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Popkultur

60 Jahre Rolling Stones: Ihre 10 besten Alben im Ranking

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Rolling Stones
Foto: Mark and Colleen Hayward/Redferns/Getty Images

1962 stehen die Rolling Stones erstmals auf der Bühne. 60 Jahre später hat die größte Rock’n’Roll-Band der Welt sie immer noch nicht verlassen. Zum runden Geburtstag küren wir die zehn besten Platten der Glimmer Twins & Co.

von Björn Springorum

Frage 100 Menschen nach den zehn besten Platten der Rolling Stones und du erhältst 100 verschiedene Kombinationen. Der eine oder andere Klassiker findet sich sicherlich in jeder Liste; die Position der jeweiligen Alben dürfte aber wild variieren. Hier kommt unsere ultimative Top-Ten-Auswahl. Feiert oder kreuzigt uns.


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10. Some Girls (1978)

Some Girls ist vieles. Vor allem ist es eines: Ein Comeback, eine Rückkehr zu alter Stärke. Heute wird Some Girls gern als letztes geniales Stones-Album gewertet, als das einzige Große, das nach Exile noch folgt. Damals ist es ein Neuanfang – insbesondere an der Gitarre: Das Album ist das erste mit Ronnie Wood als vollwertigem Mitglied und zeigt den Neuling in wunderbaren Duellen mit Keith Richards. In der Hochzeit von Disco und Punk schaffen es die Stones, den Glamour des einen und das Wilde des anderen für sich zu vereinnahmen. Mit Miss You und Beast Of Burden bringt die Platte zudem auch zwei große Hits hervor. Heimliches Highlight ist aber natürlich das lustvolle When The Whip Comes Down.

9. Tattoo You (1981)

Eigentlich wollen die Rolling Stones im kriselnden Jahr 1981 nur schnell ein paar Songs auf eine Platte packen, um damit auf Tour gehen zu können. Also, Keith Richards zumindest. Mick Jagger denkt heimlich schon an seine Solokarriere. Also durchforstet Produzent Chris Kimsey das Archiv, um übrig gebliebenes Material zu durchforsten, das bis Goats Head Soup (1973) zurückreicht – Jams, Outtakes oder komplette, aber nicht verwendete Songs. Erstaunlicherweise funktioniert das auch noch: Heraus kommt mit Tattoo You eines ihrer erfolgreichsten Werke, das die nächsten 40 Jahre konsolidieren soll – und mit dem ursprünglich als Reggae-Nummer geplanten Start Me Up einen ihre größten Hits überhaupt enthält.

8. Out Of Our Heads (1965)

1965 befinden sich die Stones in einer spannenden Transitionsphase. Einerseits spielen sie auf Out Of Our Heads noch immer Coversongs. Und andererseits liefern sie mit (I Can’t Get No) Satisfaction den archetypischen Rock’n’Roll-Song überhaupt ab. Vielleicht ist es also nicht die beste, locker aber die wichtigste Platte der Stones. Hier wurde eine populäre Band zu einer Übermacht.

7. Between The Buttons (1967)

Im selben Jahr, in dem sich die Stones mit ihren satanischen Majestäten über die Beatles lustig machen, veröffentlichen sie mit Between The Buttons noch ein weiteres, wirklich überragendes Album. Hier finden sich die Klassiker Let’s Spend The Night Together (anrüchig) und Ruby Tuesday (brav), hier stehen aber auch abwechslungsreiche Perlen wie das retroeske Something Happened To Me Yesterday oder das bemerkenswerte Yesterday’s Papers, das schon 1967 mit den Schattenseiten des Ruhms abrechnet. Melodischer, harmonischer, ja: schöner als auf Between The Buttons klangen die Stones nie wieder. Vielleicht mussten sie ja auch deswegen danach mit Their Satanic Majesties Request so durchdrehen. Denn wenn die Stones immer schon eines waren, dann unberechenbar.

