Popkultur
„Er konnte dort machen, was er wollte“: Freddie Mercurys München-Jahre
Ein paar der größten Momente seines Lebens erlebte Freddie Mercury in der bayerischen Landeshauptstadt: In München sollte er sein gefeiertes Soloalbum Mr. Bad Guy aufnehmen. Und hier sollte er, nur wenige Monate nach dem triumphalen Live-Aid-Auftritt von Queen, jene berüchtigte Party zu seinem 39. Geburtstag veranstalten. Die Stadt war für ihn überhaupt ein Ort, an dem er sich lockermachen und viel Zeit mit Freunden verbringen konnte. Er spielte mit ihnen Tischtennis, besuchte die Biergärten, tauchte ein in die deutsche Feierkultur…
von Martin Chilton
Hier könnt ihr Mr. Bad Guy hören:
„Er konnte machen, was er wollte“
Hatte er mit Queen der Stadt München schon in den späten Siebzigern einen ersten Besuch abgestattet, kam er in den Achtzigern allein zurück – um eine Weile in Bayern zu leben. Peter Freestone, besser bekannt als „Phoebe“, war von 1979 bis zum Tod des Sängers im Jahr 1991 persönlicher Assistent an der Seite von Mercury. Er kann dementsprechend viel über die München-Jahre berichten. Eine Zeit, mit der er bis heute viele tolle Erinnerungen verbindet.
„Ich glaube, es gab da ein Gefühl der Freiheit in München, das Freddie in London so einfach nicht finden konnte“, kommentiert der aus Surrey stammende Freestone, den wir telefonisch in seiner neuen Wahlheimat Tschechien erreichen.
„Freddie fühlte wohl, dass er dort machen konnte, was er wollte. Er hatte Freunde in der Stadt, die ihm sehr nahestanden und ihn gewissermaßen abschotteten, so dass er hingehen konnte, wo er wollte; auch konnte er tun, was er wollte, ohne damit gleich im Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Ein weiterer Grund, weshalb er so viel Zeit in München verbrachte, war die Renovierung der Garden Lodge, seines Londoner Hauses. Er hatte es 1980 gekauft, und dann dauerte es noch mal fünf Jahre, bis alles zu seiner Zufriedenheit renoviert war. Sich außerhalb von England aufzuhalten bedeutete somit auch: diese ganze Angelegenheit nicht immer im Kopf haben zu müssen. Er bekam stattdessen Berichte über den Stand der Sanierung. Damit konnte er viel besser leben.“
„Seine ‘normale’ Kleidung war dann das Kostüm“
In der süddeutschen Metropole angekommen, ließ Mercury die ausgelassene, dem Feiern bekanntermaßen nicht abgeneigte Art der Münchner schnell auf sich wirken. Auch er war bald Stammgast der großen Biergärten, wo er sich zum Beispiel mit seinem Toningenieur Reinhold Mack traf. Ganz besonders angetan war der Queen-Sänger vom Fasching in München.
„Ja, da kam es vor, dass Freddie am Donnerstagabend loslegte… und dann erst am Dienstagmorgen in der Woche drauf wieder im Bett landete. Er hat sich richtig gut amüsiert“, weiß der heute 64-jährige Freestone zu berichten. „Für alle anderen war die Faschingszeit eine Gelegenheit, sich ein wenig zu verkleiden. Aber Freddie ging ehrlich gesagt in seinen ‘normalen’ Klamotten… und die ganzen Lederhosen und so wurden somit zu einer Verkleidung. Ganz München war auf den Beinen, alle feierten dieses eine Wochenende durch. Am Schluss dieser Feierzeit ging er dann immer auf den Alten Markt, wo es stets rammelvoll war. Die Leute feierten dort nämlich immer noch weiter, an jeder Ecke gab es diese großartigen Snacks, die man nach so einer langen Nacht brauchte.“
„…aber Freddie ging ehrlich gesagt in seinen ‘normalen’ Klamotten, und die ganzen Lederhosen und wurden somit zu einer Verkleidung.“ Foto: Queen Productions Ltd
Die lokalen Spezialitäten waren nichts für Freddie
Es gab jedoch auch lokale Spezialitäten, die Mercury, der bekanntermaßen nie mehr als ein paar Stunden Schlaf brauchte, keineswegs zusagten: „Überhaupt mochte er viele Gerichte nicht“, so Freestone.
