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Popkultur

60 Jahre Rolling Stones: Ihre 10 besten Alben im Ranking

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Rolling Stones
Foto: Mark and Colleen Hayward/Redferns/Getty Images

1962 stehen die Rolling Stones erstmals auf der Bühne. Über 60 Jahre später hat die größte Rock’n’Roll-Band der Welt sie immer noch nicht verlassen. Zur Feier küren wir die zehn besten Platten der Glimmer Twins & Co.

von Björn Springorum

Frage 100 Menschen nach den zehn besten Platten der Rolling Stones und du erhältst 100 verschiedene Kombinationen. Der eine oder andere Klassiker findet sich sicherlich in jeder Liste; die Position der jeweiligen Alben dürfte aber wild variieren. Hier kommt unsere ultimative Top-Ten-Auswahl. Feiert oder kreuzigt uns.


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10. Some Girls (1978)

Some Girls ist vieles. Vor allem ist es eines: Ein Comeback, eine Rückkehr zu alter Stärke. Heute wird Some Girls gern als letztes geniales Stones-Album gewertet, als das einzige Große, das nach Exile noch folgt. Damals ist es ein Neuanfang – insbesondere an der Gitarre: Das Album ist das erste mit Ronnie Wood als vollwertigem Mitglied und zeigt den Neuling in wunderbaren Duellen mit Keith Richards. In der Hochzeit von Disco und Punk schaffen es die Stones, den Glamour des einen und das Wilde des anderen für sich zu vereinnahmen. Mit Miss You und Beast Of Burden bringt die Platte zudem auch zwei große Hits hervor. Heimliches Highlight ist aber natürlich das lustvolle When The Whip Comes Down.

9. Tattoo You (1981)

Eigentlich wollen die Rolling Stones im kriselnden Jahr 1981 nur schnell ein paar Songs auf eine Platte packen, um damit auf Tour gehen zu können. Also, Keith Richards zumindest. Mick Jagger denkt heimlich schon an seine Solokarriere. Also durchforstet Produzent Chris Kimsey das Archiv, um übrig gebliebenes Material zu durchforsten, das bis Goats Head Soup (1973) zurückreicht – Jams, Outtakes oder komplette, aber nicht verwendete Songs. Erstaunlicherweise funktioniert das auch noch: Heraus kommt mit Tattoo You eines ihrer erfolgreichsten Werke, das die nächsten 40 Jahre konsolidieren soll – und mit dem ursprünglich als Reggae-Nummer geplanten Start Me Up einen ihre größten Hits überhaupt enthält.

8. Out Of Our Heads (1965)

1965 befinden sich die Stones in einer spannenden Transitionsphase. Einerseits spielen sie auf Out Of Our Heads noch immer Coversongs. Und andererseits liefern sie mit (I Can’t Get No) Satisfaction den archetypischen Rock’n’Roll-Song überhaupt ab. Vielleicht ist es also nicht die beste, locker aber die wichtigste Platte der Stones. Hier wurde eine populäre Band zu einer Übermacht.

7. Between The Buttons (1967)

Im selben Jahr, in dem sich die Stones mit ihren satanischen Majestäten über die Beatles lustig machen, veröffentlichen sie mit Between The Buttons noch ein weiteres, wirklich überragendes Album. Hier finden sich die Klassiker Let’s Spend The Night Together (anrüchig) und Ruby Tuesday (brav), hier stehen aber auch abwechslungsreiche Perlen wie das retroeske Something Happened To Me Yesterday oder das bemerkenswerte Yesterday’s Papers, das schon 1967 mit den Schattenseiten des Ruhms abrechnet. Melodischer, harmonischer, ja: schöner als auf Between The Buttons klangen die Stones nie wieder. Vielleicht mussten sie ja auch deswegen danach mit Their Satanic Majesties Request so durchdrehen. Denn wenn die Stones immer schon eines waren, dann unberechenbar.

6. Aftermath (1966)

Unter Expert*innen haben die UK-Ausgaben der Stones-Platten oftmals das Nachsehen. In diesem besonderen Falle ist es aber mal nicht die USA-Version, die das Rennen macht. Schuld daran ist natürlich der Jahrhundertsong Paint It, Black, der nur auf der UK-Edition seinen Platz hat. Auch der Rest des Albums ist relativ untypisch für die Zeit, in die es hineingeboren wird: Während Swinging London beschwingt und keck durch Kensington flaniert, kommen die Stones zynisch, frotzelnd und morbide daher. Als erste Platte, die komplett von den Glimmer Twins komponiert wird, Aftermath aber eh ein Ehrenplatz in jeder Bestenliste gewiss.

