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Popkultur

Rockin’ Movies: Die 15 besten Filmsoundtracks

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The Big Lebowski

In der Welt der Filme gibt es nicht nur bewegte Bilder, sondern auch eine ganze Menge großartige Musik. Ob Pulp Fiction, Easy Rider oder The Big Lebowski: Kein echter Kinoklassiker kommt ohne die passende Untermalung aus. Wir haben 15 großartige Soundtracks zusammengestellt.

von Timon Menge

Hier könnt ihr die größten Soundtrack-Hits anhören:

Help!

Mit ihrem zweiten Spielfilm Help! legen die Beatles 1965 nicht nur eine weitere Klamauk-Komödie vor, sondern auch einige neue Songs. Das gleichnamige Album erscheint eine Woche nach Leinwandstart, Kinogänger*innen kommen also etwas früher in den Genuss des frischen Materials. Über die große Leinwand flimmern John, Paul, George und Ringo heute zwar nur noch in Ausnahmefällen, aber der Streifen und der dazugehörige Soundtrack machen auch im Heimkino Spaß. Versprochen.

Anspieltipps: Help!, The Night Before, Ticket To Ride, Act Naturally, You’ve Got To Hide Your Love Away

High Fidelity

Die Verfilmung des gleichnamigen Romanklassikers von Nick Hornby erzählt die Geschichte eines Plattenladeninhabers in Chicago (im Buch: London), der in der Liebe einfach kein Glück hat. Und dann hängen auch noch ständig die beiden Loser Dick (Todd Louiso) und Barry (Jack Black) in seinem Geschäft rum. Zum Glück bleiben ihm die großartigen Platten von Bruce Springsteen oder der 13th Floor Elevators. Und am Ende klappt’s irgendwie auch mit der Liebe.

Anspieltipps: You’re Gonna Miss Me (The 13th Floor Elevators), Everybody’s Gonna Be Happy (The Kinks), Oh! Sweet Nuthin’ (The Velvet Underground), Dry The Rain (The Beta Band), Who Loves The Sun (The Velvet Underground)

Easy Rider

Das Regiedebüt von Dennis Hopper mutierte 1969 zum Stimmungsbild einer ganzen Generation freiheitsliebender Motorradfahrer. So beleuchtet der Film die Schwachpunkte der gar nicht so freien Vereinigten Staaten von Amerika und legt damit einen Finger in die Wunde der sowieso schon turbulenten Sechziger. Dazu gehört natürlich auch revolutionäre Musik, zum Beispiel von Steppenwolf.

Anspieltipps: The Pusher (Steppenwolf), Born To Be Wild (Steppenwolf), The Weight (The Band), Wasn’t Born To Follow (The Byrds), If 6 Was 9 (The Jimi Hendrix Experience)

American Graffiti

George Lucas kennen wir in erster Linie als Star-Wars-Macher. Vor all den Weltraumschlachten und -explosionen steht aber der Film, der den Weg dorthin ebnete, nämlich American Graffiti. Dabei handelt es sich um eine Art Autobiografie, die von Lucas’ Jugend während der Fünfziger erzählt. Dazu gibt es den passenden Soundtrack, sodass man sich gleich in einen altmodischen US-amerikanischen Diner zurückversetzt fühlt und ein paar Pancakes bestellen möchte.

Anspieltipps: Why Do Fools Fall In Love (Frankie Lymon & The Teenagers), Fannie Mae (Buster Brown), Ain’t That A Shame (Fats Domino), You’re Sixteen, You’re Beautiful (And You’re Mine) (Johnny Burnette), Love Potion No. 9 (The Clovers)

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Oh Brother, Where Art Thou?

In ihrer Mississippi-Adaption von Homers Odyssee erzählen die Coen-Brüder die Geschichte der drei Gauner Ulysses Everett McGill (George Clooney), Pete (John Turturro) und Delmar (Tim Blake Nelson). Das Trio befindet sich zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise der Dreißiger auf der Flucht vor dem Gesetz und lernt dabei nicht nur hinterlistige Bibelverkäufer, sondern auch traumhaft singende Sirenen kennen. Die und eine ganze Menge toller Folk- und Countrysongs findet man auch im Soundtrack zum Streifen.