„Er war halt ein Mensch, der isst, um leben zu können, anstatt sein Leben dem Essen zu widmen. Er war ungeschlagener Meister darin, einen vor ihn abgestellten Teller so zu bearbeiten, die Speisen so umzugestalten und hin und her zu bewegen, bis es tatsächlich so aussah, als hätte er richtig zugeschlagen. In der bayerischen Küche spielen Schweinefleisch und gebratene Ente eine große Rolle. Und diese Mischung war natürlich viel zu schwere Kost für ihn. Die Knödel betrachtete er eher als Fußbälle, nicht als Nahrungsmittel. Er sagte dann, dass er nie im Leben ‘so einen riesigen Talgball’ essen könne. Er schaute die Knödel dann einfach an, und in seinem Blick lag fast schon so etwas wie Verachtung.“
10 Solo-Songs von Freddie Mercury, die jeder Fan kennen muss
Laut Freestone habe Mercury zwar schon ein paar einfache Begrüßungsformeln draufgehabt, doch sonderlich viel Deutsch habe er während dieser Zeit nicht gelernt. Im Scherz bestätigte der Sänger diese Aussage einmal gegenüber einem Interviewer; er kenne „ja doch nur die Schimpfwörter – wie Arschlecker zum Beispiel.“
„Elton und Freddie waren sehr gute Freunde“
Auf seinen Streifzügen durch München sei Mercury nie allein gewesen, sondern immer in Begleitung von Freunden, wie Freestone weiter berichtet. Doch 1984 ereignete sich ein Unfall während einer Partynacht: Der Queen-Sänger zog sich dabei eine Knieverletzung zu, woraufhin das komplette Bein, vom Schenkel bis zum Knöchel, eingegipst werden musste. Krücken habe Mercury trotzdem nie gebraucht, weil er sich zu der Zeit so oder so überall hinfahren ließ, und die meiste Zeit also liegend auf der Rückbank des Wagens verbrachte.
So fuhren der verletzte Sänger und sein Assistent im Mai des Jahres auch in die Olympiahalle, um sich dort ein Konzert von Elton John anzuschauen. „Elton und Freddie waren sehr gute Freunde, aber sie konnten sich nur sehr selten sehen, weil ihre Konzertpläne das einfach nicht zuließen“, so Freestone. „Freddie nahm gerade Mr. Bad Guy auf, als Elton seinen Auftritt in der Stadt hatte. Also wurde arrangiert, dass Freddie und ich zur Show fahren. Unsere Sitze bekamen wir auf der Seite der Bühne.“
Elton Johns Kosename für Mercury lautete „Melena“ – der Queen-Sänger rief den Rocket Man „Sharon“ –, und Freestone muss lachen, wenn er an Geschehnisse jenes Münchner Konzertabends zurückdenkt. „Es war einfach wundervoll: Elton betrat die Bühne und sagte ‘Dieses Stück ist für Melena, die arme Kuh’. Und dann spielte er eine sehr schwungvolle Version von I’m Still Standing. Freddie beugte sich zu mir rüber und flüsterte nur einen Satz: ‘Ich werde sie dafür umbringen.’“
Freddie lachte für sein Leben gern
Zweifellos vermisst Freestone seinen alten Freund bis heute: „Freddie hatte diesen unglaublich trockenen, englischen Sinn für Humor“, verrät er. „Er konnte nicht besonders viel damit anfangen, wenn sich Leute hinstellten und fünf Minuten ausholen mussten, um dann zu einer 10-Sekunden-Pointe zu kommen. Das wollte er nicht hören, das war nicht sein Humor. Stattdessen konnte er aus so ziemlich jeder erdenklichen Situation etwas Witziges herausholen. Er lachte für sein Leben gern.”
