------------

Popkultur

Zeitsprung: Am 11.10.1994 veröffentlichen Korn ihr Debüt.

Published on

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 11.10.1994.


von Timon Menge und Christof Leim

Wenn man nur eine Band benennen müsste, die den Nu Metal erfunden hat, wären das Korn. Mit ihrem gleichnamigen Debüt legen die Kalifornier den Grundstein für alle nachfolgenden Vertreter*innen des Genres. Gleich mehrfach sprengen sie die Grenzen des bis dato Bekannten. Heute vor 25 Jahren erschien das Album.

Hier könnt ihr euch Korn, das Album, anhören: 

Dass sie es ernst meinen, stellen Korn bereits nach ihrer Gründung im Jahr 1993 unter Beweis. So bezieht die Band gemeinsam ein Haus in Huntington Beach, südlich von Los Angeles, um dort an ihren ersten Songs zu arbeiten. Mit dabei: Frontmann Jonathan Davis, Bassist Reginald „Fieldy“ Arvizu, die Gitarristen James „Munky“ Shaffer und Brian „Head“ Welch sowie Schlagzeuger David Silveria. Die kreativen Säfte fließen schnell. Nur wenig später mietet das Kollektiv ein Studio, um das Material aufzunehmen — und zieht schon während der Sessions erste Blicke auf sich, weil bis dato niemand etwas Vergleichbares gehört hat.

Schreiben 1994 die Regeln des Metal neu: Korn.

Ein ganz neuer Stil

Tatsächlich verfolgen Korn einen völlig eigenständigen Stil und vermischen, was vermeintlich nicht zusammengehört, nämlich Metal mit Hip-Hop, unterfüttert mit einem bis zum Erdmittelpunkt runtergestimmten Klapper-Bass sowie alles andere als traditionellen Riffs auf siebensaitigen Gitarren und abgedrehten Gesangslinien. Mitunter kommen sogar Mülltonnen als Rhythmusinstrument zum Einsatz. 

Damit überschreiten Korn nicht als erste die Grenzen der Genres: Mit Rap-Metal hatten schon Anthrax durchaus erfolgreich herumgespielt (1987 bei I’m The Man und 1991 bei Bring The Noise, 1993 erschien mit Judgment Night sogar ein ganzes Album solcher Crossover-Kollaborationen. (Für Historiker*innen: Die erste signifikante Verbindung von (Hard) Rock und Sprechgesang lieferten 1986 Aerosmith und Run-DMC mit Walk This Way). Doch 1994 klingt absolut niemand so wie Korn, die nicht nur vermeintlich Inkompatibles verbinden, sondern aus den Grundbausteinen verschiedener Welten ihren eigenen Stil kreieren – und Regeln schreiben, die die gesamten Neunziger hindurch gelten.

Düsterer Stoff

Inhaltlich beschäftigt sich das Album mit Themen wie Kindesmissbrauch, Drogensucht und Mobbing. So handelt Blind von Davis’ Vorliebe für Amphetamine. Faget hingegen erzählt aus seiner Jugend, während der er in der Schule gemobbt wurde. Auch das Cover zeugt von Abgründen und zeigt ein kleines Mädchen auf einer Schaukel, das – dem Schatten im Hintergrund nach zu urteilen – einem finsteren Mann entgegenblickt. Durch die Anordnung des Bandlogos entsteht außerdem der Eindruck, das Mädchen sei erhängt worden. 

Als Korn am 11. Oktober 1994 erscheint, überschlägt sich die Kritik mit Lob, ob in der Musikpresse oder Zeitungen wie der Los Angeles Times. Bereits anderthalb Jahre nach Veröffentlichung erreicht die Scheibe Goldstatus und inzwischen sogar Doppelplatin. Weltweit sollen mehr als zehn Millionen Exemplare über die Ladentheke gegangen sein, mehr als zwei Millionen davon in den USA. 

Pionierarbeit

Noch heute schreiben viele Expert*innen dem Korn-Debüt die Erfindung des Nu Metal zu. Ob Limp Bizkit, Coal Chamber, Slipknot oder andere Größen des Genres: Alle greifen sie auf das zurück, was die Kalifornier mit Korn geschaffen haben. 2014 bezeichnet der Rolling Stone die Scheibe sogar als „wichtigstes Metal-Album der letzten 20 Jahre“. Und in der Tat: Sogar Machine Head und Sepultura lassen sich zu jener Zeit von dem neuen Sound inspirieren.

Zeitsprung: Am 12.3.1998 helfen Korn einem Schüler beim Streit mit der High School.

Don't Miss