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Popkultur

Rockiger Rutsch: 8 Rock’n’Roll-Geschichten zum Jahreswechsel

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Silvester
Foto: Getty Images

Krachen lassen! Das macht die Rock’n’Roll-Blase ja quasi beruflich, also zum Jahreswechsel erst recht. Hier gibt es deshalb Musikgeschichten zu Silvester und Neujahr – über die erste Show der besten Band, eine fürchterlich falsche Absage, einen legendären Club und eine brennende Frisur.

von Christof Leim

Hör dir hier unsere Silvesterplaylist an und lies weiter:

1. AC/DC debütieren in Sydney

Am Silvesterabend 1973 nimmt sie ihren Anfang, die Karriere der besten Rock’n’Roll-Band aller Zeiten (und nein, darüber wird nicht diskutiert): AC/DC spielen ihr erstes Konzert im ausverkauften Club Chequers in Sydney. Bildmaterial von diesem Abend lässt sich nicht ohne Weiteres finden, aber das ist vielleicht besser so, denn damals regierten sogar bei der Band um die Brüder Angus und Malcolm Young noch Plateaustiefel und Glitzerklamotten. Die Siebziger, Baby! Zum Programm gehören Klassiker von Chuck Berry, den Rolling Stones, den Beatles und Little Richard, aber auch eigene Stücke wie Rock’n’Roll Singer und Can I Sit Next To You Girl. 40 Jahre später erinnert sich der damalige Sänger Dave Evans: „Wir haben nach allen Regeln der Kunst abgeräumt. Es war ja eh jeder besoffen.“ Bis zur musikalischen Weltherrschaft sollte es aber noch ein Weilchen dauern. Im September 1974 heuern AC/DC erstmal einen neuen Frontmann namens Bon Scott an, ein halbes Jahr später erscheint das australische Debütalbum High Voltage

Zeitsprung: Am 31.12.1973 spielen AC/DC in Sydney ihr erstes Konzert.

2. Kiss und die brennende Frisur

Weniger gut läuft es am gleichen Abend am anderen Ende der Welt für Kiss-Schlabberzunge Gene Simmons: Bei einem Gig der frisch gegründeten Band in New York spuckt der Bassist Feuer – und setzt seine Frisur in Brand, was dann doch ein bisschen spektakulärer aussieht als gewünscht. Zum Glück eilt schnell ein Roadie mit einem nassen Handtuch herbei. Simmons lässt sich davon nicht abschrecken: Über die Jahre passiert das noch ein halbes Dutzend Mal, was während der Haarspray-getränkten Achtziger womöglich reale Explosionsgefahren birgt. Bis heute gehört der Feuertrick (und allerlei anderes Geballer) zum festen Repertoire bei Kiss.

Gene Simmons von Kiss

Wenn er nicht brennt, spuckt er Blut: Gene Simmons 1976 (Foto: Chris Walter/Getty Images)

3. Steckengeblieben, kopfüber

Ein Missgeschick ereilt auch Mötley Crüe bei ihrer (angeblichen) Abschiedstour: Für die schleppt das Chaotenquartett sogar eine Achterbahn (!) herum, auf der Tommy Lee mit seinem Schlagzeug (!) über den Köpfen des Publikums herumfährt. Das sorgt monatelang für heruntergeklappte Kinnladen, doch ausgerechnet bei der allerletzten Show an Silvester 2015 in Los Angeles bleibt das Ding stecken – kopfüber. Tommy flucht zwar wie ein Kesselflicker, bleibt aber cool und feuert die Menge an. Blöd, dass genau dieser Gig für eine DVD aufgezeichnet wird…

4. Schlimmer Unfall bei Def Leppard

Richtig schlimm trifft es Def-Leppard-Drummer Rick Allen an Silvester 1984: Damals geht die Karriere des 21-Jährigen dank des Hitalbums Pyromania gerade richtig ab, doch am Nachmittag des 31. Dezember 1984 kommt er bei Sheffield mit seiner Corvette C4 von der Straße ab, knallt gegen eine Wand und wird aus dem Fahrzeug geschleudert. Wegen eines nicht richtig angelegten Gurtes verliert Allen dabei seinen linken Arm. Der kann wieder angenäht werden, eine Entzündung zwingt die Ärzte allerdings zu einer erneuten Amputation. Fürchterlich. Doch der Mann beißt sich durch: Er lässt sich ein elektronisches Drumkit bauen, das ihm erlaubt, alles mit dem Fuß zu spielen, was sonst der linke Arm macht, und er trainiert sehr hart. Drei Jahre später erscheint Hysteria – mit Rick Allen am Schlagzeug. Das Album verkauft sich über 20 Millionen Mal und macht Def Leppard für eine Weile zu einer der größten Bands der Welt.