„In Interviews konnte man häufig beobachten, wie er versuchte, seine Zähne mit der Oberlippe zu verstecken,” so Freestone. „Und wenn er richtig lachen musste, nahm er die Hand davor und verdeckte den ganzen Mund. Zu Hause jedoch gab es keinen Grund, sich Gedanken über seine Zähne zu machen: Hier warf er einfach den Kopf in den Nacken und lachte und lachte und lachte. Jedes Mal, wenn jemand den Namen Freddie Mercury in meiner Gegenwart erwähnt, sehe ich dieses Bild: Freddie, wie er zu Hause lacht. Ich hatte wahnsinniges Glück.“
Peter „Phoebe“ Freestone im Backstage-Bereich. Foto: Neal Preston © Queen Productions Ltd
„Das war eine der krassesten Partys, die ich je mitgemacht habe“
Einer der wohl extravagantesten Höhepunkte der München-Jahre war die legendäre Geburtstagsparty, die Mercury am Donnerstag, den 5. September 1985 in der Travestiebar Old Mrs. Henderson feierte. Auf der Einladung hatten die Gäste klare Anweisungen bekommen: „Bitte in schwarz-weißem Drag-Outfit erscheinen“, hieß es da. Tatsächlich gab es reichlich schwarz-weißen Fummel, viele Drogen und sogar Pferdekutschen zu bewundern an diesem Abend der ultimativen Ausschweifungen.
„Ja, manch einer behauptet, ich sei damals auch dabei gewesen“, lacht Freestone. „Alles war schwarz-weiß… und auf der Einladung stand ja zudem, dass man als Transvestit kommen sollte. Freddie kleidete sich als Mann; er trug dasselbe Outfit wie beim Fashion-Aid-Konzert. Er war also kostümiert. Das war ganz klar eine der wildesten und krassesten Partys, die ich je besuchen durfte. Ich glaube auch nicht, dass es danach noch eine vergleichbar exzessive Party gab.“
Obwohl er mit jenem rauschenden Geburtstagsfest postwendend für Schlagzeilen sorgen sollte, wäre es doch falsch, Mercury als reinen Hedonisten zu bezeichnen: „Freddie war das exakte Gegenteil von dem, was man sich unter einem ‘verrückten Rockstar’ vorstellt“, gibt sein Assistent zu bedenken. „Man denke mal an seine Sammlungen, die ganze Kunst, die Antiquitäten. Eine seiner größten Leidenschaften war sein Haus, Garden Lodge in London, und er liebte es, neue Schätze in dieses Haus zu stellen – ganz egal, ob’s nun ein weiteres Kunstwerk oder ein betagtes Möbelstück war. Er liebte die schönen Dinge.“
„In München gab es viel mehr Ablenkungen“
Zwar bestand die Zeit in München nicht bloß aus Partys und nächtlichen Exzessen, doch räumt auch Freestone ein, dass der Gedanke, sich eventuell doch noch ein weiteres Mal mit den Freunden zu amüsieren, manchmal einfach zu verlockend war. „Bis sein Soloalbum Mr. Bad Guy dann endlich im Kasten war, vergingen zwei ganze Jahre… eine der längsten Aufnahmephasen, die ich miterlebt habe“, erinnert er sich.
„So ein Studiotag begann für Freddie um zwei Uhr nachmittags. Einen Sänger vorher ins Studio zu bestellen, ist so oder so sinnlos, weil die Stimmbänder morgens noch nicht richtig warm sind. Bei den Aufnahmen von Queen saß Freddie viel am Klavier und feilte da an den Songideen. Aber in München, wo er so viele Freunde hatte, kamen wir im Studio an und schon um vier ging dann womöglich das Telefon. Irgendein Freund: ‘Oh, Freddie, mir ist so langweilig. Komm schon, lass uns ausgehen.’ Also beendeten wir die Arbeit schnell und zogen wieder los. In München gab es viel mehr Ablenkungen. Dazu kam, dass es bei Queen ja vier Leute zu verantworten hatten, dass die Arbeit erledigt wird… München hingegen war nur Freddie: Er konnte es einfach machen, wenn es gerade reinpasste. Mit dem fertigen Album war er aber absolut happy.“
Keine Lederhosen für den Fashion-Vordenker
Mercurys absoluter Lieblingsort in der Stadt sei laut Freestone „die wunderbare Suite und Wohnung, die er im ‘Stollberg Plaza’ hatte“, gewesen, „die ja genau im Zentrum von München lag. Er hat seine Zeit in Deutschland sehr genossen.“
Ob der Fashion-Vordenker jemals traditionelle Lederhosen anhatte? „Oh nein, Freddie hat sich über genügend Leute lustig gemacht, die damit herumliefen. Aber selbst getragen hat er sie ganz sicher nicht“, sagt Freestone zum Abschluss. „Dabei hat er wohl auch das eine oder andere Bein eines Trägers bewundert.“

Popkultur
Zeitsprung: Am 26.9.2005 starten Volbeat mit „The Strength / The Sound / The Songs“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 26.9.2005.