Anspieltipps: Big Rock Candy Mountain (Harry McClintock), You Are My Sunshine (Norman Blake), I Am A Man Of Constant Sorrow (The Soggy Bottom Boys), Didn’t Leave Nobody But The Baby (Emmylou Harris, Alison Krauss, Gillian Welch), In The Jailhouse Now (The Soggy Bottom Boys)

Kings Of Rock

Mit ihrem Meisterwerk Kings Of Rock haben Tenacious D dem 21. Jahrhundert eine brüllend komische Rockoper verschafft. So erklärt der Streifen nicht nur das Mordskonzept des Duos, sondern besticht auch durch einen hervorragenden Soundtrack, der größtenteils aus den Federn der beiden Hauptdarsteller Jack Black und Kyle Gass stammt. Es gibt aber auch Gastauftritte von Meat Loaf, Ronnie James Dio und Dave Grohl.

Anspieltipps: Kickapoo, Classico, Master Exploder, Car Chase City, Beelzeboss (The Final Showdown)

Pulp Fiction

Die Musik für seinen Megaerfolg Pulp Fiction wählt Regisseur Quentin Tarantino größtenteils aus seiner eigenen Plattensammlung aus. Klassisch für seine Filme: Er spielt nicht nur passende Musik ein, sondern schafft eine Verbindung zwischen Szene und Soundtrack. So tanzen Uma Thurman und John Travolta den Twist zu Chuck Berrys You Never Can Tell, und die Autofahrt unter Heroineinfluss von Filmcharakter Vincent Vega wird von den düsteren Tönen der Surf-Rock-Band The Centurians begleitet.

Anspieltipps: Misirlou (Dick Dale & His Del-Tones), Jungle Boogie (Kool & The Gang), Let’s Stay Together (Al Green), Bullwinkle – Pt. II (The Centurians), You Never Can Tell (Chuck Berry)

The Departed

Dass Regisseur Martin Scorsese ein echter Musikspezialist ist, hat er nicht nur mit seinem Gangsterdrama The Departed unter Beweis gestellt. Bei diesem Streifen mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon und Jack Nicholson in den Hauptrollen hat er sich allerdings selbst übertroffen. So finden sich neben den eigens komponierten Stücken von Howard Shore auch Titel von Roger Waters, den Beach Boys und den Rolling Stones auf dem Soundtrack.

Anspieltipps: Sail On, Sailor (The Beach Boys), Let It Loose (The Rolling Stones), One Way Out (The Allman Brothers Band), I’m Shipping Up To Boston (Dropkick Murphys), Tweedle Dee (LaVern Baker)

Radio Rock Revolution

In dieser britischen Musikkomödie mit dem Originaltitel The Boat That Rocked geht es um einen Piratensender, der in den Sechziger Jahren von der Nordsee aus Rockmusik auf das Festland sendet. Dementsprechend fällt auch der Soundtrack nach unser aller Geschmack aus. Unter anderem an Bord: The Kinks, The Turtles, Martha Reeves & The Vandellas, The Beach Boys, Jeff Beck, The Who, The Troggs, The Hollies und The Tremoloes. Da sagen wir nur: Arrrrrr!

Anspieltipps: All Day And All Of The Night (The Kinks), Wouldn’t It Be Nice (The Beach Boys), The Letter (The Box Tops), Friday On My Mind (The Easybeats), My Generation (The Who)

Rock And Roll Highschool

Eigentlich befindet sich der Punk schon wieder auf dem Sterbebett, als Rock And Roll High School erscheint — zumindest im Mainstream. Dennoch funktioniert der Ramones-Streifen bis heute hervorragend und bietet einen bunt gemischten Soundtrack. So legen die US-Punks für ihren Film nicht nur selbst Hand an, sondern bauen auch Songs von Nick Lowe, Brian Eno, Brownsville Station, Chuck Berry und Alice Cooper ein.

