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Popkultur

Poet der Verlorenen: Die 10 essentiellen Songs von Townes Van Zandt

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Townes Van Zandt
Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Vor 25 Jahren stirbt Townes Van Zandt an den Folgen jahrelangen Drogenmissbrauchs. Sein großes melancholisches Werk zählt zu den Sternstunden der amerikanischen Musik und wurde erst nach seinem Tod von einer neuen Generation wiederentdeckt. Wir rollen sein Leben und sein Wirken in zehn seiner eindringlichsten Songs auf.

 von Björn Springorum

Townes Van Zandt war der Melancholiker unter den amerikanischen Country-Ikonen. Die Stimme der Verlorenen, der Abgehängten, der Ungehörten. Obwohl Willie Nelson, Bob Dylan oder Emmylou Harris seine Lieder sangen, blieb er immer der Outlaw unter Amerikas Musiker*innen, spielte in schäbigen kleinen Bars, wohnte in billigen Motels und verbrachte die Siebziger in einer Hütte ohne Telefon und Elektrizität. Nur seine Gitarre, die hatte er immer dabei.

Sagen wir es einfach mit den Worten seines Weggefährten Steve Earle: „Townes Van Zandt ist der beste Songwriter der Welt, und ich würde mich auch in meinen Cowboystiefeln auf Bob Dylans Coffee Table stellen und das wiederholen.“ Hier kommen zehn gute, Schauer über den Rücken laufen lassende Beispiele für seine unübertroffene Größe und sein zerrüttetes Genie, das ihm am 1. Januar 1997 das Leben kostete.

1. Waitin’ Around To Die

Und im Staub der Straße bricht seine Stimme: Waitin’ Around To Die ist wahrscheinlich einer der traurigsten, verzweifeltsten Songs, die jemals aufgenommen wurden. Entstanden 1969 für sein selbstbetiteltes Album, erzählt das Lied vom enthaltsamen Leben auf der Straße und von Zurückhaltung – eher als Mantra für Van Zandt selbst, der sein Leben lang nicht vom Alkohol wegkommt. Saufen, Glücksspiel, wie ein Hobo Zug fahren und im Knast landen – eine Outsider-Ballade wie man sie gebrochener nicht singen und spielen kann.

2. I’ll Be Here In The Morning 

Eine archetypische, bittersüße Western-Ballade, die das Fernweh vieler seiner Stücke für die vorübergehende Illusion eines niedergelassenen Lebens eintauscht. Zu gleichen Teilen Wunschtraum und Bestandsaufnahme der Schönheit Amerikas, ist der Song letztlich nicht mehr als eine Fantasie für Townes Van Zandt.

3. Our Mother The Mountain

Das Folk-Monument Our Mother The Mountain gehört zu den Sternstunden des Great American Songbook. Innig empfunden, voller Ehrfurcht und stiller Trauer – ein Lied für die endlose Weite eines Landes, das seinem Schöpfer nie den Erfolg bescherte, den er verdient hätte.

4. Lungs

Ungewöhnlich offen thematisiert Townes Van Zandt 1969 in Lungs seine manische Depression und Schizophrenie, die in den frühen Sechzigern bei ihm diagnostiziert wurden – ein Song, der es mit den besten von Bob Dylan aufnehmen kann.

5. For The Sake Of The Song

Jede*r Künstler*in weiß: Gebrochene Herzen schreiben die besten Songs. Was aus einem leidenden Townes Van Zandt herauskommt, dem ein Lächeln eh schon schwerer fällt als allen anderen, kann man sich hier anhören: pure, ungefilterte Emotion, vertonter Schmerz, Ratlosigkeit, eingefasst in ein wunderschönes Stück Musik.

6. Pancho And Lefty

Es gibt wohl keine schönere Außenseiterballade als Pancho And Lefty. Sein bekanntester Song ist nämlich zugleich einer seiner besten: Ein bewegendes, wärmendes Narrativ, Mariachi-Anklänge, wehmütige Reflexionen auf ein verkorkstes Leben und dennoch ein stärkendes, fast schon trotziges Manifest an den mexikanischen Revolutionär Pancho Villa.

7. To Live Is To Fly 

Wie gut Van Zandt texten konnte, bewies er oft. Selten aber so vollkommen wie hier: To Live Is To Fly ist eine makellose, kunstfertige Erinnerung an die Flüchtigkeit des Lebens und die Schönheit des Alltäglichen.

8. Fare Thee Well, Miss Carousel

Ein kraftvoller Song wie ein Lehrbuch für perfektes Songwriting: Gespickt mit Zirkusreferenzen und angetrieben von einem ungewöhnlich dynamischen Schlagzeug erzählt der Meister der Melancholie vom Anfang und Ende, von der Conditio Humana und von den vielen Abschieden eines Lebens.

9. Snowin’ On Raton 

Auch auf seinen Aufnahmen der Achtziger und Neunziger zeigt sich Townes Van Zandt ambitioniert und nachdenklich. Snowin’ On Raton von 1987 porträtiert ihn mit tieferer Stimme und unveränderter Sehnsucht. Er steht am Fenster und sieht dabei zu, wie eine Kleinstadt langsam einschneit – eine perfekte Metapher auf das endlose Warten auf Godot.

10. Tecumseh Valley

Exemplarisch für seine große Auswahl an morbiden Außenseiterballaden steht hier Tecumseh Valley  von 1969, die tragische Geschichte von der verarmten Caroline, die von ihren Lebensumständen in die Prostitution und den Selbstmord getrieben wird.

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Zeitsprung: Am 7.3.1944 kommt Countrylegende Townes Van Zandt zur Welt.

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