5. Goats Head Soup (1973)

Mal ehrlich: Wie macht man nach einem Album wie Exile On Main St überhaupt weiter als Band? Grandios düster, dekadent und abgründig wie auf Goats Head Soup natürlich: Eine Legendensammlung über den Tod, Mörder, das Älterwerden und die Gosse. Dancing With Mr. D ist ein furioser Totentanz, Coming Down Again wie Musik auf Entzug, Angie ein dezidiert fieserer Song als das die meisten vermuten. Krasser Stoff.

4. Beggars Banquet (1968)

So langsam stoßen wir in Regionen vor, in denen wir es nicht mehr länger nur mit den besten Stones-Platten, sondern mit den besten Rock-Platten aller Zeiten zu tun haben. Nach dem ganzen lysergischen Gedöns von Their Satanic Majesties Request steigen die Stones nicht etwa noch tiefer in diesen Dschungel vernebelter Gedanken herab; stattdessen entdecken sie auf Beggars Banquet den Americana-Sound wieder für sich, der sie überhaupt erst zusammenbrachte. Wie 1962 ist hier natürlich dennoch nichts mehr: Die Band ist geölt, Richards und Jagger längst grandiose Komponisten. Das bringt ein knarzendes, rauchiges, ungeschöntes Roots-Rock-Meisterwerk hervor, das 1968 wirklich niemand von ihnen erwartet hätte. Klar, der diabolische Samba von Sympathy For The Devil schadet da natürlich auch nicht. Hier hören die Stones auf, immerzu nur auf die Beatles zu schielen. Der Dank: Eine ganze Reihe von Alben, die die Grundfesten der Erde erschüttern sollen.

3. Sticky Fingers (1971)

Fast eineinhalb Jahre lassen sich die Stones nach Let It Bleed Zeit für Sticky Fingers – eine Ewigkeit in der damaligen Zeitrechnung. Was die Band in Alabama und London auf Band bringt, klingt genau so wie das provokante Artwork von Andy Warhol: ein sündiges, erotisch aufgeladenes, durchtriebenes Stück Rock’n’Roll, das im kontroversen Brown Sugar seinen Klimax erreicht. Es gibt aber noch eine andere Seite von Sticky Fingers: die einer Band im Drogentaumel. Dead Flowers oder Sister Morphine könnten allerdings nicht weiter von Glorifizierung entfernt sein und lassen eine Desillusionierung anklingen, die man so von der Band noch nicht kannte. Oh, und dann ist da natürlich noch Wild Horses, eine lupenreine Country-Ballade. Was für ein Ritt.

2. Exile On Main St (1973)

Ja, wir wissen es doch: Im Grunde steht Exile On Main St in jeder Stones-Liste ganz oben auf der Pole Position. Und das eigentlich auch verdient, das Werk ist eine bewusstseinsverändernde Reise, wie es sie in der Rock-Musik nur wenige gibt. Das große Exilwerk der britischen Rockmusik bringt die höchsten Höhen mit den tiefsten Tiefen zusammen und lässt die gesamte Mythologie der Stones zu Wort kommen. Hits braucht diese Band 1973 nicht mehr, es geht nur noch um die kathartische Erfahrung dieses kataklysmischen Albums. Soul, Gospel, Blues und Seelenstriptease, entstanden in durchwachten französischen Nächten und aufpoliert in Los Angeles. Ein Album, das Verdammnis und Erlösung in einem ist. Und unserer bescheidenen Meinung nur von einem Werk übertroffen wird…

1. Let It Bleed (1969)

Sicher ist Exile gewaltiger, bedeutsamer, aus kompositorischer Sicht besser. Dennoch wäre es ohne Let It Bleed nicht möglich gewesen. 1969 kommt es zu einer elementaren Weichenstellung bei den Stones: Es ist das letzte Album von Brian Jones, der in der finalen Phase der Aufnahmen starb; und zugleich das erste von Mick Taylor. Vor allem aber ist es das Album, das die Sechziger unwissentlich zu Grabe trägt: Es erscheint wenige Tage vor der Altamont-Tragödie, einem der finalen Sargnägel der Hippiekultur. Und als wären die Stones Propheten, die das Unheil wie einen Sturm heraufziehen sahen, zelebrieren sie mit dem donnernden, sinistren Gimme Shelter ihre ganz eigene Apokalypse. Let It Bleed ist das heimliche Opus Magnum der Stones, ein Werk, das Roots und Country von Beggars Banquet mit der Desillusionierung der Siebziger an einen Tisch bringt. Und dadurch das große Exile On Main St überhaupt erst möglich macht.

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