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Popkultur

Beatles, Rolling Stones, Led Zeppelin: Die Namen der größten Rockbands und ihre Herkunft

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Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Große Bands brauchen große Namen. Deshalb haben wir uns die Namensgeschichten von zehn der größten Rockbands des Planeten angeschaut.

von Timon Menge

The Beatles

Im März 1957 fällt der Startschuss für die Band, die das 20. Jahrhundert verändern wird, wie keine andere: Im Alter von 16 Jahren gründet John Lennon mit einigen Freunden von der Quarry Bank High School in Liverpool die Gruppe The Blackjacks. Später benennen sich die Musiker um und orientieren sich dafür an ihrer Schule. der neue Name: The Quarrymen. Der ist allerdings bereits an eine andere lokale Truppe vergeben. Vier Monate später lernen sich Lennon und Paul McCartney kennen, McCartney steigt als Rhythmusgitarrist in die Band ein. Wenig später folgt Leadgitarrist George Harrison; Lennons Freunde steigen bis zum Januar 1959 nach und nach aus. Übrig bleiben die drei Gitarristen Lennon, McCartney und Harrison, die immer dann einen Gig spielen, wenn sie einen Schlagzeuger finden können. Für die Rolle des Bassisten holt Lennon im Januar 1960 einen seiner Kommiliton*innen aus dem Kunststudium an Bord: Stuart Sutcliffe. Der kommt auch mit dem nächsten Namensvorschlag um die Ecke: Beatals. Im Mai werden daraus die Silver Beetles, die zum Beispiel mit dem Liverpooler Musiker Johnny Gentle auf Schottland-Tour gehen. Im Juli kommt das wichtige A in den Namen und die Silver Beetles werden zu den Silver Beatles. Ab August 1960 heißt die Gruppe dann schlicht: The Beatles. Schonmal gehört, oder?

The Rolling Stones

Als Mick Jagger und sein Kumpel Dick Taylor Mitte der Fünfziger eine gemeinsame Band gründen, konzentrieren sich die beiden Musiker auf Blues und spielen die Songs von Muddy Waters, Howlin’ Wolf und Bo Diddley. Ein bisschen Rock’n’Roll von Little Richard und Chuck Berry ist auch schon dabei. Den Gitarristen Keith Richards kennt Jagger zu diesem Zeitpunkt bereits lange und nach einem legendären Wiedersehen an der Dartford Railway Station steigt auch Richards in die Band ein. 1961 stoßen zudem Alan Etherington und Bob Beckwith hinzu, nun heißt die Gruppe The Blues Boys. Am 7. April 1962 sehen die Musiker eine Show von Alexis Korner und seiner Band Blues Incorporated, zu der auch Gitarrist Brian Jones, Keyboarder Ian Stewart und Schlagzeuger Charlie Watts gehören. Es kommt zu einer gemeinsamen Jam-Session, später finden die Musiker zusammen und möchten Chicago Blues spielen. Das Line-up im Juni 1962: Jagger, Richards, Jones, Stewart, Taylor und Schlagzeuger Tony Chapman. Der Name entsteht laut Richards während eines Telefoninterviews von Jones mit den Jazz News. Im Gespräch wird der Gitarrist nämlich gefragt, wie seine Gruppe denn heiße. Und da fällt ihm auf dem Boden ein Muddy-Waters-Album mit dem Song Rollin’ Stone auf.