6. Aftermath (1966)

Unter Expert*innen haben die UK-Ausgaben der Stones-Platten oftmals das Nachsehen. In diesem besonderen Falle ist es aber mal nicht die USA-Version, die das Rennen macht. Schuld daran ist natürlich der Jahrhundertsong Paint It, Black, der nur auf der UK-Edition seinen Platz hat. Auch der Rest des Albums ist relativ untypisch für die Zeit, in die es hineingeboren wird: Während Swinging London beschwingt und keck durch Kensington flaniert, kommen die Stones zynisch, frotzelnd und morbide daher. Als erste Platte, die komplett von den Glimmer Twins komponiert wird, Aftermath aber eh ein Ehrenplatz in jeder Bestenliste gewiss.

5. Goats Head Soup (1973)

Mal ehrlich: Wie macht man nach einem Album wie Exile On Main St überhaupt weiter als Band? Grandios düster, dekadent und abgründig wie auf Goats Head Soup natürlich: Eine Legendensammlung über den Tod, Mörder, das Älterwerden und die Gosse. Dancing With Mr. D ist ein furioser Totentanz, Coming Down Again wie Musik auf Entzug, Angie ein dezidiert fieserer Song als das die meisten vermuten. Krasser Stoff.

4. Beggars Banquet (1968)

So langsam stoßen wir in Regionen vor, in denen wir es nicht mehr länger nur mit den besten Stones-Platten, sondern mit den besten Rock-Platten aller Zeiten zu tun haben. Nach dem ganzen lysergischen Gedöns von Their Satanic Majesties Request steigen die Stones nicht etwa noch tiefer in diesen Dschungel vernebelter Gedanken herab; stattdessen entdecken sie auf Beggars Banquet den Americana-Sound wieder für sich, der sie überhaupt erst zusammenbrachte. Wie 1962 ist hier natürlich dennoch nichts mehr: Die Band ist geölt, Richards und Jagger längst grandiose Komponisten. Das bringt ein knarzendes, rauchiges, ungeschöntes Roots-Rock-Meisterwerk hervor, das 1968 wirklich niemand von ihnen erwartet hätte. Klar, der diabolische Samba von Sympathy For The Devil schadet da natürlich auch nicht. Hier hören die Stones auf, immerzu nur auf die Beatles zu schielen. Der Dank: Eine ganze Reihe von Alben, die die Grundfesten der Erde erschüttern sollen.

3. Sticky Fingers (1971)

Fast eineinhalb Jahre lassen sich die Stones nach Let It Bleed Zeit für Sticky Fingers – eine Ewigkeit in der damaligen Zeitrechnung. Was die Band in Alabama und London auf Band bringt, klingt genau so wie das provokante Artwork von Andy Warhol: ein sündiges, erotisch aufgeladenes, durchtriebenes Stück Rock’n’Roll, das im kontroversen Brown Sugar seinen Klimax erreicht. Es gibt aber noch eine andere Seite von Sticky Fingers: die einer Band im Drogentaumel. Dead Flowers oder Sister Morphine könnten allerdings nicht weiter von Glorifizierung entfernt sein und lassen eine Desillusionierung anklingen, die man so von der Band noch nicht kannte. Oh, und dann ist da natürlich noch Wild Horses, eine lupenreine Country-Ballade. Was für ein Ritt.

2. Exile On Main St (1973)

Ja, wir wissen es doch: Im Grunde steht Exile On Main St in jeder Stones-Liste ganz oben auf der Pole Position. Und das eigentlich auch verdient, das Werk ist eine bewusstseinsverändernde Reise, wie es sie in der Rock-Musik nur wenige gibt. Das große Exilwerk der britischen Rockmusik bringt die höchsten Höhen mit den tiefsten Tiefen zusammen und lässt die gesamte Mythologie der Stones zu Wort kommen. Hits braucht diese Band 1973 nicht mehr, es geht nur noch um die kathartische Erfahrung dieses kataklysmischen Albums. Soul, Gospel, Blues und Seelenstriptease, entstanden in durchwachten französischen Nächten und aufpoliert in Los Angeles. Ein Album, das Verdammnis und Erlösung in einem ist. Und unserer bescheidenen Meinung nur von einem Werk übertroffen wird…

