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Popkultur

Was kann die neue 3-CD-Version von Metallicas „Black Album“?

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Metallica
Foto: Mick Hutson/Redferns/GettyImages

Das schwarze Album von Metallica erscheint einen Monat nach seinem 30. Geburtstag in einer remasterten Neuauflage mit allerlei Bonuskram. Wir haben uns die „Expanded Edition“ auf drei CDs angesehen: Welche Schätzchen finden sich unter den Bonustracks? Woher stammen die Liveaufnahmen? Und kann man die kloppenden Sowjetsoldaten und und die Begeisterung des späteren Machine-Head-Chefs Robb Flynn womöglich sogar hören? Vor allem: Was haben die damit zu tun?

von Christof Leim

Hier gibt es passend zur Lektüre das Black Album in der Remaster-Version:

Am 12. August 1991 ließen Metallica ihr gleichnamiges fünftes Album auf die Welt los und landeten einen astronomisch großen Hit. Zu diesem auch Black Album genannten Meisterwerk müssen wir vermutlich nicht viel sagen (denn es steht ja ausführlich hier).

Aus einer Scheibe werden drei

Im Rahmen der Festwochen zum 30. Jubiläum erscheint die Scheibe nun in remasterter Form, und wer will, bekommt jede Menge Beilagen. Zum einen gibt es wieder ein Deluxe-Box-Set mit so viel Bonuskram, dass empfindliche Metallinerds vor Aufregung in eine Papiertüte atmen müssen – ein herrlicher Overkill („Megadeath“, wenn man so will), der schon bei den Geburtstagen der ersten vier Alben Spaß gemacht (Details zu Puppets hier, zu Justice hier).

Metallica 1991

Eine Nummer kleiner geht auch – mit der vergleichsweise aerodynamischen 3-CD-Expanded-Edition. Sie enthält das Album als Remaster, eine zweite Scheibe mit „Riffs, Demos, Rough Mixes & Easy Listening Music“ und eine Sammlung von Liveaufnahmen aus verschiedenen Ecken der Welt. Damit liefert diese Variante quasi einen Querbeet-Ausschnitt der Box.


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Metallica
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Easy Listening? Wie bitte?

Das Sammelsurium auf CD2 beginnt mit dem Nukleus eines Welthits: mit dem Enter Sandman-Riff in seiner Frühfrühform, wie sie Kirk Hammett irgendwann nachts aus der Gitarre gefallen ist. (Alles zum Sandmann könnt ihr hier lesen – auch, was Lars mit dem Riff dann angestellt hat.)

Von James Hetfields Rifftape gibt es eine Rohfassung von Nothing Else Matters, die schon viel von dem enthält, was wir kennen. Weniger bekannt ist die „Elevator Version“ des Songs, die 1993 als B-Seite der Single Sad But True versteckt wurde: Nothing Else Matters nur (!) mit Akustikgitarre, James’ Stimme und viel, viel Orchester. „Easy Listening“ trifft es ganz gut, aber: hat was. 

Ansonsten finden sich Rough Mixe, Testaufnahmen und Demos aller zwölf Tracks in verschiedenen Entwicklungsstadien. So singt Hetfield bei Holier Than Thou und Don’t Tread On Me noch „Nanananana“-Fantasietexte, Sad But True marschiert ein gutes Stück schneller, und The Unforgiven weist in der Probe noch ein unfertiges Gniedelsolo auf. Wie viel Schweiß die vier Musiker in die Aufnahme gesteckt haben, zeigt sich bei Through The Never, von dem wir „Take 53“ (!) bekommen. Das alles ist natürlich nichts zum Immer-wieder-durchhören, sondern interessant vor allem für die Leute, die die Stücke richtig gut kennen. Nerdkram halt.

Was ist denn jetzt mit den Sowjetsoldaten?

CD3 enthält Liveaufnahmen, angeordnet wie eine typische Setlist aus der Zeit. Es gibt zum Beispiel Mitschnitte vom Tushino-Airfield in Moskau, wo am 28. September 1991, also wenige Wochen nach Albumveröffentlichung, die letzte Show der Monsters-Of-Rock-Tour stattfand. Hier spielten Metallica vor AC/DC und damit zum letzten Mal als Nicht-Headliner; Pantera, Mötley Crüe, Queensrÿche und die Black Crowes waren auch dabei.