von Christof Leim
Es dauert ein bisschen, bis die Welt etwas mit dem neuen Sound anfangen kann, aber irgendwann knallt’s: Mit ihrer eigenständigen Melange aus Metal, Elvis und Groove-Riffs treffen Volbeat am 26. September 2005 auf ihrem Debüt The Strength / The Sound / The Songs einen Nerv…
Hier könnt ihr das Volbeat-Debüt hören:
2001 hat der Frontmann der dänischen Death-Metal-Combo Dominus die Nase voll vom Todesgeprügel und will mehr Rock’n’Roll in seinen Metal bringen. Also gründet Michael Poulsen eine Band, die er nach dem dritten Dominus-Album Vol.Beat von 1997 benennt, auf dem der große Elvis-Fan bereits zaghafte Fifties-Einflüsse untergepflügt hatte: Volbeat sind geboren. (In der Videospielserie Pokémon gibt es ein Wesen gleichen Namens, aber wir dürfen davon ausgehen, dass das so gar nichts mit den Rockern zu tun hat.)
Die eigene Kante zählt
Die ersten Aufnahmen interessieren kaum jemanden, das zweite Demo Beat The Meat verkauft sich dann aber schon vierstellig und wird in den Magazinen Metal Hammer und Heavy oder was!? zum „Demo des Monats“ gekürt. Die großen Plattenfirmen reißen sich jedoch noch nicht um die Kapelle, Volbeat kommen schließlich bei Mascot Records aus den Niederlanden unter, die eigens das Sublabel Rebel Monster gründen – weil, so heißt es, Volbeat nicht so recht zum Rest des Portfolios passen.
Die Rückseite des Albums: So viel freie Haut gibt es auf Poulsens Arme heute nicht mehr.
Und genau liegt der Gag des Quartetts aus Dänemark: Volbeat haben einen eigenen Sound. Die Mischung aus Metal mit Rock’n’Roll und ziemlich speziellem Gesang zwischen Mina Caputo und James Hetfield klingt ungewohnt, aber dafür eigenständig. Das hat was. Die Musik klingt fett, dröhnt tief und fährt einen guten Groove auf. Das erinnert nicht selten an die frühen Life Of Agony mit mehr Black Sabbath als Hardcore. Vor allem aber die Stimme, die Gesangslinien und die vokale Rhythmik von Michael Poulsen geben dem Ganzen einen eigenen Charakter – und der ist in einem stilistisch stagnierenden Genre Gold wert.
Viel Elvis
Das Debütalbum entsteht im Sommer 2004 in anderthalb Wochen in den Hansen Studios im dänischen Ribe unter der Aufsicht von Jacob Hansen, der zum Stammproduzent der Band werden wird. Zur Mannschaft gehören damals neben Gitarrist, Sänger und Hauptsongwriter Poulsen noch die beiden Ex-Dominus-Mitstreiter Bassist Anders Kjølholm und Gitarrist Franz „Hellboss“ Gottschalk sowie (bis heute) Schlagzeuger Jon Larsen. Ein doch ungewohnt aussehendes Bandfoto von damals findet sich hier.
Die Scheibe trägt den unhandlichen, aber eigenständigen Titel The Strength / The Sound / The Songs und bietet ein paar frühe Bandschätzchen, etwa Pool Of Booze Booze Booza, das sich heute noch auf vielen Volbeat-Setlisten findet, daneben Caroline Leaving und Soulweeper. In Caroline #1 zitiert Poulsen ausschließlich Elvis-Presley-Songtitel, zum Cover des Dusty-Springfield-Klopfers I Only Wanna Be With You dreht die Combo ein Video. Auch die Grundlage für eine Fortsetzungsgeschichte findet sich hier: Fire Song und Danny & Lucy (11pm) stellen ein Liebespaar vor, dessen Schicksal auf späteren Alben weitererzählt wird.
