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Popkultur

Kaum Samples, viel Snoop D-O-Double-G: Wie Dr. Dre den Hip-Hop mit „The Chronic“ auf ein neues Level hob

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Dr. Dre
Foto: Ken Weingart/Michael Ochs Archives/Getty Images

Nicht wenige sprechen bei dieser Platte von einem Meisterwerk: Am 15. Dezember 1992 legt Dr. Dre mit The Chronic wichtige Grundsteine für die weitere Entwicklung des Hip-Hop. G-Funk nennt sich der Stil des Produzenten; am Mikro steht der damals noch recht unbekannte Snoop Dogg. Werfen wir einen Blick auf die Geschichte des wegweisenden Werks.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Nuthin’ But A G Thang von Dr. Dre und Snoop Dogg anhören:

Ein Unbekannter ist Dr. Dre zu Beginn der Neunziger schon lange nicht mehr. Mit der World Class Wreckin’ Cru hat der junge Musiker seine ersten Erfolge gefeiert. Mit N.W.A. schrieb er ab Mitte der Achtziger zum ersten Mal Hip-Hop-Geschichte. Innerhalb kürzester Zeit erfährt die gesamte Welt von der Szene an der US-amerikanischen Westküste. Quasi über Nacht werden N.W.A. zu Superstars. Doch genau darauf scheinen die jungen Männer nicht vorbereitet zu sein und zerstreiten sich beinahe genauso schnell, wie sie zusammengefunden haben. Der Grund: finanzielle Differenzen. Als erstes steigt Arabian Prince aus, wenig später nimmt auch Ice Cube seinen Hut. Eazy-E, MC Ren, DJ Yella und Dr. Dre bleiben bis zum Schluss — doch 1991 zerfallen N.W.A. vollständig.

The Chronic: Dr. Dres Einstand und Meisterwerk

Nach der Trennung verschwendet Dr. Dre keine Zeit. Innerhalb kürzester Zeit stellt er seine erste Single fertig, wofür er bereits mit Calvin Cordozar Broadus Jr. zusammenarbeitet, besser bekannt als Snoop Dogg — obwohl der junge Rapper einfach auflegt, als Dr. Dre ihn zum ersten Mal anruft. „Ich dachte: ‚N***a, das war nicht der verdammte Dr. Dre‘“, erinnert sich Snoop Dogg Jahre später in einem Interview. „Er rief aber noch einmal an und sagte: ‚N***a, du kommst ins Studio, am Montag!“ Die Zusammenarbeit zwischen den beiden funktioniert super, weshalb nach der Single sofort ein ganzes Album folgt. Zwar handelt es sich bei The Chronic offiziell um Dr. Dres Solodebüt — doch Snoop ist darauf kräftig vertreten und die Platte entwickelt sich für beide zum Karriere-Kickstart.

Dass The Chronic so gut ankommt, liegt vor allem daran, dass Dr. Dre die Dinge ein wenig anders angeht als viele seiner Genre-Kollegen. Statt ein Sample nach dem anderen einzubauen, produziert Dre überwiegend eigene Beats, die im wesentlichen etwas entspannter und melodischer klingen als die meisten anderen Werke zu jener Zeit. G-Funk nennt sich das Ganze und Dre schafft damit quasi ein eigenes Genre, das den Hip-Hop in den Neunzigern maßgeblich beeinflusst. Josh Tyrangiel vom Magazin Time findet sogar, dass Dr. Dre mit seiner Musik einen Sound erschaffen hat, der „das urbane L.A. der frühen Neunziger auf dieselbe Art beeinflusst hat, wie Motown das Detroit der Sechziger“. Große Worte, aber wahrscheinlich wahr.

Der Startschuss für den Hip-Hop-Hype?

Im Grunde begann mit Alben wie The Chronic auch der ganz große Siegeszug des Hip-Hop im Allgemeinen. Leder und Gitarren rückten in der Jugendkultur in den Hintergrund, stattdessen nahmen Baggy Pants und Sprechgesang immer größeren Einfluss. Nicht umsonst trat Dr. Dre Anfang 2022 gemeinsam mit einer Hand voll anderen Hip-Hop-Superstars im Rahmen der Halbzeit-Show des Super Bowl auf: Er gehört zu den Gründervätern des Genres; als Aushängeschild einer Kultur, die weltweit den Ton angibt.

Für Snoop Dogg markierte The Chronic die erste große Veröffentlichung als Künstler. Etwa ein Jahr später veröffentlichte er sein Solodebüt Doggystyle. Doch das ist eine andere Geschichte, der wir uns vielleicht im nächsten Jahr zum 30-jährigen Jubiläum der Platte widmen.

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