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Popkultur

Zeitsprung: Am 25.3.1990 zeigt Tommy Lee seinen Popo & wird verhaftet. Wirklich?

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 25.3.1990.

von Christof Leim

Der Mond ist aufgegangen: Beim Mötley Crüe-Konzert am 25. März 1990 zeigt Tommy Lee vor lauter Freude seinen blanken Popo. Das verträgt sich allerdings nicht mit den örtlichen Sittengesetzen, also wird der Schlagzeuger prompt verhaftet. Ein weiteres Skandälchen auf der langen Liste der „berüchtigtsten Rock-Band der Welt“. Für die Außenwirkung ist das gar nicht mal schlecht, allerdings stimmt die Geschichte womöglich nicht so ganz…


Hört hier in Dr. Feelgood rein:

Klickt auf „Listen“ für das ganze Album.

Genaugenommen brauchen Mötley Crüe 1990 gar nicht mehr Medienaufmerksamkeit: Mit dem aktuellen Album Dr. Feelgood von 1989 haben die vier Krachmacher es endlich auf Platz eins der US-Charts geschafft, nachdem der Vorgänger Girls Girls Girls zwei Jahre vorher ausgerechnet wegen eines Whitney Houston-Albums von der Spitzenposition ferngehalten worden war.

Am 25. März 1990 steckt die Band gerade inmitten einer zehnmonatigen Welttournee und räumt allerorts nach allen Regeln der Kunst ab. An diesem Abend steigt die Rock’n’Roll-Sause in der Kleinstadt Augusta im US-Bundesstaat Georgia. Eine halbe Stunde vor Ende des Sets lässt Tommy Lee die Hose runter und zeigt seine Rückseite (im Englischen: „mooning“). Neu ist eine solche Einlage im Rock’n’Roll nicht, man müsste nur mal Angus Young und Ozzy Osbourne fragen, und harmlos sowieso. Ein blanker Popo kommt aber in prüderen Gegenden nicht gut an: In Augusta wird Tommy deshalb von der Polizei einkassiert, je nach Quelle sofort oder nach Ende der Show.

“Any press is good press” für Mötley Crüe. Ganz rechts: Tommy Lee

Der Vorfall wird von den Medien aufgegriffen: In der Zeitung Deseret News aus Salt Lake City steht zu lesen, dass Tommy 1.647 Dollar Strafe zahlen muss. Auch ein Bodyguard wird zu 117 Dollar verdonnert, weil er versucht hat, einen Polizeibeamten während des Gigs aus dem Weg zu schieben. Ein Konzertbesucher namens Trey Simmons erinnert sich in der Lokalzeitung Augusta Chronicle später: „Der Rest der Band tat augenscheinlich so, als wüssten sie nicht, was gerade passiert. Vince Neil und Mick Mars kamen wieder auf die Bühne, und Mick hat einfach weitergespielt, obwohl sein Drummer fehlte. Dann gingen die Lichter an, und Vince hat ein paar abfällige Kommentare über die Polizei von Augusta vom Stapel gelassen.“ Und wieder haben Mötley Crüe ein Skandälchen produziert und sich mit den Autoritäten angelegt.



Der Polizeibeamte Detective D. N. Bourbo allerdings erklärt 20 Jahre später gegenüber dem Augusta Chronicle: „Der Crüe-Manager kam vor der Show zu mir und hat mich gefragt, welche es Konsequenzen es hätte, wenn Lee dem Publikum seinen Hintern zeigt. Ich habe ihm erklärt, dass es einen neuen Erlass in August gibt, der so etwas verbietet, und dass deshalb eine kleine Geldstrafe fällig würde. Der Manager hat mich angelächelt und ist gegangen.“ Er fährt fort: „Wir haben ihn auch nicht wirklich festgenommen. Er kam mit uns zur Wache, hat die Vorladung unterschrieben und die Strafe gezahlt. Tommy Lee hätte freundlicher nicht sein können, die ganze Gruppe hat sich sehr zuvorkommend verhalten und uns dafür gedankt, dass wir unsere Arbeit machen.“ (Der entsprechende Artikel des Augusta Chronicle lässt sich online nicht mehr lesen; die Zitate stammen von Ultimate Classic Rock.)



Das klingt also schwer danach, dass unsere Helden ihr Bad Boy-Image hier durchaus wirksam ein bisschen aufgebauscht haben. Auf der anderen Seite gehört Klappern zum Handwerk und richtig lautes Klappern zu Mötley Crüe. Wir wissen ja: „Any press is good press“. Und David Lee Roth sagte einst: „Hauptsache, sie schreiben meinen Namen richtig.“ Ein bisschen passt das ja zu einem Gig in Kanada im Sommer 1982, bei dem Mötley anscheinend eine Bombendrohung angetäuscht haben…

Laut Los Angeles Times hätte Tommy Lee die gut anderthalbtausend Dollar Strafe übrigens zurückbekommen, wenn er am nächsten Tag vor Gericht erschienen wäre. Aber da hatte er die Stadt schon in einem Privatflugzeug verlassen …


Titelfoto: Ebet Roberts/Redferns


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