Pink Floyd

Die Geschichte von Pink Floyd beginnt am London Polytechnic (heute: University Of Westminster), wo Sänger Roger Waters und Schlagzeuger Nick Mason zusammen Architektur studieren. Ihre ersten musikalischen Gehversuche bestreiten sie mit zwei Herren namens Keith Noble und Clive Metcalfe sowie mit Nobles Schwester Sheilagh. Wenig später steigt Richard Wright ein, den Waters und Mason ebenfalls aus dem Studium kennen. Der Name des neu entstandenen Sextetts: Sigma 6. (Wright spielt damals übrigens noch nicht Keyboard, sondern Rhythmusgitarre.) Danach folgen einige Umbesetzungen und auch Umbenennungen. The Meggadeaths, The Abdabs, The Screaming Abdcabs, Leonard’s Lodgers And The Spectrum Five, The Tea Set — die Gruppe kommt auf die verrücktesten Ideen. 1965 steigt Sänger Syd Barrett ein und die offizielle Geschichte von Pink Floyd beginnt. Zunächst verpassen sich die Musiker den Namen The Pink Floyd Sound. Barrett stellt nämlich fest, dass es bei einem der Gigs der Gruppe eine weitere Band namens The Tea Set gibt. Auf die neue Namenskombination kommt er wegen der beiden Bluesmusiker Pink Anderson und Floyd Council. Im Dezember 1966 lernt die Band Peter Jenner kennen, ihren zukünftigen Manager. Der schlägt vor, den Namen etwas weniger sperrig zu gestalten: The Pink Floyd. 1968 bleibt davon schließlich der Name, den wir alle kennen: Pink Floyd.

Queen

Man kann es sich kaum vorstellen, aber in ihren frühen Anfangstagen hatten Queen einen anderen Frontmann. Zu jener Zeit heißt die Band Smile und Freddie Mercury ist noch kein Thema. Ins Leben gerufen wurde die Gruppe nämlich von Gitarrist Brian May, Sänger Tim Staffell und Keyboarder Chris Smith. Als Reaktion auf eine Zeitungsanzeige tritt auch Schlagzeuger Roger Taylor bei, Smith wiederum steigt 1969 aus. Sänger Staffell besucht das Ealing Art College, wo er einen Herren namens Farrokh Bulsara kennenlernt, der sich allerdings schon früh in „Freddie“ umbenannt hat. Bulsara wird zum Smile-Fan und fragt May schließlich, ob er nicht der Sänger der Band werden kann. Als Staffell im Jahr 1970 aussteigt, bekommt Freddie seine Chance. Den Namen Queen schlägt er selbst vor. Die Begeisterung der anderen Bandmitglieder hält sich zunächst in Grenzen, doch wir wissen alle, wie die Geschichte endet: mit einem der größten Namen der Rockgeschichte.

Led Zeppelin

Als Jimmy Page, Robert Plant, John Bonham und John Paul Jones am 12. August 1968 zum ersten Mal zusammen spielen, heißen sie noch The New Yardbirds, angelehnt an Pages Hauptgruppe The Yardbirds. Die Musiker merken allerdings schnell, dass die Chemie auch längerfristig stimmt und dass ein neuer Name hermuss. Außerdem macht der ehemalige Yardbirds-Bassist Chris Dreja juristischen Druck. Die Inspiration für Led Zeppelin liefern anscheinend The-Who-Trommler Keith Moon und -Bassist John Entwistle. Die beiden prophezeien nämlich schon früh eine Supergroup von Page und Gitarrist Jeff Beck, die abstürzen werde wie ein „Ballon aus Blei“, also ein „lead balloon“. Das findet Page offenbar cool, denn er ändert „lead“ in „led“ und der „balloon“ wird zum „zeppelin“. Laut Biograf Keith Shadwick sieht Jimmy Page in dem Namen die „perfekte Kombination aus Schwere und Leichtigkeit, aus Entflammbarkeit und Anmut“. Ausführlicher könnt ihr die Geschichte hier nachlesen.

AC/DC

Bei AC/DC läuft die Namensfindung etwas geradliniger ab. Gegründet wird die Gruppe im November 1973 von den beiden Gitarristen Malcolm und Angus Young sowie Bassist Larry Van Kriedt, Sänger Dave Evans und Schlagzeuger Colin Burgess. Auf den Bandnamen kommen die Young-Brüder durch ihre Schwester Margaret, die die Abkürzung „AC/DC“ auf einer Nähmaschine sieht. Die Physiker unter uns wissen: „AC“ steht für Wechselstrom, „DC“ für Gleichstrom. Den Brüdern gefällt die Energie, die das Doppelkürzel ausstrahlt und nennen sich fortan AC/DC. (In Australien kennt man die Gruppe übrigens auch unter dem Namen „Acca Dacca“.)

