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Popkultur

Zeitsprung: Am 22.10.1945 kommt Mountain-Gitarrist Leslie West zur Welt.

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Pionier der Krachgitarre: Leslie West 1974 - Foto: Fin Costello/Redferns/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 22.10.1945.

von Sina Buchwitz und Christof Leim

Er gilt als Mitbegründer des Hard Rock und wird von Mega-Gitarristen wie Eddie Van Halen und Zakk Wylde als Vorbild genannt. Schon beim vierten Gig stehen 500.000 Leute vor der Bühne: Mountain-Gitarrist Leslie West gilt Ende der Sechziger als eine neue Hoffnung der krachenden Rockgitarre. Am 22. Oktober hätte er Geburtstag gefeiert. Ein Rückblick.

Hört euch hier das Album Climbing! an: 

Am 22. Oktober 1945 erblickt der zukünftige Rockstar als Leslie Weinstein in New York City das Licht der Welt. Als seine Eltern sich scheiden lassen, ändert er seinen Nachnamen zu West. Im Alter von 12 Jahren trifft er dann früh auf seine große Liebe: die Gitarre. Erste Banderfahrungen sammelt er mit The Vagrants, die 1966 mit I Can’t Make A Friend und einem Cover von Otis Reddings Respect zwei kleine Hits landen. 

Große Fußstapfen

Im Zuge dieser Aufnahmen lernt West auch den Produzenten Felix Pappalardi kennen, der gerade mit Eric Claptons Supergroup Cream an deren Album Disraeli Gears arbeitet. Zwei Jahre später kündigen Cream im Sommer 1968 ihre Auflösung an, im November gehen sie nach großer Abschiedstournee tatsächlich getrennte Wege. Nun tritt West auf den Plan: Kurz nach der Cream-Trennung gründen er und Felix Pappalardi die Formation Mountain, die den Härtegrad im Hard Rock ein Stück hochschraubt. Grund für seinen Wunsch nach einem raueren Stil könnte Wests nur mäßiger Erfolgs in der R&B- und Bluesszene gewesen sein. 

Mit dabei bei Mountain sind neben Leslie an der Gitarre und Felix am Bass noch der Keyboarder Steve Knight sowie später Laurence „Corky“ Laing am Schlagzeug. Aufgrund ihres virtuosen Sounds werden sie tatsächlich prompt mit Claptons Ex-Formation verglichen. So betitelt sie der Rolling Stone als „lautere Version von Cream“, obwohl Wests Gitarrenspiel im Gegensatz zu Eric Claptons vor allem bluesbasierter Stil eindeutig in Richtung Riff Rock weist. 

Fast-Feuertaufe vor ganz großer Kulisse

Die Jungs haben gerade einmal drei Gigs gespielt, als sie noch im selben Jahr mit einem legendären Auftritt beim Woodstock Festival am 16. August 1969 zur Rock-Elite aufsteigen: Vor 500.000 Menschen geben sie um 21 Uhr Ortszeit ein Set von elf Songs zum Besten. Ihr Stück Mississippi Queen wird zum „Signature Song“ der Band und erreicht durch den Kultfilm Vanishing Point (in Deutschland unter dem Titel Fluchtpunkt San Francisco bekannt) zusätzliche Aufmerksamkeit.

Um möglichst lange auf der Erfolgswelle zu schwimmen, lässt sich die Band auf eine eng getaktete Tour ein. Währenddessen entsteht das Album Nantucket Sleighride, das im Januar 1971 veröffentlicht wird. Obwohl die Platte es auf Platz 16 der Charts schafft und von der Kritik hochgelobt wird, produziert sie keine Hits. Der kommerzielle Erfolg ebbt ab, Pappalardi entwickelt eine Heroinsucht. Im Februar 1972 trennt sich die Band. 

Neue Supergroup, neues Glück

Im gleichen Jahr rekrutieren West und Laing ein ehemaliges Cream-Mitglied für ein neues Projekt: Unter dem Bandnamen West, Bruce & Laing (WBL) unterstützt Jack Bruce die beiden am Bass, der Harfe und am Keyboard. Gemeinsam touren sie für 30 Konzerte durch die USA und spielen dabei hauptsächlich Songs ihrer alten Bands. Nun verlangt die Welt Nachschub, es folgen zwei Alben und mehr Touren, doch der exzessive Drogenkonsum der Bandmitglieder fordert seinen Tribut. Corky Laing erinnert sich: „Es war eine sehr dunkle Zeit. New York bedeutete Kokain, England bedeutete Heroin, denn da gab es die beste Qualität.“ Kurze Zeit später löst sich auch diese Band auf. 

In den folgenden Jahren spielt Leslie West kleine Schauspielrollen und kollaboriert mit Kollegen wie Bo Diddley, Joe Bonamassa und Ozzy Osbourne. Darüber hinaus veröffentlicht er immer wieder Soloalben, mit denen er auch auf Tour geht, auch Mountain sind in den folgenden Dekaden immer wieder phasenweise aktiv.

Noch lang nicht Schluss

Privates Glück findet Leslie in seiner Partnerin Jenni Maurer, die er 2009 heiratet – wie es sich für einen Rocker gehört auf der Bühne, nämlich bei einem Woodstock-Jubiläumskonzert in Bethel, New York vor 15.000 Leuten.  Im Juni 2011 muss ihm allerdings aufgrund seiner Diabeteserkrankung ein Teil seines rechten unteren Beines amputiert werden. An Ruhestand denkt er dennoch nicht – schon wenige Monate später geht er wieder auf Tour. Kurz vor Weihnachten 2021 erleidet er allerdings einen Herzstillstand und verstirbt am 23. Dezember im Alter von 75 Jahren. Rest in peace!

Zeitsprung: Am 15.8.1969 beginnt das Woodstock-Festival.

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