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Popkultur

Gitarrist mit vier, auf Tour mit zwölf: Joe Bonamassa, der geborene Musiker

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Joe Bonamassa
Foto: Scott Legato/Getty Images

Seit mehr als 30 Jahren steht Joe Bonamassa auf den Bühnen der Welt — stets gut gekleidet und selten ohne Sonnenbrille. Sein Erfolgsrezept? Perfektionismus und harte Arbeit. Werfen wir einen Blick auf seinen Werdegang, seine Persönlichkeit und natürlich auf seine Musik.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Time Clocks von Joe Bonamassa anhören:

Normalerweise würden wir den Text an dieser Stelle mit einer kurzen Aufzählung beginnen, um unseren Künstler zu charakterisieren, zum Beispiel mit „Autos, Billard und Kartoffelpüree“. In Joe Bonamassas Fall ist das Ganze etwas einfacher: Gitarren, Gitarren und Gitarren. Schon seit seinem vierten Lebensjahr hat der US-Musiker nichts anderes im Kopf und besitzt heute um die 400 Instrumente. Teilweise spielt er sie, teilweise bewahrt er sie auf wie ein Archivar. Bonamassa zählt inzwischen zu den größten Blues-Künstlern der Gegenwart und hat unzählige Fans auf der ganzen Welt. Doch beginnen wir die Geschichte von vorne.

Zur Welt kommt Joseph Leonard Bonamassa am 8. Mai 1977 in New Hartford (New York). Wohin sein beruflicher Weg führt, kann man schon bei der Geburt erahnen. „Mein Vater war in der dritten Generation Musiker“, erzählt er im Podcast Striking A Chord von Ernie Ball. „Mein Großvater war die zweite Generation. Mein Urgroßvater war die erste und ich bin die vierte. Die Bonamassas sind seit vier Generationen im Musikgeschäft tätig. Es war einfach vorherbestimmt, wie man so schön sagt.“ Schon mit vier Jahren nimmt er zum ersten Mal eine Gitarre in die Hand, unterstützt von seinem Vater — mit zwölf gründet Bonamassa seine erste Band.

Auf Tour mit B.B. King

„Süß, eine Band mit zwölf“, mögt ihr nun denken. Doch Joe Bonamassa macht keine halben Sachen. Er tourt durch New York und Pennsylvania — natürlich nur am Wochenende, denn unter der Woche muss er zur Schule. Für manche seiner Shows sitzt er bis zu drei Stunden im Auto. Noch vor seinem 13. Geburtstag spielt er etwa 20 Shows mit B.B. King und guckt sich einiges von der Blues-Legende ab. „Wenn man damals Aufmerksamkeit erregen wollte, musste man lauter sein“, verrät Bonamassa im Interview. „B.B. war immer lauter. Wenn er eine Note gespielt hat, sagten alle: ‚Wow, das ist unglaublich!‘ Das stach heraus.“ Noch in jungen Jahren tritt Bonamassa im Fernsehen auf.

1991 ruft er so etwas wie seine erste Supergroup Bloodline ins Leben. Das Line-up: Bonamassa an der Leadgitarre, Waylon Krieger an der Rhytmusgitarre, Berry Oakley Jr. am Bass, Erin Davis am Schlagzeug und Lou Segreti am Keyboard. Den Gesang übernimmt Aaron Hagar. Manche dieser Nachnamen kommen euch bekannt vor? Kein Wunder: Bei Waylon Krieger handelt es sich um den Sohn von Doors-Gitarrist Robby Krieger. Aaron Hagars Vater ist niemand geringeres als Van-Halen-Frontmann Sammy Hagar. Berry Oakley Jr. ist der Sohn von Berry Oakley von der Allman Brothers Band und der Vater von Erin Davis ist Jazz-Legende Miles Davis. Wow.

„Ich war ein kleiner Bastard, der etwas erreichen wollte.“

Bonamassa fühlt sich in der Band allerdings nicht so wohl, wie man meinen könnte. „Diese Jungs wollten Rockstars sein“, erzählt er. „Sie wollten Mädchen nachjagen und nicht so hart arbeiten. Sie wollten Gras rauchen und Rockstars sein, was toll ist. Ich mache ihnen keinen Vorwurf. Aber ich war ein kleiner Bastard, der arbeiten, Gitarre spielen und etwas erreichen wollte. Ich habe in dieser Band gelernt, was man nicht tun sollte. Außerdem habe ich dort gelernt, dass ich singen muss, weil ich nie wieder in einer Band mit einem Sänger spielen wollte, der Angst vor Erfolg hat.“ Bonamassa profitiert trotzdem von der Gruppe, sein Gitarrenspiel rückt in den Fokus. 1996 endet die Geschichte von Bloodline.

Nach einer dreijährigen Pause geht Bonamassa ab 1999 eigene Wege — und zwar sehr erfolgreich. Sein Solodebüt A New Yesterday erscheint im Jahr 2000, anschließend veröffentlicht der Ausnahmegitarrist beinahe im Jahrestakt neue Platten — gerne aus dem Studio, aber auch von der Bühne. Dort fühlt er sich laut eigener Aussage pudelwohl: „Ich bin nicht gut in sozialen Situationen, aber wenn man mir eine Gitarre und ein großes Publikum gibt, bin ich cool. Ich bin so ruhig, wie nur möglich. Ich sitze da, bin ruhig und erzähle Witze. Das ist gar kein Ding. Ich bin unter vier Augen nervöser als vor einer großen Menschenmenge.“

Kein Ende in Sicht

Immer wieder tut sich Bonamassa mit anderen Musiker*innen zusammen, etwa mit der legendären Blues-Sängerin Beth Hart mit seiner zweiten Supergroup Black Country Communion. Glenn Hughes, Joe Bonamassa, Jason Bonham, Derek Sherinian: Das Line-up liest sich wie ein Traum und auch die Musik der Gruppe kommt hervorragend an. Ans Aufhören denkt Bonamassa wohl nicht. „Ich wusste immer, was ich wollte“, ist er sich sicher. „Mir hat sich nie die Frage gestellt, ob ich Gitarrist werden möchte oder nicht. Das war immer mein Weg im Leben.“

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