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Popkultur

Schräg, schräger, „Music From The Elder“: Vor 40 Jahren kommt ein KISS-Konzeptalbum raus

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KISS
Foto: Fin Costello/Redferns/Getty Images

Wenn es Anfang der Achtziger etwas gibt, wovon die Musikwelt eigentlich genug hat, dann sind das Konzeptalben (und Disco-Sounds, aber das ist eine andere KISS-Geschichte). Die Jungs von KISS sehen das scheinbar anders, bringen mit Music From The Elder ihre eigene Version eines pompösen Konzeptalbums auf den Markt – und scheitern kläglich.

von Sina Buchwitz

Was The Who und Pink Floyd können, können wir schon lange! Denken sich wohl KISS 1981 und bringen mit Music From The Elder ihr erstes und einziges Konzeptalbum heraus. An der Platte scheiden sich die Geister: Während einige Fans sich an dem majestätischen Symphonieorchester-Sound erfreuen, finden andere den neu eingeschlagenen Fantasy-Rock-Pfad schlichtweg peinlich. Wie konnte es soweit kommen?

Hier könnt ihr Music From The Elder hören:

Schon Ende der Siebziger haben es KISS nicht gerade leicht: Nach einem kometenhaften Aufstieg droht ihr Stern am Rockhimmel erstmals zu verblassen; 1979 heimst ihr Album Dynasty zwar mehrfach Platin ein, doch der discohaft anmutende Sound erzürnt eingefleischte Anhänger*innen. Als nur ein Jahr später Unmasked erscheint und ähnlich poppig klingt, entfernen sich die Fans sogar noch weiter von ihrer Lieblingsband. Schlagzeuger Peter Criss hat bereits das Handtuch geworfen; Ace Frehley ist kurz davor, es ihm gleichzutun.

Music From The Elder soll den soften Sound seiner Vorgänger wettmachen und die Kredibilität von KISS wiederherstellen. Dafür engagieren die Jungs niemand geringeren als Bob Ezrin, der ihnen nicht nur das Erfolgsalbum Destroyer beschert hatte, sondern mit Pink Floyds The Wall kurz zuvor wohl auch das Konzeptalbum schlechthin produzierte. Beste Voraussetzungen, sollte man meinen.

The Boy meets The Elder

Als Ezrin eine von Gene Simmons verfasste Fantasy-Kurzgeschichte liest, noch immer beseelt vom The-Wall-Erfolg, schlägt der ihm kurzerhand vor, die Story als Grundlage für ein KISS-Konzeptalbum zu nutzen. Und so geht es auf der Platte um den Helden „The Boy“, der unter der Anleitung des Weisen („The Elder“) gegen dunkle Mächte kämpft. So weit, so episch für eine Band, die bis dahin eher für simple Rock-Hymnen bekannt war.

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Ezrin und KISS isolieren sich für den gesamten Produktionszeitraum, um den neuen Sound der Band unter Verschluss zu halten. Und der hat es in sich. Gitarrist Paul Stanley beschreibt den pathetischen Symphonieorchester-Klang später selbst als „pompös, gekünstelt, selbstgefällig und fett“. Im Gegensatz zu Stanley spürt Frehley schon damals, dass dieses Projekt floppen könnte: „Meine innere Stimme sagte mir damals, dass es Zeit für ein richtiges Heavy-Metal-Album sei und wir zu unseren Wurzeln zurückkehren sollten, doch Paul und Gene sahen das anders. Sie wollten stattdessen lieber ein Konzeptalbum aufnehmen.“

Die Band bröckelt auseinander

Als Ace erkennt, dass sein Wunsch nicht erhört wird, reagiert er trotzig und schwänzt die Aufnahmesessions. Einzig für Dark Light taucht er auf, selbst die späteren Singles A World Without Heroes und I müssen ohne Frehley entstehen. Die Band bröckelt immer weiter auseinander. Als die Plattenbosse von Casablanca Records das neue Album erstmals zu Ohren bekommen, fallen sie aus allen Wolken. Die protzig-kitschigen Töne auf Music From The Elder sind vom versprochenen Hard-Rock-Sound ungefähr so weit entfernt wie die Jungs (noch) vom Abschminktuch. Der kommerzielle Erfolg der Platte wird angezweifelt. Doch KISS hoffen: Die Fans werden das Konzept verstehen und ihren Mut zu schätzen wissen.

Leider sprechen die Charts jedoch eine andere Sprache: Music From The Elder schafft es in den USA gerade einmal auf Platz 75 der Billboard Album Charts, bevor es kurz darauf in die ewigen Jagdgründe entschwindet. Die beiden Singles floppen ähnlich. Es ist eines von zwei KISS-Studioalben, das weder Gold noch Platin holt. Heute hat der vermeintliche Flop gewissen Kultstatus erreicht: „Jedes Jahr bekommen wir Anfragen für eine Elder-Tour“, so Simmons.

Auch Stanley kann dem Ganzen etwas Gutes abgewinnen: „Ohne The Elder hätten wir Creatures Of The Night nicht machen können. Ich bereue nichts von dem, was wir getan haben, denn alles, was wir tun, führt uns dorthin, wo wir letztendlich ankommen.“ Das ist doch auch etwas.

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