Metallica

Die Namensgebung von Metallica basiert im Grunde auf einem Diebstahl. Doch beginnen wir vorne: Ende 1981 sucht der dänische Schlagzeuger Lars Ulrich in Los Angeles per Zeitungsanzeige in The Recycler nach Metalmusikern, um mit ihnen zu jammen. „Tygers Of Pan Tang, Diamond Head and Iron Maiden“, schreibt er dahinter. Die Gitarristen James Hetfield und Hugh Tanner von der Band Leather Charm reagieren auf das Gesuch. Ulrich hat Brian Slagel von Metal Blade Records indes einen Slot auf einem Sampler namens Metal Massacre abgeschwatzt und meldet sich für die Umsetzung bei Hetfield. Am 28. Oktober 1981 lernen sich die beiden kennen, kurze Zeit später geht die Gründung von Metallica über die Bühne. Den Namen „entleiht“ Urlich seinem Freund Ron Quintana, der gerade mitten in der Gründung eines Metal-Fanzines steckt und noch einen Namen dafür sucht. Zur Auswahl stehen MetalMania und Metallica. Vorschlag Nummer zwei gefällt Ulrich so sehr, dass er seinem Kumpel MetalMania empfiehlt.

U2

Wenn man an die irische Rockband U2 denkt, denkt man vor allem an Bono. Gegründet wird die Gruppe aber eigentlich von Larry Mullen Jr., der im Alter von 14 Jahren per Aushang am schwarzen Brett seiner Schule nach Mitmusiker*innen sucht. Sechs Leute antworten und finden sich am 27. September 1976 in Mullens Küche ein, um ein wenig zu jammen. Dabei sind nicht nur Paul Hewson alias Bono, sondern auch David Evans alias The Edge sowie Dik Evans und Adam Clayton. „Für etwa zehn Minuten war es die Larry Mullen Band“, erinnert sich Mullen an die Session. „Doch dann kam Bono und ich habe jegliche Chance auf die Führung verloren.“ Die Musiker einigen sich zunächst auf den Namen Feedback und spielen Coversongs, vor allem Punk. Im April 1977 gibt die Band ihr erstes Konzert und benennt sich kurz danach in The Hype um. Später möchten sich die Iren noch einmal umbenennen und Punkrocker Steve Averill schlägt der Gruppe sechs unterschiedliche Namen vor. Die Wahl fällt auf U2, weil das Kürzel so uneindeutig ist und viel Raum für Interpretation lässt.

Guns N Roses

Dieser Bandname ist wohl am einfachsten erklärt: 1984 leben Izzy Stradlin von der Band Hollywood Rose und Tracii Guns von der Band L.A. Guns zusammen. Als L.A. Guns einen neuen Sänger brauchen, bringt Stradlin seinen Hollywood-Rose-Kollegen Axl Rose ins Spiel. Im März 1985 entstehen daraus Guns N’ Roses. Eigentlich sollte das der Name des Labels für die Band werden, doch die alternativen Bandnamen Heads Of Amazon und AIDS klingen einfach nicht so cool. Ihre erste Show spielen Sänger Axl Rose, Rhythmusgitarrist Izzy Stradlin, Leadgitarrist Tracii Guns, Schlagzeuger Rob Gardner und Bassist Ole Beich am 26. März 1985 unter dem Banner „L.A. Guns und Hollywood Rose präsentieren Guns N’ Roses“. Kurz danach wird Beich gefeuert, an seine Stelle tritt Duff McKagan. Rose und Guns streiten sich, worauf Guns aussteigt und durch Slash ersetzt wird. Schließlich verlässt mit Gardner auch das letzte Mitglied von L.A. Guns die Band. Die Trommelstöcke übernimmt Steven Adler. Fertig ist das „klassische Line-up“.

