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Popkultur

Die besten Zitate von Chris Cornell: Der legendäre Sänger in seinen eigenen Worten

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Foto: Jeff Lipsky

Chris Cornell war einer der charismatischsten Musiker in der Geschichte der Rockmusik; ein unangepasster Künstler, wie es ihn vielleicht nie wieder geben wird. Und er fehlt jeden Tag. Wenn man wahllos in einen Stapel von Chris Cornell-Zitaten greift, findet man dort einen gebildeten und nachdenklichen Mann, der ehrliche und tiefe Einblicke in sein Leben und seine Kunst gibt.

von Tim Peacock

Am bekanntesten ist er wohl als Gesicht der Seattle-Grunge Kultband Soundgarden. Aber Cornell hat auch drei großartige Alben mit der Rock-Supergroup Audioslave aufgenommen und unterhielt parallel dazu noch eine sehr erfolgreiche Solokarriere. All das endete mit seinem tragischen und viel zu frühen Tod im Mai 2017. Dank seines großen Bekanntheitsgrades war er ein gefragter Interviewpartner und in seinen Gesprächen war er immer offen, freundlich und aufmerksam.

Wir haben die besten Chris Cornell-Zitate gesichtet und präsentieren euch hier die einzigartige Karriere eines außergewöhnlichen Singer-Songwriters in seinen eigenen Worten.

Über die Anfänge und seinen Weg zum Sänger

„Ich hatte schon immer ein Talent für Musik. [Als Teenager] kaufte ich ein Schlagzeug für ungefähr 50 Dollar und drei Wochen später war ich in einer Band. Und nicht nur das, die Leute sagten sogar, dass ich echt gut bin. Für jemanden mit einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne, der keine Geduld für irgendwas hat, war das nicht übel. Und ich fand es auch nicht anstrengend. Ich setzte mich einfach hin und legte direkt los. Einen einfachen Rockbeat konnte ich sofort spielen. Dafür brauchte ich keine Geduld und darum habe ich es wahrscheinlich durchgezogen.” (Request, Oktober 1994)

„Am Schlagzeug fing ich dann auch an, Backing Vocals zu singen. Ich dachte mir, wenn ich daran arbeite, dann bin ich irgendwann so gut, dass mich irgendeine tolle Band anrufen wird. Das ist nicht passiert. Zwischen 17 und 21 war ich in verschiedenen Bands, aber dann wurde mir klar, wenn ich Musik spielen wollte, die mir wirklich gefällt, musste ich diese Musik selbst schreiben. Und so entstand Soundgarden. Wir dachten, ‘Okay, wir suchen jetzt einfach noch einen Drummer oder einen Sänger und schauen mal, wer zuerst kommt’. Darum bin ich Sänger.” (Spin, 2006)

Hört hier das Album Higher Truth von Chris Cornell an:

Über Nirvana

„Meine erste Erinnerung an Nirvana ist eine Kassette mit Demos, aus denen irgendwann das Album Bleach entstand. Absolut jeder fand, dass die Band großartig und die Songs genial waren. Und sie zeigten mal wieder, dass im Nordwesten etwas Tolles passierte. Dass ein Trio so klingen konnte, war schon heftig und wenn man dann noch versuchte zu verstehen, wie ein Typ einen Song wie Floyd The Barber schreiben konnte – wo kommt sowas her?” (Rolling Stone, 2014)

Über Seattle und den Aufstieg des Grunge

„Ich habe meinen Schwager mit hochgenommen [nach Seattle]. Er ist Drehbuchautor und nach ein paar Tagen stellte er fest, dass er nicht arbeiten konnte – der düstere Himmel, der ständige Regen und das bedrückende Gefühl. Ich hatte das völlig vergessen. Oder vielleicht hatte ich mich schon daran gewöhnt.” (Classic Rock, 2012)

„Die Szene in Seattle profitierte stark von der MTV-Kultur und wegen der Art, wie Nirvana sich präsentierten und wegen ihres Looks stießen sie weltweit auf Begeisterung. Die Rockszene war hedonistisch geworden: 35-jährige Kerle flogen mit einem Helikopter bis an die Bühne, gingen mit Supermodels aus und taten einfach alles dafür, nichts mit ihrem Publikum zu tun zu haben. Nirvana waren härter, extrem originell und sahen dabei aus wie deine Highschool-Kumpel. Ich glaube, das war das Geheimnis.” (Rolling Stone, 2014)

Credit: Marty Temme

Über Musikindustrie-Awards

„Ich will nicht respektlos sein, aber ich hoffe wirklich, dass keiner denkt, dass der Grammy für mich oder den Rest der Band eine Notwendigkeit war oder dass wir irgendwie unsere Legitimation daraus zogen, denn das war garantiert nicht der Fall. Das war für uns wirklich nicht wichtig. Sowas passt besser zu anderen. Das würde ich nie öffentlich sagen und wenn einem das wirklich gegen den Strich geht, dann bleibt man der Veranstaltung am besten fern.

