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Popkultur

Doppelt hält besser: Die 10 besten Doppelalben aller Zeiten

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Pink Floyd
Foto: Brian Rasic/Getty Images

Es gibt Alben, es gibt Singles, es gibt EPs… und es gibt Doppelalben. Hier kommt unsere Top Ten der ultimativen rockmusikalischen Langstrecken.

von Björn Springorum

Doppelalben sind ein Produkt der späten Sechziger und Siebziger. Mit den Aufnahmebudgets werden auch die Egos größer, plötzlich meint jeder mit einer Single auf dem Markt, als nächstes das große Doppelalbum-Epos der Rockmusik schreiben zu müssen. Das geht oftmals schief; diese zehn Meisterwerke zeigen aber, dass man mit einem Doppelalbum etwas absolut Großartiges erschaffen kann. Wenn man etwas von seinem Handwerk versteht…

1. Prince – Sign O’ The Times (1987)

Prince’ erste ohne The Revolution ist gleich mal eine epische Induktion in sein flamboyantes Leben als Solokünstler: Eine knapp 80-minütige Tour de force durch Funk und Rock, beherrscht von elegantem Swagger und einem ziemlich heftigen lyrischen Blumenstrauß zwischen Krieg, Depression und Geschlechterrollen. Michaelangelo Matos vom Rolling Stone nannte Sign O’ The Times „das vollständigste Beispiel für die Bandbreite von Prince’ künstlerischem Schaffen und das wohl beste Album der 1980er Jahre“.

2. The Smashing Pumpkins – Mellon Collie And The Infinite Sadness (1995)

Obwohl Doppelalbum ja eher so ein Spleen der megalomanischen Siebziger waren, kommen auch die Neunziger nicht ohne ein gerüttelt Maß an überlebensgroßer Ambition und überlangen Konzeptwerken aus. Das vielleicht schönste: Mellon Collie And The Infinite Sadness von den Smashing Pumpkins. Es knallt mit seinem sensiblen, feingeistigen Alternative Rock wie ein Raumschiff zwischen Grunge und Crossover, hat mit Tonight, Tonight einen der schönsten Songs der Neunziger in petto und kommt auf fast 130 Minuten. Billy Corgans Vorbild: das White Album, klar.

3. The Clash – London Calling (1979)

Erst die Schreibblockade von Joe Strummer und Mick Jones, dann die Explosion in eine neue Ära: Auf London Calling verbrüdern The Clash Punk und New Wave wie selbstverständlich mit Ska, Reggae, Hard Rock und entfesseln ein 65-minütiges Manifest, das das London der späten Siebziger seismisch fassbar erschüttert. Das schafft heute nur Taylor Swift.

4. The Who – Quadrophenia (1973)

Wir werden ewig darüber streiten, ob denn nun Tommy oder Quadrophenia die bessere Rockoper von The Who ist. Fakt ist: Beide sind genial, beide sind unvergessen. Im direkten Vergleich muss (vor allem mit mittlerweile 50 Jahren Abstand) aber Quadrophenia das Rennen machen. Vielleicht fehlen die ganz großen Hits wie Pinball Wizard; dafür ist das einzige ausschließlich von Pete Townshend komponierte Who-Album über den jungen Mod Jimmy ein meisterhaftes, intensives, persönliches Rock-Glanzstück. Und mit über 80 Minuten nicht eine Sekunde zu lang!

5. Bruce Springsteen – The River (1980)

Mit dem Doppelschlag The River zeigt Bruce Springsteen 1980, wie groß, wie gut und wie unschlagbar er wirklich ist: Ganze sieben Singles bringt er auf dem 83-minütigen Meisterwerk unter, darunter zeitlose Klassiker wie Hungry Heart oder das schmerzhaft schöne The River. „Ich reichte es mit nur einer Platte ein und nahm es zurück, weil es mir nicht groß genug war“, so sagte der Boss mal.

6. Elton John – Goodbye Yellow Brick Road (1973)

1973 ist Elton John endlich der Superstar, der er immer sein wollte. Er ist so populär, dass er auch mit rückwärts abgespielten Aufnahmen einer kotzenden Katze an die Spitze der Charts gesprungen wäre. Stattdessen veröffentlicht er mit Goodbye Yellow Brick Road sein vielleicht bestes Werk. Eine emotional aufwühlende, chamäleongleich die Farbe ändernde Reise über 80 fantastische Minuten – mit einem Auftakt-Vierer aus Funeral For A Friend / Love Lies Bleeding, Candle In The Wind, Bennie And The Jets und dem kostbaren Titeltrack.

7. Pink Floyd – The Wall (1979)

Roger Waters’ Saga über seinen eigenen Aufstieg und Fall mag damals als vollkommen überzogen, überladen und egomanisch wahrgenommen worden sein. Heute beeindruckt und bedrückt die düstere Mär vom egozerfressenen, desillusionierten, versehrten Rockstar, der jedwede Bodenhaftung verloren hat. Songs wie Hey You sorgen auf ewig für einen dicken Kloß im Hals.

8. Jimi Hendrix – Electric Ladyland (1968)

Was für ein Klangbad! Die Dritte von Jimi Hendrix ist ein Taumel an Sounds und wabernden Flächen, von seinem genialen Verstand aus dem Äther gepflückt und in die Welt geboren von seiner Gitarre. Obwohl man mit Superlativen immer vorsichtig sein muss, ist Electric Ladyland die vielleicht visionärste Rockplatte der Geschichte, voller wirrer Einfälle und Verweisen auf Jazz, Soul, Blues und Folk. Ein lysergischer Fiebertraum, gefiltert durch ein Kaleidoskop.

9. The Beatles – The Beatles (1968)

The Beatles ist ein Album, das so klingt wie der Scherbenhaufen, zu dem die Band zwischenzeitlich geworden ist. Fragmente, Spiegelungen, Verzerrungen, Bruchstücke. Teilweise verweisen sie auf das, was einst war, teilweise deuten sie in eine vage Zukunft, die eventuell niemals eintreten wird. Jedes Hören ist anders, egal wie oft man sich den oftmals anstrengenden Songs stellt, belohnen sie mit einer neuen Spiegelscherbe.

10. The Rolling Stones – Exile On Main St. (1972)

Die Stones waren nie besser als auf Exile On Main St. Wahrscheinlich ist auch kein Doppelalbum dieser Welt besser. Es kostet die Band fünf Jahre, führt sie im französischen Exil zu höchsten Höhen und durch tiefste Tiefen. Drogen und die Abstinenz davon, die aufgeblasenen Egos, die Hahnenkämpfe der Vergangenheit und ein destruktiver Lebensstil finden Eingang in ein gewaltiges, ein überwältigendes, ein sumpfiges Album voller fiebriger Unruhe.

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