Nirvana

Auch die Geschichte von Nirvana beginnt bereits auf der Schule. Dort, an der Aberdeen High School in Washington, lernen sich nämlich Frontmann Kurt Cobain und Bassist Krist Novoselic kennen. Die beiden besuchen die Proben der Melvins und werden Freunde. Den ersten Schritt in Richtung gemeinsamer Band unternimmt Kurt Cobain und als Novoselic nicht darauf antwortet, steckt ihm Cobain ein Tape seiner Gruppe Fecal Matter zu. Jahre später hört sich Novoselic das Demo an und möchte eine Band mit Cobain gründen. Daraus entstehen zunächst The Sellouts, eine — haltet euch fest — Creedence-Clearwater-Revival-Coverband. Das Schlagzeug übernimmt Bob McFadden, doch das Projekt scheitert. Später tun sich Cobain und Novoselic mit Trommler Aaron Burckhard zusammen, spielen die Songs von Fecal Matter und schreiben eigenes Material. Die Bandnamen wechseln zu Beginn noch von Skid Row über Pen Chap Chew bis zu Ted Ed Fred. Bei Nirvana bleibt die Gruppe laut Cobain deshalb hängen: „Ich wollte einen Namen, der schön und nett ist; nicht so einen fiesen, vulgären Punk-Namen wie The Angry Samoans.“

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Popkultur

Zeitsprung: Am 9.6.1982 trotzen Mötley Crüe einer Bombendrohung. Oder doch nicht?

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 9.6.1982.

von Christof Leim

1982 machen sich Mötley Crüe auf in den amerikanischen Norden zur Crüesing Through Canada Tour ’82. Seit dem Vorjahr steht ihr erstes Album Too Fast For Love in den Läden, jetzt soll die Musik unter die Leute. Allerdings scheint in Edmonton jemand etwa dagegen zu haben – und droht, die vier Krachmacher in die Luft zu sprengen…

Hört hier in das Mötley-Crüe-Debüt Too Fast For Love rein:

Bei der Polizei von Edmonton geht die die telefonische Drohung ein, das Leben der Musiker sei in Gefahr, wenn sie am 9. Juni 1982 auf die Bühne gehen. An diesem Tag sollen Mötley Crüe ihre dritte Show in einem Club namens Scandals spielen. Doch Bassist und Bandchef Nikki Sixx lässt sich davon nicht beeindrucken und sagt in einem Nachrichtenbeitrag der CBC News: „Uns ist das egal. Wir sind hier, um allen eine gute Show zu bieten. Wer daran keinen Spaß hat, muss sich das nicht anschauen.“

Glücklicherweise verläuft das Konzert ohne Zwischenfall, Mötley Crüe spielen sogar noch zwei weitere Gigs in der Stadt in einem anderen Laden namens Riviera Rock Room. Der Mut der Band hat sich also ausgezahlt und bringt nicht nur 1000 Punkte an „street credibility“, sondern auch Presseberichte in Kanada und zu Hause in Kalifornien.

Mötley Crüe früher. Ganz früh.

Was eine verdammt coole Band also, was? Wirklich? Natürlich nicht. Wie sich später herausstellt, wurde die Bombendrohung vom Management der Truppe lanciert, um Aufmerksamkeit zu generieren. Eine PR-Aktion, nichts weiter, und sie funktioniert hervorragend. Die Show ist eben alles. Dem Tod kommt Nikki Sixx erst fünf Jahre später so richtig nahe, aber das ist eine andere Geschichte (die hier steht).

Immer Chaos

Über zu wenig Action während ihrer Kanadareise können sich Mötley Crüe allerdings nicht beschweren. Das ging schon los am Flughafen von Edmonton, wie Sänger Vince Neil in seiner Autobiografie Tattoos & Tequila schreibt: Bei der Einreise werden die Musiker nämlich erstmal verhaftet. Warum sie in ihrem Bühnenoutfit – Leder, Schminke, High Heels, Haare bis zur Decke – durch die Zollkontrolle laufen, kann drei Dekaden später wohl niemand mehr so richtig erklären. Die kanadischen Behörden stellen sich solche Fragen gar nicht erst und konfiszieren kurzerhand sämtliche Nietengürtel und Lederarmbänder, und Vince darf nicht mal seine Reiselektüre behalten (Playboy, Hustler, wegen der Interviews). Ansonsten gibt es Kloppereien mit Hockeyspielern, die ja in Kanada an jeder Ecke rumstehen, wie man weiß, aber dummerweise besser ausgerüstet sind. Außerdem fliegen ganz klassisch Fernseher aus Hotelfenstern. Man hat ja einen Ruf zu verlieren beziehungsweise aufzubauen. Wir würden uns nicht wundern, wenn das alles ebenso PR-Aktionen gewesen wären. Ein Einschätzung, die Vince Neil übrigens teilt. Immerhin hat sich diesmal niemand selbst angezündet oder als Doppelgänger von Nikki Sixx ausgegeben. Aber so läuft das wohl im Showgeschäft, was?

