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Popkultur

„13“ von Black Sabbath wird 10: Ein letztes Mal durchs Höllenfeuer

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Black Sabbath

Es ist das Album, mit dem niemand gerechnet hat: Vor zehn Jahren veröffentlichen Black Sabbath ihre teuflische Grabrede 13. Zwar nicht in Originalbesetzung, aber so nah dran wie lange nicht. Und in absoluter Hochform.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr 13 hören:

1995 sind Black Sabbath an einem Scheideweg. Für ihren verheerenden Flop Forbidden lassen sie sich von ihrer Plattenfirma in eine Ecke drängen, aus der sie sich nicht mehr aus eigener Kraft herausmanövrieren können. Man drückt ihnen mit Ernie C einen völlig unpassenden Rap-Produzenten aufs Auge, den man vor allem als Gitarrist von Body Count kennt, zudem beweist das Label mit dem Feature-Gast Ice-T nicht gerade Fingerspitzengefühl. Rap Sabbath? Irgendwie schon: Black Sabbath sollten, ganz im Sinne der Neunziger, für ein Crossover-Publikum salonfähig gemacht werden. Der Schritt geht mächtig schief, die Verkäufe gehen in den Keller, Kritiker*innen bezeichnen Forbidden als schlechteste Platte.

Nur Ozzy kann die Band noch retten

Klar ist: So kann es nicht weitergehen. Sänger Tony Martin muss bald darauf gehen, Tony Iommi sieht ein, dass er die Band nur retten kann, wenn er sich wieder mit Ozzy verträgt. Der ist aber seit dem 27. April 1979 nicht mehr Teil der der Band, und das aus gutem Grund, die Dinge stehen nicht unbedingt gut zwischen ihnen. Irgendwie schaffen sie es aber, den alten Groll aus dem Weg zu räumen. Es kommt zu einer tatsächlichen Reunion des ursprünglichen Line-Ups aus Ozzy Osbourne, Tony Iommi, Geezer Butler und Bill Ward. Es ist das erste Mal seit Never Say Die! (1978), dass man wieder gemeinsam auf der Bühne steht.

Die Kultwerdung des Ozzy Osbourne

2001 dann der Paukenschlag: Die Band sichert sich die Dienste von Rick Rubin, um endlich wieder eine neue Platte aufzunehmen. In Originalbesetzung! Der Motor läuft wieder an, die Musikwelt hält den Atem an und dann… passiert erst mal gar nichts. Wieder ist es Ozzy, der geht – wenn auch diesmal nur, um seine Soloplatte Down To Earth fertigzustellen. Und wirklich gut läuft es im Sabbath-Camp damals auch nicht: „Wir produzierten unser eigenes Zeug und gaben die Tapes dann an Rick Rubin weiter“, erinnerte sich Ozzy mal. „Ich muss gestehen… es war nicht mehr so wie früher. Geezer schrieb die Texte nicht mehr, ich hatte große Probleme, Melodien und Themen zu finden, über die ich singen konnte. Nur Tony feuerte immer noch diese unglaublichen Heavy-Metal-Riffs ab. Er sagte einfach: ‚Da habt ihr eins‘, und kommt mit einem Riff, das besser ist als das, was du je in deinem Leben gehört hast. Aber trotz alledem stimmte die Chemie einfach nicht.“

Zudem kommt der Ozzy-Kult so langsam richtig ins Rollen. Seine Single Dreamer wird zum riesigen Erfolg, 2002 debütiert die MTV-Dokusoap Die Osbournes. Er spielt für die Queen, bringt mit Tochter Kelly den Chartbreaker Changes heraus und wird von einer vollkommen neuen Generation als Motherf***ing prince of darkness wiederentdeckt. Sabbath, die müssen mal wieder warten. Und das tun sie. Bis 2011!