1. Let It Bleed (1969)

Sicher ist Exile gewaltiger, bedeutsamer, aus kompositorischer Sicht besser. Dennoch wäre es ohne Let It Bleed nicht möglich gewesen. 1969 kommt es zu einer elementaren Weichenstellung bei den Stones: Es ist das letzte Album von Brian Jones, der in der finalen Phase der Aufnahmen starb; und zugleich das erste von Mick Taylor. Vor allem aber ist es das Album, das die Sechziger unwissentlich zu Grabe trägt: Es erscheint wenige Tage vor der Altamont-Tragödie, einem der finalen Sargnägel der Hippiekultur. Und als wären die Stones Propheten, die das Unheil wie einen Sturm heraufziehen sahen, zelebrieren sie mit dem donnernden, sinistren Gimme Shelter ihre ganz eigene Apokalypse. Let It Bleed ist das heimliche Opus Magnum der Stones, ein Werk, das Roots und Country von Beggars Banquet mit der Desillusionierung der Siebziger an einen Tisch bringt. Und dadurch das große Exile On Main St überhaupt erst möglich macht.

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10 Songs, die jeder Rolling-Stones-Fan kennen muss

Popkultur

Zeitsprung: Am 7.6.1993 ändert Prince seinen Namen in ein unaussprechliches Symbol.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 7.6.1993.

von Christof Leim

An seinem 35. Geburtstag ändert Prince seinen Namen in ein unaussprechliches Symbol. Damit will er gegen seine Plattenfirma protestieren, von der er sich künstlerisch eingeschränkt fühlt. Der Rest der Welt wundert sich…

Hört hier in die besten Prince-Songs rein:

Seinen ersten Plattenvertrag unterschreibt Prince Rogers Nelson 1977. Darin einigt sich der 18-Jährige mit Warner Bros. Records darauf, die völlige kreative Freiheit zu behalten und sämtliche Alben selbst zu produzieren. Das funktioniert für alle Beteiligten gut, macht Prince zum Star und bringt Warner Millionenseller wie Purple Rain (1984) und Sign O’ The Times (1987). Deshalb stört es auch niemanden, wenn der Mann zwischendurch zum Beispiel ein fertiges Album in die Tonne kloppt und schnell mal eben ein neues aufnimmt (siehe Lovesexy, 1988). 1992 wird der Deal sogar verlängert.

Grundlegende Meinungsverschiedenheit

Dem unglaublich produktiven Künstler liegt Anfang der Neunziger viel daran, seine unzähligen unveröffentlichten Songs – angeblich über 500 – so schnell wie möglich unter die Leute zu bringen. Verständlich, denn dafür hat er das Zeug ja geschrieben. Die Plattenfirma lehnt das jedoch ab, denn sie legt (nicht weniger verständlich) Wert darauf, nur das beste Material in die Läden zu stellen und vor allem den Markt nicht zu überschwemmen. Prince macht keinen Hehl daraus, dass ihm das so gar nicht gefällt und malt sich für öffentliche Auftritte das Wort „Slave“ (dt.: Sklave) ins Gesicht. Nur nützt ihm das nichts, denn Warner Bros. besitzen die Rechte an Princes Künstlernamen und kreativem Output, wie es für Plattenverträge völlig üblich ist. Kurz gesagt: Warner wollen nicht einfach Hunderte an Liedern raushauen, Prince will nicht nur eine Marke sein, mit der die Firma Geld verdient.

Also lässt sich unser Mann etwas einfallen: Er verkündet am 7. Juni 1993, seinem 35. Geburtstag, dass er von nun an nicht mehr den Namen Prince nutze, sondern ein Symbol, das aussieht wie ein Mashup aus den astrologischen Zeichen für Mann und Frau. „Es ist ein unaussprechliches Symbol, dessen Bedeutung nicht erklärt wurde“, heißt es in einer kryptischen Erklärung des Künstlers. „Es geht darum, in neuen Wegen zu denken.“ Prince lässt sich das Ding als „Love Symbol #2“ schützen, packt es auf das Cover seines 1992er-Albums und nutzt es fortan als Bezeichnung für sich selbst.