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Zeitsprung: Am 17.2.1988 zündet sich ein Mötley-Crüe-Fan selber an. Aua!

 

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Popkultur

„Come On“: Die erste Single der Rolling Stones wird 60 Jahre alt!

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Rolling Stones
Foto: Mark and Colleen Hayward/Redferns/Getty Images

Schon mit ihrem ersten veröffentlichten Song Come On landeten die Rolling Stones einen Hit. Auch wenn er aus der Feder einer anderen Rocklegende stammt: Chuck Berry. Später konnten Mick Jagger und Co. die Nummer noch nicht einmal mehr leiden. Am 7. Juni 1963 erschien die Single in Großbritannien.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Come On von den Rolling Stones anhören:

Schon als sich Mick Jagger und Keith Richards Ende 1961 auf der Zugfahrt von Dartford nach London kennenlernen, kann man erahnen, welche Musik die beiden einmal spielen werden. So trägt Jagger ein paar Blues-Platten von Muddy Waters und Chuck Berry mit sich herum. Richards überlegt, ob er den schlaksigen jungen Mann überfallen und die Platten klauen soll — entscheidet sich dann aber doch für ein Gespräch über die Musik. Wenig später gründen die beiden eine gemeinsame Band. Sie soll sich zu einer der größten in der Rockgeschichte entwickeln: The Rolling Stones — ein Name, der von Muddy Waters inspiriert ist. Der erste Song, den die Gruppe aufnimmt: Come On von Chuck Berry.

Come On: Die erste Single der Rolling Stones

Das Original nimmt Berry im Jahr 1961 in den Chicagoer Chess Studios auf. Gerade einmal 1:53 Minuten dauert der Song. Doch die kurze Zeit reicht der Gitarrenlegende, um einen gekonnten Rumba hinzulegen und einen weiteren Beitrag zur Konstruktion des Rock’n’Roll zu leisten. Inhaltlich geht es in dem Stück Blues-typisch um einen Kerl, bei dem wirklich alles schiefläuft: Seine Freundin hat ihn verlassen, der Wagen springt nicht an und arbeitslos ist er auch noch. Es sind Themen, mit denen sich offenbar auch die jungen Rolling Stones identifizieren können. Im Mai 1963 fahren sie mit einem Bus in ein Aufnahmestudio der Plattenfirma Decca und covern Come On.

„Der Song war seicht, aber auch sehr poppig“, erinnert sich Gitarrist Richards in According To The Rolling Stones. „Wir nahmen Come On zusammen mit mehreren Bo-Diddley-Songs auf. Die Nummer wurde wahrscheinlich ausgesucht, weil sie chartorientierter war.“ Vermutlich hätten einige Mitarbeiter von Decca Records die Entscheidung getroffen. „Uns war das egal“, ergänzt Richards. „Wir wollten einfach eine Single veröffentlichen.“ Tatsächlich gelingt mit Come On ein größerer Erfolg als erwartet. Nach dem Release am 7. Juni 1963 steigt der Song auf Platz 21 der britischen Single-Charts ein — und ebnet den Weg für ein jahrzehntelanges Rockmärchen.