„In zehn Jahren sehe ich das vielleicht anders und denke ‘Wow, das ist uns passiert – das war schon ungewöhnlich. Nicht jeder bekommt die Chance, einen Grammy mit nach Hause zu nehmen’. Es lenkt halt einfach von dem ab, wofür wir brennen – Musik zu machen, Platten aufzunehmen und an nichts weiter zu denken; ob das jetzt Verkaufszahlen sind oder die Meinung anderer Leute. Für uns ist der Schlüssel zum Erfolg in der Band eigentlich immer, alles außerhalb der Band zu vergessen.” (RockNet, Mai 1996)

Über Soundgardens Meilenstein Superunknown

„Für mich war das eine Zeit, wo ich das Gefühl hatte, dass viel Verantwortung auf mir lastet und viel Druck, uns beweisen zu müssen. Wir wollten zeigen, dass wir eigenständig waren und nicht Teil einer zufällig passenden Gruppe, zu der wir aus geographischen Gründen gehörten. Es hat mich nicht gestört, mit den anderen Bands aus Seattle in einen Topf geworfen zu werden. Ich fand das super. Aber ich fand trotzdem, dass wir alle beweisen mussten, dass wir auch eigenständig existieren und international spielen konnten; dass wir nicht nur Teil eines Trends waren wie die British Invasion oder eine New York Noise-Szene. Superunknown hat das für mich geleistet. Das Album zeigte, dass wir nicht einfach nur der Geschmack des Monats waren. Wir mussten die Gunst der Stunde nutzen und ich denke, das haben wir getan.” (Rolling Stone, 2014)

Über die Entstehung ihres Durchbruch-Hits Black Hole Sun

Black Hole Sun habe ich komplett in meinem Keller geschrieben und aufgenommen – 16 Stunden am Tag. Und dann habe ich ein Band des fertigen Songs der Band vorgelegt, die ihn dann gelernt hat. Das war für einen Moment irgendwie erfrischend und cool, weil wir so noch nicht gearbeitet haben und wir hatten Ideen, uns als Band neu zu erfinden.” (Classic Rock, 2005)

„Ich habe mich gefreut [dass es ein Hit wurde]. Wir hatten so viele verschiedene Songs und es hat mich gefreut, dass dieser Song stilistisch jenseits aller Genregrenzen unterwegs war und man ihn mit nichts vergleichen konnte, was es davor oder danach gegeben hat. Er ist komplett eigenständig. Und er passte absolut zu Soundgarden. Aber ich bilde mir definitiv nicht ein, dass ich mich einfach hinsetzen und einen Hit schreiben kann.” (Rolling Stone, 2014)

Über den Straßenmusiker Artis The Spoonman aus Seattle und wie er seine Solokarriere beeinflusst hat

„Er hat mein Leben insoweit verändert, dass das einzige, was ich neben Soundgarden mache, diese Solo-Akustik-Geschichte ist, mit der ich auf Tour gehe. Er hat mich wahnsinnig inspiriert – dass ein Mensch so etwas reißen konnte. Ich erinnere mich, wie ich mit acht oder zehn Leuten in einem Raum saß und er kam rein mit einer Art Ledermappe, die er immer bei sich trägt, und holte seine Löffel raus. Und uns fiel die Kinnlade runter. Ich dachte, ‘Das ist Wahnsinn. Dieser Typ tritt bei Festivals auf, auf Märkten und an Straßenecken. Der kommt einfach rein und bekommt eine Reaktion.

„Ich fühlte mich plötzlich so klein und irgendwie verlegen. Ich nenne mich einen Sänger und Songwriter, ein Musiker, und ich habe Millionen von Platten verkauft und war weltweit auf Tour, aber das, was er kann, kann ich nicht. Ich kann nicht einfach einen Raum betreten, mir ein Instrument schnappen und alle unterhalten, sodass es ihnen die Sprache verschlägt. Das habe ich nicht mehr aus dem Kopf bekommen und irgendwann habe ich den Gedanken weiter verfolgt. Er war die wichtigste Inspiration dafür.” (Rolling Stone, 2014)

Zeitsprung: Am 20.7.1964 kommt Chris Cornell von Soundgarden zur Welt.

Über Songwriting

„Ich habe immer gesagt, dass meine Alben Tagebücher meines Lebens sind. Ich gehöre nicht zu denen, die aus dem Fenster gucken, etwas beobachten und dann nach Hause rennen und darüber schreiben. Ich beobachte ständig. Ich rede nicht viel. Stattdessen schaue ich und denke nach und erinnere mich an seltsame Dinge. Ich erinnere mich vielleicht nicht an dieselben Dinge, an die du dich erinnern würdest, oder meine Frau, aber ich sehe Dinge, die dann irgendwann später wieder an die Oberfläche kommen. Und dann schreibe ich einen Song und merke währenddessen, dass er sich um eine solche Erinnerung dreht.” (Billboard, 2015)

„Ich schreibe meine Texte nicht, um etwas Bestimmtes zu sagen. Ich liebe es, mit meinen Texten Gemälde zu erschaffen – ausdrucksstarke Bilder.” (Facebookpost, 2013)

„Wenn man seine eigenen Texte schreibt, dann analysiert man manchmal zu viel. Eben noch klang alles super und kurz danach ist es Müll. Und ich möchte persönliche Dinge ausdrücken können, ohne mich dabei wie ein Idiot zu fühlen.