Ändert aber nix…

Das ist natürlich alles ein bisschen unpraktisch. Zum einen kann man das „Symbol“ nicht schreiben, weshalb Warner Floppy Disks mit einer Grafikdatei an die Medien verschickt. Außerdem weiß niemand, wie man dass denn nun jetzt aussprechen soll. MTV lösen das Problem angeblich, indem sie in ihren Sendungen immer ein metallisches „Klonk!“ einspielen, wenn das „Symbol“ genannt werden müsste. Doch es hilft alles nichts, ein Name muss her. Irgendwann einigt man sich auf „The Artist formerly known as Prince“ oder „TAFKAP“. Das ist offensichtlich ziemlich bescheuert, und für die Fans bleibt ihr Held ohnehin Prince. Vor allem aber: Der Vertrag mit Warner gilt natürlich trotzdem weiter, und juristisch, also „in echt“, heißt der Mann weiterhin Prince Rogers Nelson. Und beides weiß er auch.

Viele in der Musikindustrie halten die Aktion für verrückt, die Fans wundern sich, aber immerhin bringt „TAFKAP“ seinen Standpunkt deutlich zum Ausdruck. Die folgenden Alben und Singles gelten allerdings nicht als Höhepunkte seines Schaffens, die Verkaufszahlen gehen deutlich zurück.

Erst im Jahr 2000, als der Vertrag mit Warner ausläuft, nutzt Prince wieder seinen alten Namen. Statt sich erneut an eine Firma zu binden und die herkömmlichen Wege für Vertrieb und Vermarktung zu wählen, agiert er als sein eigener Herr, setzt auf das Internet und baut eigene Strukturen auf. In einem Interview mit Larry King erklärt sich Prince beziehungsweise „TAFKAP“ beziehungsweise „Klonk!“.

2014 jedoch setzt sich der Künstler wieder mit Warner an einen Tisch, weil sein Erfolgsalbum Purple Rain zum 30. Jubiläum neu aufgelegt wird. Das Einlenken lohnt sich, denn Prince gewinnt die Rechte an all seinen alten Platten zurück. Leider stirbt der Ausnahmemusiker am 21. April 2016 mit nur 57 Jahren.

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Zeitsprung: Am 10.5.1988 veröffentlicht Prince das kurzfristig aufgenommene „Lovesexy“.

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Popkultur

Von Woodstock bis zum Fyre Festival: Die größten, besten und schlimmsten Festivals aller Zeiten

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Woodstock 1999 Header
Foto: Frank Micelotta Archive/Getty Images

Die Sonne knallt, die ersten Mega-Festivals sind schon über die Bühne gegangen. Zum Start der Freiluftsaison stellen wir Open-Air-Festivals vor, die in die Geschichtsbücher eingegangen sind – positiv wie negativ.

von Björn Springorum

Sommer, Sonne, Bier in der Hand und eine Band unter freiem Himmel sehen: Seit über 50 Jahren sind Musikgfestivals ein integraler Bestandteil des Sommers und ein Übergangsritus für unzählige Generationen. Manche Festivals sind bis heute unvergessen, manche würde man lieber sofort wieder vergessen – Bühne frei für unsere Top 10 der denkwürdigsten Festivals aller Zeiten.

Der Pionier: Monterey Pop Festival (1967)

Bei der Mutter aller Festivals denken alle immer gleich an Woodstock, und das aufgrund der Symbolkraft auch nicht zu Unrecht. Der eigentliche Pionier der Gegenkulturfestivals findet aber im Juni 1967 statt – also rund zwei Jahre vor Woodstock. In Nordkalifornien wird Musikgeschichte geschrieben, als Jimi Hendrix sein US-Debüt gibt (nur echt mit brennender Gitarre), als The mamas And The Papas, Eric Burdon And The Animals, The Who, The Byrds oder Big Brother And The Holding Company das Zeitalter von Aquarius herufbeschwören. Sogar der offizielle Werbesong San Francisco (Be Sure To Wear Flowers In Your Hair) von Scott McKenzie wird zur Legende.