Ein unliebsamer Startschuss für eine große Erfolgsgeschichte

Live findet der Song nach der Veröffentlichung kaum statt. Das liegt daran, dass Come On nicht gerade zu den Lieblingsstücken der Stones gehört. Gitarrist Ronnie Wood findet die Nummer zwar super, wie er in einem Interview verrät: „Meiner Meinung nach ein brillanter Song. Ich mag auch das Original von Chuck Berry.“ Mick Jagger) äußert laut Bill Wymans Rolling Stones Story allerdings: „Ich glaube nicht, dass Come On sehr gut war — es war scheiße. Weiß Gott, wie der Song in die Charts kam; es war ein Hype. Wir mochten das Stück so wenig, dass wir es bei keinem Gig spielten.“ Genau das sorgt kurze Zeit später noch für Ärger.

Come On im NME

Was das britische Magazin NME über Come On und die B-Seite I Want To Be Loved von Willie Dixon zu sagen hatte

Als Stones-Manager Andrew Oldham mitbekommt, dass seine Schützlinge Come On auf der Bühne boykottieren, flippt er aus. „Er drehte durch, weil wir Come On nicht spielten“, erinnert sich Bassist Bill Wyman. „Er befahl uns, den Song bei jeder Show zu bringen.“ Das machen die Stones dann auch — allerdings nicht lange. Von der fertigen Single erhalten die Musiker damals übrigens nur vier Stück; weitere Exemplare müssen sie aus eigener Tasche bezahlen. Unvorstellbar, dass eine der größten Rockbands des Planeten einmal so stiefmütterlich behandelt wurde. Heute sind die Stones schon lange Legenden. Angefangen hat der Erfolg mit ihrer ersten Single Come On am 7. Juni 1963.

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Popkultur

Zum Pride Month: Die queeren Wurzeln des Rock

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Sister Rosetta Tharpe
Foto: Tony Evans/Getty Images

Rock ohne die LGBTQ+-Community? Undenkbar. Ob die frühen Anfänge im Blues, die Erfindung des Rock’n’Roll, Glam Rock oder Heavy Metal: Die Geschichte der Rockmusik erstrahlt in bunten Regenbogenfarben. Wir haben die queeren Wurzeln des Rock für euch unter die Lupe genommen. Erster Halt: die 1910er-Jahre!

von Timon Menge

Man mag es bisweilen vergessen haben oder verdrängen, aber es gab in der Geschichte der Menschheit lange Zeiten, in denen die Mitglieder der LGBTQ+-Community ihre Identität für sich behalten mussten, weil ihnen sonst juristische Verfolgung oder gar der Tod drohte. Noch schlimmer: In Teilen der Welt ist es bis heute so, zum Beispiel in Jamaika oder Uganda. Zusätzlich herrschen vielerorts mehr oder minder unterschwellige Ressentiments gegenüber der LGBTQ+-Gemeinschaft. Dafür muss man sich nur einmal eine Kommentarspalte zu einem Artikel mit dem entsprechenden Thema anschauen. Eine der Lösungen ist, der Community zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen, ob von innen oder von außen. Ein traditionell gutes Mittel dafür ist die Kultur — im Speziellen die Musik.

Ma Rainey und Bessie Smith: Die „Bisexual Queens Of The Blues“

Zu den vielleicht ersten öffentlichen Ikonen der LGBTQ+-Community gehören die beiden bisexuellen Blues-Sängerinnen Ma Rainey und Bessie Smith. Sie lernen sich 1912 während einer Minstrel Show kennen, einer Art Wanderzirkus, der weiße US-Bürger*innen unterhält, indem auf der Bühne Schwarze Stereotype präsentiert werden. Meistens kommt dabei das sogenannte Blackfacing zum Einsatz, bei dem sich weiße Darsteller*innen ihre Gesichter dunkel anmalen und Schwarze als naive Sklaven zeigen, die ihre Besitzer*innen trotz aller Misshandlungen lieben. Es gibt allerdings auch Schaustellergruppen wie die Rabbit Foot Minstrels, zu denen Rainey und Smith gehören, und die ausschließlich aus Schwarzen Mitwirkenden bestehen.