Anspieltipps: Rock ’n’ Roll High School (The Ramones), Ramones Medley (The Ramones), Smokin’ In The Boys Room (Brownsville Station), School Days (Chuck Berry), School’s Out (Alice Cooper)

Singles

Die romantische Komödie Singles beleuchtet das Leben einer Gruppe Jugendlicher aus der Generation X in Seattle, während sich der Grunge auf seinem Zenit befindet. Passend dazu wurde der entsprechende Soundtrack zusammengestellt. Ob Alice In Chains, Pearl Jam, Mudhoney oder Soundgarden: Hier versammelt sich fast alles, was im Genre Rang und Namen hat. Durch Beteiligungen von Paul Westerberg und der Jimi Hendrix Experience kommen auch die Vorreiter des Grunge nicht zu kurz.

Anspieltipps: Would? (Alice In Chains), Breath (Pearl Jam), Seasons (Chris Cornell), Birth Ritual (Soundgarden), Overblown (Mudhoney)

Into The Wild

In Sean Penns Aussteigerdrama Into The Wild kehrt der 22-jährige Student Christopher McCandless der Gesellschaft den Rücken und verschwindet in die Natur. Die passende Musik zum Trip liefert Pearl-Jam-Frontmann Eddie Vedder in Form seines ersten Soloalbums. Für den Song Guaranteed erhält er auch gleich einen Golden Globe Award.

Anspieltipps: No Ceiling, Hard Sun, Society, The Wolf, Guaranteed

Billy Elliott – I Will Dance

Die Geschichte des kleinen Billy Elliott gehört zu den schönsten Filmerzählungen aller Zeiten. Vor der Kulisse des britischen Bergarbeiterstreiks Mitte der Achtziger hat er nur eines im Kopf: Ballett. Sein Vater muss sich derweil mit existenzielleren Fragen beschäftigen und möchte den Sohnemann vor allem lieber boxen sehen. Da ist Streit vorprogrammiert. Musikalisch untermalt wird das liebevolle Familiendrama vor allem von T. Rex und Marc Bolan, doch auch andere Gruppen wie The Clash sind vertreten.

Anspieltipps: Cosmic Dancer (T. Rex), Get It On (T. Rex), I Love To Boogie (T. Rex), London Calling (The Clash), Children Of The Revolution (T. Rex)

Crazy Heart

In Crazy Heart spielt Jeff Bridges den abgehalfterten Countrystar Bad Blake, der sich mit Kneipenauftritten über Wasser hält und unter einem ausgewachsenen Alkoholproblem leidet. Mit viel Feingefühl erzählt der Film von den Schattenseiten des Musikgeschäfts, enttäuschter Liebe und persönlichen Problemen. Für die Musik zum Streifen sorgen Bridges selbst sowie Nebendarsteller Colin Farrell. Außerdem an Bord: bekannte Countrymusiker wie Townes Van Zandt und Ryan Bingham.

Anspieltipps: Somebody Else (Jeff Bridges), I Don’t Know (Ryan Bingham), Fallin’ & Flyin’ (Colin Farrell, Jeff Bridges), Gone, Gone, Gone (Colin Farrell), The Weary Kind (Ryan Bingham)

The Big Lebowski

Auch in The Big Lebowski spielt Jeff Bridges die Hauptrolle und hat mit seiner Darstellung des „Dude“ ein echtes Popkulturphänomen geschaffen. Gegenbehauptungen sind „vielleicht deine Meinung, Mann“. Zum großen Erfolg des Films trug auch der Soundtrack bei, der vor allem auf unbekannte Perlen großer Künstler wie Bob Dylan, Captain Beefheart, Elvis Costello oder Kenny Rogers setzt.

