Popkultur
Klaus Voormann im Interview zu „Revolver“: „Mir wurde gesagt, es gibt 50 Pfund dafür, und damit hat es sich“
Er hat eines der wichtigsten Plattencover der Rockmusik gestaltet, hat mit George Harrison zusammengewohnt und die Beatles zu ihren Frisuren inspiriert: Zur großen Neuauflage von Revolver sprechen wir mit Grafiker, Bassist und Produzent Klaus Voormann über sein Leben als fünfter Beatle.
von Björn Springorum
Im Herbst 1960 entdeckt Klaus Voorman die Beatles im schwitzigen Hamburger Kaiserkeller. Damals kennt sie kaum jemand, sechs Jahre später sind sie die größte Band der Welt. Als ihre siebte Platte Revolver entsteht, merkt die Band schnell, dass das nicht nur für die der Anbeginn einer neuen Ära wird. Das Artwork soll das reflektieren. Also ruft man den alten Kumpel Klaus an, der praktischerweise auch in London wohnt, eh die ganze Zeit mit George Harrison rumhängt, und praktischerweise sogar studiert hat. Für lächerliche 50 Pfund zeichnet Voormann eines der ikonischsten Werke des Rock’n’Roll. Und erinnert sich bis heute mit einem lachenden und einem weinenden Auge an die Swinging Sixties in London.
Hier könnt ihr Revolver hören:
Klaus, du hast 2009 ein Soloalbum unter dem Namen A Sideman’s Journey veröffentlicht. Siehst du dich denn als das – als Sideman?
Aber ja. Das bin ich, und das ist auch vollkommen in Ordnung so. Ich habe mit genialen Menschen zusammengespielt und konnte einen kleinen Teil zu wunderbaren Platten beitragen. Das hat mir immer gereicht. Ich brauchte nicht das Rampenlicht, wollte nie diesen Ruhm, wie ihn die Beatles und andere hatten. Hinter den Kulissen habe ich mich eigentlich immer am wohlsten gefühlt. Das wird mir immer besonders klar, wenn ich alte Videos mit Liveauftritten von mir sehe: Auf einer Bühne habe ich mich nie so wohl gefühlt wie im Studio.
Du hast mit den Größten der Großen gespielt, hast Klassiker der Musikgeschichte gestaltet und auch Acts wie Trio produziert. Sticht davon irgendwas besonders für dich heraus?
Ich gebe gern zu, dass ich meine Arbeit für Revolver als Höhepunkt meiner Karriere ansehen. Wenn ich auf etwas stolzer bin als auf alles andere, dann darauf. Gleich danach kommt aber Trio. Ich finde bis heute, dass Trio eine der genialsten Bands ist, die es jemals gab. Sie sind verkannt, ganz klar. Man hat sie zu Unrecht auf Da Da Da reduziert – und diesen Song dann sogar noch missverstanden.
Trio hast du nicht nur produziert, sondern auch entdeckt. Schwingt da also auch ein wenig väterlicher Trotz mit?
Nein. Vielleicht. Ich denke aber eher nicht. Trio sind unerreicht.
Wie war es, Revolver das erste Mal zu hören?
Oh, einfach unglaublich. So etwas gab es ja davor noch nicht. Ich war schockiert, begeistert, fertig mit den Nerven. Ich wusste nicht, was da vor sich ging. Dazu muss man aber erwähnen, dass ich die Songs gehört habe, als sie noch nicht fertig waren.
In den Abbey Road Studios?
Genau, und die Band und George Martin waren da. Brian Epstein auch, glaube ich. Es war ein ganz und gar revolutionärer Moment. Tomorrow Never Knows war damals noch gar nicht fertig. Und ich spürte dennoch schon: Das hier ist das Beste, das sie jemals gemacht haben. Damals war ich sicher, dass das niemand kaufen würde, der davor Beatles-Fan war. Aber ich lag falsch.
Ist das bis heute dein Lieblingssong auf dem Album?
Ich glaube schon. Ich muss sagen, dass ich die alten Beatles-Sachen nicht allzu oft höre. Überhaupt höre ich nicht mehr wirklich viel von den alten Sachen. Im Gegensatz zu allen anderen war ich auch nie ein wirklicher Beatles-Fan, wenn man das so sagen kann.