Für Rainey und Smith ist die Wander-Show ein Karriere-Katalysator. Heute gelten beide zurecht als Blues-Legenden und werden sogar als „Bisexual Queens Of The Blues“ betitelt. Das liegt zum Beispiel daran, dass sie quasi den Soundtrack zu einem großen US-amerikanischen Umbruch liefern. So strömen in den 1910er- und den 1920er-Jahren viele US-Bürger*innen vom Land in die wachsenden Großstädte, wo bisher grundlegende Gesetze des Zusammenlebens neu verhandelt werden. Kultur, soziale Fragen, Politik, Kriminalität, Sexualität: Alles verändert sich und Künstler*innen wie Ma Rainey und Bessie Smith bilden die Veränderungen in ihren Songs ab. So lautet ein Auszug aus dem Text von Prove It On Me Blues von Ma Rainey:

They say I do it, ain’t nobody caught me
Sure got to prove it on me;
Went out last night with a crowd of my friends,
They must’ve been women, ’cause I don’t like no men.

Sister Rosetta Tharpe: Die „Godmother Of Rock And Roll“

Während der Transformation des Blues zum Rock spielt vor allem eine Schwarze, queere Musikerin eine entscheidende Rolle: Sister Rosetta Tharpe, eine der frühen Frauen des Rock’n’Roll. Schon mit vier fängt sie an, Gitarre zu spielen. Später kombiniert sie die Gospelmusik ihrer Kindheit mit ihrer verzerrten Gitarre sowie ihrem ausdrucksstarken Gesang und legt damit einen wichtigen Grundstein für die Entstehung des Rock’n’Roll. In ihren Texten singt sie über Themen wie Sexualität und Liebe und lebt offen in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung. Das dürfte sie nicht nur einmal in Schwierigkeiten gebracht haben — dennoch feiert sie als Musikerin große Erfolge. Heute, also noch 50 Jahre nach ihrem Tod, gilt die „Godmother Of Rock And Roll“ als Ikone der LGBTQ+-Community.

Little Richard: Der „Architect Of Rock And Roll“, der seine Meinung änderte

Auch Little Richard, der übrigens von Sister Rosetta Tharpe entdeckt wird, gehört zu den frühesten Sprachrohren der LGBTQ+-Community. Als Schwarzer homosexueller Mann aus dem Süden der Vereinigten Staaten ist ihm vermutlich fast jedes Vorurteil schon einmal begegnet. Dennoch steht der „Architect Of Rock And Roll“ für seine Sexualität ein und lebt sie mehr oder minder offen aus. So lautet der Text seines größten Hits Tutti Frutti ursprünglich:

Tutti Frutti, good booty
If it don’t fit, don’t force it
You can grease it, make it easy 

Für die Änderung der Lyrics in „Tutti Frutti, aw rooty“ sorgt Produzent Robert Blackwell, der sich wegen des eindeutigen Originaltextes Sorgen macht. Ab Anfang der Achtziger vollzieht Little Richard leider eine 180-Grad-Wende, spricht sich in der TV-Show Late Night With David Letterman öffentlich gegen das Schwulsein aus und bezeichnet Homosexualität noch 2017 als „unnatürlich“. Sie widerspreche „Gottes Willen“.

Musicals und der Broadway

Einen besonderen Stellenwert in der Musikhistorie der LGBTQ+-Community nehmen auch Musicals und der Broadway ein. So leben Komponisten wie Marc Blitzstein schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts offen schwul und prägen die Bühnenwelt maßgeblich. Die lesbische US-Theaterproduzentin Cheryl Crawford gründet unter anderem die Schauspielschule Actors Studio, an der zum Beispiel Marlon Brando, James Dean, Marilyn Monroe, Al Pacino, Robert De Niro, Dustin Hoffman und Jack Nicholson ausgebildet werden. Einen der größten Meilensteine im LGBTQ+-Theater markiert die Rocky Horror Show, die am 19. Juni 1973 am Londoner West End Premiere feiert, und bei der es sich um eine der berühmtesten Travestie-Shows der Welt handeln dürfte.