Der Mythos: Woodstock (1969)

Vieles ging schief bei Woodstock. Die Organisatoren waren nicht auf die Massen vorbereitet, statt der geschätzten 50.000 kamen 400.000 überwiegend junge Menschen. Es regnete, alles versank im Schlamm, der Zaum ums Gelände wurde nicht rechtzeitig fertig, die PA war schwach und das Essen ging aus. Alles egal: Woodstock ist dennoch die Urmutter aller Festivals, der Aufschrei des jungen Amerikas gegen den Vietnamkrieg. Fast schon nebensächlich, wer da auf der Bühne spielte (unter anderem Jimi Hendrix, Santana, Jefferson Airplane, The Who, Sly & The Family Stone, Crosby, Stills, Nash & Young, Mountain, The Grateful Dead, Creedence Clearwater Revival und Janis Joplin). Als Jimi Hendrix die Nationalhymne verzerrt besessen spielte, waren nur noch 40.000 Menschen da. Der Hippietraum war bald darauf vorbei, auch Woodstock konnte ihn nicht retten. Der Mythos, der wird aber für immer derselbe bleiben.

Der Riese: Isle Of Wight Festival (1970)

Ein Jahr nach Woodstock ist der Vietnamkrieg immer noch nicht zu Ende. Also kommen auf der Isle Of Wight bei bestem englischen Sommerwetter (nasskalt, windig, grau) 600.000 Besucher zusammen – die bis dato größte Menschenansammlung in Europa. Jimi Hendrix und Joan Baez verbreiten auch in Europa ihre Botschaft des Friedens, außerdem spielen Miles Davis, The Doors, The Who, Lighthouse, Ten Years After, Emerson, Lake & Palmer, Joni Mitchell, The Moody Blues, Leonard Cohen oder Jethro Tull. Ausgerechnet nach dem Event 1970 ist erst mal Schluss mit dem Isle of Wight Festival – bis 2002.

Der Anarchist: Love-And-Peace-Festival

Die Ostseeinsel Fehmarn geht im September 1970 in die Geschichtsbücher ein: Hier spielt Jimi Hendrix sein letztes Konzert vor seinem Tod am 18. September. Der Auftritt ist allerdings lustlos, unmotiviert, überhaupt läuft auf dem Festival nichts wirklich rund: Das Wetter ist schlecht, die Organisation mangelhaft, zudem zwingen 180 Rocker der Bloody Devils die Veranstalter dazu, als Security eingesetzt zu werden. Ganz miese Idee. Procol Harum und Ten Years After sagten ab, die Besucher bauten sich aus den Türen der Latrinen Windschutz. Am Ende spielen Ton Steine Scherben (damals noch als Rote Steine). Während sich die veranstalter mit der Tageskasse aus dem Staub machten, spielte die Band Macht kaputt, was euch kaputt macht – und die Besucher nahmen das sehr ernst. Man kann also sagen, dass das desaströse Festival nicht gerade seinem Namen gerecht wurde.

Der Millionenflop: US Festival (1983)

Schon das erste US Festival 1982 von Apple-Gründer Steve Wozniak wird trotz Fleetwood Mac, The Grateful Dead, The Police oder Tom Petty zum Mega-Flop, der den Veranstalter zwölf Millionen US-Dollar kostet. Hält Wozniak nicht ab, es im nächsten Jahr gleich noch mal zu versuchen. Diesmal kamen Stevie Nicks, David Bowie oder Van Halen (die allein 1,5 Millionen US-Dollar kosteten), doch selbst die 670.000 Besucher können einen weiteren katastrophalen Flop nicht verhindern. Am Ende bricht Chaos aus, es wird randaliert, zwei Menschen sterben. Zu einer dritten Auflage kommt es nicht.

