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Popkultur

„Diary Of A Madman“: Das Chaos um Ozzy Osbournes zweites Soloalbum

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Ozzy Osbourne
Foto: John Higgins/Mirrorpix via Getty Images

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Zu Beginn der Achtziger herrschen im Hause Osbourne wirre Zustände. Ozzy wurde von Black Sabbath vor die Tür gesetzt, steckt tief im Alkohol- und Drogensumpf und feuert nach seinen ersten beiden Soloalben die halbe Band. Dennoch kann er mit seiner zweiten Veröffentlichung Diary Of A Madman seinen alten Arbeitgeber anschmieren.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Diary Of A Madman anhören:

Als Ozzy Osbourne 1979 bei Black Sabbath rausfliegt, erhält er laut eigener Aussage eine solide Abfindung: 96.000 Britische Pfund für seine Rechte am Bandnamen soll der junge Metal-Gott nach seiner Entlassung bekommen haben. „Danach habe ich mich eingesperrt und drei Monate lang gekokst und gesoffen. Ich dachte: ‚Das hier ist die letzte Party.‘ Ich war davon überzeugt, dass ich danach wieder nach Birmingham gehe und mich arbeitslos melde.” Doch dann unterschreibt Osbourne einen Vertrag bei Jet Records und veröffentlicht sein Solodebüt Blizzard Of Ozz. In den USA ist die Platte noch gar nicht draußen, als Ozzy auch schon die Arbeit an seinem zweiten Album Diary Of A Madman aufnimmt — und zu der gibt es einiges zu erzählen …

Wer hat’s denn nun eingespielt?

Da wären zum Beispiel die Querelen um das Line-up. So werden im Albumcover Rudy Sarzo als Bassist und Tommy Aldridge als Schlagzeuger genannt, obwohl Bassist Bob Daisley und Trommler Lee Kerslake die Platte einspielen (und laut eigener Aussage teilweise auch schreiben). Daisley und Kerslake werden allerdings direkt nach der Produktion von Diary Of A Madman gegangen — und zwar nicht auf die feine Englische, wie Daisley in einem von vielen Interviews mit Musikjournalist Garry Sharpe-Young berichtet: „Sharon hat mich angerufen und mir mitgeteilt, dass Lee und ich raus sind“, erinnert er sich. Kerslake erfährt sogar nur über den Anrufbeantworter, dass er nicht mehr dazugehört.

Was neues Personal betrifft, ist Eile geboten, denn Ozzy Osbourne und seine Truppe sollen auf ihre erste US-Tour gehen. Sarzo und Aldridge kommen gerade rechtzeitig zum Start der Konzertreise und können die dicke Luft im Hause Ozzy spüren. „Ich hatte nie die Gelegenheit, ihm das zu sagen“, erklärt Aldridge, „aber Lee kann sehr stolz auf diese Platten sein. „Ich erinnere mich daran, dass jemand — dessen Name hier nicht genannt werden soll — versucht hat, mich dazu zu bringen, das Schlagzeug neu aufzunehmen. Das habe ich abgelehnt und sagte, dass ich nie verbessern könnte, was Lee eingespielt hat.“

Der Verlust von Randy Rhoads

Bei Gitarrist Randy Rhoads handelt es sich aus ganz anderen Gründen um sein letztes Album mit Ozzy Osbourne. Der junge Ausnahmegitarrist stirbt nämlich am 19. März 1982 im Alter von 25 Jahren bei einem Flugzeugabsturz. Laut Ozzys Erinnerungen in seiner Biografie I Am Ozzy hat Rhoads den „Prince Of Darkness“ im letzten Gespräch der beiden wegen dessen Sauferei gewarnt: „Du bringst dich um, weißt du … Irgendwann ist es soweit.“

Ozzy macht seinem alten Arbeitgeber eine lange Nase

Als Diary Of A Madman am 7. November 1981 erscheint, haben Black Sabbath und ihr neuer Sänger Ronnie James Dio nur drei Tage vorher ihr zweites gemeinsames Album Mob Rules vorgelegt. Es kommt zum Kopf-an-Kopf-Rennen — bei dem Ozzy gar nicht mal schlecht abschneidet. Zwar erreicht er in Großbritannien „nur“ Platz 14, während Sabbath zwei Plätze weiter vorne landen. Doch in den USA macht Ozzy seine alten Bandkollegen nass und stürmt auf Platz 16. Black Sabbath landen dort mit Mob Rules gerade so in der Top 30.

Die Neuaufnahmen zu Beginn des Jahrtausends

Die Unstimmigkeiten bezüglich der Aufnahmen von Daisley und Kerslake führen schließlich dazu, dass Teile von Blizzard Of Ozz und Diary Of A Madmen um die Jahrtausendwende neu eingespielt werden. Daran wirken unter anderem der heutige Metallica-Tieftöner und damalige Ozzy-Bassist Robert Trujillo sowie Faith-No-More-Trommler Mike Bordin mit. Heute gibt es deshalb zwei Versionen der beiden Alben: eine von 1981 und eine von 2002.

Von der Politik im Hintergrund kann man halten, was man will. Fest steht: Nicht nur Blizzard Of Ozz, sondern auch Diary Of A Madman gehören zu den besten Metal-Alben der Achtziger. Danach ist noch lange nicht Schluss, aber das sind wieder einmal andere Geschichten.

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Zeitsprung: Am 15.11.1983 erscheint “Bark At The Moon” von Ozzy Osbourne.

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