Anspieltipps: The Man In Me (Bob Dylan), Her Eyes Are A Blue Million Miles (Captain Beefheart), My Mood Swings (Elvis Costello), I Got It Bad And That Ain’t Good (Nina Simone), Just Dropped In (To See What Condition My Condition Is In) (Kenny Rogers & The First Edition)

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Popkultur

„Atomic City“: Neuer U2-Song feiert die Post-Punk-Jahre

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U2 HEADER
Foto: Jason Kempin/Getty Images

Und plötzlich ist ein brandneuer Song von U2 gelandet: Auf Atomic City schwelgen die Iren im Sound früherer Jahre und läuten zugleich eine furiose neue Ära ein. Hier bei uns gibt es Song samt Video!

U2 fahren die Motoren langsam hoch. Kürzlich erst gaben sie einen Überraschungsauftritt mitten auf dem Strip in Las Vegas, um ihre furiose Residence im Sphere zu bewerben. Die startet am heutigen Freitag und verspricht ein revolutionäres Konzerterlebnis: 160.000 Lautsprecher und 260 Millionen Videopixel läuten dieses Wochenende eine neue Ära in Sachen Livemusik ein.

Hommage an Las Vegas

Passend dazu erscheint heute die brandneue Single Atomic City. Produziert wurde der Song von Jacknife Lee und Steve Lillywhite und ist als Hommage an Las Vegas zu verstehen – die Stadt wurde in den fünfziger Jahren als Atomic City bezeichnet. Musikalisch ist der Song ein Kniefall vor dem magnetischen Geist des Post-Punk der Siebziger und Bands wie Blondie oder The Clash, die U2 beide stark beeinflussten. Hier gibt es die starke Nummer zu hören:

Aufgenommen wurde die Single in Los Angeles und erscheint passend vor den anstehenden Terminen der Band im Sphere in Las Vegas, wo sie ihr bahnbrechendes Album Achtung Baby aus dem Jahr 1991 zelebrieren. Der Frontmann Bono selbst sagt über die Single: „Es ist ein Liebeslied an unser Publikum: Where you are is where I’ll be.“ Das dazugehörige Musikvideo wurde unter der Regie von Ben Kutchins gedreht und zeigt U2s nächtlichen Überraschungsauftritt des Songs in Downtown Las Vegas letzter Woche. Da hat sich mal jemand mit Schnitt und Post-Production beeilt.

Jetzt können wir nur noch warten und morgen schon die Bilder dieser grandiosen neuen Show mit Ersatzschlagzeuger Bram van den Berg bestaunen. Oder doch vielleicht eher gleich Flüge buchen?

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U2: Alle Alben im Ranking

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Popkultur

„Monsters Of California“: Alles über den UFO-Film von Blink-182-Sänger Tom DeLonge

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Tom DeLonge HEADER
Foto: Christopher Polk/Getty Images

Blink-182-Fans wissen: Frontmann Tom DeLonge hat nicht nur ein Faible für Rock, sondern auch für Roswell. Schon seit vielen Jahren interessiert er sich für UFOs, außerirdische Lebensformen und alles, was damit zu tun hat. Mit Monsters Of California bringt er bald seinen ersten Film raus. Und darin geht es natürlich um …

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Nine von Blink-182 anhören:

… genau. In Monsters Of California hängt der Teenager Dallas Edwards am liebsten mit seinen verpeilten Freund*innen herum. Eines Tages findet die südkalifornische Clique zufällig einige Unterlagen von Dallas’ Vater, die darauf schließen lassen, dass er beruflich mit mysteriösen und paranormalen Ereignissen zu tun hat. Die Jugendlichen verknüpfen ihre Erkenntnisse miteinander, stellen Theorien auf — und werden auf einmal von uniformierten Männern mit Maschinengewehren umstellt. Spätestens jetzt wissen sie, dass etwas Großem auf der Spur sind. Doch sie haben natürlich noch keine Ahnung, wie groß ihre Entdeckung wirklich ist …