Der Hipster: Coachella (1999)

Die erste Ausgabe von Coachella ist 1999 ein massiver Flop: Die Veranstalter hofften auf 70.000 Besucher, bekamen gerade mal die Hälfte und verloren eine knappe Million US-Dollar. Am Line-Up mit unter anderem Beck, Tool, Rage Against The Machine, The Chemical Brothers und Morrissey kann es zumindest nicht gelegen haben, so oder so sah alles danach aus, dass das erste Coachella gleich auch das letzte Coachella bleiben würde. Nach zwei Jahren Pause war Coachella wieder da – und wurde dann sehr schnell das beliebteste Festival der USA. Nur Rage Against The Machine treten hier mittlerweile wahrscheinlich nicht mehr auf.

Der Gewalttätige: Woodstock 1999 (1999)

30 Jahre nach Woodstock wird das zweite Sequel des Hippe-Jahrhundertereignisses zur Katastrophe: Über 200.000 Leute kommen in den Bundesstaat New York, doch statt love, peace and music wird das Festival zum Kriegsgebiet: Essen und Getränke sind extrem teuer, die sanitären Anlagen in schlechtem Zustand, es kommt zu zahlreichen Vergewaltigen, sexueller Nötigung, Diebstahl, Plündereien, Brandstiftung und brutaler Gewalt. Der Name Woodstock wurde 1999 für immer beschmutzt

Der Kriminelle: Fyre Festival (2017)

Auch dank der Netflix-Doku ging das Fyre Festival als größter Betrug in die Festivalgeschichte ein. Gepusht von Influencern als paradiesisches Glamour-Event auf den Bahamas, fanden die Festivalbesucher Notzelte und verpackte Sandwiches statt Strandvillen und Gourmetküche vor. Das Festival wurde angesagt, Veranstalter Billy McFarland musste für sechs Jahre ins Gefängnis und wurde zu 26 Millionen US-Dollar Schadenersatz verklagt. Im April 2023 verkündete er dann tatsächlich, dass es Fyre Festival II geben soll. Das kann ja was werden.

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Zeitsprung: Am 28.5.1983 bringt das 2. US Festival tolle Bands und verheerende Kosten.

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Popkultur

45 Jahre „The Cars“: Wie eine Bostoner Band die Zukunft der Rockmusik erfand

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Foto: Ron Pownall Photography/Getty Images

Das selbstbetitelte The-Cars-Debüt klingt ein bisschen so wie David Bowie und Queen auf einem Roadtrip durch die USA. Auch 45 Jahre nach der Veröffentlichung hat das visionäre The Cars nichts von seinem melodischen Zauber verloren.

von Björn Springorum

Die späten Siebziger sind für die klassische Rockmusik keine einfache Zeit. Links wird sie von räudigem, schnoddrigen Punk überholt, rechts scheren schon die Synthesizer aus, um Wave und Synth-Pop in Position zu bringen. Mittendrin: The Cars aus Boston, die mit ihrem wegweisenden Debüt The Cars den Verlauf der Musik ändern sollen.

Aller Anfang ist schwer

Die Bandgründer Ric Ocasek und Benjamin Orr sind damals alles andere als Greenhorns. Beide über 30, beide schon in diversen Bands in Ohio oder Michigan gewesen. Auf die synthetische Zukunft der Rockmusik haben sie aber erst mal keinen Bock: Sie spielen in der Folk-Band Milkwood, die nach Crosby, Stills And Nash duftet und 1972das Album How’s The Weather hervorbringt. Die Musikwelt interessiert sich damals dafür nicht – und das eigentlich zu Unrecht, wie man hier hören kann:

Mit Folk wird es anscheinend nichts, also versuchen sie es erst mit der Band Richard And The Rabbits und dann mit dem Akustikduo Ocasek And Orr. Man kann also auch sagen, dass sie einfach so lang alle Genres abgrasen, bis mal irgendwas auf offene Ohren stößt. Nächste Station: Cap’n Swing, ebenfalls eine weitgehend vergessene Band, in der aber immerhin auch der spätere The-Cars-Gitarrist Elliot Easton spielt. Irgendwann hat Ocasek genug vom ganzen Misserfolg und den ganzen vergeblichen Anstrengungen. Kostet ja auch Zeit und Kraft. Also holt er sich den Keyboarder Greg Hawkes in die Band und entwickelt ein neues Konzept.