„Ich erinnere mich, wie ich dachte, ‘so schlecht ich mich auch fühle, ich sehe aus wie ein Surfer’. Und so kam ich auf die Zeile: ‘I’m looking California/And feeling Minnesota’ aus dem [Soundgarden-] Song Outshined. Und kaum hatte ich es aufgeschrieben, klang es schon total bescheuert. Aber als wir dann mit dem Album auf Tour waren, sangen alle diese spezielle Zeile mit. Das war ein Schock. Niemand konnte wissen, dass das eine der persönlichsten Zeilen war, die ich je geschrieben habe. Es war nur eine kurze Zeile. Aber ich schätze, gerade weil sie so persönlich war, legte sie diesen Schalter um.” (Details, Dezember 1996)

Über Temple Of The Dog

„Direkt nachdem Andy Wood [von Mother Love Bone] gestorben war, flogen wir [Soundgarden] nach Europa und es war schrecklich, weil ich nicht darüber reden konnte und es war niemand da, der ihn so geliebt hat. Ich habe zwei Songs geschrieben, Reach Down und Say Hello 2 Heaven. So habe ich mich damit auseinandergesetzt. Als wir zurückkamen, habe ich sie sofort aufgenommen. Sie klangen anders, als Soundgarden das üblicherweise tun, aber sie passten zusammen. Sie klangen wie Songs, die ihm gefallen hätten.

„Mir kam die Idee, sie als Single zu veröffentlichen und dass zumindest Stone [Gossard] und Jeff [Ament] oder alle von [Mother] Love Bone darauf spielen sollten. Ich trug die Idee ein paar Tage mit mir rum und entschied dann – mal wieder mit dem typischen mangelnden Selbstbewusstsein des Künstlers –, dass es eine dumme Idee war. Aber irgendwie hörten die Jungs das Band und waren wirklich positiv aufgeregt. Stone und Jeff und unser Drummer Matt hatten an einem Demo gearbeitet, aus dem später Pearl Jam wurde. Also beschlossen wir, eine E.P. oder ein Album zu machen und vielleicht sogar ein paar von Andys Solostücken aufzunehmen.” (Rip Magazine, Oktober 1991)

Über Liveauftritte

„Jedesmal, wenn ich weiß, wir gehen auf Tour, dann gibt es ungefähr drei oder vier Wochen, wo ich richtig Angst habe; wo ich denke: Das bin ich nicht, ich bin nicht Freddie Mercury! Dann gehe ich auf die Bühne und es ist, wie wenn man in die eiskalte Meeresbucht von Puget Sound springt, nachdem man fünf Wochen auf Hawaii verbracht hat – es ist ein absoluter Schock, aber die Angst lässt nach. Man gewöhnt sich daran, was ziemlich cool ist, denn wenn ich nicht mehr auftreten würde, dann könnte ich einfach verschwinden und würde ein schräger Vogel werden, der in Lumpen gekleidet die Straße entlangläuft und dabei Selbstgespräche führt und auf den Boden starrt.” (Details, Dezember 1996)

„Es ist wie Magie – wenn man einen Song singt, zu dem man eine emotionale Bindung hat, dann fühle ich meine Emotionen. Ein aufmerksames Publikum lässt sich davon einfangen. [Sie denken], ich fühle deinen Schmerz nicht, ich weiß nicht, was du erlebt hast, aber dank dir fühle ich jetzt meinen eigenen Schmerz und meine eigenen Emotionen und das ist unbeschreiblich. Das ist das Erstaunliche an Musik. Filme können das auch, Kunst kann das, aber Musik macht es extrem gut.” (Billboard, 2015)

Über Johnny Cash

„Ich habe [Johnny Cash] ein- oder zweimal getroffen und er war so gütig, und ein riesiger Einfluss auf mich als Musiker. Und er hat [Soundgardens] Rusty Cage gecovert. Seitdem denke ich, dass er vielleicht eine noch größere Figur in meinem Leben ist, was Musiker angeht, von denen ich ein Fan bin.” (Rolling Stone, Februar 2017)

„Vor ein paar Jahren dachte ich daran, etwas kürzer zu treten, weil ich irgendwie die ganze Zeit der Meinung war, dass es einen Schlusstrich geben müsste. Ich bin so nicht konstruiert. Ich schaue mir jemanden wie Johnny Cash an und denke, der kennt das überhaupt nicht anders und dann ist das auch nicht wirklich Arbeit. Für mich ist Musik auch nicht wie Arbeit. Abgesehen davon, dass Familienzeit noch weiter oben auf meiner Liste steht.” (Spin, 2006)

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