Tom DeLonge: Pop-Punk-Ikone und UFO-Fan

Die meisten kennen Tom DeLonge als Sänger und Gitarrist der erfolgreichen Pop-Punks Blink-182. Doch der Kalifornier ist auch ein ausgewiesener Alien-Fan, der sich in seiner Freizeit ausgiebig mit UFO-Sichtungen, Area-51-Theorien, außerirdischen Lebensformen und paranormalen Aktivitäten beschäftigt. (Mit dem Song Aliens Exist vom Blink-182-Album Enema Of The State brachte er DeLonge beiden Leidenschaften 1999 unter einen Hut — und genau diese Nummer ist natürlich auch im Trailer von Monsters Of California zu hören.) Immer wieder hinterfragt und forscht er im Namen der Wissenschaft nach Aliens und sucht Erklärungen für diverse Verschwörungstheorien. Schräg, oder?

DeLonges Engagement geht so weit, dass er am 18. Februar 2017 zum Beispiel den „UFO Researcher of the Year Award“ von OpenMindTV verliehen bekam. 2015 erzählte er in einem Interview von einer mutmaßlichen Begegnung mit Außerirdischen — während eines Camping-Trips nahe der sagenumwobenen Area 51. „Mein ganzer Körper hat sich angefühlt, als sei er statisch aufgeladen gewesen“, versicherte der Sänger. Auch Freunde von ihm könnten über Begegnungen mit Aliens berichten. Außerdem verfüge er über Regierungsquellen und auch sein Telefon sei aufgrund seiner Forschungen schon abgehört worden. Wenn er meint …

Monsters Of California: Wann startet der erste Film von Tom DeLonge?

In den USA läuft Monsters Of California am 6. Oktober 2023 an, doch wann der Streifen in Deutschland erscheinen soll, ist bisher nicht klar. So oder so: Der Trailer verspricht mindestens einen unterhaltsamen Kinobesuch — nicht nur für Blink-182-Fans.

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blink-182: Alle Studioalben im Ranking

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Popkultur

Zeitsprung: Am 29.9.1986 trumpfen Iron Maiden erneut auf mit „Somewhere In Time“.

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Foto: Cover

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 29.9.1986.

von Christof Leim

In den Achtzigern stürmen Iron Maiden von einem Triumph zum nächsten. Dabei reiben sie sich fast bis zur Überlastung auf, halten aber konsequent Kurs und Niveau und entdecken neue Sounds. Am 29. September 1986 erscheint Somewhere In Time – und Eddie wird zum Cyborg.

Hier könnt ihr das Album hören:

Die Geschichte von Somewhere In Time beginnt mit völliger Erschöpfung. Kann nach einer Welteroberung schon mal passieren: 1984 hatten die fünf Briten auf der World Slavery Tour elf Monate lang in 28 Ländern auf vier Kontinenten gespielt – und zwar satte 193 Shows vor geschätzten 3,5 Millionen Fans. Der Preis: Bruce Dickinson (Gesang), Steve Harris (Bass), Dave Murray (Gitarre), Adrian Smith (Gitarre) und Nicko McBrain (Schlagzeug) sind fix und fertig. Deshalb fordern die Musiker sechs Monate Pause. Daraus werden zwar nur vier, doch zum allerersten Mal seit Jahren steht die Maiden-Maschine ein Weilchen still. 

Neues Spielzeug

Die Konsequenzen hört man: Harris, Smith und Murray experimentieren mit Gitarrensynthesizern, mit denen sich Keyboardsounds über die Gitarre und den Bass erzeugen lassen. Dickinson indes zweifelt an seiner Motivation und will musikalisch in eine andere Richtung. Er komponiert vor allem akustisches (also stromloses, ruhiges) Material, das von den Kollegen und dem Produzenten aber abgelehnt wird. Der Sänger zeigt sich verletzt, freut sich aber darüber, für eine Weile „nur“  singen zu müssen. Für ihn springt Adrian Smith in die Bresche und liefert im Alleingang mehrere fertige Tracks, die auf einhellige Begeisterung stoßen und Somewhere In Time maßgeblich prägen sollten.