Mit Rockabilly und Punk in die Zukunft

Unter den Namen The Cars gründet sich 1976 eine Band, die aus dem Rockabilly der Fünfziger, dem Minimalismus des Punk und den ungeahnten Möglichkeiten der neuen Synthesizer einen neuen Sound macht. The Cars klingen in ihren frühen Tagen stark nach David Bowie oder Queen, aber eben hinter dem Steuer eines US-amerikanischen Cabrios auf einem Roadtrip durch die Harmonien des Great American Songbook. Hier entsteht Musik, die so klingt wie die Vergangenheit und die Zukunft der Rockmusik.-

Und irgendwie funktioniert alles plötzlich ganz schnell. Am Silvesterabend 1976 spielen sie ihre erste Show auf einer Air Force Base, bei einer ausgedehnten Frühjahrstour 1977 durch New England entwickeln sie im Pink-Floyd-Stil die Songs ihres Debüts. Und die erzeugen schnell einen ordentlichen Buzz um diese neue Band: Ein Demotape wird von Bostoner Radiosendern praktisch im Loop gespielt, schnell ist auch das Interesse großer Plattenfirmen da. Hier war etwas Neues im Busch, da will niemand zu spät auf den Zug aufspringen. Aus Businesssicht sind The Cars damals schon recht clever: Sie entscheiden sich für einen Deal mit Elektra Records (damals auch die Heimat der übermächtigen Eagles), weil das Label im Vergleich zum Mitbewerber Arista Records keine New-Wave-Acts unter Vertrag hat. Man würde, so schlussfolgert die Band, folglich mehr herausstechen.

Aufgenommen wird in London

Und der Plan geht so was von auf: Nach den Aufnahmen in London mit Queen-Hitmaker Roy Thomas Baker erscheint am 6. Juni 1978 The Cars und kann bis auf Rang 18 der erbittert umkämpften US-Charts klettern. Alle Singles charten ebenfalls, aus Radios im ganzen Land dröhnen sehr bald Good Times Roll oder Just What I Needed. Aber warum eigentlich? Warum verkauft sich The Cars über sechs Millionen Mal und bekommt sechsfach Platin? Weil die Rockmusik im Wandel ist. Und The Cars als einer der Zukunftsboten auf den Plan treten.

Das Album erscheint in einer Übergangsphase, in einer Zäsur. Zwar haben AC/DC gerade erst Powerage veröffentlicht, aber zur selben Zeit kommen eben auch Kraftwerk mit ihrem Maschinenmanifest Die Mensch-Maschine und die Rolling Stones mit dem wavigen Some Girls um die Ecke. Es passiert was in der Rockmusik, das klassische Line-Up aus Gitarre, Bass, Drums wird zunehmend weniger nachgefragt. Da passen The Cars mit ihrem eklektischen Sound perfekt.

Jeder Song sitzt

Die Harmonien des Pop, die Melodien des Radio-Rock, die Extravaganz des New Wave und der Simplizismus des Punk erschaffen einen originellen, frischen, eingängigen Sound, der der Band endlich die erhoffte Aufmerksamkeit bringt. Auch nicht unwichtig: Die Songs sind allesamt grandios geschrieben und arrangiert. Und funktionieren bis heute. „Wir scherzten früher, dass wir unser erstes Album eigentlich The Cars Greatest Hits nennen sollen, so meinte Gitarrist Elliot Easton mal.

Das Spannende ist aber auch, wie brückenbauend The Cars damals sind: Die übliche Kluft zwischen Rockern und Poppern wird von ihnen mühelos überbrückt. Für Rocker ist The Cars gerade noch hart und gitarrenlastig genug, für New-Waver sind die Songs in Sachen rockiger Härte gerade noch erträglich.

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