Weil du viel zu nah dran warst?
Ja, sicher. Für mich waren das eher Freunde. Furchtbar talentierte Freunde. Aber eben Freunde. Ich meine, ich habe mit George Harrison zusammengewohnt und ständig mit ihm gefrühstückt. Das ist dann schon etwas anderes.
Dennoch waren es die Beatles. Und das war damals eben die größte Band der Welt. Wie hast du reagiert, als sie dich als Zeichner für das Artwork wollten?
Oh, anfangs war mir ja gar nicht klar, dass sie mich als Zeichner wollten. John rief irgendwann mal bei mir an und meinte auf seine schnippische Art, dass ich mir gefälligst mal Gedanken machen solle, was sie denn als Covermotiv nehmen könnten. Das machte ich. Aber da ging ich noch nicht davon aus, dass ich es auch zeichnen sollte. Ich dachte, sie wollten nur meine Ideen.
Und was geschah dann?
Dann merkte ich, dass sie mehr wollten. (lacht) Da wurde mir schon ein wenig anders. Eben, sie waren die größte Band der Welt. Ich fertigte unzählige Entwürfe an und verwarf alle wieder. Die Beatles auf einem Schiff, die Beatles in einem Heißluftballon. Nichts davon wurde diesen neuen Songs gerecht. Die Beatles hatten damals gerade einen gigantisch großen Sprung gemacht. Und das musste das Artwork natürlich reflektieren. Das war keine leichte Aufgabe.
Die du aber bekanntermaßen auf unvergleichliche Weise gelöst hast.
Die Haare. Irgendwann wusste ich, dass es was mit den Haaren zu tun haben soll. Die waren schließlich mindestens ebenso berühmt wie die Band selbst.
Den Haarschnitt haben sie ja dir zu verdanken.
Eher Astrid Kirchherr. Die hat erst mir die Haare so geschnitten und dann den anderen. Jedenfalls hatte ich dann endlich ein Fundament für die Zeichnung: Ich würde alles von ihren Haaren verbinden lassen. Die Collage sollte dann ihre Entwicklung aufzeigen. Alles an dem Bild musste sagen: Das hier sind nicht mehr die vier Pilzköpfe in Anzügen.
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Von den vier gezeichneten Beatles ist dir George Harrison am schwersten gefallen. Wieso eigentlich?
Vielleicht, weil ich mit ihm am engsten befreundet war. Eher aber, weil er keine so markanten Züge hatte wie die anderen. Er war ein hübscher junger Mann, aber hatte nicht die Mandelaugen von John beispielsweise. Ich tat mir extrem schwer mit ihm. Und irgendwann, das darf man ja auch fast keinem sagen, entdeckte ich ein Bild von George in einer Illustrierten. Ich schnitt einfach Augen und Mund aus und zeichnete drumherum.
Auch dich selbst hast du auf dem Cover verewigt.
Ja, ich war so frei. (lacht) Ich weiß auch nicht, was mich da geritten hat, und natürlich ist es John sofort aufgefallen. Er konnte sehr grausam sein, hatte aber einen tollen Humor. „Du hast dich selbst ins Bild gepackt, du frecher Mistkerl!“, rief der damals aus. Und damit war es auch gegessen.
Ich habe mal gelesen, dass Brian Epstein geweint hat, als du der Band und ihm deinen Entwurf präsentiert hast.
Na ja, geweint ist übertrieben, würde ich sagen. Aber er war sehr gerührt und hatte vielleicht ein Glitzern in den Augen. Er war happy, dass es mir gelungen war, diese neue Ära der Beatles einzufangen.
Und das für 50 Pfund!
Ja gut, so lief das eben damals. Mir wurde gesagt, es gibt 50 Pfund dafür, und damit hat es sich.
Haben sich die Beatles nicht geschämt? Selbst mit eingerechneter Inflation sind das heute gerade mal 800 Euro für eins der legendärsten Albencover aller Zeiten.
