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Popkultur

Metallica, David Bowie, Pink Floyd: 10 sträflich unterschätzte Alben

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Metallica
Foto: Niels van Iperen/Getty Images

Es gibt Platten, die haben es irgendwie nie wirklich geschafft – und zwar völlig zu Unrecht. Hier kommen zehn unterschätzte Juwelen, die übersehen, ungerecht behandelt oder viel zu schnell vergessen wurden.

von Björn Springorum

Wie wird ein Album überhaupt unterschätzt? Mangelnde Verkaufszahlen? Wenig Liebe selbst bei Hardcore-Fans? Fehlende Hits? Was es auch ist: Diese zehn Platten beweisen, dass es sich immer lohnt, auch mal links und rechts der großen Klassiker zu forsten.

1. David Bowie – Diamond Dogs (1974)

Bowie selbst nennt diese Platte sein „Protestalbum“. Und in der Tat ist es ein Werk aus einer schwierigen Phase. Seine Glam-Ära geht langsam zu Ende, Ziggy Stardust liegt hinter ihm. Bowie ist mitten im Prozess der Transformation, die mit seiner Soul-Platte Young Americans (1975) abgeschlossen ist. Zwischen Glam und Soul hockt Diamond Dogs vermeintlich zwischen den Stühlen, ist aber eben doch ein großer, faszinierender letzter Vorhang.

2. The Clash – Give ’Em Enough Rope (1978)

Ein Jahr später würden The Clash mit London Calling Musikgeschichte schreiben. In Retrospektive wird das zweite Album Give ’Em Enough Rope deswegen sträflich oft vernachlässigt. Dabei ist es eine Transitionsphase, die noch die rohe Punk-Energie des Debüts und den Mut zur großen, weltoffenen Geste der späteren Werke in sich trägt. Außerdem findet sich hier mit English Civil War einer ihrer besten Tracks.

3. Deep Purple – Burn (1974)

Mittlerweile konnte sich Burn von seinem Status als ungeliebtes Stiefkind der Deep-Purple-Familie befreien; lange stand die Platte aber im Schatten von Machine Head und Co. Zu Unrecht: Die erste Platte mit dem neuen, damals völlig unbekannten Sänger David Coverdale bringt Verve und Lebensgeist zurück in eine Band, die zuletzt recht kraftlos und blutlos klang. Allein wegen des Titeltracks verdient Burn einen Platz ganz oben im Purple-Kanon.

4. Neil Young – Le Noise (2010)

Neil Young hat in seiner langen Karriere bemerkenswert viele seltsame Sachen veröffentlicht. Deutlich mehr Aufmerksamkeit sollte Le Noise von 2010 zukommen – ein Soloalbum praktisch, das den Grantler allein mit seiner verzerrten Gitarre machen lässt. Das hat eine profunde Tiefe und eine Aura, die die meisten Bands nicht mal mit einem riesigen Line-Up hinbekommen.

5. Aerosmith – Done With Mirrors (1985)

1987 brechen Aerosmith mit Permanent Vacation durch die Schallmauer. Die Platte ist ein kraftstrotzender Multi-Platin-Seller und verkauft sich in den USA über fünf Millionen Mal. Schön und gut, nicht vergessen darf man aber: Ohne Done With Mirrors zwei Jahre zuvor wäre dieses Album nicht möglich gewesen. Aerosmiths Erste nach sechs Jahren mit Joe Perry und Brad Whitford ist ein bemerkenswert stimmiges, punktgenaues Rock-Album, die Band in bester Spiellaune, die Produktion knackig und frisch.

6. Metallica – Load (1995)

Load zu hassen ist so frühe Zweitausender: Längst hat man begriffen, dass Metallica eine Neuerfindung brauchten und die ganze Sache bemerkenswert gut umgesetzt haben. Wo hätte es denn nach der Schwarzen noch hingehen sollen? Entweder Stadion-Rock Marke Bon Jovi – oder eben dieser harte, von Southern Rock beeinflusste Blues. Einziges Manko: Die Platte ist – wie der Nachfolger Reload – etwas zu lang.

7. Fleetwood Mac – Tusk (1979)

Großer Erfolg kann auch eine Bürde sein. Fragt mal Fleetwood Mac, die 1977 mit Rumours eine der erfolgreichsten Platten aller Zeiten veröffentlichen. Lindsey Buckingham schlägt mit Tusk eine rigoros andere Richtung ein, weniger Soft Rock, mehr Minimalismus und Post-Punk-Einfluss. Das Album ist eine reine Schatztruhe voller obskurer Schönheiten, wird aus kommerzieller Sicht aber als Flop gewertet: „Nur“ vier Millionen Exemplare können Fleetwood Mac verkaufen. Schande.

8. Pearl Jam – No Code (1996)

Irgendwann haben auch Pearl Jam keinen Bock mehr auf Schema F. Nach einer ganzen Reihe ähnlicher Grunge-Platten schmeißen sie die kommerzielle Sicherheit über Bord und stellen schon vor fast 30 Jahren sicher, dass es sie bis heute geben wird. Statt Grunge gibt es spannenden Alternative Rock, durchzogen von psychedelischen Elementen, Weltmusik, Garage Rock sogar. Das verprellt einen nicht geringen Teil ihrer Fanbase. Und stellt zugleich die Weichen in Richtung Zukunft: Ohne No Code würde es die Band wohl längst nicht mehr geben.

9. Scorpions – Animal Magnetism (1980)

1980 sind die Scorpions mittendrin in einer Übergangsphase. Uli Jon Roth und sein Hendrix-artiger Stil sind Vergangenheit, die großen Stadionhymnen der Achtziger noch nicht ganz da. In dieser Zeit entsteht Animal Magnetism – und zeigt eine Band, die schon damals wusste, wie man große Songs schreibt. Das letzte Quäntchen, das letzte große Hook fehlen damals noch. Spätestens 1984, auf Love At First Sting, ist dann aber alles an Ort und Stelle.

10. Pink Floyd – Animals (1977)

Gibt es überhaupt unterschätzte Alben von Pink Floyd? Für ihre Verhältnisse schon – und Animals führt diese (kleine) Liste an. Keine Single gibt es von diesem Album, die Entstehung ist geprägt von Querelen und Streitereien. Doch ohne Animals kein The Wall. Erstmals thematisieren Pink Floyd die soziopolitische Situation im Großbritannien der Siebziger, auf dem Cover ist außerdem das berühmte fliegende Schwein zu sehen. Und musikalisch? Extrem, schonungslos, ikonoklastisch. Die Presse zerpflückt das Werk damals völlig zu Unrecht – obwohl es durchaus das sperrigste Kapitel der Bandgeschichte ist.

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