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Popkultur

55 Jahre „Buffalo Springfield“: Stephen Stills und Neil Young zaubern zum ersten Mal gemeinsam

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Buffalo Springfield
Foto: GAB Archive/Redferns/Getty Images

Stephen Stills scheint heute so ziemlich der einzige zu sein, der sich nicht völlig mit dem Grantler Neil Young überworfen hat. Vor 55 Jahren beschnuppern sich die beiden künftigen Ikonen erstmals musikalisch – und veröffentlichen mit dem ersten Album von Buffalo Springfield gleich einen zukünftigen Klassiker.

von Björn Springorum

Mitte der Sechziger sprießen überall in den Vereinigten Staaten vielversprechende neue Bands aus dem Boden. Aus traditionellen Folk/Country-Mechanismen und dem jüngst übers Land geschwappten Gospel der British Invasion entsteht das neue Genre Folk Rock, aus der Taufe gehoben von den großen Geburtshelfern der amerikanischen Rockgeschichte, den Byrds und Buffalo Springfield.

Hier könnt ihr das Debüt von Buffalo Springfield hören:

Es beginnt in Kanada

Letztere sind die kurzlebige Band, die neben For What It’s Worth vor allem für das geschichtsträchtige erste Zusammentreffen von Stephen Stills und Neil Young bekannt ist. Die beiden lernen sich 1965 im kanadischen Thunder Bay kennen, wo sie in einem Schuppen namens Fourth Dimension auftreten. Young mit The Squires, Stills mit The Company. Beide verstehen sich, beide verlieren sich danach wieder aus den Augen und verfolgen wenig erfolgreich andere Pläne.

Im Leichenwagen nach LA

Irgendwann erinnert sich Young an seine Begegnung mit Stills, kauft sich gemeinsam mit dem kanadischen Musiker Bruce Palmer einen Leichenwagen und fährt damit kurzerhand nach Los Angeles, um ihn zu suchen. Das muss man sich mal vorstellen: Neil Young hat keine Ahnung, wo Stephen Stills genau lebt. Er fährt einfach in die Millionenstadt und sucht ihn in den Clubs und Cafés! Wenig überraschend bleibt diese wirre Suche ergebnislos, dürfte aber sicherlich einige gute Anekdoten produziert haben.

Doch jetzt kommt’s: Am 6. April 1966 beschließen die beiden hochgradig frustriert, die Stadt der Engel zu verlassen und Richtung Norden nach San Francisco zu fahren. Als sie auf dem Sunset Boulevard im Verkehr stecken, fährt auf der Gegenfahrbahn allen Ernstes Stephen Stills an ihnen vorbei, entdeckt sie, schafft es irgendwie zu wenden und ermöglicht ihr unfassbar unrealistisches Wiedersehen. Geschichten wie die schreiben nur die Sechziger.

Auf Tour mit den Byrds

Danach geht alles ganz schnell: Gerade mal fünf Tage nach ihrer zufälligen Reunion geben sie ihr Live-Debüt als Buffalo Springfield im Troubadour in West Hollywood – und ein paar Tage darauf gehen sie auch schon als Support für die Byrds auf Tour. Manche Dinge, so scheint es, müssen einfach geschehen. Und wenn auch nur, um die ehernen Götter des Rock’n’Roll nicht zu erzürnen.

Auch der Rest der kurzen, aber berauschenden Buffalo-Springfield-Geschichte liest sich wie eine Hippie-Fabel: Die Byrds besorgen der jungen Band eine Audition im Whisky a Go Go, kurz darauf sind Buffalo Springfield auch schon die Hausband des legendären Ladens. Die Labels reißen sich schon bald um die Band, Gelder werden locker gemacht und zwischen Juli und September 1966 in die Aufnahmen zum Debüt Buffalo Springfield in den Gold Star Studios gesteckt.

Unruhen auf dem Sunset Strip

So wirklich zünden will das Album zunächst nicht, als es am 5. Dezember 1966 erscheint. Das darf man nach all dem Buzz und den Vorschusslorbeeren der vergangenen Monate durchaus als Enttäuschung werten. Dann spielt Buffalo Springfield ein kulturelles Sperrfeuer in die Karten, das Los Angeles im November und Dezember 1966 in Brand setzt: Die sogenannten Sunset Strip Curfew Riots bringen junge Menschen der Gegenkultur auf die Straße, um gegen Sperrstunden, Aufenthaltsverbote und den drohenden Abriss des Clubs Pandora’s Box zu demonstrieren. Die Stimmung ist aufgeheizt, erstmals wird die Kluft zwischen der Gegenkultur und dem alten Amerika deutlich.

Stephen Stills nimmt die Unruhen als Inspiration für For What It’s Worth, den bekanntesten Buffalo-Springfield-Song. Die Band spielt ihn an Thanksgiving erstmals live im Whisky und nimmt ihn am Erscheinungstag ihres Debüts auf. Im März des Folgejahres war das Protestlied ein Top-Ten-Hit und wird als Opener auf eine Neuauflage von Buffalo Springfield gepackt. Die Nummer Baby Don’t Scold Me wird einfach runtergeschmissen. Auch irgendwie eine Schande, oder?

Danach geht alles mehr oder weniger schnell den Los Angeles River runter. Die Band verstrickt sich in Drogeneskapaden, wird mehrfach hochgenommen, Mitglieder werden festgenommen, Neil Young bleibt immer öfter von Auftritten oder Proben fern. Selbst als Buffalo Springfield 1967 beim Monterey Pop Festival auftreten, ist er nicht dabei. Seine Parts übernimmt ein gewisser David Crosby, was den Grundstein für die nächste legendäre Band legt, die bald nach dem unrühmlichen Ende von Buffalo Springfield im Sommer 1968 entsteht. Doch auch diese Geschichte ist eine, die vom Märchen allzu bald zum Albtraum wird…

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Zeitsprung: Am 26.10.1999 erscheint „Looking Forward” von Crosby, Stills, Nash & Young.

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