Ach was, die haben davon doch gar nichts mitbekommen. Und warum sollten sie auch? Dafür hatten sie ja Angestellte.
Ziemlich verrückt ist ja auch die Geschichte, dass deine Originalzeichnung verschollen ist.
Ja, das macht mich heute schon ein wenig traurig.
Aber wie kann so etwas passieren?
Damals habe ich mich einfach nicht um diese Dinge gekümmert. Das war ja eine Auftragsarbeit für einen Kunden, nichts weiter. Ich habe die Zeichnung also eingesandt, wo sie dann kopiert und gesetzt wurde, und sie irgendwann aus den Augen verloren.
Es hieß ja mal, dass Eagles-Gitarrist Joe Walsh das Original in den 70er-Jahren in einem Second Hand Laden erstanden hat – für lächerliche 1.500 US-Dollar…
Ja, aber wie sich herausstellte, war es nicht das Original. Es ist vielleicht noch irgendwo da draußen.
Immerhin gibt es jetzt ja die Neuauflage, auf der die Zeichnung erstmals ohne Schriftzug zu sehen ist. Also so, wie du sie abgegeben hast.
Ja, Schriftzug und Logo waren damals nicht Teil der Arbeit. Das ist ganz schön anzusehen, aber besonders gefällt mir an der Neuauflage, dass sie eine Kurzfassung meiner Graphic Novel birth of an icon REVOLVER 50 enthält, die ich selbst erstellt habe. Da erzähle ich auch noch mal nach, wie es dazu kam und wie meine Arbeit aussah.
Was mich ja immer interessiert hat: 1966 bist du Bassist bei Manfred Mann geworden. Davor gab es aber schon Angebote von den Hollies und den Moody Blues. Warum hast du die links liegengelassen?
Die haben mich musikalisch nicht interessiert. Manfred Mann hingegen schon. Da haben geniale Musiker gespielt, da hatte ich Lust drauf.
Hattest du damals eigentlich noch den Bass, den du 1962 für 200 Deutschmark von Stuart Sutcliffe gekauft hast?
Nein, leider nicht. Ich spiele aber schon seit Ewigkeiten denselben Bass von Fender.
Und den Sutcliffe-Bass gibt es noch?
Nein, den habe ich bei Sotheby’s für dreißig- oder vierzigtausend Mark versteigern lassen, als ich Kohle gebraucht habe. Auch so etwas, das mich traurig stimmt.
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Surreale Perfektion in Handarbeit: Die Geschichte des ikonischen „Revolver“-Covers

Popkultur
Home is where your bunte M&Ms is: Die verrücktesten Backstage-Wünsche
Für ihre sogenannten „Hospitality Rider“ fallen Musikstars die verrücktesten Anforderungen ein. Ob bunte M&Ms, Haartrockner oder Würgeschlangen: Hinter der Bühne scheint einfach alles möglich zu sein. Die 15 verrücktesten und unterhaltsamsten Backstage-Wünsche haben wir für euch zusammengestellt.
von Timon Menge
Vorweg sei gesagt: Um kaum etwas Ranken sich so viele Mythen und Gerüchte wie um die Backstage-Wünsche der großen Rock- und Pop-Sternchen. Die folgende Liste sollte also keinesfalls zu ernst genommen werden. Allzu abwegig klingt vieles davon allerdings nicht …
15. Die Beatles und Elvis: bescheidene Rockstars
Beginnen wir mit den Pflegeleichtesten in unserer Liste. Laut New York Post verlangten die Beatles in ihren Backstage-Räumen bloß einen Schwarzweißfernseher und einige Flaschen Coca-Cola. Ganz schön genügsam für die größte Band aller Zeiten. Elvis wünschte sich hinter der Bühne angeblich nichts weiter als zehn Softdrinks und vier Gläser Wasser.
14. Slipknot futtern aus der Dose
Slipknot unterstreichen mit ihrem Hospitality Rider auf sympathische Art und Weise ihre proletarische Herkunft und legen Wert auf Dinge wie Dosenravioli, Kaubonbons, Feuchttücher und Socken aus der Dose. Ob die Lebensmittel und die Socken etwas miteinander zu tun haben, ist nicht überliefert.