Rick Allen von Def Leppard

Lässt sich nicht stoppen: Rick Allen 1987 an seinem Spezial-Schlagzeug (Foto: Dave Hogan/Hulton Archive/Getty Images)

5. Ende für den Star-Club

Solche Karrieren nahmen in den Sechzigern manchmal ihren Anfang in Hamburg, genauer: im Star-Club. Hier spielen die Beatles bei mehreren Besuchen zwischen 1960 und 1962 wochenlang bis zu sechs Stunden am Abend und werden so zu einer richtigen Band. Ihr finales Engagement endet am 31. Dezember 1962, drei Monate später erscheint Please Please Me. Der Rest ist Geschichte. Auch andere große Rock’n’Roller gastieren im Star-Club, etwa Bill Haley, Chuck Berry und Jimi Hendrix. Doch an Silvester 1969 müssen die letzten drei Pächter, darunter Achim Reichel von The Rattles, den Laden dichtmachen. Ein Sextheater zieht in die Räume ein, das brennt 1983 ab, 1987 wird der ehemalige Star-Club dann endgültig abgerissen.

Zeitsprung: Am 31.12.1969 schließt der Star-Club in Hamburg

6. Düdeldüdü…

Der ultimative Silvester-Song heißt selbstverständlich The Final Countdown. Das Lied kennt jeder. Auch deine Mama und dein kleiner Bruder. Das Ding ist ein Hit, wie er im Buche steht. Dabei hat Joey Tempest, der Sänger und Hauptsongwriter von Europe, Anfang der Achtziger nur mit einem billigen Keyboard rumgeklimpert und sich diese eine Melodie mal für später gemerkt. Glück für die schwedischen Hardrocker: Die Single erreicht 1986 in 25 Ländern, darunter auch Deutschland, den ersten Platz der Charts. Die Band löst sich Anfang der Neunziger mal für eine Weile auf, an Silvester 1999 kommen die Burschen zum Wechsel ins nächste Jahrtausend noch einmal zusammen. Sie spielen in Stockholm vor mehr als einer halben Million Menschen zwei Songs: Rock The Night und natürlich The Final Countdown. Dabei spielen zum ersten und einzigen Mal beide Gitarristen der Bandgeschichte, John Norum und Kee Marcello, auf einer Bühne. Die Gage soll sehr, sehr üppig gewesen sein. Dafür kann man auch mal minus 15 Grad aushalten.

Zeitsprung: Am 31.12.1999 verabschieden Europe das Millennium mit “The Final Countdown”

7. Partnertausch

Neues Jahr, neues Glück: Mit viel Freude startet Countrystar Shania Twain in das Jahr 2011. Sie heiratet am 1. Januar – und zwar den Ex-Mann ihr besten Freundin, die ein Verhältnis mit ihrem (dann Ex-)Mann angefangen hatte. Den wiederum kennt man als Hitproduzent etwa für Back In Black von AC/DC und Hysteria von Def Leppard: Robert John „Mutt“ Lange. Rock’n’Roll ist auch irgendwie ein Dorf.

8. Großer Fehler

Und noch mehr Beatles: Die sind an Neujahr 1962 Teil einer der größten Fehlentscheidungen in der Geschichte des Musikgeschäfts. Damals zeigen Decca Records aus London Interesse, also fahren die „Fab Four“ von Liverpool los und brauchen wegen eines Schneesturms zehn Stunden. Am Neujahrsmorgen spielen sie vor – und werden abgelehnt, der Sage nach mit der Begründung: „Gitarrenbands sind auf dem absteigenden Ast.“ Doch die Beatles unterschreiben schon drei Monate später einen anderen Vertrag bei Parlaphone, und der Verantwortliche von Decca verpflichtet auf Empfehlung von George Harrison eine kleine, noch unbekannte Band namens The Rolling Stones…

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Zeitsprung: Am 1.1.1962 werden die Beatles legendär abgelehnt.

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