Futuristische Fahrzeuge, klassische Patronengurte: Iron Maiden auf dem Pressefoto für „Somewhere In Time“ – Foto: Aaron Rapoport/Promo

Erst im Januar 1986 geht es zurück ins Studio, genauer: in mehrere Studios. Drums und Bass nehmen Iron Maiden in den Compass Point Studios auf den Bahamas auf, in dem auch AC/DC Back In Black eingespielt hatten. Gitarren und Gesänge bringen die Musiker in den Wisseloord Studios im niederländischen Hilversum auf Band, abgemischt wird schließlich in den Electric Lady Studios in New York. Damit wird Somewhere In Time nicht nur zum teuersten Album der bisherigen Bandkarriere, sondern auch zum technisch ambitioniertesten. Wie für die Beständigkeit in der Maiden-Welt der Achtziger typisch, ändert sich an der sonstigen Formel wenig. Die Produktion übernimmt ein weiteres Mal Stammproduzent Martin Birch.

Fünf Minuten mindestens

Somewhere In Time erscheint am 29. September 1986 und steigt in Großbritannien auf Platz drei ein. In den USA schafft die Band mit Platz elf ihre bis dato beste Platzierung. Auf dem Cover prangt natürlich das unvergleichliche Iron Maiden-Monster Eddie in einem aufwändigen Science-Fiction-Gemälde. Schon im Intro der ersten Nummer, dem vom Film Blade Runner inspirierten Quasi-Titelstück Caught Somewhere In Time aus der Feder von Steve Harris, hören die Fans die besagten Gitarren-Synthesizer. Doch am grundsätzlichen Stil von Iron Maiden hat sich nichts geändert. Es galoppiert der Bass, wie es sich gehört, die Gitarren riffen, und Dickinson lässt seine Sirenenstimme aufheulen. Wo Iron Maiden drauf steht, ist Heavy Metal drin, vermutlich bis ans Ende aller Tage. Allerdings klingt Somewhere In Time insgesamt weniger rau, sondern bei gleichem Energieniveau erwachsener, vielschichtiger und, wenn mal so will, futuristischer.

Von den acht Songs fällt keiner kürzer aus als fünf Minuten aus, das Gros stammt von Steve Harris, drei Beiträge kommen von Adrian Smith. Dazu gehört die erste Single Wasted Years, in der Maiden so eingängig klingen wie es nur geht, ohne ihren eigenen Sound zu verlieren. Der Text erzählt von Heimatlosigkeit und Entfremdung – ein klarer Kommentar zur endlosen World Slavery Tour. Als Wasted Years drei Wochen vor dem Album als Single ausgekoppelt wird, sieht man auf dem Cover das Cockpit einer Zeitmaschine, in deren Armaturenbrett sich der Kopf von Eddie spiegelt. Der Grund: Sein neues Aussehen sollte nicht vor Erscheinen des Albums verraten werden, schließlich hat das Maskottchen mittlerweile Kultstatus erreicht.

Auf der Vorabsingle durfte Eddie sich noch nicht ganz zeigen…

Filme und Bücher als Inspiration

Das folgende Sea Of Madness, ein dramatischer Uptempo-Banger, stammt ebenfalls von Smith, setzt aber keine besonderen Akzente. Für Heaven Can Wait, einen Harris-Song über eine Nahtoderfahrung, rekrutieren Maiden die Gäste einer Kneipe, um die „Oh-Oh“ -Fußballchöre im Mittelteil einsingen zu lassen.

Das ebenso harte wie vertrackte The Loneliness Of The Long Distance Runner basiert nicht nur im Titel auf einer Kurzgeschichte des britischen Autoren Alan Sillitoe. Stranger In A Strange Land hingegen geht direkt ins Ohr und wird deshalb als zweite Single ausgekoppelt. Inspiriert wurde Adrian Smith hierfür durch ein Gespräch mit einem Arktisforscher, der einen gefrorenen Körper im Eis gefunden hatte. Vom gleichnamigen Science-Fiction-Roman von Robert A. Heinlein hingegen leiht sich Smith lediglich den Titel. 