13. Eminem liebt Taco Bell
In den USA zählt Taco Bell zu den berühmtesten Fast-Food-Ketten überhaupt. Jenseits der Landesgrenzen ist das mexikanisch beeinflusste Schnellrestaurant allerdings kaum anzutreffen. Genau deshalb steht in den Backstage-Anforderungen von Rapper Eminem explizit: „A selection of Taco Bell (Mexican-themed fast food) — imported from America“.
12. Die Beach Boys verlangen weiches Toilettenpapier
Wenn es um die Auswahl des richtigen Klopapiers geht, hatten die Beach Boys genaue Vorstellungen. „VERY SOFT“ sollte sich das Abputzen anfühlen. Außerdem legten die Musiker Wert auf Recycling-Mülleimer im Essensbereich. „Die Beach Boys und der Planet danken euch“, war an entsprechender Stelle im Hospitality Rider der Band zu lesen.
11. DJ Shadow gräbt gern nach Vinyl
Hip-Hop-Legende DJ Shadow verlangt bei jedem Konzert nach einer Liste aller lokalen Plattenläden, um in seiner Freizeit nach neuen LPs stöbern zu können. Wenn er in der Stadt ist, lohnt es sich also, die umliegenden Anlaufstellen für das schwarze Gold im Blick zu behalten. Vielleicht lauft ihr ihm ja über den Weg.
10. Lady Gaga mag keinen Stinkekäse
Nachvollziehbar: Lady Gaga möchte nicht, dass es in ihrem Backstage-Bereich nach Käsetheke im Sommer riecht. Folglich steht in ihrem Hospitality Rider, dass beim Catering unterschiedliche Käsesorten zur Verfügung stehen sollen, aber nur wenn sie „non-smelly“ und „non-sweaty“ sind.
9. Van Halen und die braunen M&Ms
Diese Geschichte haben wir fast alle schon einmal gehört, doch man kann sie unmöglich auslassen: Als Van Halen 1982 durch die USA touren, bestellen sie für ihren Backstage-Bereich unter anderem eine Schüssel M&Ms. Doch Vorsicht: „Absolutely no brown ones!“, heißt es im Rider der Band. Andernfalls droht der ersatzlose Konzertabbruch.
8. Adele mag keinen Bio-Honig
Während viele Pop-Stars hinter der Bühne Wert auf Bio-Lebensmittel legen, verlangt Adele in ihrem Rider explizit „non-organic honey“, also Nicht-Bio-Honig. Welche Beweggründe sie dafür hat, bleibt wohl ihr Geheimnis. Außerdem sagt man, dass sie keine Tomaten auf ihren Sandwiches mag.
7. James Brown hat die Haare schön
Soul-Legende James Brown hatte nicht nur eine beeindruckende Stimme, sondern auch stets schicke Haare. Damit das auch so blieb, verlangte der Sänger in seinem Backstage-Bereich nach einer Trockenhaube, wie man sie aus Friseursalons kennt. Außerdem auf seiner Liste: Champagner, ein Bügeleisen und ein Golfauto.
6. Amy Winehouse empfängt nur „große Jungs“
Zu den Hospitality-Anforderungen von Soul-Queen Amy Winehouse gehörten die unterschiedlichsten Dinge, von Whiskey über Pizza bis hin zu Camel Lights. Besonders lustig mutet aber ein Schild an, dass die Sängerin bei jeder ihrer Shows an der Tür ihres Zimmers anbringen ließ: „Only big boys can enter“, also „Zutritt nur für große Jungs“.
5. Rihanna hat es gern gemütlich
Rihanna legt in ihren Backstage-Räumlichkeiten Wert auf Duftkerzen. Aber nicht auf irgendwelche Duftkerzen, sondern die Sorte „Archipelago Black Forest“ muss es sein. Außerdem verlangt sie vor Auftritten nach einem Teppich mit Tierfellmuster, der unbedingt sauber sein muss, weil sie barfuß darüber läuft.