Disco und der Christopher Street Day

Genau wie in der Welt der Musicals findet die LGBTQ+-Community auch in der Disco einen Heimathafen. Ihren Ursprung haben die Tanzlokale im Zweiten Weltkrieg, als es jungen Menschen durch die Nazis untersagt war, Swing- und Jazzmusik aus den Vereinigten Staaten zu hören. In den späten Sechzigern schwappt der Trend über den großen Teich, wo vor allem Afroamerikaner*innen, die Schwulenszene und Latinos in die Diskotheken strömen. In der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street in New York City kommt es am 29. Juni 1969 zu den sogenannten Stonewall-Unruhen, bei denen die Bar um 1:20 Uhr nachts von Polizeibeamten gestürmt wird. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und dem LGBTQ+-Publikum der Bar schockieren. In Gedenken an die Ereignisse feiern wir heute deshalb jedes Jahr den Christopher Street Day. Ihren Höhepunkt erreicht die Disco-Ära ab Mitte der Siebziger mit Künstler*innen wie Grace Jones und dem Film Saturday Night Fever.

Glam Rock und Heavy Metal: Die LGBTQ+-Community in der Radaumusik

Nachdem Ma Rainey, Bessie Smith, Sister Rosetta Tharpe und Little Richard die Grundsteine dafür gelegt hatten, bleibt die LGBTQ+-Community auch weiterhin ein wichtiger Einfluss auf die Rockwelt. Da wären zum Beispiel Marc Bolan und David Bowie, die mit der Erfindung des Glam Rock Rollenmuster aufbrechen und androgyne Alter Egos erfinden. The Kinks thematisieren in ihrem Song Lola das Thema Transsexualität. Charismatische Künstler wie Freddie Mercury und Elton John sind weit oben auf der Spitze des Rockolymp zu finden und prägen das Genre nicht nur durch ihr grenzenloses Können, sondern auch durch ihre kreativen Kostüme. Und der homosexuelle Judas-Priest-Sänger Rob Halford erschafft die Metal-Mode, indem er sich am Dresscode der Sadomaso-Szene orientiert. Die Einflüsse der LGBTQ+-Community sind überall — und wir verdanken ihr einen großen Teil dessen, was wir heute unter Rockmusik verstehen.

Die Achtziger und Neunziger: LGBTQ+ im Mainstream sorgt für Homophobie

In den Achtzigern und Neunzigern explodiert der Einfluss der LGBTQ+-Community auf die Pop- und Rockmusik. Ob Culture Club, Wham!, die Pet Shop Boys, Cher, Blur, Cyndi Lauper, Madonna, Prince oder Frankie Goes To Hollywood: Zum ersten Mal ist die Szene in der Mitte des Mainstreams angekommen. Leider ruft das auch jede Menge Gegenwind auf den Plan. So führt die britische Premierministerin Margaret Thatcher in den Achtziger-Jahren einen offenen Krieg gegen die LGBTQ+-Gemeinde. Das HI-Virus und AIDS werden öffentlich als „Schwulenpest“ verschrien. Nach gefühlten Schritten in die richtige Richtung erleidet der Kampf für die Akzeptanz der LGBTQ+-Community große Rückschläge. Doch die Bewegung gibt keine Ruhe und sorgt Stück für Stück dafür, dass sie akzeptiert wird. Erschreckend: Erst seit 1994 ist es in Deutschland nicht mehr illegal, homosexuell zu sein.

Mit Musik zu mehr Aufmerksamkeit und Toleranz

Heute sind wir zum Glück so weit, dass es selbst in den konservativsten Musikrichtungen eine LGBTQ+-Community gibt, was Country-Künstler*innen wie Orville Peck und Sarah Shook & The Disarmers unter Beweis stellen. Doch es ist auch offenkundig, dass es noch viel Arbeit zu tun gibt, bis die Sexualität von Musikerinnen und Musikern einfach keine Rolle mehr spielt. Die Lösungen dafür sind Sichtbarkeit, Aufklärung und Toleranz. Dafür war und ist die Musik eins der besten Hilfsmittel. Das Beste, was wir tun können, ist, die LGBTQ+-Community ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken, bis auch der oder die Letzte verstanden hat, dass Gender, Liebe und Sexualität mindestens so bunt sind wie die Pride-Flagge.

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This Could Be Heaven For Everyone: 10 Pride-Hymnen

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