Durchmarsch
Damit treffen Volbeat einen Nerv: Die Platte klettert auf Platz 18 der dänischen Charts, was damals kaum eine einheimische Krachkapelle schafft. Bei den Danish Metal Awards wird das Album als bestes Debüt 2005 ausgezeichnet, das deutsche Rock Hard zückt die Höchstnote 10 von 10. Nur folgerichtig spielt die Band im folgenden Sommer am 4. Juni 2006 auf dem Rock Hard Festival ihr erstes Deutschlandkonzert. Die erste Clubshow passiert am 1. September im Headbanger’s Ballroom in Hamburg.
Fortan gastieren Volbeat oft hierzulande und spielen sich generell den Arsch ab. Da werden ganz klassisch Tausende Kilometer im Van geschrubbt, dass es nur so eine Art hat. Das scheint sich rumzusprechen, denn der Name des Quartetts taucht immer öfter auf, eine Fanbase bildet sich, die zweite Scheibe Rock The Rebel / Metal The Devil erscheint 2007, und von da an geht es ab: Platz eins in Dänemark, Shows in ganz Europa, zwei Platten später springt auch Nordamerika auf die Truppe an. Heute gehören Volbeat weltweit zu den großen Rockbands. Mit The Strength / The Sound / The Songs fing der Spaß an.
Zeitsprung: Am 9.8.1994 lassen Machine Head ihr Debüt „Burn My Eyes“ los.
Popkultur
„Electric Warrior“ von T. Rex: Das erste Glamrock-Album in der Rückschau
„Glamrock starts here“ — So oder so ähnlich könnte sich ein Aufkleber auf dem fünften T. Rex-Album Electric Warrior lesen. Damals wagten Marc Bolan und seine Band einen Neuanfang und revolutionierten den Rock. Vor allem ein Song verhalf der Gruppe zu weltweitem Erfolg — auch jenseits des großen Teichs.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Electric Warrior von T. Rex anhören:
Jedes Genre hat seine Türöffner, seine Meilensteine, seine großen, großen Platten. Im Eingangsbereich der Glamrock-Ruhmeshalle prangt vor allem ein Album: Electric Warrior von T. Rex. Hieß die Gruppe von 1968 bis 1970 noch Tyrannosaurus Rex und bewegte sich vor allem im Folk, krempelte Bandleader Marc Bolan sein Baby zu Beginn der Siebziger um, änderte den Namen in T. Rex und schlug rockigere, elektrisch verstärkte Wege ein. Die Herr der Ringe-beeinflussten Schmusetöne gehörten fortan der Vergangenheit an. Besonders sichtbar wurde das bei einem Fernsehauftritt, der auch als Startschuss des Glamrock bezeichnet wird.
Electric Warrior: Das prägende Werk des Glamrock
Selten lässt sich die Grundsteinlegung einer Musikrichtung auf nur einen Moment reduzieren. Das funktioniert auch im Glamrock nicht, doch wer den Top Of The Pops-Auftritt von Marc Bolan und T. Rex am 25. März 1971 als ersten Glamrock-Gig aller Zeiten bezeichnet, liegt damit schonmal nicht daneben. So tritt Bolan an jenem Abend in einem schimmernden Satin-Anzug vor das Publikum und hat sich unter einem Auge mit goldfarbenem Glitter verhübscht. Das hatte sich vorher noch niemand getraut, noch nicht einmal Bowie. Mit dem Auftritt weist Bolan einer Jugend den Weg, die Geschlechterklischees für antiquiert hält. Wenig später legt er das passende Album nach.
Schon die ersten Töne von Electric Warrior verdeutlichen: Im Hause T. Rex weht jetzt ein anderer Wind. In Mambo Sun singt Bolan auf seine einzigartige Weise über ein lockeres E-Gitarrenriff, vielleicht, um seine Hörerschaft langsam an den neuen Stil heranzuführen. Anschließend folgt die Ballade Cosmic Dancer, einer der schönsten Songs der Rockgeschichte. Auf’s Gaspedal tritt Bolan erst danach, und zwar mit Jeepster. So klingen T. Rex nun: rockig, exzentrisch, poppig. Doch das war noch längst nicht alles. Den großartigsten Song von Electric Warrior hatten T. Rex bereits als Vorab-Single veröffentlicht. Mit Get It On soll die Gruppe ihren mit Abstand größten Erfolg feiern.