4. Kanye West steht auf Slushy-Cocktails
Rapper Kanye West scheint eine Vorliebe für Cocktails zu haben, vor allem für gefrorene. So lässt er sich für eine Tour eine Slushy-Maschine hinter die Bühne stellen, die zwei verschiedene Sorten enthält: Grey Goose (Wodka) mit Limo sowie Hennessy (Cognac) mit Coca-Cola. Prost!
3. Nikki Sixx wünscht sich eine Würgeschlange
Dass die Rider-Wünsche von Nikki Sixx wirklich ernst gemeint sind, kann man kaum glauben. Aber erfahrungsgemäß ist es ja so: verrückt, verrückter, Mötley Crüe. So verlangt der Bassist der Glam-Metaller zeitweise, dass er im Backstage-Bereich eine mindestens 4,5 Meter lange Boa Constrictor vorfindet. Warum auch immer.
2. Iggy Pop erwartet „sieben Zwerge“
Noch verrückter wird es in den Backstage-Anforderungen von Iggy Pop. „Pizza für die Obdachlosen“ liest sich fast noch harmlos, doch die Punk-Legende fordert auch „sieben Zwerge“ sowie Brokkoli, der bereits kleingeschnitten ist — damit man ihn besser entsorgen kann.
1. Madonna nimmt ihr ganzes Wohnzimmer mit
Madonna denkt das Wohlbefinden hinter der Bühne etwas größer und lässt bei jedem ihrer Konzerte ihr komplettes Wohnzimmer auf- und abbauen. Das klingt im ersten Moment großspurig. Wenn man sich in die Lage einer vielreisenden Künstlerin hineinversetzt, die fast nie zuhause ist, irgendwie aber auch nicht.
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Der kürzeste Song, die längste Tour: Diese 7 Bands haben Weltrekorde aufgestellt
Popkultur
blink-182: Alle Studioalben im Ranking
Fans freuen sich schon auf das kommende blink-182-Album One More Time, das im Oktober 2023 erscheinen wird. Kein Wunder: Endlich ist das Trio DeLonge/Hoppus/Barker wieder vereint! Grund genug, einmal einen Blick auf den bisherigen Studiooutput der kalifornischen Poppunker zu werfen und ihre Studioalben zu ranken.
von Markus Brandstetter
1. Enema Of The State (1999)
Mit Enema Of The State schufen blink-182 1999 eines der bekanntesten und beliebtesten Pop-Punkalben aller Zeiten. Songs wie What’s My Age Again und All The Small Things sind heute aus Setlists nicht mehr wegzudenken, mit Adam’s Song bewiesen die Fun-Punker, dass sie auch ernste und traurige Songs draufhaben. Keine Frage: Enema Of The State ist unverkennbar ein Kind der Endneunziger, zeigt sich aber auch 2023 gut gealtert und zeitgemäß. Mit dem Album inspirierten Hoppus, DeLonge und Barker Heerscharen an neuen Bands – und wurden selbst zu Megastars.
2. blink-182 (2003)
Man könnte dieses Werk auch das ambitionierte Album von blink-182 nennen. Nachdem das Trio bereits auf den beiden Vorgänger-Longplayern bewiesen hat, dass es auch mal ernst zugehen kann, stand hier der Spaßpunk fast gänzlich im Hintergrund. Egal, ob der fulminante Opener Feeling This, die Megaballade I Miss You oder Songs wie Violence, Obvious, Always oder Down: Das selbstbetitelte Album hält jede Menge Schätze (und ein Feature mit Cure-Sänger Robert Smith) parat. Nur der vertonte Brief ist dann doch ein wenig zu kitschig. Mit blink-182 fanden Tom, Mark und Travis ihren Höhepunkt – ehe die Band auf Eis gelegt wurde.
3. Take Off Your Pants And Jacket (2001)
Definitiv zu den Karrierehighlights zählt auch Take Off Your Pants And Jacket aus dem Jahr 2001. Mit Songs wie The Rock Show, First Date, Anthem Part Two oder dem düsteren Stay Together For The Kids gelang Blink-182 eine ausgezeichnete Mischung, die nicht nur für Hoppus einen Schritt nach Vorne von Enema Of The State darstellt. Blink waren hier bereits auf der ganzen Welt bekannt – und zementierten ihren Status nochmal ein (auch dank grandioser Musikvideos).
