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Popkultur

Zeitsprung: Am 26.9.1965 fliegen bei The Who die Fäuste.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 26.9.1965.

von Timon Menge und Christof Leim

Es ist kaum zu glauben, dass Roger Daltrey der Temperamentvolle in einer Gruppe sein soll, in der Pete Townshend und Keith Moon mitspielen. Doch genau das stellt der Frontmann am 26. September 1965 handfest unter Beweis. Weil er Schlagzeuger Keith Moon eins auf die Nase gibt, fliegt Daltrey sogar aus der Band…


Hört hier in My Generation rein:

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1965 passiert einiges bei The Who. Die Band steht zu jener Zeit kurz vor dem Durchbruch und somit mächtig unter Druck. Das merkt vor allem Pete Townshend, den das Bedürfnis umtreibt, bei jeder Show noch eine Schippe drauflegen zu müssen. Auch Schlagzeuger Keith Moon taugt wegen einer großen Schwäche für Amphetamine nicht wirklich als Ruhepol im Bandgefüge. Sänger Roger Daltrey gerät indes immer öfter mit den beiden aneinander: mit Townshend, weil der dem Frontmann zunehmend das Rampenlicht stiehlt, und mit Moon, weil der sich aufgrund seines Drogenkonsums selten unter Kontrolle hat.

Als die Gruppe 1965 ein Jahr lang mit den Singles I Can’t Explain und Anyway, Anyhow, Anywhere im Gepäck fast nonstop tourt, geht allerhand schief. So verletzt sich Daltrey den Rücken, als ihn ein paar übereifrige Fans in die Menge ziehen. Später wird der Gruppe ihr Equipment gestohlen, und bei einem Konzert in Dänemark stürmt das Publikum nach nur wenigen Minuten die Bühne und verursacht einen Schaden von mehr als 10.000 britischen Pfund. Autsch.

The Who in den Sechzigern: Roger Daltrey, Pete Townshend, Keith Moon, John Entwistle (v.l.)

Am 26. September 1965 kommt es ebenfalls in Dänemark zum Eklat: Daltrey hat die Schnauze voll von Moons Drogeneskapaden und davon, dass der Schlagzeuger musikalisch hinter den Erwartungen zurückbleibt. In einem Wutanfall greift er sich den Pillenvorrat des Drummers und spült ihn im Klo herunter. Moon rastet natürlich völlig aus, woraufhin Daltrey ihm fast die Nase bricht. „Es waren ungefähr fünf Mann nötig, um mich festzuhalten“, erinnert sich der Frontmann in seiner Autobiografie. „All das ist nicht passiert, weil ich Keith gehasst habe, sondern weil mir die Band so wichtig war. Ich dachte, dass uns die Pillen zerstören würden.“



Nach dem Angriff ist Moon sauer. Auch Townshend und Bassist John Entwistle, die ebenfalls nicht abgeneigt sind, was aufputschende Mittelchen betrifft, sind der Meinung, dass Daltrey zu weit gegangen ist – und feuern ihren Frontmann! Diese Entscheidung steht für etwa eine Woche. Erst die beiden Manager Kit Lambert und Chris Stamp können Moon, Townshend und Entwistle davon überzeugen, dass The Who bald abheben werden und auf Daltrey angewiesen sind. Nachdem der Frontmann sich entschuldigt und verspricht, dass es keine weiteren Gewalttätigkeiten geben wird, bekommt er seinen Job zurück. Wenig später veröffentlichen The Who mit My Generation einen ihrer größten Hits.



Kurzfristig zeigt Daltreys Schlag sogar Wirkung, wie Townshend in seinem Buch Who I Am berichtet: „Bemerkenswert daran war Keiths Reaktion. Anstatt beleidigt zu sein, schien er clean zu werden.“ Heute wissen wir es leider besser: Keith Moon erliegt am 7. September 1978 seinem wilden Lebensstil.

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