Get It On: Der Erfolgskatalysator für Electric Warrior
„Get it on / Bang a gong / Get it on“ — eine Textzeile, große Wirkung. Nicht nur, dass Electric Warrior durch Get It On auf Nummer eins der britischen Albumcharts landet und zum meistverkauften Album des Jahres 1971 wird. Nein, mit dem Song landen Marc Bolan und T. Rex auch ihren einzigen Hit in Nordamerika. Die Nummer steigt nämlich in die Top Ten der US-Singlecharts ein, was den Briten nachher nie wieder gelingt. Der Erfolg in den Staaten passt, denn auch einige Ideen für Get It On entstehen in den USA. Als T. Rex im März 1971 in New York City gastieren, bittet Bolan den Schlagzeuger Bill Legend um ein wenig Hilfe bei einer neuen Komposition: der Urfassung von Get It On.
Schon als Electric Warrior am 24. September 1971 erscheint, lösen T. Rex damit Begeisterungsstürme aus. Doch auch im Nachgang können die Briten um Bolan mit ihrem fünften Album überzeugen. Bis heute gilt die Platte als Meilenstein des Glamrock, wenn nicht als allererste Platte des Genres. Einen weiteren Mega-Erfolg landen T. Rex 1972 mit ihrer sechsten Veröffentlichung The Slider; 1973 folgt Tanx. Es ist die Phase, in der Marc Bolan die Welt gehört. Ab 1974 verliert er an Relevanz und rückt in den Hintergrund. 1977 stirbt er bei einem tragischen Autounfall. In unseren Herzen wird der „Electric Warrior“ ewig weiterleben.
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Popkultur
Zeitsprung: Am 25.9.1965 bekommen die Beatles ihre eigene Zeichentrickserie.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 25.9.1965.
von Timon Menge und Christof Leim
Mitte der Sechziger gehört den Beatles bereits die Welt. Überall verkaufen John, Paul, George und Ringo Platten ohne Ende, deshalb soll der sagenhafte Erfolg der „Fab Four“ auch auf das Fernsehen ausgeweitet werden. Am 25. September 1965 flimmert zum ersten Mal die Cartoon-Serie The Beatles über die Mattscheiben.
Hier könnt ihr euch die bekanntesten Songs der Beatles anhören:
Wenn man sich die Beatles als Zeichentrickfiguren vorstellt, denkt man vor allem an den legendären Kinostreifen Yellow Submarine. Drei Jahre zuvor läuft allerdings bereits The Beatles an; ein Cartoon im Samstagmorgenprogramm des US-Fernsehsenders ABC. Wenig überraschend: Die Serie fährt aus dem Stand sagenhafte Erfolge ein.
Die Musiker zeigen wenig Begeisterung
Hierbei erleben die gezeichneten Versionen von John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr frei erfundene, 30-minütige Abenteuer, die mit der Musik der vier Briten untermalt werden. Die Synchronstimmen stammen nicht etwa von der Band selbst, sondern von Paul Frees (John Lennon, George Harrison) und Lance Percival (Paul McCartney, Ringo Starr).
39 Episoden werden von 1965 bis 1967 gesendet. Zum ersten Mal handeln Zeichentrickfilmchen von Menschen, die tatsächlich existieren. Das Buch Beatletoons: The Real Story Behind The Cartoon Beatles analysiert die Serie; hier wird erzählt, dass die „Fab Four“ ihre animierten Alter Egos zu Beginn schrecklich finden, sich über die Jahre aber damit anfreunden. „Ich habe immer noch großen Spaß daran, mir die Beatles-Cartoons anzuschauen“, beichtet John Lennon 1972.
„So dumm und schlecht, dass sie schon wieder gut waren.“
1980 und 1987 läuft The Beatles (der Cartoon) noch einmal auf MTV, später strahlt der Disney Channel die Serie ein weiteres Mal aus. „Ich mochte die Cartoons irgendwie“, sagt George Harrison 1999. „Die waren so dumm und schlecht, dass sie schon wieder gut waren, wenn Sie wissen, was ich meine. Und ich glaube, dass die Serie mit dem Alter besser geworden ist.“
Die Produktion der Reihe hatte neben einem Herren namens Al Brodax auch ein gewisser George Dunning übernommen. Und den kennen wir doch von irgendwoher? Genau. Drei Jahre später fungiert er als Regisseur und Produzent für Yellow Submarine. Al Brodax gehört hier ebenfalls wieder zum Team, diesmal als Drehbuchautor. Doch diese Geschichte erzählen wir in einem anderen Zeitsprung.
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