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Popkultur

Bill Haleys erster Auftritt in England: Als die Rockmusik nach Europa kam

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Bill Haley
Foto: Keystone/Getty Images

1957 steckt die Welt der Rockmusik noch in den Kinderschuhen. Elvis hat gerade seine Debüt-Single veröffentlicht, die „Beatlemania“ steht der Menschheit erst Jahre später bevor. Rock als globales Massenphänomen? Davon kann man zu jener Zeit nur träumen. Bill Haley leistet am 5. Februar 1957 einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung der Kunde — und geht als erster US-Rockmusiker in Europa auf Tour.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch die größten Hits von Bill Haley anhören:

Die Erfolgsgeschichte von Bill Haley beginnt am 25. April 1953 mit der Single Crazy Man, Crazy. Wir möchten uns an dieser Stelle nicht so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass es sich dabei um die erste Rock’n’Roll-Single aller Zeiten handelt, denn auf den Pokal für diese historische Leistung gibt es noch weitere Anwärter wie Little Richard, Chuck Berry und Ike Turner. Es lässt sich aber mindestens diskutieren, ob Crazy Man, Crazy nicht in dieselbe Riege gehört. Mit der Single landet Bill Haley seinen ersten Hit — und läutet damit eine jahrzehntelange Karriere ein.

1954 veröffentlicht er seinen nächsten Erfolg Shake, Rattle And Roll, doch der ganz große Wurf gelingt ihm später mit Rock Around The Clock: Als erster Rock’n’Roll-Song überhaupt erreicht die Nummer am 9. Juli 1955 den ersten Platz der US-Charts, ein Jahr nach ihrer Veröffentlichung. (Zum späten Ruhm trägt nicht zuletzt der Film Blackboard Jungle bei, in dem das Stück vorkommt.)

Der erste US-Rockmusiker in England

Im Herbst 1956, also mehr als ein weiteres Jahr später, belegt die Single auch in Großbritannien die Pole Position. In den USA hat Haley inzwischen längst seinen nächsten Hit gelandet, nämlich See You Later, Alligator. Stück für Stück verschafft er dem Rock’n’Roll eine Stimme, auch in Europa. Weltherrschaft auf Raten, könnte man sagen.

Als Reaktion auf den Erfolg in Übersee reisen Bill Haley und die Comets Anfang 1957 nach England, um dort als erste US-amerikanische Rockmusiker auf Tour zu gehen. Sie werden von etwa 5.000 kreischenden Fans erwartet, die kaum glauben können, dass ihr Star ihnen einen Besuch abstattet. 30 Tage lang reist die Band ohne Pause durch Großbritannien und inspiriert dabei viele Musiker, die später selbst Geschichte schreiben, darunter Paul McCartney, Pete Townshend und Graham Nash. Vor seinem Tod im Jahr 1981 wird Bill Haley Großbritannien noch weitere acht Mal besuchen — anders als sein Kollege Elvis Presley.

Elvis trat nicht ein einziges Mal in Europa auf

Im Gegensatz zu Bill Haley gab der „King“ nur drei Konzerte außerhalb der Vereinigten Staaten — und zwar in Kanada. Man munkelt, dass Elvis’ fehlende Reisefreudigkeit damit zu tun hatte, dass sich sein niederländischer Manager Colonel Tom Parker illegal in den USA aufhielt und daher Schwierigkeiten mit Grenzkontrollen hatte. Die britische Zeitung Mirror fand später jedoch heraus, dass es durchaus Pläne gab, Elvis nach England und Japan zu schicken, wenn auch erst kurz vor seinem Tod. Einmal war der „King“ dann aber doch in England: Während der Heimreise nach seinem Militärdienst in Deutschland musste er 1960 kurz in South Ayshire umsteigen.

Katalysator Bill Haley

Man sollte nicht überschätzen, was Bill Haley für die Rockmusik getan hat, denn die Schwarzen Pionier*innen des Genres haben ihm den Weg geebnet. Chuck Berry, Little Richard, Fats Domino, sämtliche Blueskünstler*innen: Sie alle haben den Grundstein für das gelegt, was wir heute als Rock kennen. Unterschätzen sollte man Haleys Beitrag aber auch nicht. Er hat die Rock’n’Roll-Musik in die Mitte des Mainstreams katapultiert und mehr als 60 Millionen Platten verkauft. Viele Weiße und viele Europäer*innen hätten ohne ihn erst viel später vom Rock’n’Roll erfahren. Leider nimmt sein Leben ein trauriges Ende.

Haleys tragischer Tod

Während seiner jahrzehntelangen Karriere kämpft Haley immer wieder mit seinem größten Laster: dem Alkohol. Nach mehr als 20 Jahren auf dem Rockolymp spielt er 1980 seine letzten Shows, unter anderem in Südafrika und auch wieder in England. Bei ihm wird ein Hirntumor diagnostiziert, doch seinen Alkoholismus kann er trotzdem nicht aufgeben. In den letzten Monaten seines Lebens zieht er auf Wunsch seiner Frau ins Poolhaus, wo er kaum noch isst und Freunde anruft, manchmal in Zuständen der Verwirrung. Am 9. Februar 1981 stirbt er, laut Todesurkunde aus natürlichen Gründen wie einem Herzinfarkt.

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