Dieses Konzert kennen die Fans von den A Year And A Half In The Life Of Metallica-Videos: Vor der Bühne standen geschätzt mindestens eine halbe Millionen Menschen, aber so genau weiß das niemand, und sie drehten komplett durch. Das sorgte für hartes Durchgreifen der Staatsmacht in Form von langen Reihen an Soldaten mit Schlagstöcken. Die Intensität der Situation kann man in der Performance der Band durchaus hören. Der Sound klingt gut und besitzt viel Atmosphäre. Fett.

Heimspiel vor Robb Flynn

Ihre eigene Endlos-Tour zur „Schwarzen“ starteten Metallica am 12. Oktober 1991 mit einem Heimspiel beim Day On The Green in Oakland, Kalifornien. Hier hatten unsere Helden schon 1985 mit Ride The Lightning triumphiert, was man im Homevideo Cliff‘Em All sehen kann. Die große Underground-Band der Bay Area hatte damals den nächsten großen Schritt gemacht, insbesondere für den heimatverbundenen Cliff Burton bedeutete dieser Termin viel. Sechs Jahre später widmet Hetfield deshalb For Whom The Bell Tolls seinem verstorbenen Freund und Kollegen.

Zeugen dieser Show wurden auch der ehemalige Forbidden- und Vio-Lence-Gitarrist Robb Flynn samt seinem bassspielenden Kumpel Adam Duce. Nach eigenen Aussagen gründete Robb seine Band Machine Head bei/wegen/nach diesem Metallica-Auftritt! Drei Lieder von diesem Tag finden sich auf der Expanded Edition, vermutlich mitgeschnitten am Mischpult mit mittelgutem Klang und wenig Publikum.

…und sie touren immer noch

Im Livesegment taucht noch ein dritter Gig auf, nämlich aus Muskegon, Michigan vom Anfang der Wherever We May Roam-Tour. Da spielen Metallica mittlerweile „in the round“, also mit der Bühne in der Mitte der Halle und dem legendären Snakepit. Das ganze Konzert veröffentlichte die Band bereits am 29. April 2020 im Rahmen der Metallica Mondays zur Lockdown-Beschallung (mehr dazu hier). Hier stand zum Beispiel das mittlerweile vergessene Holier Than Thou noch auf der Setlist. Die Aufnahme: Soundboard, unbearbeitet, roh, und die Band hat Feuer. Ein Dreivierteljahr (!) später rollten Metallica dann am 11. Januar 1992 wieder nach Kalifornien, nämlich nach Sacramento. Und da waren sie mit der Tour noch lange, lang nicht fertig. Sound: siehe oben.

Am 20. April 1992 schließlich eröffneten Hetfield, Ulrich, Hammett und Newsted das gewaltige Tributkonzert für Freddie Mercury im Londoner Wembley Stadium. Die drei Songs erschienen bisher vor allem in der raren „Fan Can“, hier gibt es Nothing Else Matters. Am 22. Mai 1992 schließlich, zwei Jahre nach Start der Monstertour, gastiert das Quartett auf dem Maimarktgelände in Mannheim. Dort wurde die selten gespielte Schimpftirade So What mitgeschnitten.

Alles in allem bietet die Live-CD einen gutem Überblick über die Bühnenpräsenz von Metallica zu diesen Zeiten: eine souveräne, nicht aufzuhaltende Metal-Maschine mit einem Bein in den wilden Untergrundzeiten, mit den anderen schon bei der zukünftigen Weltherrschaft. 

Fazit

Wer tatsächlich das Black Album noch nicht besitzt und eine CD im Schrank haben möchte, kann mit der Expanded Edition ein bisschen Zusatzspaß mitnehmen. Zur Aufmachung können wir anhand der Vorabversion noch nicht viel sagen: Es gibt ein alternatives Cover (lies: leicht abgeändert, Lars hat’s ausgesucht) und coole Ross-Halfin-Pics im Booklet. Das Remaster bringt vielleicht ein wenig mehr Brillanz und Lautstärke, macht aber schlussendlich keinen großen Unterschied. Was soll man bei einem Album auch verbessern, dessen Produktion tatsächlich noch als Goldstandard gilt?

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Schwarze Wucht: Zum 30. Jubiläum des „Black Album“ von Metallica

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