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Popkultur

Zeitsprung: Am 11.12.1958 kommt Nikki Sixx (Mötley Crüe) zur Welt.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 11.12.1958 .

von Christof Leim und Tom Küppers

Rockstar, Radiomoderator, Autor, Fotograf. Was Nikki Sixx beruflich erlebt hat, reicht locker für zwei Leben, von seinen privaten Eskapaden mal ganz abgesehen. Doch im Zuge des Alters kommt nicht selten die Weisheit hinzu, weswegen sich Sixx im – für einen Rocker –fortgeschrittenen Alter nicht nur voller Tatendrang, sondern bester Gesundheit zeigt. Damit hätte man in den Achtzigern nicht unbedingt rechnen können…


Hört hier in die besten Mötley Crüe-Songs rein:

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Nikki kommt am 11. Dezember 1958 unter dem Namen Frank Carlton Serafino Feranna, Jr. im kalifornischen San Jose zur Welt. Erst macht sich der Vater aus dem Staub, dann überlässt die Mutter den kleinen Jungen der Obhut der Großeltern. Die Familie zieht immer wieder um, weswegen sich Nikki als Teenager in der Rockmusik verliert. Zu seinen Favoriten zählen Künstler wie Deep Purple, Queen, Black Sabbath, David Bowie und T. Rex. Parallel dazu gleitet er in das Dasein eines Kleinkriminellen ab, bricht in der Nachtbarschaft ein, klaut die Läden leer und fliegt wegen Drogenhandels sogar von der Schule. Immerhin bringt er sich selbst das Bassspielen bei.

Nach einem kurzen, aber erfolglosen Umweg zurück zur Mutter, die mittlerweile in Seattle lebt, zieht Nikki mit 17 Jahren nach Los Angeles und schlägt sich zunächst mit Gelegenheitsjob durch. Erste nennenswerte musikalische Stationen heißen Sister (mit dem zukünftigen W.A.S.P.-Frontmann Blackie Lawless) und London, bei denen später ein gewisser Izzy Stradlin in die Saiten greifen wird.

Nikki Sixx (l.) mit Mötley Crüe Ende der Achtziger

1981 gründet er zusammen mit Schlagzeuger Tommy Lee, Gitarrist Mick Mars und Sänger Vince Neil die Band Mötley Crüe. Ihr zunächst in Eigenregie veröffentlichtes Debüt Too Fast For Love verkauft sich 1981 über 20.000 Mal, und nicht nur auf dem heimischen Sunset Strip sind Sixx und Kumpane die Attraktion. Ihr Bad-Boy-Image zelebrieren die Musiker ausgiebig, auf einer Kanadatour 1982 wird die Band pressewirksam wegen ihrer nietenbesetzten Kostüme und einem Koffer voll nicht jugendfreier Magazine festgenommen, später trotzen sie einer Bombendrohung, die sie augenscheinlich selbst inszeniert haben.


Dank der Alben Shout At The Devil (1983), Girls, Girls, Girls (1987) und dem Nummer-eins-Erfolg Dr. Feelgood (1989) steigen Mötley Crüe zu Superstars der Hard-Rock-Szene auf. Dabei erweist sich Nikki Sixx vor allem in kreativer Hinsicht als der Anführer, von ihm stammt das Gros der Musik und der Texte. Den Tagesablauf der Band bestimmen Massen an Alkohol, Frauen und Drogen, gleichzeitig werden die vier Rabauken zu Millionären und geraten immer wieder mit dem Gesetz aneinander.



1987 gibt sich sogar ein Mann als Doppelgänger von Nikki aus, der an Stelle des Bassisten in der Band gespielt haben will. (Die abgefahrene Geschichte dazu steht hier.) Sixx verfällt dem Heroin, und kommt im Verlauf der Jahre auf von ihm selbst geschätzte sechs Überdosen. Wie er es dabei geschafft hat, Hits wie Live Wire, Wild Side oder Home Sweet Home zu schreiben, bleibt ihm selbst rätsel- bis schleierhaft. Die Inspiration für Kickstart My Heart bezieht der Mann sogar direkt aus einer Überdosis, bei der er für zwei Minuten nicht mehr lebt. Alles nicht gesund. Es entsteht sogar der Spruch: „Wenn Nikki Sixx 1987 überlebt hat, schaffe ich es auch durch den Tag heute.“



Krasser Bericht über Sucht und Ruhm: Die „Heroine Diaries“ von Nikki Sixx

In den Neunzigern gerät die Karriere der Band ins Stocken. Nach mehreren Besetzungswechseln und einigen künstlerischen Experimenten wie Generation Swine (1997) steht Anfang des neuen Jahrtausends sogar eine längere Auszeit an. Sixx widmet sich mehreren Nebenprojekten wie den Bands 58 und Brides Of Destruction, doch mit ihrer gemeinsamen Biografie The Dirt sind Mötley Crüe 2001 wieder in aller Munde. Schonungslos offen erzählen die Musiker von ihren Erfolgen und Tiefpunkten, Sixx selbst legt sechs Jahre später mit seinem Buch The Heroin Diaries: A Year In The Life Of A Shattered Rock Star ähnlich erfolgreich nach. Teile der Einnahmen aus dem Buch und dem gleichnamigen, von seiner eigenen Band Sixx:A.M. eingespielten Soundtrack kommen dem von Sixx gegründeten Projekt Running Wild In The Night zugute, das Straßenkinder unterstützt.

2004 finden sich Mötley Crüe wieder zusammen, mittlerweile hat Sixx Drogen und Alkohol abgeschworen. Von 2008 bis 2017 betätigt er sich außerdem erfolgreich als Radiomoderator mit seiner eigenen Show Sixx Sense. Das letzte Studioalbum Saints Of Los Angeles erscheint 2008, am 31. Dezember 2015 spielt die Crüe ihr “finales” Konzert. 2017 verkündet Sixx dann eine längere Pause bei Sixx:A.M.



Eine Weile lässt es Sixx ruhiger angehen, eine Zeitlang kokettiert er gerne mit dem Hashtag #retiredrockstar und freut sich darüber, nicht ständig auf Tour zu sein. Seine Dämonen hat er endgültig hinter sich gelassen, mit seiner dritten Frau Courtney Bingham genießt er das Leben und sieht der gemeinsamen Tochter Ruby (*2019) beim Aufwachsen zu. Die vier Kinder aus früheren Ehen mit dem Playboy-Model Brandi Brandt und der Baywatch-Schauspielerin Donna D’Errico sind mittlerweile erwachsen. Weiterhin hat er sich zu einem gefragten Fotografen entwickelt.

Nikki Sixx und Courtney Bingham 2010. Credit: Toglenn)

Trotzdem lebt er weiter seine Kreativität aus und hat auch seinen Bass nicht an den Nagel gehangen. Anlässlich der lange angekündigten The Dirt-Verfilmung haben Mötley Crüe Ende 2018 vier neue Songs eingespielt. Von der Rock-Rente ist Nikki Sixx also offenbar immer noch weit genug entfernt. Zu seinem 60. Geburtstag am 11. Dezember 2016 schreibt er auf Twitter:

Ganz fertig mit dem Rocken und Reisen ist Nikki Sixx allerdings wohl doch nicht: Am 4. Dezember 2019 erklären Mötley Crüe, in Originalbesetzung auf Reunion-Tour zu gehen. 2022 steigt Gitarrist Mick Mars aus, John 5 aus der Band von Rob Zombie übernimmt. Sogar neue Musik soll erscheinen…


Credit Header-Foto: Jesse Grant/WireImage

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