Der Vulkan rumort

Es ist wohl nur dem Trauma von Forbidden zu verdanken, das Tony Iommi derart geduldig mit Ozzy ist. Black Sabbath harren aus in den Tiefen der Welt, wie ein Vulkan, der irgendwann wieder ausbrechen wird. Am 11. November 2011 rumpelt dann erstmals gewaltig die Erde: Bei einer privaten Zeremonie im Whisky a Go Go in Hollywood verkünden alle vier Gründungsmitglieder von Black Sabbath, dass sie sich ganz offiziell wiedervereinen. Das Timing könnte nicht besser sein, Ozzys Popularität ist – ganz im Gegensatz zu seiner Gesundheit – auf einem neuen Höchststand. Host Henry Rollins fragt Iommi damals nach den Gründen für die Reunion. Der Gitarrist darauf: „Jetzt oder nie. Wir kommen super miteinander aus. Alles ist gut.“

Bill Ward ist doch nicht mit dabei

Geezer Butler verspricht beim selben Event den „alten Sabbath-Sound“. Und dieses Versprechen hält die Band: Am 10. Juni 2013, über zwölf Jahre nach den ersten Arbeiten, erscheint das 19. und finale Black-Sabbath-Album 13. Dass es überhaupt erscheint, ist heute ein Wunder. Erst wird bei Iommi ein Lymphom diagnostiziert, aufgrund der Krebsdiagnose werden die Aufnahmen von Los Angeles in sein Zuhause in England umgesiedelt. Am 15. Mai 2012 dann die Meldung, dass das große Comeback der Heavy-Metal-Erfinder doch ohne Schlagzeuger Bill Ward stattfinden muss. „Nach einem letzten Versuch, an den kommenden Sabbath-Shows teilzunehmen, ist es weiterhin zu keiner Einigung gekommen“, so lässt er damals mitteilen. Bis heute weiß niemand so genau um die Gründe. Wahrscheinlich ist es die Kohle.

Sinistres Abschiedswerk

Denn um Kohle geht es hier auch. Um eine Menge. Allein ihre Comeback-Tour spielte über 84 Millionen US-Dollar ein. Und da kann man von Sharons Deals halten, was man will: Ozzys Popularität bringt Black Sabbath wieder auf Kurs, macht sie endgültig zur Legende. Sabbath verabschieden sich mit 13 auf diabolisch hohem Niveau. Das Album ist keine bemühte Neuerfindung des Rades, spätestes seit Forbidden hat man der Band diesen Zahn endgültig gezogen. Stattdessen ist es eine Verneigung vor der eigenen Vita und dem Genre, dem man selbst Geburtshilfe geleistet hat.

Der Opener End Of The Beginning ist mit seinem unheilvoll dröhnenden Doom-Riff ein Tribut an den allerersten Song vom allerersten Album – Black Sabbath –, mit dem über 43 Jahre zuvor alles begann. Der Rest ist ein Querschnitt durch Metal, Doom und bluesigen Hard Rock, veredelt von Iommis meisterhaft geschnitzten Riffs und beherrscht von Ozzys Klagegesang. Kein Meisterwerk, aber ein hübsch sinistrer, apokalyptischer letzter Akt, ehe der Vorhang für immer fällt.

Einziger Kritikpunkt: Der reichlich komprimierte Sound, der die Songs vielleicht etwas weniger atmen lässt als sie es bei einer reinen Analogproduktion getan hätten. Geschenkt. Allein dafür, dass Sabbath (fast) in Originalbesetzung ein derart starkes Album veröffentlichen und auch auf der Tournee bis 2017 zeigen, wer die wahren Gralshüter des Heavy Metal sind, muss man als Fan von tiefer Dankbarkeit erfüllt sein. Auch wenn es mit Bill Ward einfach noch schöner gewesen wäre. Aber irgendwas ist ja immer. Und die Hoffnung, die stirbt aller Vorzeichen zum trotz zuletzt. Never say die…

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Zeitsprung: Am 16.10.1969 nehmen Black Sabbath ihr Debüt auf – an einem Tag!

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