------------

Popkultur

Am 9.4.1964 wird bei The Who ein Hocker frei — für Keith Moon

Published on

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 9.4.1959.

von Christof Leim und Timon Menge

 

The Who ohne Keith Moon? Das dürften sich die meisten Musikfans kaum vorstellen können. Tatsächlich übernimmt die unzähmbare Trommelmaschine den Posten aber erst, als es zwischen Gründungsschlagzeuger Doug Sandom und Gitarrist Pete Townshend zum Debakel kommt. Sandom räumt im Streit seinen Hocker — und Moon schreibt mit der Band Rockgeschichte.

Hört hier in die besten Songs von The Who rein:

Als Sandom der Gruppe 1962 beitritt, heißen The Who noch gar nicht The Who, sondern The Detours. Zwei Jahre später benennen sich die Briten allerdings um, weil der Name bereits existiert. Kurz danach werden die jungen Wilden von Vertretern einer Plattenfirma entdeckt, am 9. April kommt es zu einer Audition. Für Sandom markiert der Termin das Ende seiner Laufbahn mit der Band. Der Grund: Beim „Vorstellungsgespräch“ lässt sein Schlagzeugspiel zu wünschen übrig.

In einem Interview mit dem britischen Express gibt Sandom später zu Protokoll, seine Frau habe damals großen Druck auf ihn ausgeübt, weil er so viel Zeit mit der Band verbracht habe. Der Schlagzeuger ist zu jener Zeit bereits deutlich älter als seine Bandkollegen und hat Wurzeln geschlagen; ständige Gigs passen nicht ins Muster (was an die Geschichte des zeitweiligen Beatles-Trommlers Tommy Moore erinnert). Bei der Audition sei er deshalb mürrisch gewesen. Als Gitarrist Pete Townshend Sandoms Unvermögen offen kritisiert, kommt es zur Eskalation, die beiden prügeln sich sogar. (Das passiert bei The Who übrigens nicht zum letzten Mal.) Die Konsequenz: Die Band sucht einen neuen Trommler.

via GIPHY

Den Zuschlag erhält Keith Moon, über den Townshend später schreibt: „Hätten wir damals 1964 mit Doug am Schlagzeug weitergemacht, wären wir wahrscheinlich nicht so erfolgreich geworden. Keith kannte sich mit Publicity aus und war ein sehr exzentrischer Performer.“ Dennoch räumt er ein: „Ich habe keinen Zweifel daran, dass ich als junger Mann glücklicher gewesen wäre, wenn wir Doug in der Band behalten hätten. Ich denke, dass wir dann weiterhin die Musik und die Freundschaft an erste Stelle gesetzt hätten. Das war einfach Dougs Stil. Mit ihm als Freund hätte ich ein besserer Mensch sein können.“ Denn man kennt Keith Moon nicht nur für sein hervorragendes Schlagzeugspiel, sondern auch für seine Drogeneskapaden, denen sich Townshend bisweilen anschließt, wenn auch nicht ganz so exzessiv.

Auch für den Streit mit Sandom gibt sich der Gitarrist im Nachgang einen großen Teil der Schuld, wie er in seiner Autobiografie Who I Am schreibt: „Doug hat das alles tief verletzt, weil er, was ich nicht wusste, mich nur wenige Monate zuvor in Schutz genommen hatte, damit ich nicht aus der Band fliege. Damals hatte ein anderer Plattenfirmenvertreter geäußert, ich sei schlaksig, laut und hässlich.“

Am 27. Februar 2019 stirbt Doug Sandom kurz nach seinem 89. Geburtstag. Dem Drumkit bleibt er bis zum Schluss treu, wenn auch nicht mehr so leidenschaftlich wie in jungen Jahren. So räumt er laut Ultimate Classic Rock im Alter von 84 Jahren ein: „Das Schlagzeug steht am Fußende meines Bettes, und ich gebe ihm jeden Abend vor dem Schlafengehen einen Kuss. Es stand schließlich auf der Bühne als wir die Vorgruppe für die Rolling Stones, die Searchers, Wayne Fontana And The Mindbenders und Eric Claptons Yardbirds waren.“ Seine alten Kollegen widmen ihm einen Nachruf, den ihr hier sehen könnt.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

Zeitsprung: Am 2.12.1973 landen The Who im Gefängnis.

Don't Miss