräg, oder?
DeLonges Engagement geht so weit, dass er am 18. Februar 2017 zum Beispiel den „UFO Researcher of the Year Award“ von OpenMindTV verliehen bekam. 2015 erzählte er in einem Interview von einer mutmaßlichen Begegnung mit Außerirdischen — während eines Camping-Trips nahe der sagenumwobenen Area 51. „Mein ganzer Körper hat sich angefühlt, als sei er statisch aufgeladen gewesen“, versicherte der Sänger. Auch Freunde von ihm könnten über Begegnungen mit Aliens berichten. Außerdem verfüge er über Regierungsquellen und auch sein Telefon sei aufgrund seiner Forschungen schon abgehört worden. Wenn er meint …
Monsters Of California: Wann startet der erste Film von Tom DeLonge?
In den USA läuft Monsters Of California am 6. Oktober 2023 an, doch wann der Streifen in Deutschland erscheinen soll, ist bisher nicht klar. So oder so: Der Trailer verspricht mindestens einen unterhaltsamen Kinobesuch — nicht nur für Blink-182-Fans.
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