4. Dude Ranch (1997)
Dude Ranch ist das zweite Album der Band, dass am 5. August 1997 veröffentlicht wurde. Am Schlagzeug saß damals noch nicht Travis Barker, sondern Scott Raynor. Hier etablierten blink-182 ihren eigenständigen Sound – Songs wie Josie, Dammit oder Boring machen auch heute noch großen Spaß.
5. California (2016)
Zwischen Mark Hoppus/Travis Barker und Tom DeLonge war es freilich nicht immer einfach. Die erste Rückkehr wurde mit dem eher mittelmäßigen Neighbourhoods gefeiert, danach war wieder Schluss. blink-182 ersetzen DeLonge mit Matt Skiba (Alkaline Trio) und veröffentlichten 2016 das Album California. Musikalisch war das Album eine Rückkehr zu dem, was man vor Neighbourhoods und dem selbstbetitelten Album von blink-182 gewohnt war – also gut gelaunter, eingängiger Punkrock. Klar, ohne DeLonge war es nicht dasselbe, aber Skiba bewies sich als ausgezeichneter Ersatzmann, der die Band wohl auch zu einem guten Teil am Leben hielt.
6. Chestshire Cat (1995)
Platz sechs belegt das Debütalbum der Band. Klanglich ist dieses freilich noch etwas rau und unausgegoren, beinhaltet aber bereits tolle Songs wie Carousel, M+Ms und Wasting Time. Zunächst wurde das Album noch unter dem Bandnamen Blink veröffentlicht, da es aber eine andere Band mit den Namensrechten gab, entschied man sich für den Zusatz 182.
7. Nine (2019)
Platz sieben geht an das Album Nine – den zweiten Longplayer mit Matt Skiba. Für die Produktion zeichnete hier John Feldman (unter anderem Chef von Goldfinger) verantwortlich, auch etliche Co-Producer mischten mit. Mit Songs wie The First Time, Blame In On My Youth und On Some Emo Shit ist das Album durchaus solide, belegt aber wahrscheinlich nur in wenigen blink-182-Fanlisten die vorderen Plätze.
8. Neighbourhoods (2011)
Neighbourhoods war leider nicht die Reunion, die sich Fans nach dem indefinite hiatus nach dem unbetitelten Album erwartet hatten. Zwar fanden Tom DeLonge, Mark Hoppus und Travis Barker wieder als Band zusammen — aufgenommen wurde aber getrennt voneinander. Irgendwie merkt man Neighbourhoods einfach in jeder Sekunde an, dass zwischenmenschlich wie auch musikalisch einfach das fehlte, was blink-182 ausmacht. Immerhin: Die Reunion, die wir uns damals erhofften, bekommen wir wohl mit dem kommenden Album endlich serviert!
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Popkultur
Zeitsprung: Am 27.9.2013 erscheint der Metallica-Film „Through The Never“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.9.2013.
von Christof Leim
Fette Konzertaufnahmen, eine ebenso surreale wie brutale Rahmenhandlung, und beides auf mysteriöse Weise verbunden: Was Metallica in ihrem 3D-Film Through The Never veranstalten, fällt aus dem Rahmen. Am 27. September 2013 erschien der Streifen.
Hört hier in den Soundtrack zu Through The Never rein:
Klickt auf „Listen“ für das ganze Album.
Musikfilm? Fantasythriller? So genau kann man es gar nicht sagen. Metallica: Through the Never, wie der Film mit vollem Titel heißt, kann beides – und verzahnt die Welten. Im Mittelpunkt steht eine Show der Metal-Giganten, bei der in Sachen Produktion alle Register gezogen werden: Licht, Pyros, Krawall, die Bühne steht in der Mitte der Halle, darauf tauchen immer wieder überdimensional Elemente aus den Metallica-Artworks auf, etwa die Statue von …And Justice For All, das Klo von Metal Up Your Ass oder die Kreuze von Master Of Puppets. Es gibt viel zu gucken, die Band ist gut drauf, die Setlist kann sich hören lassen – und dank der 3D-Technik kommt der Zuschauer richtig nah ran, als wäre er an den beiden Abenden 2012 in Vancouver und Edmonton dabei gewesen.