Egal, wo und wann: Eddie ist immer cool

Die Credits für Deja-Vu teilt sich Harris mit Dave Murray, der im Schnitt für jedes zweite Album einen Song beisteuert. Alexander The Great stammt vom Bassisten alleine und reiht sich mit einer Spielzeit von achteinhalb Minuten in den Reigen der großen Maiden-Epen ein, diesmal mit explizit historischem Bezug.

Ein Cover wie ein Bildband

Ein sicherer Hit ist zweifelsfrei das Artwork der Platte: Hier steht Eddie als Weltraum-Terminator mit Cyborg-Auge und Laserpistolen in einer futuristischen Stadt, die vor Details nur so überquillt. Der Künstler Derek Riggs, der Künstler hinter diesem Werk, erinnert sich an den Arbeitsauftrag: „Wir haben uns eigens in Amsterdam getroffen und drei Tage lang über das Cover gesprochen. Sie wollten eine Kulisse wie in Blade Runner, eine Science-Fiction-Stadt.“ Um das zu erreichen, erschafft Riggs eine Skyline mit Werbeslogans und Firmennamen, die er größtenteils erfindet, um Copyright-Probleme zu vermeiden. Dabei dreht er richtig auf und auch ein wenig durch. 

Immense Detailfülle und jede Menge versteckte Späßchen: Das Artwork aus der Feder von Derek Riggs

Wer genau hinguckt, kann unter anderem erkennen: den Sensenmann und die Katze mit Heiligenschein von Live After Death, den abstürzenden Himmelsstürmer aus Flight Of Icarus, ein Flugzeug über der „Aces High Bar“ , das „Ancient Mariner Seafood Restaurant“, ein Straßenschild zur „Acacia Avenue“ , ein Konzertposter mit dem Ur-Eddie, die Dame aus Charlotte The Harlot, die Tardis aus Doctor Who, Batman, eine Uhr, die zwei Minuten vor Mitternacht anzeigt, das „Phantom Opera House“ , den Ruskin Arms Pub (eine der ersten Spielstätten der Band) sowie die exakt gleiche Straßenlaterne wie auf dem Cover des Debüts. Irgendwo steht sogar auf Japanisch „Pickelcreme“ , auf Russisch „Joghurt“  und in Spiegelschrift „Dies ist ein sehr langweiliges Gemälde“. Drei Monate sitzt Derek Riggs an dem Werk, mitgezählt eine mehrwöchige Zwangspause, weil er irgendwann Halluzinationen bekommt und aussetzen muss. Kurzum: Das Cover ist Wahnsinn. Und absolut großartig.

…und die Rückseite ist genauso bombastisch.

Auf die Straße. Natürlich.

Natürlich geht es für die fünf Musiker umgehend auf Konzertreise: Der Somewhere On Tour getaufte Trek zieht von September 1986 bis Mai 1987 um die Welt, mit dabei ein überdimensionaler Cyborg-Eddie, der über die Bühne spaziert, zwei riesige Podeste rechts und links in Form von Monsterkrallen, eine aufwändige, sehr helle Lightshow sowie ein pulsierendes Leuchtherz als Teil von Bruces Bühnenoutfit. 

Somewhere On Tour: Dave Murray schreddert, Eddie guckt kritisch – Foto: Ebet Roberts/Redferns/Getty Images

So stressig und geradezu selbstmörderisch wie zwei Jahre zuvor auf der World Slavery Tour sollte es jedoch nicht mehr werden, auch die Zeiten, in denen Iron Maiden jedes Jahr ein Album und eine Welttour hinlegen, sind mit Somewhere In Time vorbei. Doch die Metal-Weltherrschaft der Achtziger haben Iron Maiden da längst inne.

Zeitsprung: Am 28.4.1988 starten Iron Maiden ihre Welttournee in einem Kölner Club.

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