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Popkultur

„The Velvet Underground & Nico“: Avantgardistische Bewusstseinserweitung

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The Velvet Underground und Nico

Andrej Warhola kam 1949 nach New York. Kaum angekommen, nannte er sich Andy Warhol. Das nötige Kleingeld für die Großstadt verdiente er sich in der Werbebranche. „Ist Geld wichtig? Ja, denn es erlaubt einem zu tun, was man will“, sagte er in einem Interview. Es gab ihm die Freiheit, den Zeitgeist einzufangen und seine künstlerische Position zu entwickeln.

In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gelingt ihm ein Coup. Die angesagteste Band der Stadt, Avantgarde durch und durch, nimmt er mit ins Studio, produziert ihr erstes Album und gestaltet das Cover mit der berühmten Banane gleich mit. Es soll zu einer Ikone werden. Die Rede ist von – ihr ahnt es schon – The Velvet Underground & Nico.

Hier könnt ihr The Velvet Underground & Nico hören:

Wir spannen das Brennglas noch einmal auf und schauen, was sonst noch los war in dem Jahr: Deutschland nimmt gerade Abschied von Bundeskanzler Adenauer, in Hamburg hängen erste Plakate der Studentenproteste „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“ und Elvis Presley heiratet Priscilla.

Aber zurück zu unserer Platte. In ihrem Song I’m Waiting For The Man schleifen uns die jungen Musiker*innen zu ihrem Drogendealer: „Yeah, put the needle in my vain.“ Wir befinden uns in Harlem. Und ohnehin wird an allen Ecken und Enden mit Drogen experimentiert und die freie Liebe propagiert. John Cales E-Bratsche vibriert in der aufgeheizten Luft. Revolution überall! Bewusstseinserweiterung und gesellschaftliche Umwälzung – Transzendenz auf allen Ebenen, wenn man so will.

I’m waiting for my man
Twenty-six dollars in my hand
Up to Lexington, 125
Feel sick and dirty, more dead than alive

Up to a Brownstone, up three flights of stairs
Everybody’s pinned you, but nobody cares
He’s got the works, gives you sweet taste
Ah then you gotta split because you got no time to waste
I’m waiting for my man

Ein kollektives Erlebnis

Heroin, ein weiterer Song des Albums, greift die Thematik ebenfalls auf. Ganze sechs Jahre nachdem die Vereinten Nationen einen Erlass gegen die Droge Heroin verfasst haben, nehmen uns Lou Reed, John Cale, Sterling Morrisson, Maureen Tucker und Nico (bürgerlich Christa Päffgen) auf ein Gramm mit. Musikalisch und lyrisch geht es allerding um mehr: Es geht um das Teilen eines Erlebnisses, einer gemeinsamen Erfahrung, den künstlerischen Ausdruck eines kollektiven Erlebnisses.

Cause when the smack begins to flow
And I really don’t care anymore
Ah, when that heroin is in my blood
And that blood is in my head
Then thank God that I’m as good as dead
And thank your God that I’m not aware
And thank God that I just don’t care


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The Velvet Underground stellen mit ihrer experimentellen Musik die bunte Popwelt, die sich langsam aber sicher in Flower Power ergießt, einfach mal auf den Kopf. Diese schöne Welt ist plötzlich in Dämmerlicht gehüllt; was schön klingt, hat einen Hang zum Abgrund bei The Velvet Underground & Nico. Ihre Texte sprechen von Drogenkonsum, Dealern, Sadomaso-Sex und Zuhältern. Alles in allem reichlich taffer Tobak, den es auf die Ohren gibt.

Eine neue Erfahrung

Noise, Lärm, Scheppern. Laute Gitarren, Rückkopplungen, mal ein zartes Schlagzeug, das man im Hintergrund sucht und immer wieder die zärtliche Stimme von Nico. Den Hörer*innen wird so einiges abverlangt. Zugleich verweben sich die unterschiedlichen Ebenen und oszillieren zwischen Hören, Erfahren und Grenzüberschreitung – dem Ausloten einer neuen Erfahrung für das Publikum. Auch der Godfather of Punk, Iggy Pop, brauchte seine Zeit, um mit dem Album ins Gleichgewicht zu schweben:

„Als ich das Album zum ersten Mal gehört hatte, dachte ich: Wie ist es bloß möglich, dass jemand eine Platte macht, die sich wie ein riesengroßes Stück Scheiße anhört? Verdammte Beatniks, denen würde ich ja am liebsten den Hals umdrehen! Und dann, sechs Monate später, bin ich total drauf abgefahren. Mann, was für eine verdammt gute Platte.“

Damit ist wohl klar, was die Fünf geschaffen haben: Sie waren ihrer Zeit musikalisch voraus. Der Sound nahm damals bereits einige spätere Musikgenres vorweg und die Platte gilt nicht umsonst heute noch als eines der einflussreichsten und bedeutendsten Rock-Alben.

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