Dem gegenüber steht eine Rahmenhandlung wie eine Mischung aus Mad Max und urbanem Endzeit-Thriller, gleichermaßen surreal wie actionreich inszeniert und packend gefilmt. Dabei sehen wir den Roadie Trip, der für die Band etwas besorgen soll und sich in einer Stadt voller Aufstände, Explosionen und mörderischen Reitern wiederfindet. Auch hier scheppert es gewaltig.
Mehr Trailer gibt es hier und hier.
Musik und Geschichte laufen im Wechsel, überlappen sich gelegentlich, und scheinen nur auf den ersten Blick unverbunden. Mal mehr, mal weniger deutlich nimmt die Handlung Bezug auf die Texte, die Hetfield gerade singt. Umgekehrt wirkt sich das Geschehen draußen subtil auf die Show aus. So versagt Hetfields Mikro kurz, als Trip auf seinem, äh, Trip zu scheitern droht. Hier hat sich also jemand etwas gedacht…
Nur wird nicht ganz klar, was das denn sein soll: Erklärt wird nichts, weder die sondersame Synchronizität noch die Apokalypse auf den Straßen. Das Abenteuer des Roadies endet damit, dass er es durch Feuer und Flammen schafft, eine Ledertasche zurück in die Konzerthalle zu bringen. Die steht dann neben den vier Musikern, als sie zum Abschluss in der leeren Halle das epische Instrumental Orion spielen. Was drin ist, bleibt offen, und auch die Bandmitglieder halten sich später bedeckt. Filmfreak Lars Ulrich wird zitiert mit „Es ist schön, einen Cliffhanger zu haben“. Trivia-Freaks weisen darauf hin, dass es sich bei Orion um eines der schönsten Vermächtnisse des verstorbenen Bassisten Cliff Burton handelt und der Streifen an seinem Todestag in die Kinos kommt. Enthält die Tasche also quasi „den Geist von Cliff“? Das zumindest reimen sich einige der fantasievolleren Anhänger im Netz zusammen. Womöglich gibt es hier aber viel weniger Hintergrundgeschichte, denn vor allem sprechen Fans nach dem Film weltweit darüber, was denn nun verdammt nochmal in dem blöden Ding drinsteckt. Das bleibt im Gedächtnis, und damit ist ja auch ein Ziel erreicht.
Taugt das alles denn? Gute Frage. Die Konzertszenen können einiges, sprechen aber eigentlich nur Metallica-Fans an. Die unerklärte Rahmenhandlung hingegen wirkt trotz ihres hohen Unterhaltungswertes latent unbefriedigend. Die Kritiken für Through The Never fallen größtenteils gut aus, und auch der Soundtrack – de facto ein neues Livealbum, ausnahmsweise ohne (!) Seek & Destroy – wird gelobt. Rein geschäftlich wird das Unterfangen aber zum Flop. Die Band, die die Produktion selbst verantwortet, verliert etliche Millionen Dollar. Sie werden es verschmerzen können. Lars Ulrich sagt in einem Interview, der Film sei „nicht wie irgendein anderer“, und damit hat er Recht. Gefragt nach der Motivation, dieses Projekt anzugehen, erklärt Hetfield einfach „Warum nicht?“ – und fasst so Attitüde von Metallica gegenüber neuen Herausforderungen prägnant zusammen. Sagen wir es so: Through The Never ist sehenswert. Aber vielleicht nur einmal.
Auf ihren Kanälen haben Metallica etliche Trailer, Ausschnitte und Making-ofs veröffentlicht und in dieser sehenswerten Playlist zusammengefasst:
Zeitsprung: Am 6.6.2004 spielen Metallica das einzige Mal ohne Lars.
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Zeitsprung: Am 21.4.1959 kommt Robert Smith von The Cure zur Welt.
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Herzschmerz, Todesfälle und der Wunsch nach Frieden: 20 Rockballaden für die Ewigkeit
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